Stücke (eBook)
656 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491139-7 (ISBN)
Simon Stone (* 1984 in Basel) wuchs in Cambridge / England und Melbourne / Australien auf und wurde schon mit 16 Schauspieler. Nach seinem Abschluss an der Melbourne University arbeitete er außerdem als Autor und Theaterleiter. Mit der erfolgreichen Inszenierung und Überschreibung von The Wild Duck (Belvoir Theatre, Sydney 2011) gelang ihm international der Durchbruch. 2014 inszenierte Simon Stone zum ersten Mal in Deutschland am Theater Oberhausen (Die Orestie). 2015 wurde er mit seinem Film The Daughter (basierend auf The Wild Duck) zum International Film Festival nach Toronto und zu den Filmfestspielen von Venedig eingeladen.Im selben Jahr wurde er Hausregisseur am Theater Basel. Seit 2016 wurde er dreimal zum Theatertreffen eingeladen: John Gabriel Borkman (Burgtheater Wien / Theater Basel / Wiener Festwochen), Drei Schwestern (Theater Basel) und Hotel Strindberg (Burgtheater Wien / Theater Basel). Er gewann zahlreiche Preise, u.a. 2017 den Olivier Award for Best Revival für seine Lorca-Adaption Yerma (Young Vic, London / The Armory, New York). Mit seiner Adaption von Drei Schwestern wurde er 2017 in der Kritikerumfrage von Theater heute zum Autor des Jahres gewählt. 2018 bekam er den Kunstpreis der Akademie der Künste Berlin in der Kategorie Darstellende Kunst.
Simon Stone (* 1984 in Basel) wuchs in Cambridge / England und Melbourne / Australien auf und wurde schon mit 16 Schauspieler. Nach seinem Abschluss an der Melbourne University arbeitete er außerdem als Autor und Theaterleiter. Mit der erfolgreichen Inszenierung und Überschreibung von The Wild Duck (Belvoir Theatre, Sydney 2011) gelang ihm international der Durchbruch. 2014 inszenierte Simon Stone zum ersten Mal in Deutschland am Theater Oberhausen (Die Orestie). 2015 wurde er mit seinem Film The Daughter (basierend auf The Wild Duck) zum International Film Festival nach Toronto und zu den Filmfestspielen von Venedig eingeladen.Im selben Jahr wurde er Hausregisseur am Theater Basel. Seit 2016 wurde er dreimal zum Theatertreffen eingeladen: John Gabriel Borkman (Burgtheater Wien / Theater Basel / Wiener Festwochen), Drei Schwestern (Theater Basel) und Hotel Strindberg (Burgtheater Wien / Theater Basel). Er gewann zahlreiche Preise, u.a. 2017 den Olivier Award for Best Revival für seine Lorca-Adaption Yerma (Young Vic, London / The Armory, New York). Mit seiner Adaption von Drei Schwestern wurde er 2017 in der Kritikerumfrage von Theater heute zum Autor des Jahres gewählt. 2018 bekam er den Kunstpreis der Akademie der Künste Berlin in der Kategorie Darstellende Kunst.
MONTAG
8:59 Uhr
WERLE
Ich könnte dir ein belegtes Brötchen machen.
GREGERS
Seit wann kannst du das?
WERLE
Ich habe schon immer belegte Brötchen gemacht.
GREGERS
Ich habe noch nie miterlebt, dass du ein belegtes Brötchen gemacht hast.
WERLE
Möchtest du jetzt eins, oder nicht?
GREGERS
Nein, danke.
WERLE
Bist du müde?
GREGERS
Nein.
WERLE
Die Klimaanlage im Flieger trocknet mich immer aus.
GREGERS
Ja.
WERLE
Möchtest du ein isotonisches Sportgetränk?
GREGERS
Nein, danke.
WERLE
So mach ich das. Trinke zwei davon und dann bin ich wieder fit.
GREGERS
Mir geht’s gut, danke. Rauchst du immer noch?
WERLE
Ich versuche, damit aufzuhören.
GREGERS
Du versuchst?
WERLE
Anna mag es nicht. Sie ist um meine Gesundheit besorgt.
GREGERS
Stimmt was nicht?
WERLE
Kommt drauf an, wie man es sieht.
GREGERS
Was soll das heißen?
WERLE
Mach dir darüber keine Sorgen.
GREGERS
Mach ich mir auch nicht. Was soll es heißen?
WERLE
Nur. Du weißt schon. Es klappt nicht alles wie früher.
GREGERS
Was, also … untenrum?
WERLE
Wie bitte?
GREGERS
Entschuldige, ich dachte, du meintest –
WERLE
In dem Bereich ist alles in Ordnung.
GREGERS
Entschuldige, ich –
WERLE
Mir ist klar, was du meintest, und darum geht’s nicht.
GREGERS
Okay.
Pause.
WERLE
Ich hatte nicht erwartet, dass du kommen würdest.
GREGERS
Ich hatte nicht erwartet, dass ich kommen würde. Aber ich glaube, Mama hätte gewollt, dass ich komme.
WERLE
Das weiß ich zu schätzen.
GREGERS
Wie würde es denn aussehen, wenn der eigene Sohn nicht zu deiner Hochzeit auftaucht?
WERLE
Hör zu. Gregers. Ich habe darüber nachgedacht. Und ich habe beschlossen, du solltest die Firma übernehmen.
GREGERS
Was?
WERLE
Ich wäre aber immer noch das Aushängeschild.
GREGERS
Wieso das jetzt?
WERLE
Keine Angst. Wir würden nicht viel miteinander zu tun haben. Ich habe vor, eine Weile zu verreisen.
GREGERS
Wieso?
WERLE
Was meinst du wieso?
GREGERS
Du bist ein Megalomane. Wieso würdest du mich das Geschäft übernehmen lassen?
WERLE
Es wird Zeit. Du bist mein Sohn.
GREGERS
Stirbst du?
WERLE
Was? Nein.
GREGERS
Was ist los mit dir? Du hast gesagt, es sei was mit dir los.
WERLE
Gregers …
GREGERS
Was ist los?
WERLE
Nichts.
GREGERS
Papa.
WERLE
Okay. Ich werde blind.
…
GREGERS
Wie weißt du das?
WERLE
Mitten in meinem beschissenen Sichtfeld gibt es ein riesengroßes schwarzes Loch, und alles andere ist verschwommen.
GREGERS
Seit wann denn?
WERLE
Seit einem Jahr. Makuladegeneration.
GREGERS
Okay.
WERLE
Der Arzt hat gesagt, ich sei in einem halben Jahr wahrscheinlich total blind.
GREGERS
Scheiße. Kann ich irgendwie helfen?
WERLE
Du könntest ein paar Schritte nach links gehen.
GREGERS
Sorry?
WERLE
Du stehst mitten im Loch …
Gregers geht ein paar Schritte nach links.
Das ist besser. Die Welt sieht so aus, als ob jemand daran seine Zigarette ausgedrückt hat.
GREGERS
Ich dachte, das sei dein neuer Look.
WERLE
Was?
GREGERS
Die Sonnenbrille. Ich dachte, du würdest versuchen, cool zu sein.
WERLE
Nein … Hast du dich verändert?
GREGERS
Wie bitte?
WERLE
Ich kann nur deinen Umriss erkennen. Wie siehst du jetzt aus?
GREGERS
Oh. Hm. Ich glaube, ich bin ein bisschen gealtert.
WERLE
Echt?
GREGERS
Ja. Ich habe jetzt eine zerfurchte Stirn.
WERLE
Du solltest dir nicht so viele Sorgen machen.
GREGERS
Ja. Das versuch ich ja.
WERLE
Sonst noch was?
GREGERS
Ach du weißt schon. Die Lachfalten. Von denen gibt es aber weniger. Ich habe eine neue Narbe.
WERLE
Ach ja?
GREGERS
Ja, am Arm.
WERLE
Was ist denn passiert?
GREGERS
Ich habe damit ein Fenster eingeschlagen.
WERLE
Zeig mal.
GREGERS
Okay.
Gregers hält seinen Arm ganz nah an Werles Gesicht.
WERLE
Nicht schlecht.
GREGERS
Du wirst für eine Weile verreisen?
WERLE
Ich dachte, ich könnte noch ein bisschen was von der Welt sehen. Ein letzter Blick. Verlängerte Flitterwochen sozusagen.
GREGERS
Wie alt ist sie denn?
WERLE
Achtundzwanzig.
GREGERS
Heilige Scheiße.
WERLE
Beruhig dich.
GREGERS
Heilige verdammte Scheiße.
WERLE
Okay.
GREGERS
Achtundzwanzig.
WERLE
Ja. Achtundzwanzig.
GREGERS
Sie könnte deine Enkeltochter sein.
WERLE
Das ist mir auch eingefallen.
GREGERS
Bald siehst du sie nicht mal mehr.
WERLE
Meine anderen Sinne habe ich noch.
GREGERS
Ich freue mich darauf, sie kennenzulernen.
WERLE
Verlieb dich bloß nicht in sie.
GREGERS
Da besteht keine Gefahr.
WERLE
Das ist mein Ernst. Sie ist sehr hübsch.
GREGERS
Mach dir keine Sorgen, Papa. Ich werde deine Verlobte nicht ficken.
WERLE
Sie wird heute Abend da sein.
GREGERS
Heute Abend?
WERLE
Hast du was vor?
GREGERS
Ehrlich gesagt, ja. Ich werde mit Hjalmar zu Abend essen.
WERLE
Hjalmar Ekdal?
GREGERS
Ja.
WERLE
Wieso isst du denn mit ihm zu Abend?
19:30 Uhr
HJALMAR
Wow.
GREGERS
Ja.
HJALMAR
Das ist ja komisch.
GREGERS
Ja.
HJALMAR
Wusstest du, dass ich deine Nummer immer noch auf meinem Handy gespeichert hatte?
GREGERS
Echt?
HJALMAR
Als ich deinen Namen auf dem Display gesehen habe, hatte ich fast einen Herzinfarkt. Ich habe ja schon seit, wie viele Jahre sind es denn –?
GREGERS
Achtzehn Jahre.
HJALMAR
Achtzehn? Mensch.
GREGERS
Ja.
HJALMAR
Ich kann’s ja nicht fassen, dass du immer noch die gleiche Nummer hast.
GREGERS
Ich kann’s ja nicht fassen, dass du immer noch das gleiche Handy hast.
HJALMAR
Nein, das ist schon mein viertes Handy seitdem, ich habe die Kontakte einfach immer wieder übertragen.
…
GREGERS
Ich...
Erscheint lt. Verlag | 27.11.2019 |
---|---|
Übersetzer | Martin Thomas Pesl, Brangwen Stone |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Dramatik / Theater |
Schlagworte | Adaption • Adaption, Theatertreffen • Aischylos • Australisch • Autor • Burgtheater • Caroline Peters • Cechov • DIE ORESTIE • Dramatik • Dramatiker • Drei Schwestern • Film-Regisseur • Hotel Strindberg • Ibsen • Inszenierung • John Gabriel Borkman • Lorca • Modernisierung • Nestroy-Preis • Neudichtung • Neufassung • Peer Gynt • Schweizer • Strindberg • Theater Basel • Theater-Fassung • Theater-Künstler • Theater-Macher • Theater-Regisseur • Theatertreffen • Tschechow • yerma |
ISBN-10 | 3-10-491139-8 / 3104911398 |
ISBN-13 | 978-3-10-491139-7 / 9783104911397 |
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Größe: 1,3 MB
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