Weber (eBook)
110 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-724-4 (ISBN)
Ludwig Nohl (1831-1885) war ein deutscher Musikwissenschaftler und Musikschriftsteller.
Ludwig Nohl (1831–1885) war ein deutscher Musikwissenschaftler und Musikschriftsteller.
Einleitung
1. Die Jugendzeit.
2. Auf den Wogen des Lebens.
3. Die Wanderjahre.
4. Kampf und Sieg.
5. Der Freischütz.
6. Euryanthe.
7. Oberon.
8. Tod und Bestattung.
1. Die Jugendzeit.
(1786-1804)
C. M. von Weber, wie er sich zu unterzeichnen pflegte, entstammte einer geadelten niederösterreichischen Familie und sein Sinn blieb zeitlebens Kaiser und Reich von damals als der eigentlichen Vertretung von Deutsch und Heimatlichkeit mit lebhaftem Empfinden zugewandt. Sein Vater hatte ein außerordentlich bewegtes Leben geführt, in dem aber eines stets wie ein Polarstern festgestanden war: einen musikalischen Genius zum Sohne zu haben. Die Liebe zur Kunst und zwar besonders zu Theater und Musik war nach altösterreichischer Art in der Familie ein zweites Stück Leben. Der Bruder dieses Franz Anton Weber war jener Mannheimer Souffleur und Kopist, dessen dritte Tochter in Wien Mozarts Frau wurde, und Franz Anton selbst ward, nachdem er zuerst Offizier, dann Beamter gewesen, hintereinander Theaterdirektor, Musikdirektor, Stadtmusikus und wieder Theaterdirektor, als welch letzterer er fast das ganze heilige römische Reich durchzog.
Sein Sohn Carl Maria ward im Jahre 1786 zu Eutin geboren, und zwar wie in der Familie als das wahrscheinlichste angenommen war, am 18. Dezember. Doch verließ der Vater schon im nächsten Frühjahr das Land der seeigen Buchenwälder, um eben von Norden nach Süden und umgekehrt die deutschen Lande als Theaterdirektor zu durchziehen. Die Mutter, Genofeva von Brenner aus Bayern, war eine sanfte stille leidende Frau. Auch der Sohn hatte von Geburt an ein Leiden am Schenkelknochen, das ihn in der ersten Jugend den Knabenspielen entzog und niemals im Leben das Gefühl voller Gesundheit genießen ließ. Infolge dessen lahmte er in späteren Jahren etwas auf dem rechten Fuße. Doch ward er so von Jugend an gewöhnt, den Quell der Frische und Heiterkeit in sich selbst und der inneren Anspannung zu suchen. Andrerseits erscheint als ein großer Vorteil für seine eigenartige Entwicklung die frühe Vertrautheit mit der Bühne. »Sohn des Theaterdirektors, Gespiele der Kinder der Schauspieler und Musiker, durch seine körperliche Schwäche an die Nähe der Eltern gebunden, war für ihn das Theater, das Orchester, die Bühne die Welt, die sonst dem Knaben Straße, Garten und Hof umschließen«, sagt sein Sohn, sein Biograf. Doch zeigte er anfangs nicht besondere musikalische Begabung. Sein Vater und ein älterer Stiefbruder Fridolin gaben ihm Musikunterricht. Letzterer schlug ihm im Zorn einmal den Violinbogen über die kleinen Hände und zwar mit den wegwerfenden Worten: »Carl, du kannst vielleicht alles werden, aber ein Musiker wirst du nimmermehr!« Der Übereifer des Vaters, der durchaus ein Wunderkind haben wollte, drängte die unbefangene Äußerung des angebornen Talentes wohl eher zurück. Denn als der Knabe einen vernünftigen Lehrer bekam, zeigte sich dieses sofort von selbst. »Den wahren festen Grund zur deutlichen charaktervollen Spielart auf dem Klaviere und gleiche Ausbildung beider Hände habe ich dem braven, strengen und eifrigen Heuschkel in Hildburghausen zu verdanken«, schreibt er später selbst. Dies war im Jahre 1796-97 gewesen.
Der Vater war ein gar fahrig abenteuernder und in späteren Jahren auch hochfahrender Herr, der es in seinen stets wechselnden Verhältnissen und oft sehr gewagten Unternehmungen mit den Mitteln seinen Zweck zu erreichen nicht immer so genau nahm. Aber eines stand ihm als unverrückbare Lebensaufgabe da, seinem Sohne diejenige Erziehung zu geben, die zu dem Berufe eines tüchtigen künstlerischen Schaffens notwendig ist. So brachte er ihn zunächst zu Haydns Bruder Michael nach Salzburg, der als sattelfester Kontrapunktiker bekannt war, und »Sechs Fughetten« hieß das erste Werk, das im zwölften Jahre des Knaben herauskam. Dann aber schlug bei dem Vater die begreifliche Vorstellung durch, dass für einen zukünftigen Opernkomponisten vor allem die Kenntnis der Verwendung der Mittel der Musik zu ausdrucksvoller Darstellung der unmittelbaren Empfindung erforderlich sei. Er führte ihn daher nach München, das seit 1778 durch Carl Theodor mit seiner Mannheimer Kapelle zu einer bedeutenden Stätte der Kunstpflege erhoben worden war. Lernte der Knabe hier bei einem ausgezeichneten Sänger der italienischen Schule, Wallishauser (Valesi), vor allem den Gesang beherrschen, sodass ihm dieser später ebenso natürlich war wie das praktische Verstehen aller Bühnenerfordernisse, so verhalf ein neuer verständiger Lehrer seinem natürlichen Talente, wie es zuerst Heuschkel erkannt und gepflegt hatte, zum Durchbruche. »Dem klaren stufenweis fortschreitenden sorgfältigen Unterrichte des Letzteren – es war der Klaviermeister Kalcher, – danke ich größtenteils die Herrschaft und Gewandtheit im Gebrauche der Kunstmittel, vorzüglich in Bezug auf den reinen vierstimmigen Satz, die dem Tondichter so natürlich werden müssen, soll er rein sich und seine Ideen auch dem Hörer wiedergeben können, wie dem Dichter Rechtschreibung und Silbenmaß«, sagt er selbst. Eine ganze Reihe von Kompositionen, Sonaten, Variationen, Lieder, eine große Messe und sogar eine Oper »Die Macht der Liebe und des Weines« entstanden in dieser Studienzeit von 1798-1800. Des Vaters Stolz wollte sie sogar der Welt mitteilen. Es fand sich jedoch zum Heil der ruhigen Fortentwicklung des Sohnes dafür kein Verleger.
Damals lernten die Webers den neuerfundenen Steindruck kennen, der uns heute die billige Edition Peters und damit eine Kenntnis der musikalischen Meisterwerke verschafft hat, wie sie so leicht bisher nur von Werken der Poesie und der bildenden Kunst zu gewinnen war. Der Vater war ganz begeistert von dieser Erfindung Sennefelders und träumte sich bei des Sohnes Talent goldene Berge. Dieser begann denn auch sogleich mit Eifer selbst zu lithografieren, was ihm bei seiner Handfertigkeit im Zeichnen leicht wurde, ja er wusste sogar bald auch die lithografische Presse selbst zu verbessern. Als nun gar ein sonderbarer Zufall, ein Brand, der sich auf einen einzelnen Schrank bei Kalcher beschränkte, seine zahlreichen Kompositionen zerstörte, meinte er nach der streng gläubigen Art, wie die fromme Mutter sie in ihn gelegt hatte, dies als einen Wink des Himmels betrachten und sich ganz der Lithografie widmen zu sollen. Ein Heft Variationen, freilich noch recht...
Erscheint lt. Verlag | 12.12.2024 |
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Reihe/Serie | Musikerbiografien | Musikerbiografien |
Verlagsort | Neuss |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Schlagworte | Beethoven • Haydn • Klassische Musik • Liszt • Mozart • Musiker • Oper • Operette • Spohr • Wagner • Weber |
ISBN-10 | 3-96281-724-7 / 3962817247 |
ISBN-13 | 978-3-96281-724-4 / 9783962817244 |
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