Wie wir alle sitzt der Autor zwischen sämtlichen Stühlen: Liebe, Technik, Philosophie, Gedichte, Essays, Zitate. Piet Klocke, wunderbar altmodischer Romantiker und Träger der Synapsen Tim und Struppi, präsentiert das Beste aus seinem Zettelkasten. Und natürlich Humor, das wär ja gelacht! Wenn nicht.
»Altern ist erst ab Erreichen einer Existenz möglich!«
»Viele Männer sprechen von Frauen, meinen aber Gisela.«
»Wenn beschworenes, todsicheres Wissen
sich eines Tages als gänzlich fehlerhaft erweisen sollte,
wurde eindeutig und über Jahrzehnte hinweg
falsch gewusst.«
»Schlechtgelaunter Chirurg zu aufmüpfigem Patienten:
?Wer, glauben Sie, zieht hier wohl die Fäden?!?«
»Es gibt Themen, die reiche ich gleich weiter ans Unbewusste.«
Nach seiner Zeit als Gründungsmitglied des Fools-Musiktheaters Kamikaze Orkester, mehreren Jahren in diversen Bands und als Film- und Fernsehmusiker, wurde der im Ruhrgebiet gebürtige Piet Klocke auch als Komödiant im deutschsprachigen Raum bekannt. Unvergesslich seine Seminare »Kommunikation - wozu?«, »Scheitern als Weg« oder »Leben - eine Zumutung, aber muss ja!«. Mit seinen Büchern »Kann ich hier mal eine Sache zu Ende?!« und »Kühe grasen nicht, sie sprechen mit der Erde« eroberte sein von Mutterwitz, trockenem Humor, aber auch tiefer Melancholie geprägter Stil die Herzen seiner lesenden Fans. Die aktuelle Frage »Warum sieht man Sie in letzter Zeit so wenig im Fernsehen?« beantwortet Klocke so: »Das verstehe ich auch nicht, dabei zahle ich Gebühren!«
»Seele ist die Intelligenz des Herzens«,
sagte jemand, der auch die Schönheit liebte,
über allen Fakten soll sie stehen,
so beruhigt bin ich gern.
Musik, die sich unmittelbar
an die freudespendenden Areale
des Körpers, sämtlicher Sinne wendet,
muss kein Funk sein.
Musik, die sich an die Areale der Tränen wendet,
besitzt nicht zwangsläufig die Lizenz zum Rückzug
in die versöhnende Umarmung der Natur.
Schumann kann Funk
und Tanzdiele befeuert
durchaus Melancholie.
Someone else to be, leicht gemacht.
Ich kenne mich vom Hörensagen,
ahne jeden Morgen genau,
wie ich mich fühlen müsste.
Der erste Blick in den Spiegel
was soll’s, ich bin’s doch gar nicht.
Surfin’ Safari
Schon kleinste Temperaturwechsel
können im Meer neues Leben erzeugen.
Wird der Mensch sterben müssen, weil er nicht
über den Wellenrand hinausschauen konnte?
Sein und Kopie oder die Unsicherheit des Bewährten
Wie alles Niedergeschriebene,
so lässt auch Unerklärliches im Netz
klein wenig Hoffnungsimagination auf Lösung keimen.
Die Welt ist eine photoshopierte Buchstaben-Nudelsuppe.
Jedes Wort hat das Zeug zum Bild,
das Einverständnis der Bilder
nicht einmal mehr vorausgesetzt,
den Worten gehts wie uns:
Es spielt keine Rolle, wer man wirklich ist,
wichtig ist allein, was andere über einen denken!
(Alan Turing, Theoretiker).
Mit dem Gebirgsrad
durch wohltemperierte Sommernatur strampelnd,
nenne ich den Wald lebenstrunken meinen Wald.
Die Seinsstatik: Das Ganze baut auf unvereinnahmende Momente.
Die bürokratische Glücksdefinition: Hat Waldverbot.
Die Umarmung: Schon eine ist das Leben wert.
Die Liebe: Immer Lösung. Auch allein, besser nicht.
Westelnde Himmel
Unter der Parole West is the Best sollte das Verb einnorden
längst korrekte, optimale Ausrichtung erfahren haben.
Das in verosteten Ländereien angebotene, scheinesoterische
Seminar Schlittenhunde im sibirischen Einvernehmen
wurde aufgrund ungünstiger Lage und fehlender Nachfrage
aus dem Programm genommen.
Ob gesüdet oder gewestet, sämtliche Richtungen
müssen jederfraumannzeit zur Verfügung stehen.
In mehreren US-amerikanischen Ländern kündigte ein automatischer Korrektur-Algorithmus Lessings Drama Nathan der Weisse an.
Wirkt arm, macht aber traditionell fassungslos, einige.
Philosophie ist die Arbeit, die gemacht wird, um anders zu werden
(Michel Foucault).
Hoge Veluwe, Arnhem
Die neben ihnen aufwachsenden jungen Tannenkinder fanden
an den vitaminreichen Blaubeeren des Waldes so sehr Gefallen,
optisch, geschmacklich und persönlich, dass sie sich täglich mehrmals
zu ihnen hinunterbeugten, sie umarmten und küssten.
Eine solche Zuneigung, die Tiefe ihrer Verbundenheit,
das innige, intime Verhältnis blieb nicht ohne Folgen.
Schon bald trugen auch die Tannen blaue Früchte,
sehr wenige zwar und ans eigene Wachstum angepasst,
sie werden Blaubälle genannt.
Liebeskryptik
Lebensphasenwechsel werden nicht nur aufgrund DNA,
genetischer oder sonstiger Vorbestimmtheiten ausgelöst,
sondern auch von codespezifischen Gedanken,
die den Gesetzen körpereigenen Abriebs folgen,
vom Gedankenträger allerdings nicht zwingend
als bevollmächtigt erkannt werden.
Was sollte er nun wie ändern können,
gedacht ist gedacht,
wie gedacht, so zerdacht,
ich denke an Dich,
das hab’ ich für mich,
immerzu glücklich
verdachtsfrei verschlüss’le ich mich,
um Dir allein
noch näher zu sein.
Konfuzius
A. notierte bei einer seiner zahlreichen Wanderungen:
Wer morgens mit Nackenbeschwerden aufwacht,
sollte im nächsten Traum den Kopf einziehen!
B. erkannte bei der Nacht- und Nebelwanderung Richtung Bhutan:
Die Sicht ist das Ziel.
Schlechtgelaunter Chirurg zu aufmüpfigem Patienten:
»Wer, glauben Sie, zieht hier wohl die Fäden?!«
Inzwischen versuchen Männer, Frauen nicht mehr zu sagen, wo es langgeht, begleiten sie aber wenn, dann ausschließlich dorthin.
Die Entsprechung von Emotionen
in und durch Musik
ist oft mächtiger als die Emotion selbst,
Musik also immer
alles bindende E-Musik.
Gedichtsverlust
Manchmal habe ich mich selbst in Verdacht.
Sich zu verdenken aber, kann durchaus der Wahrheitsfindung dienen. Früher dachte ich, Wirklichkeit sei alles außer Haus,
die Wahrheit sah dann anders aus,
lümmelte sich gar tagelong
auf heimisch’ Chaiselongue herom oder global:
Viele Staaten befinden sich im Defizitverfahren,
weniger aus Mangel als reichlich verfahren.
Fakten sind gnadenlos, aber bespielbar.
Bäckerblume, Ausgabe 73
Wenn man mit Allem rechnet,
verkauft sich auch das Nichts wie geschnitten Brot.
Die ungeschrotete Wahrheit des Dr. Dinkel-Roggen.
Zwischengas
Ausgerechnet beim Autofahren,
steigt blitzartig, überwältigend nah und detailliert
die Erinnerung an eine große Jugendliebe auf.
Als ich den Moment ausnutzen und mir das Gefühl,
sie zu berühren, dazuimaginieren will,
ist dieser kurze schöne Spuk auch schon vorbei,
mein mitfühlender Herzschlag beruhigt sich,
ich biege ab in öde, milliardenfach abgespeicherte
Alltagslethargien, Anlieger und unfallfrei.
Bei Relipedia findet man unter Gott überwiegend falsche Angaben. Mit Transzendenz lässt sich auch in Zeiten der Scheintransparenz nicht alles entschuldigen.
Wenn beschworenes, todsicheres Wissen
sich eines Tages als gänzlich fehlerhaft erweisen sollte,
wurde eindeutig und über Jahrzehnte hinweg
falsch gewusst.
Das Staunen der Lämmer
Vögel fliegen
in sich den Blicken entziehende Höhen,
verwandeln dort Struktur und Stimmlage
und kehren als völlig andere zurück.
Viele Dinge sind traurig genug,
manchen reicht das aber scheinbar immer noch nicht.
Heute früh hatte ich kurz den Kontakt zu mir verloren.
Viele wollen nur wissen, was sie verstehen.
Hoppla
Was wir Emotionen nennen,
sind berechnete Wahrscheinlichkeiten, also Algorithmen
(Historiker Harari, nur annähernd korrekt zitiert).
Das Gefühl der Berechenbar- und Minderwertigkeit
bringt mein Blut in Temperatur!,
simst amazons verständnisvoller Affekt-Ratgeber dazwischen.
Liebe enttarnt, eine metrische,
auf Wahrscheinlichkeiten aufgebaute Algorithmenduselei1.
Um den Menschen nicht zu verunsichern,
spricht die harte KI von weicher,
der sogenannten großflächigen Wahrscheinlichkeit.
Auf der Autobahn überholten mich gestern u.a.:
· Flori Zupf, Entrümpelungsprofi.
· Lore Magaldhi, Chakrenharmonisierung und Balancemassage.
· Dieter Hundemörder, Küchen- u. Möbelmontage, Umzüge.
· Dr. Vulgaerhardt Hansen, Praxis für Schnakenorthopädie.
· Monika Giessen, Kreative Trendfloristik, Ikebana und Gartencenter.
· Die Schnittstelle, Schneiderei, Maß und Stange.
Hochachtungsvoll
Ihr Peterian zu Kolks-Hasselbalg, Spektralkuriosist
Triumzitat
Jedesmal, wenn ich wahrhaft glücklich war,
verschwand ich aus meinem Bewusstsein
(Gaito Gasdanow, »Ein Abend bei Claire«).
Beim Du ist das Arschloch nicht weit
(Balbina Wohlgemuth, ehem. Wirtin des Münchner Johanniscafé; Dank an Stofferl und Andy for name-research).
Blödsinn ist, wenn das Kind keinen Kopf hat.
Blödsinn ist aller Jammer der Welt.
Blödsinn ist die Enttäuschung der Seele,
die Quintessenz der Melancholie.
Blödsinn ist überhaupt ein Blödsinn
(Hugo Ball, »Flametti oder vom Dandysmus der Armen«).
Um der Liebe Frieden Wollen
Übersehen und hören
Trostlosigkeit verpacken
zuvorderst die Augen
fließen aus ins Beliebige
im Schlaf wandert
ein Ohr zum andern
sie lauschen beide
die Nacht
untergehakt
Im unendlichen Universum lagern
für jeden gleich große Gedankenpakete,
viele werden nicht abgeholt,...
Erscheint lt. Verlag | 13.4.2021 |
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Zusatzinfo | durchg. 4c |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga ► Humor / Satire |
Schlagworte | 7 Tage, 7 Köpfe • Angelika Kleinknecht • Computer & Internet • eBooks • Ethik • Fachbücher Informatik • Gedichte & Liebesgedichte • Gegenwartsliteratur • Gesellschaftskritik • Humor • Humoristisch • Ironie • Kabarett • Komik • Kunst • Künstliche Intelligenz • Kurzgeschichten • Loriot • lustig • lustige • Lyrik der Gegenwart • Neues aus der Anstalt • Peter Sloterdijk • Philosophie • Philosophie & Technikkritik • Politik & Gesellschaft • Prof. Schmitt-Hindemith • Programmieralgorithmen • Satire • Satire (Bücher) • Simone Sonnenschein • Technikphilosophie & -kritik |
ISBN-10 | 3-641-25969-X / 364125969X |
ISBN-13 | 978-3-641-25969-3 / 9783641259693 |
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