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Outland - Der geheime Planet (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2020
464 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-22390-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Outland - Der geheime Planet - Dennis E. Taylor
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Als ihr Experiment zur Heisenbergschen Unschärferelation schiefgeht, müssen Physikstudent Richard und seine Freunde feststellen, dass sie versehentlich ein Portal zu einer anderen Dimension erschaffen haben. Es führt sie zu einer zweiten Erde, einer Welt, die genauso ist wie unsere - nur dass es dort niemals Menschen gab. Die Studenten sind begeistert, der Nobelpreis ist ihnen so gut wie sicher. Doch dann bricht der Supervulkan im Yellowstone-Nationalpark aus und droht, alles unter einem Regen aus Asche und Lava zu begraben. Die einzige Chance, die den Menschen noch bleibt, ist die vermeintlich schöne, neue Welt auf der anderen Seite des Portals ...

Dennis E. Taylor war früher Programmierer und arbeitete nachts an seinen Romanen. Mit »Ich bin viele«, dem Auftakt seiner BOBIVERSE-Reihe, gelang ihm schließlich der Durchbruch, sodass er sich nun ganz dem Schreiben widmen kann.

1

Die Schmelze

7. Juni

Erin Savard schlug die Hand vor den Mund, während sie die Nachrichten verfolgte. »SCHRECKEN IM YELLOWSTONEPARK!«, stand in dem Infoband, das über den unteren Bildschirmrand lief. Das Keuchen und die aufgeregten Kommentare der anderen Cafeteria-Besucher zeigten, dass sie ebenso schockiert waren wie Erin selbst.

Eine Frau stand mitten auf der Fire Hill Road und schaute sich hektisch um. Schließlich schien sie einen Entschluss zu fassen und versuchte, einen Schritt zu machen, wobei sie jedoch aus einem ihrer Schuhe schlüpfte. Sie riss entsetzt die Augen auf und hielt mit hoch erhobenem Fuß inne. Kurz sah sie auf ihren im Asphalt steckenden Schuh hinunter, dann richtete sie den Blick auf einen Punkt außerhalb des Bildausschnitts.

Die Kamera schwenkte nach rechts auf einen Mann, der die Arme nach ihr ausstreckte und sie zur Eile drängte. Die Frau vollendete den Schritt und schlüpfte kurzerhand auch noch mit dem anderen Fuß aus dem Schuh. Als ihre nackten Sohlen den Asphalt berührten, schrie sie auf. Hätte sie sich nicht so schwungvoll vorwärtsbewegt, wäre sie wahrscheinlich hingefallen und hätte sich dabei möglicherweise tödliche Verbrennungen zugezogen. Nach drei weiteren Schritten hatte sie den Straßenrand endlich erreicht und brach stöhnend und schluchzend in den Armen des Mannes zusammen.

Nun schwenkte die Kamera auf weitere Opfer, die sich vor Schmerzen vor und zurück wiegten oder von ihren Freunden und Verwandten umarmt wurden. An dieser Stelle verkleinerte sich das Videobild und gab den Blick auf einen Nachrichtensprecher mit professionell besorgter Miene frei.

»Igitt!« Bei der Vorstellung, auf halb geschmolzenem Asphalt laufen zu müssen, drehte sich Erin der Magen um. Sie wandte sich zu ihren beiden Tischnachbarinnen um. »Ich glaube, ich packe für die Exkursion besser ein Paar feste Stiefel ein.«

»Was ist da eigentlich passiert?«, fragte Leslie.

»Das war ein unterirdischer Lavastrom«, erwiderte Erin. »Unter dem Yellowstone gibt es haufenweise Lavataschen. Ab und zu entsteht ein neuer Strom, der den Boden aufheizt. Oder in diesem Fall die Straße. Und der hier war heiß genug, um den Asphalt ohne jede Vorwarnung sofort einzuschmelzen.«

»Und das ist normal

»Na ja, nicht so normal wie der nachmittägliche Stoßverkehr, aber auch nicht ungewöhnlicher als Tornados.«

»Und du willst da immer noch hin?«, fragte Leslie erstaunt. Obwohl alle saßen, musste sie zu ihrer deutlich größeren Freundin aufschauen. »Bist du irre?«

»Natürlich will ich«, erwiderte Erin. »Das ist eine Geologie-Exkursion, keine Touristenreise. Wenn ich die damit verbundenen Risiken scheue, kann ich mir auch gleich ein anderes Hauptfach suchen. Und außerdem macht es keinen Spaß, immer nur erkaltete Lava anzustarren.«

»Spaß? Mein Gott, Erin. Du sehnst dich wohl nach dem Tod.«

Ayanda stellte ihre Limonade ab und sah Leslie missbilligend an. »Literaturstudenten haben einfach keinen Sinn für Abenteuer.«

»Du kannst mich mal«, gab Leslie zurück. »Die Freitagabende im High Dive sind mir abenteuerlich genug, vielen Dank auch.«

Erins Blick wanderte wieder zum Fernseher. »Ich hoffe, dass sie sich nicht schlimm verbrannt hat. Das sah schmerzhaft aus. Für den Yellowstone mag das normal sein, aber für die Menschen, die von so etwas überrascht werden, ist es trotzdem traumatisch.« Ihr Handy piepte. Sie schaute auf das Display und seufzte. »Und damit ist das Mittagessen vorbei. Zufällig habe ich als Nächstes eine Geologie-Vorlesung. Willst du mitkommen, Leslie?«

Leslie verdrehte die Augen. Dann griff sie ohne ein weiteres Wort nach ihrem Bücherstapel und machte sich mit einem lässigen Winken auf den Weg zu ihrem nächsten Seminar.

»Sie hat allerdings nicht ganz unrecht«, sagte Ayanda, während sie und Erin zum Vorlesungssaal gingen. »Ich habe alle möglichen Gerüchte gehört. Über die Nachrichten hinaus, meine ich. Könnte diese Exkursion vielleicht ein bisschen gefährlich werden?«

»Das werden wir wahrscheinlich noch heute herausfinden. Aber ich hoffe, dass sie nicht abgeblasen wird. Wenn ich einen Bürojob wollte, würde ich das Programmieren lernen, wie Matt.«

Sie betraten den Vorlesungssaal und gingen direkt zu ihren Lieblingsplätzen. In der Mitte der dritten Reihe befanden sie sich genau auf Augenhöhe des Professors und hatten eine gute Chance, ihn in der Fragerunde auf sich aufmerksam zu machen.

»Hast du Matt schon angerufen und euer Freitags-Date abgesagt? Du hast versprochen, dass du bei unserem nächsten Frauenabend dabei sein wirst.«

»Oh, Mist, nein. Ich will ihm aber auch nicht nur eine Nachricht schicken, nachdem ich dem armen Kerl einen langen Vortrag darüber gehalten habe, dass er mir seine Planänderungen nicht in einer Textnachricht mitteilen soll. Ach, was soll’s. Konsequentes Verhalten ist was für Kleingeister, nicht wahr?«

Ayanda setzte gerade zu einer Antwort an, als Professor Collins mit einem vernehmlichen Ploppen sein Ansteckmikrofon aktivierte. Die zahlreichen Unterhaltungen verstummten; stattdessen war zu hören, wie die Studenten sich gerade hinsetzten und für die Vorlesung bereit machten.

»Ich bin sicher, dass Sie alle die Nachrichten gesehen haben«, begann der Professor. »Vor einer Woche hat sich auf dem Geyser Hill direkt unter einem Holzsteg eine neue Fumarole aufgetan und mehrere Touristen verbrüht. Gestern hat sich eine der Straßen dort aufgeheizt, als gerade eine Besuchergruppe darauf herumlief. Ein paar der Ausflügler sind im Asphalt stecken geblieben. So erschreckend solche Vorkommnisse auch sein mögen, sind sie doch weder selten noch sonderlich bemerkenswert. Alle paar Jahre erhitzt Magma, das unter dem Yellowstone fließt, einen Teich und tötet alle Fische darin, oder es bringt eine Straße zum Schmelzen, oder es entsteht ein neuer Geysir. Doch im Zeitalter der Smartphones zirkulieren von solchen Ereignissen sofort zahlreiche Videos und befeuern die Sensationsgier der Medien. Lassen Sie mich zuerst die Frage beantworten, die allen auf den Nägeln, äh … brennt.« Im Auditorium erhob sich vereinzeltes Stöhnen. »Nein, nach derzeitigem Stand sagen wir die Exkursion zum Yellowstone nicht ab. Wir haben lange darüber diskutiert und beschlossen, es bei unserem Terminplan zu belassen. Natürlich behält sich die Universität das Recht vor, diesen Plan jederzeit über den Haufen zu werfen. Eventuelle Änderungen werde ich in meinem Blog posten und an den großen Verteiler mailen.« Der Professor schwieg einen Moment und wartete auf Kommentare oder Fragen. Da sich niemand meldete, ergriff er schließlich selbst wieder das Wort. »Also gut. Heute sprechen wir wie angekündigt über den Ausbruch des Toba vor ungefähr fünfundsiebzigtausend Jahren, bei dem vermutlich fast die gesamte menschliche Spezies ausgelöscht worden ist.«

Während er kurz schwieg und abwartete, bis ein paar Nachzügler ihre Plätze eingenommen hatten, wandte Erin sich ihrer Freundin zu und flüsterte: »Ich wette, dass heute ein paar Weicheier ihre Teilnahme zurückziehen werden.«

Ayanda kicherte, und Erin nutzte die Gelegenheit, um sich umzusehen. Von der Bühne, auf der der Professor vor einer riesigen Leinwand stand, stiegen mehrere halbrunde Sitzreihen in die Dunkelheit hinauf. Ein schwer zu beschreibender Geruch nach Papierstaub erfüllte den Saal, den Erin schon immer als gemütlich und heimelig empfunden hatte.

Der Professor betätigte die Fernbedienung, und auf der Leinwand erschien ein Bild. »Das ist eine künstlerische Rekonstruktion des Landstrichs, wie er vor dem Ausbruch des Toba-Supervulkans ausgesehen haben könnte.« Er drehte sich zu den Studenten um. »Bei seinem Ausbruch hat der Toba einen Teil der Gebirgskette buchstäblich in die Luft gesprengt. Die dabei entstandene Caldera enthält einen See, der so groß ist, dass man von seiner Mitte aus kein Ufer sehen kann. An seiner breitesten Stelle misst er ungefähr hundert Kilometer.« Er winkte kurz mit der Fernbedienung, und ein neues Bild erschien. »So sieht die Toba-Caldera heute aus, oder besser gesagt, das, was noch davon übrig ist.« Auf der Leinwand war eine Luftaufnahme von einem idyllischen blauen See mit einer großen Insel darin zu sehen. Am Ufer wechselten sich menschliche Besiedlungen mit Urwäldern und Wiesenflächen ab. Der Professor klickte sich durch eine Reihe von Aufnahmen von der Küste und den umgebenden Hügeln und begann, auf und ab zu gehen. »Den Krakatau ereilte ein ganz ähnliches Schicksal. Wo früher eine große, bergige Insel aufragte, existiert seither nur noch eine von kleineren Atollen umgebene Bucht. Doch im Vergleich zu Toba war Krakatau ein echter Winzling.« Auf der Leinwand erschienen in rascher Reihenfolge mehrere Vorher-Nachher-Aufnahmen.

Eine oberhalb von Erin sitzende Studentin hob die Hand. »Professor, wie unterscheidet sich ein Supervulkan von einem Vulkan?«

»Das hat mit der Größe zu tun, wobei der Schwellwert völlig willkürlich festgelegt wurde«, erwiderte Professor Collins. »Jede Eruption, die mehr als tausend Kubikkilometer Dreck in die Luft schleudert, gilt als ›super‹. Und Toba hat den meisten Schätzungen zufolge zweitausendachthundert Kubikkilometer ausgestoßen. Also mehr als genug. Nur zum Vergleich: Mount St. Helens hat nicht mehr als einen Kubikkilometer geschafft.« Er spielte abermals kurz an der Fernbedienung herum und öffnete ein weiteres Bild. »Derart viel Asche und Staub in der Atmosphäre müssen in den diversen...

Erscheint lt. Verlag 10.8.2020
Übersetzer Urban Hofstetter
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Outland - World Lines Book 1
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Abenteuer • Andere Dimension • eBooks • Endzeitszenario • Fremder Planet • Ich bin viele • Naturkatastrophe • Physik • Quantentheorie • Science-Thriller • Thriller
ISBN-10 3-641-22390-3 / 3641223903
ISBN-13 978-3-641-22390-8 / 9783641223908
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