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MAGIC: The Gathering - Die Kinder des Namenlosen (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2020
272 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-25942-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

MAGIC: The Gathering - Die Kinder des Namenlosen - Brandon Sanderson
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Von klein auf hat Tacenda die Gabe, einen starken Zauber zu wirken, der sie und ihre Familie vor den Monstern in den Wäldern schützt. Doch diese Macht ist zugleich ihr Fluch, denn Tacenda ist dazu verdammt, ein Leben in ewiger Finsternis zu führen: Sobald die Sonne aufgeht, verliert sie ihr Augenlicht, bis es wieder dunkel wird. Eines Nachts versagt der Schutzzauber, und Tacendas Familie wird von den Ungeheuern getötet. Tacenda glaubt, dass der neue Lord, der vor einiger Zeit den alten Herrscher abgelöst hat, dafür verantwortlich ist. Angeblich steht er mit Dämonen im Bunde. Sie bricht in sein Herrenhaus ein, um Rache zu nehmen. Doch schnell muss sie erkennen, dass der Lord alles andere als von dieser Welt ist, und dass sehr viel dunklere Mächte für den Tod ihrer Familie verantwortlich sind ...

Brandon Sanderson, 1975 in Nebraska geboren, schreibt seit seiner Schulzeit fantastische Geschichten. Er studierte Englische Literatur und unterrichtet Kreatives Schreiben. Mit den »Sturmlicht-Chroniken«, seinem großen Epos um das Schicksal der Welt von Roschar, erobert er regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten und begeistert auch in Deutschland viele Zehntausende Fans. Er wird bereits als der J. R. R. Tolkien des 21. Jahrhunderts gepriesen. Brandon Sanderson lebt mit seiner Familie in Provo, Utah.

Kapitel Zwei


Tacenda

Tacenda brachte etwa eine halbe Stunde damit zu, in Häuser einzubrechen und dort vergebens nach Überlebenden zu suchen. Selbst jene Familien, die in die Kirche geflohen waren, waren gefallen. Sie stieß auf Leichnam um Leichnam, das Licht in den Augen erloschen und die Wärme aus dem Blut gestohlen.

Ihre Eltern hatten vor zehn Tagen dasselbe Schicksal erlitten. Sie waren gemeinsam mit Willia unterwegs gewesen, um dem Sumpf Opfergaben darzubringen. Der Herr des Herrenhauses hatte sie abgefangen und angegriffen, aus völlig unerfindlichen Gründen. Er hatte Willia überwältigt, die – trotz ihrer ungewöhnlichen Stärke – seiner schrecklichen Magie nicht gewachsen gewesen war.

Willia war entkommen und auf der Suche nach Hilfe zur Priorei gelaufen. Als sie mit den Kirchensoldaten zurückgekehrt war, hatten sie lediglich zwei Leichen vorgefunden. Ihre Eltern, deren Leiber bereits kalt gewesen waren. In jener Nacht waren auch die Wisperer zum ersten Mal aufgetaucht: sonderbare, pervertierte Geister, die alle umbrachten, die sich zu weit von ihren Dörfern fortwagten. Augenzeugen hatten geschworen, dass die Wisperer vom Herrn des Herrenhauses Befehle erhielten.

Selbst dann hatte Tacenda noch auf Rettung gehofft. Hatte gehofft, dass der Sumpf sie beschützen würde. Bis der Herr des Herrenhauses schließlich kam, um Rache an Willia zu nehmen und sie tötete. Und jetzt …

Und jetzt …

Tacenda sackte auf der Türschwelle der Familie Wiemer zusammen, den Kopf in den Händen, beschienen von kühlem Mondlicht. Die Priester und Willia hatten ihre Eltern nach den Regeln der Kirche bestatten wollen, doch Tacenda hatte darauf bestanden, dass ihre Leichen dem Sumpf zurückgegeben wurden. Priester konnten so viel über die Engel predigen, wie sie nur wollten, doch die meisten Anfurtener wussten, dass sie – ganz am Ende – dem Sumpf gehörten.

Aber … wer würde all diese Leichname zum Sumpf zurückbringen? Das gesamte Dorf?

Mit einem Mal schienen die Augen der Leichen sie zu beobachten. Mit schmerzender Hand tastete Tacenda nach dem Anhänger ihrer Schwester, den sie um ihr Handgelenk trug. An einer schlichten Lederschnur hing ein eisernes Symbol des Namenlosen Engels. Dieses Schmuckstück und ihre Gambe waren die einzigen Dinge von Bedeutung, die ihr in ihrem Leben noch geblieben waren. Es gab also keinerlei Grund, hierzubleiben und sich weiterhin dem Blick toter, wachsamer Augen auszusetzen.

Wie betäubt nahm Tacenda ihre Gambe und ging einfach los. Sie wanderte aus dem Dorf hinaus, an dem Staubweidenfeld vorbei, wo man Willias Leiche gefunden hatte.

An jenem Tag … Nun, ein Teil von Tacenda war damals erkaltet. Vielleicht lag es daran, dass sie nun, wo alles vorbei war, zu müde für Tränen war.

Sie ging in den finsteren Wald hinaus, an einen Ort, den keine geistig gesunde Person je betrat. Wer nachts durch den Wald reiste, verlangte förmlich nach einem Unheil, forderte das geradezu heraus, sich zu verirren oder sich für die Fänge irgendeiner im Dunkeln lauernden Bestie angreifbar zu machen. Warum sollte sie das jetzt noch scheren? Ihr Leben war sinnlos, und sie konnte sich nicht verirren, wenn sie doch ohnehin nicht vorhatte, jemals wieder zurückzukehren.

Und dennoch … Wenn sie die Augen schloss, konnte sie spüren, wo die Finsternis reiner war. Es fühlte sich fast so an wie jene zweite Finsternis, die sie fürchtete. Vor einigen Jahren war sie einem blinden Mädchen aus der nächsten Stadt begegnet, das zusammen mit einigen Händlern auf Besuch gekommen war. Willia war so aufgeregt gewesen, mit jemand anderem zu sprechen, der womöglich auch verstand, worum es sich bei der zweiten Finsternis handelte – doch dieses Mädchen hatte sich ob ihrer Beschreibungen nur verwirrt gezeigt. Sie fürchtete die Dunkelheit nicht und konnte auch nicht begreifen, weshalb sie dies tun sollte.

Damals hatte Tacenda begonnen, alles überhaupt erst richtig zu verstehen. Das Ding, das sie gesehen hatten, als sie vom Fluch ereilt worden waren, war etwas Tiefgreifenderes, Absonderlicheres. Etwas, das mehr war als nur Blindheit.

Sie ging auf die Finsternis zu. Ihr Rock verfing sich immer wieder im Unterholz, und sie kam an Bäumen vorbei, die derart uralt waren, dass Tacenda beim Zählen all ihrer Jahresringe mit Sicherheit durcheinandergekommen wäre. In vielen Nächten waren diese Bäume Tacendas einziges Publikum gewesen und der Wind in ihren Blättern ihr Applaus. Der Rest des Dorfes hatte so unruhig geschlafen wie die flackernde Flamme in einer Lampe, der es an Öl mangelte. Wenn man um Atem ringend aufwachte, war man zumindest noch am Leben.

Das endlose Blätterdach, hier und da durchstoßen von Lanzen aus stahlgrauem Mondlicht, schien das Firmament selbst zu sein. Getragen von den dunklen Säulen der Bäume, in die Unendlichkeit erstreckt, wie Spiegelungen von Spiegelungen. Sie ging eine gute halbe Stunde, doch nichts stellte ihr nach. Vielleicht waren die Monster des Waldes auch einfach nur zu verblüfft, ein Mädchen von fünfzehn Jahren allein umherwandern zu sehen.

Bald konnte sie den Sumpf riechen: Fäulnis, Moos und allerlei Abgestandenes. Er hatte keinen Namen, doch die Dorfbewohner wussten alle, dass er Anspruch auf sie erhob. Der Sumpf war ihr Schutz, da selbst jene Dinge, die in den finsteren Weiten des Waldes Angst und Schrecken verbreiteten – selbst fleischgewordene Albträume –, den Sumpf fürchteten.

Und doch hat er uns heute Nacht im Stich gelassen.

Tacenda trat auf eine kleine Lichtung hinaus. Sie kannte den Klang des Sumpfes ebenso gut wie den Klang ihres eigenen Herzens: ein tiefes Grollen wie von einem kochenden Topf, gelegentlich untermalt von einem Knacken, das an brechende Knochen erinnerte. Sie war viele Male mit ihren Eltern hierhergekommen, um Opfergaben darzubringen – aber dennoch hatte sie diesen Ort noch nie bei Nacht aufgesucht.

Er war … kleiner, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Ein kreisrunder Teich aus dunklem Wasser. Obwohl überall in diesem Teil des Waldes Moore und trügerische Löcher mit Morast verstreut lagen, war dieser eine Teich unter ihren Leuten seit jeher als »der Sumpf« bekannt gewesen.

Tacenda trat ganz an den Rand und erinnerte sich an jenes leise Geräusch – nicht ganz ein Platschen, eher ein Seufzer –, das die Leichname ihrer Eltern erzeugt hatten, als man sie ins Wasser hatte gleiten lassen. Man musste Leichen nicht beschweren, wenn man sie an den Sumpf verfütterte. Die Körper versanken und tauchten nie wieder auf.

Sie stand zögernd am Rand des Teichs. Sie war geboren worden, um ihre Leute zu beschützen, und verfügte über eine Kraft, wie man sie seit Generationen nicht gesehen hatte. Doch heute Nacht war sie in der Ausübung dieser Pflicht gescheitert, und nicht einmal die Wisperer hatten sie gewollt. Alles, was noch blieb, war, sich ihren Eltern anzuschließen. In diese viel zu stillen Wasser einzutauchen und zu versinken. Es war ihre Bestimmung.

Nein, schien eine Stimme tief in ihr zu wispern.

Nein, das ist nicht der Grund, aus dem ich dich erschaffen habe …

Sie zögerte. War sie nun auch noch verrückt geworden?

»He!«, sagte eine Stimme hinter ihr. »He, was ist da los?«

Ein grelles, störendes Licht erwachte zum Leben und erhellte das Areal um den Sumpf herum. Tacenda wandte sich um und sah einen alten Mann in der Tür zur Hütte des Sumpfwarts stehen. Er hielt eine Laterne in der Hand und trug einen struppigen Bart, der größtenteils grau war – die Arme des Mannes wirkten jedoch nach wie vor kräftig, und er stand fest auf den Beinen. Rom war früher einmal Werwolfjäger gewesen, bevor er in die Anfurten gekommen war, um in der Priorei zu leben.

»Fräulein Tacenda?«, fragte er, um dann vor lauter Eile, zu ihr zu gelangen, fast über die eigenen Füße zu stolpern. »Kommt her! Geht da weg, Kind! Was ist denn los? Warum seid Ihr nicht in Verlasen und singt?«

»Ich …« Jemanden zu sehen, der noch am Leben war, machte sie ganz benommen. War etwa …

War etwa doch nicht alle Welt tot? »Sie kamen uns holen, Rom. Die Wisperer …«

Er zog sie vom Sumpf weg auf die Hütte zu. Sie war ein sicherer Ort – dank der Schutzzauber, die ein Priester auf sie gewirkt hatte. Natürlich hatten ebensolche Schutzzauber heute Nacht auch die Dorfbewohner nicht vor ihrem Schicksal bewahren können. Sie wusste nicht mehr, was noch sicher war und was nicht.

Priester aus der Priorei wechselten sich auf dem Beobachtungsposten in dieser Hütte ab. In jüngster Zeit hatten sie versucht, den Leuten zu verbieten, dem Sumpf Opfergaben darzubringen. Die Priester vertrauten dem Sumpf nicht und glaubten, die Bewohner der Anfurten müssten von ihrer uralten Religion abgebracht werden. Doch ein Außenseiter, selbst ein freundlich gesinnter wie Rom, konnte das niemals verstehen. Der Sumpf war nicht bloß ihre Religion. Er machte ihren Wesenskern aus.

»Was ist los, Kind?«, fragte Rom und drückte sie behutsam auf einen Hocker im Innern der kleinen Wachhütte. »Was ist geschehen?«

»Sie sind tot, Rom. Sie alle. Die Geister, die meine Eltern geholt hatten und meine Schwester … Sie kamen in Scharen. Sie haben alle geholt.«

»Alle?«, fragte er. »Was ist mit Schwester Gudenvala aus der Kirche?«

Tacenda schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich leer. »Die Wisperer gelangten trotz der Schutzzauber hinein.« Sie schaute zu ihm auf. »Der Herr des Herrenhauses. Er war dort, Rom. Ich habe seine Schritte gehört, seine Atemzüge. Er hat die Wisperer angeführt und alle geholt. Er...

Erscheint lt. Verlag 13.4.2020
Reihe/Serie MAGIC™: The Gathering - Die Romane
MAGIC™: The Gathering - Die Romane
Übersetzer Ole Johan Christiansen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Children of the Nameless
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Dämon • eBooks • Fantasy • High Fantasy • Karten • Magic™: The Gathering • magische Fähigkeit • Magische Wesen • Multiversum • Zauberer
ISBN-10 3-641-25942-8 / 3641259428
ISBN-13 978-3-641-25942-6 / 9783641259426
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