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Die Fotografin - Die Welt von morgen (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2020
480 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-22948-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Fotografin - Die Welt von morgen - Petra Durst-Benning
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Anstatt der Vergangenheit nachzutrauern, möchte Wanderfotografin Mimi die Welt von morgen mitgestalten.
1912: Nach dem Tod ihres Onkels Josef hat Mimi Reventlow Laichingen verlassen und ihre Arbeit als Wanderfotografin wiederaufgenommen. Sie ist nicht mehr allein unterwegs, denn der Gastwirtsohn Anton hat sich Mimi angeschlossen. Während ihres Aufenthalts in Berlin gelingt es Anton, einen florierenden Postkartenhandel aufzubauen - Mimi dagegen hat immer öfter Schwierigkeiten, eine Gastanstellung zu finden. Doch anstatt der Vergangenheit nachzutrauern, möchte sie lieber die Welt von morgen mitgestalten. So wagt sie es, sich neu zu erfinden und sich dennoch treu zu bleiben. Auf ihrem Weg begegnen ihr alte Bekannte, wie Bernadette, die von der großen Liebe träumt. Was beide Frauen nicht wissen: Ihnen steht bald die größte Herausforderung ihres Lebens bevor ...

Die SPIEGEL-Bestsellersaga um Fotografin Mimi bei Blanvalet:

1. Am Anfang des Weges

2. Zeit der Entscheidung

3. Die Welt von morgen

4. Die Stunde der Sehnsucht

5. Das Ende der Stille

Jeder Band kann auch unabhängig von den anderen gelesen werden.

Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Seit über fünfundzwanzig Jahren schreibt sie historische und zeitgenössische Romane. Fast all ihre Bücher sind SPIEGEL-Bestseller und wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. In Amerika ist Petra Durst-Benning ebenfalls eine gefeierte Bestsellerautorin. Sie lebt und schreibt im Süden Deutschlands, Frankreich war viele Jahre lang ihre zweite Heimat.

1. Kapitel


Im Hochschwarzwald, 3. Januar 1912


»Bitte ein Stück nach links, wir wollen doch den Skilift auch aufs Bild bekommen. Sehr gut, bitte nicht mehr bewegen!« Die Stirn in konzentrierte Falten gelegt, verschwand Mimi Reventlow unter dem Schwarztuch ihrer Kamera. »Und jetzt bitte lächeln, die Herren!«

Es war ein herrlicher Wintertag. Die Luft war glasklar, die verschneiten Berghöhen des Hochschwarzwalds glitzerten im Sonnenlicht, und die Holzschindeln des malerisch auf einer Hochebene gelegenen Hotels Tonihof glänzten wie der Tannenhonig, den es bei jedem Frühstück gab. Die Gruppe Skifahrer – Frankfurter Geschäftsleute mittleren Alters –, die Mimi vor der Linse hatte, war nach etlichen rasanten Talabfahrten und zwei Runden Obstler bestens aufgelegt. Statt nur zu lächeln, wie Mimi sie gebeten hatte, machten sie Faxen wie Lausbuben!

Wenn es nur immer so leicht wäre, die Leute aus der Reserve zu locken, dachte die Fotografin und genoss den Moment. Schon war das »Klick« ihrer Kamera zu hören. Anschließend verstaute sie die Glasplatte in der dazugehörigen Hülle, dann tauchte sie unter dem Schwarztuch auf und sagte freundlich: »Vielen Dank, meine Herren! Ich gebe die Glasplatten heute noch dem örtlichen Fotografen zum Entwickeln, so dass Sie Ihre Fotografien in drei Tagen an der Hotelrezeption abholen und dort auch bezahlen können – so habe ich es mit Hotelchef Herrn Wimmer abgesprochen. Verraten Sie mir bitte noch, wie viele Abzüge ich für Sie machen soll?«

Jeder der Herren wollte gleich zwei. »Dürfen wir Sie auf einen Kaffee einladen, gnädige Frau?«, fragte einer der Skifahrer dann forsch.

»Oder gar auf ein Glas Sekt?«, fügte ein zweiter hinzu. »Es kommt selten vor, dass man eine Wanderfotografin trifft. Vielleicht würden Sie uns die Ehre erweisen, ein wenig aus Ihrem Leben zu erzählen?«

»Heute ist mein letzter Tag hier, ich muss schauen, dass ich mit meiner Arbeit fertig werde«, sagte Mimi mit gespieltem Bedauern. Wenn sie jeder Einladung folgen würde, die sie im Laufe eines Tages bekam, verbrächte sie die Zeit nur noch mit Essen und Trinken!

*

Wie Mimi Reventlow in ihrem Element war!, dachte Anton Schaufler lächelnd, der die Szene durch eins der vielen Restaurantfenster beobachtet hatte. Und wie sich die Leute um sie scharten, und das vom ersten Tag an! Kein Wunder – mit ihren kastanienbraunen Haaren, ihren vor Lebensfreude funkelnden Augen und dem klaren Teint war die stets elegant gekleidete Wanderfotografin äußerst attraktiv. Und als hätte das nicht gereicht, verfügte Mimi zudem über eine Ausstrahlung, die die Menschen unwillkürlich in ihren Bann zog, dachte Anton bewundernd.

Seit Anfang Dezember waren sie nun schon auf Einladung des Hotelwirts in diesem Hotel. Die Fotografin wohnte luxuriös in einem großen Gästezimmer mit Blick ins Tal, er selbst teilte sich ein Hinterzimmer mit einem der Köche, einem netten Kerl, mit dem er gut auskam. Zufrieden mit sich und seiner neuen Welt deckte Anton weiter die Tische fürs Abendessen ein – die Gabeln auf die linke Seite, die Messer und Löffel nach rechts. Wenn seine Mutter sehen würde, wie versiert er für jeden Gang das jeweilige Besteck platzierte, würde sie Augen machen, dachte er. Doch so schnell der Gedanke gekommen war, so schnell war er auch wieder verschwunden. Er weinte seinem Heimatort Laichingen und der Arbeit im elterlichen Gasthof keine Träne nach!

Als Mimi Reventlow Laichingen Ende November plötzlich verlassen hatte, hatte er sich ihr angeschlossen. Da er kein eigenes Ziel vor Augen gehabt hatte, war es ihm sehr recht gewesen, dass sie ihm erlaubte, sie hierher in den Schwarzwald zu begleiten.

Es war ein großer Auftrag: In der ersten Woche hatte Mimi Reventlow nur Aufnahmen vom Hotel gemacht, danach hatte sie den Weihnachtsbaum und die Gäste in Szene gesetzt und die große Weihnachtsfeier fotografisch dokumentiert. Zwischen den Jahren hatte sie dann mit den Skifahrer-Fotografien begonnen. Zum Jahreswechsel baute sie eine kleine Kulisse auf und machte Bilder mit lauter fröhlich dreinschauenden Menschen. Jeder Gast wollte von Mimi Reventlow abgelichtet werden, mehr als einmal war es dabei fast zu kleinen Streitereien darüber gekommen, wer wann an der Reihe war.

Dass Mimi Reventlow eine ganz besondere Frau war, hatte Anton schon bei ihrer ersten Begegnung erkannt, damals, als sie im vergangenen Jahr in seinem Heimatort auf der Schwäbischen Alb eintraf, um nach ihrem kranken Onkel zu sehen. Als sie dann auch noch seinem besten Freund Alexander zu einem Platz an der Stuttgarter Kunstschule verholfen hatte, war seine Bewunderung für sie noch weiter gewachsen. Auch bei den anderen Bewohnern von Laichingen war die Fotografin beliebt gewesen, aber die Wertschätzung, die man ihr hier entgegenbrachte, war doch etwas ganz anderes. Ob vom Hotelier Antonius Wimmer oder von den Gästen – Mimi wurde hofiert wie eine Berühmtheit. Und sie schien es sichtlich zu genießen …

Hier zu sein war wirklich ein Genuss, dachte Anton beschwingt, und sein Blick schweifte durch das Hotelrestaurant, in dem er seit ihrer Ankunft kellnerte. Die weiß gedeckten Tische, die schweren Kerzenständer aus echtem Silber, das Kristall, in dem Wein und Wasser ausgeschenkt wurden, die riesigen Servierplatten aus blütenweißem Porzellan – und hier roch es nicht nach altem Fett und Fleischbrühe, hier wehte der Duft der großen weiten Welt.

»Na, junger Mann – Sie verlieren sich wohl in Tagträumen!«

Anton zuckte zusammen. Er hatte nicht mitbekommen, dass Antonius Wimmer in den Gastraum getreten war.

»Ich habe nur kurz die schöne Atmosphäre genossen«, sagte Anton verlegen. Seine Mutter hätte ihm ordentlich zugesetzt, wenn sie ihn beim Nichtstun erwischt hätte, ging es ihm durch den Sinn. In ihren Augen war er sowieso ein Faulpelz.

Antonius Wimmer hingegen schaute Anton wohlwollend an. »Also sind Sie nicht nur äußerst fleißig und zuverlässig, sondern es gefällt Ihnen hier oben auf dem Berg?«

»Sehr gut sogar«, sagte Anton. »Die Arbeit ist das reinste Vergnügen.« Nicht wie die Schinderei im Gasthof Ochsen zu Hause. Hier musste er keine schweren Bierfässer in den Keller hieven, der Boden wurde von einer Magd geputzt, das Geschirr von einer anderen gespült. Die Gäste mochten ihn und seine schlagfertige Art, und so bekam er von fast jedem ein gutes Trinkgeld zugesteckt.

»Es macht Spaß, ständig neue Gäste kennenzulernen«, fügte er hinzu. Von weit her kamen die Leute in den Schwarzwald, manche blieben für eine Woche im Hotel, andere nur für eine Brotzeit. Kaum betrat eine Gruppe Skifahrer oder Schneeschuhwanderer das Haus, hielt Anton seine Augen offen. Er sah täglich neue Gesichter, nur das eine war nicht dabei …

Der Hotelier klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Dass Sie uns im Weihnachtsgeschäft ausgeholfen haben, war ein wahrer Segen! Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was wir ohne Sie gemacht hätten – wer rechnet schon damit, dass sich der Chefkellner beim Adventskegeln den Arm bricht?« Der Hotelier zuckte in gespielter Verzweiflung mit den Schultern.

Des einen Leid, des andern Freud, dachte Anton. Da war er wohl ausnahmsweise mal zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen. »Ich freue mich, wenn ich ein wenig helfen konnte«, sagte er bescheiden.

»Ein wenig helfen – ohne Sie wären wir verloren gewesen! Und die Gäste mögen Sie, ich habe viele lobende Worte gehört, Herr Schaufler.«

Herr Schaufler – noch immer war Anton irritiert, wenn ihn jemand so ansprach. Mit seiner großen Statur, seinen breiten Schultern und seiner selbstbewussten Miene wirkte er zwar älter als neunzehn Jahre, dennoch hatte ihn bis zu seiner Abreise aus Laichingen noch nie jemand mit »Sie« angesprochen. Daheim war er immer nur der vorlaute Gastwirtsohn gewesen – dass auch er gewisse Qualitäten hatte, hatte keiner erkannt. Keiner, außer seinem Freund Alexander und Mimi Reventlow …

Einen Moment lang war Anton so in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht mitbekommen hatte, was der Hotelier sagte. Nur bei seinen letzten Worten horchte er auf.

»… so frag ich Sie jetzt frei heraus: Wollen Sie nicht bleiben und den Posten des Serveur Chef übernehmen?«

*

»Kannst du uns bitte erklären, was du dir dabei gedacht hast?« Mit unbeweglicher Miene und nur mühsam unterdrückter Wut zeigte Wilhelm Hahnemann, Direktor der Stuttgarter Kunstschule, auf die Staffelei neben sich.

Alexander stand mit gesenktem Kopf da. Er brauchte nicht aufzuschauen, um zu wissen, um welches Bild es ging. Mehr noch, er fühlte das Aquarellgemälde – jeden Pinselstrich, jedes bisschen Farbe, das er auf die Leinwand aufgebracht hatte!

»Hat’s dir jetzt auch noch die Sprache verschlagen angesichts deiner unsäglichen Blasphemie?«, fuhr Gottlob Steinbeiß, der künstlerische Hauptlehrer der Kunstschule, ihn an, und sein Kaiser-Wilhelm-Bart bebte indigniert.

»Meine Herren, ich bitte Sie«, sagte Mylo, ebenfalls Lehrer der Kunstschule. »Alexander Schubert weiß doch noch nicht einmal, was unter dem Begriff Blasphemie zu verstehen ist. Er hat seine künstlerische Freiheit ausgelebt, mehr nicht!«

Alexander warf dem Kunstlehrer, der hauptberuflich Architekt war und den alle nur Mylo nannten, einen dankbaren Blick zu. Er wusste zwar nicht, warum, aber vom ersten Tag an hatte der Architekt ihn unterstützt. Normalerweise wog Mylos Wort viel im Kollegium der Kunstschule, doch heute schien sein Einsatz für seinen Zögling vergeblich zu sein.

»Die künstlerische Freiheit kann mir in dem Moment gestohlen bleiben,...

Erscheint lt. Verlag 21.4.2020
Reihe/Serie Fotografinnen-Saga
Fotografinnen-Saga
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anne Jacobs • Berlin • Clifton-Saga • Die Schokoladenvilla • Die Tuchvilla • eBooks • Fotografie • Frauenbewegung • Großstadt • Historische Romane • Historischer Roman • Historische Serie • Historische Unterhaltung • Jeffrey Archer • Kaiserzeit • kleine geschenke für frauen • Liebesroman • Liebesromane • Münsingen • Schwäbische Alb • Spiegel-Bestseller-Autorin • Starke Frau • Taschenbuch Neuerscheinung 2021 • Weberei
ISBN-10 3-641-22948-0 / 3641229480
ISBN-13 978-3-641-22948-1 / 9783641229481
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