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Children of Virtue and Vengeance (eBook)

Flammende Schatten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
496 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490873-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Children of Virtue and Vengeance -  Tomi Adeyemi
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Die Magie ist zurück und mit ihr ein tödlicher Kampf - Band 2 der mitreißenden »Children of Blood and Bone«-Trilogie von Bestsellerautorin Tomi Adeyemi Zélie und Prinzessin Amari haben das Unmögliche geschafft: Die Magie ist nach Orïsha zurückgekehrt. Doch das Ritual war mächtiger, als sie ahnen konnten. Es hat nicht nur die verschütteten Kräfte der Magier geweckt, sondern auch jene des Adels. Mit ihrer neugewonnenen Macht sind Zélies Feinde gefährlicher als je zuvor. Und sie wollen Rache. Zélie muss einen Weg finden, das Land zu vereinen - oder zusehen, wie sich Orïsha in einem verheerenden Krieg zerreißt.

Tomi Adeyemi, geboren 1993, ist eine amerikanische Autorin mit nigerianischen Wurzeln. Der erste Band ihrer »Children of Blood and Bone«-Trilogie eroberte die SPIEGEL-Bestsellerliste und war wie auch der zweite und dritte Band der Trilogie wochenlang auf Platz 1 der »New York Times«-Bestsellerliste. Von der Zeitschrift »Brigitte« wurde »Children of Blood and Bone - Goldener Zorn« unter die besten 50 Bücher des Jahres 2018 gewählt und belegte Platz 2 der Phantastik-Bestenliste.

Tomi Adeyemi, geboren 1993, ist eine amerikanische Autorin nigerianischer Herkunft. Nach Abschluss ihres Literaturstudiums in Harvard hat sie sich von ihren westafrikanischen Wurzeln zum stärksten Fantasy-Debüt der letzten Jahre inspirieren lassen. Der erste Band ihrer »Children of Blood and Bone«-Trilogie eroberte die SPIEGEL-Bestsellerliste und war wochenlang auf Platz 1 der »New York Times«-Bestsellerliste. Von der Zeitschrift »Brigitte« wurde »Children of Blood and Bone – Goldener Zorn« unter die besten 50 Bücher des Jahres 2018 gewählt und belegte Platz 2 der Phantastik-Bestenliste.

Kapitel 1 Zélie


Ich versuche, nicht an ihn zu denken.

Wenn ich es trotzdem tue, höre ich das Rauschen des Meeres.

Als ich es zum ersten Mal vernahm, war Baba bei mir.

Als ich die Wellen zum ersten Mal fühlte.

Das Wasser rief mich wie ein Wiegenlied, lockte uns aus dem Wald ans Ufer. Die leichte Brise spielt mit meinen Locken. Sonnenstrahlen fielen durch das dünner werdende Laub.

Ich hatte keine Vorstellung, was uns erwartete. Welches unbekannte Wunder dieses Wiegenlied bereithielt. Ich wusste nur, dass ich dorthin musste. Es war, als besäße der Ozean ein fehlendes Stück meiner Seele.

Als wir das Wasser endlich erreichten, ließ meine kleine Hand die von Baba los. Staunend stand ich mit offenem Mund da. Es war magisch.

Nachdem Mama von den Männern des Königs getötet worden war, spürte ich dort zum ersten Mal wieder Magie.

»Zélie rọra o!«, rief Baba, als ich mich dem Ufer näherte. Die Gischt umspülte meine Füße, ich zuckte zurück. Die Seen von Ibadan waren immer kalt gewesen, doch dieses Wasser war warm wie der Duft von Mamas Reis. So warm wie ihr Lächeln. Baba folgte mir ins Wasser und hob den Kopf zum Himmel.

Es war, als würde er die Sonne auf der Zunge schmecken.

Da nahm er meine Hand, verschränkte seine bandagierten Finger mit meinen und sah mir tief in die Augen. In dem Moment wusste ich: Auch wenn Mama nicht mehr da war, hatten wir doch noch einander.

Wir konnten überleben.

Aber jetzt …

Jetzt hebe ich den Blick zum kalten grauen Himmel; zum brüllenden Meer, das sich gegen Jimetas Felsen wirft. Ich muss die Vergangenheit loslassen.

Ich kann meinen Vater nicht festhalten.

Während ich mit den Vorkehrungen beschäftigt bin, die ihn zur letzten Ruhe geleiten, muss ich an das Ritual denken, bei dem er sein Leben ließ. All die Schmerzen, die er ertrug, machen mir das Herz schwer; all die Opfer, die er brachte, damit ich die Magie zurückholen konnte.

»Es ist gut.« Mein älterer Bruder Tzain reicht mir die Hand. Ein Bartschatten umspielt seine dunkelbraune Haut; die Stoppeln kaschieren die Anspannung in seinem Gesicht.

Er drückt meine Hand. Die nieselnden Tropfen gehen in einen prasselnden Regen über. Der Wolkenbruch kühlt uns bis ins Innerste. Es ist, als würden selbst die Götter weinen.

Es tut mir leid, sage ich stumm zu Babas Geist und wünsche mir, ich hätte es ihm persönlich sagen können. Wir umklammern den Strick, der den Sarg an Jimetas Felsenküste hält, und ich frage mich, wieso ich geglaubt habe, ein Elternteil zu begraben, würde mich darauf vorbereiten, es beim nächsten zu tun. All die unausgesprochenen Dinge lassen meine Hände zittern. Meine Kehle brennt vor unterdrückten Schreien, die ich in stumme Tränen presse. Ich versuche, die Gefühle zu verdrängen, und greife nach dem Glas mit dem Rest unseres Totenöls.

Meine zitternde Hand verschüttet Tropfen der kostbaren Flüssigkeit. »Pass auf!«, mahnt Tzain. Nachdem wir drei Wochen feilschen mussten, um genügend Öl für das Einreiben von Babas Sarg zusammenzubekommen, ist diese Flüssigkeit wertvoller als Gold. Als ich den letzten Rest auf unsere Totenfackel tröpfele, steigt mir der scharfe Geruch in die Nase. Mit Tränen auf den Wangen schlägt Tzain den Feuerstein an. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich bereite mich auf die Worte des ìbùkún vor – des besonderen Segens, den ein Seelenfänger den Toten mitgibt.

»Die Götter schenken uns das Leben«, flüstere ich auf Yoruba. »Und den Göttern wird es zurückgegeben.« Die Formel klingt fremd aus meinem Mund. Noch vor wenigen Wochen besaß kein Seelenfänger die notwendige Magie, um ein ìbùkún durchzuführen. Elf Jahre lang nicht. »Béèni ààye tàbi ikú kò le yà wá. Béèni ayè tàbí òrun kò le sin wà nítorí èyin lè ngbé inú ù mi. Èyin la ó máa rí …«

Kaum beginnt die Magie unter meiner Haut zu pulsieren, versagt mir die Stimme. Das violette Licht meiner Ashê umglüht meine Hände, die göttliche Kraft, die unsere heilige Gabe nährt. Seit dem Ritual, das die Magie nach Orïsha zurückbrachte, habe ich die Hitze nicht mehr gefühlt. Seit Babas Geist in meinen Körper fuhr.

Als die Kraft in mir zu brodeln beginnt, taumele ich rückwärts. Meine Beine werden taub. Die Magie kettet mich an meine Vergangenheit, zieht mich nach unten, wie sehr ich mich auch dagegen wehre …

»Nein!« Der Schrei wird von den Tempelwänden zurückgeworfen. Mein Körper schlägt auf dem Steinboden auf. Dann fällt Baba mit einem dumpfen Geräusch um, steif wie ein Brett.

Ich will ihm zur Hilfe eilen, doch seine Augen sind zu einem leeren Blick gefroren. Ein Pfeil steckt in seiner Brust. Blut sickert durch sein zerrissenes Oberteil …

»Pass auf, Zél!«

Tzain hechtet nach vorn, um die Fackel aufzufangen, die ich losgelassen habe. Er ist schnell, aber nicht schnell genug. Kaum fällt die Fackel ins brodelnde Wasser, ist die Flamme erloschen.

Tzain fischt sie heraus und bemüht sich, sie erneut zu entzünden, doch sie will kein Feuer fangen. Mein Bruder wirft das unbrauchbare Holz in den Sand. Zerknirscht ziehe ich den Kopf ein.

»Und was machen wir jetzt?«, fragt er.

Ich lasse den Kopf hängen, weiß keine Antwort. Angesichts der chaotischen Zustände im Königreich könnte es Wochen dauern, neues Öl zu besorgen. Durch die Aufstände und die Lebensmittelknappheit ist es schon schwer genug, einen mageren Sack Reis zu organisieren.

Schuldgefühle bedrängen mich wie die Wände eines Sargs, bannen mich in ein Verlies meiner Fehler. Vielleicht ist dies ein Zeichen, dass ich es nicht verdient habe, Baba zu beerdigen.

Nicht wenn ich der Grund für seinen Tod bin.

»Tut mir leid.« Seufzend kneift Tzain sich in den Nasenrücken.

»Es muss dir nicht leidtun.« Meine Kehle schnürt sich zu. »Das ist allein meine Schuld.«

»Zél …«

»Wenn ich die Schriftrolle doch nie berührt hätte! Wenn ich das mit dem Ritual doch niemals herausgefunden hätte …«

»Du hattest keine Wahl«, entgegnet Tzain. »Baba hat sein Leben gegeben, damit du die Magie zurückholen konntest.«

Genau das ist das Problem. Ich wollte die Magie zurück, um Baba zu helfen. Stattdessen habe ich ihn in seinen frühzeitigen Tod geschickt. Was nützen mir diese Kräfte, wenn ich nicht mal die Menschen schützen kann, die ich liebe?

Was nützt mir die Magie, wenn ich Baba nicht wieder zum Leben erwecken kann?

»Wenn du jetzt nicht aufhörst, dir Vorwürfe zu machen, wirst du es dein Leben lang tun!« Tzain packt mich an den Schultern. In seinem Blick erkenne ich die braunen Augen meines Vaters, Augen, die selbst dann verzeihen, wenn es keinen Grund dafür gibt. »Jetzt gibt es nur noch dich und mich. Wir sind alles, was wir haben.«

Ich atme aus und wische mir die Tränen ab. Tzain nimmt mich in die Arme. Obwohl er klatschnass ist, wärmt mich seine Umarmung. Er reibt mir mit den Händen über den Rücken, so wie Baba es immer tat.

Ich schaue hinüber zu Babas Sarg, der im Wasser treibt und auf eine Fackel wartet, die nie kommen wird. »Wenn wir ihn nicht verbrennen können …«

»Wartet!«, ruft Amari von weitem. Sie kommt den eisernen Steg des Kriegsschiffs hinuntergelaufen, auf dem wir seit dem heiligen Ritual wohnen. Ihr durchnässtes Hemd hat nichts mehr mit den kunstvollen Roben und Geles gemein, die sie trug, als sie noch Prinzessin von Orïsha war. Der weiße Stoff klebt an ihrer braunen Haut. Am schäumenden Wasser bleibt sie stehen.

»Hier!« Sie reicht mir eine rostige Fackel aus der Kapitänskammer und ein volles Glas Öl, ihre eigene magere Ration.

Mein Blick fällt auf ihre Haare. Die weiße Haarsträhne, die sie seit dem Ritual besitzt, klebt an ihrer Wange. Das Zeichen für die Magie in ihrem Blut. Eine Mahnung, dass es nun Hunderte von Adlige überall in Orïsha gibt, die weiße Haare haben und wie Amari über Magie verfügen.

Ich wende mich ab, damit sie meinen Schmerz nicht sieht. Die Erinnerung an das Ritual, bei dem Amari ihre Gabe bekam, und an den Jungen, der mir das Herz brach, schnürt mir die Kehle zu.

»Bereit?«, fragt Tzain, und ich nicke, auch wenn es nicht stimmt. Bei seinem zweiten Versuch, den Feuerstein anzuschlagen, drücke ich die Fackel auf den Strick, an dem der Sarg hängt. Sofort fängt er Feuer.

Während das Feuer sich rasend schnell durch die ölgetränkten Fasern des Stricks frisst und auf Babas Sarg zuschießt, wappne ich mich für das, was kommt. Dann geht der Sarg mit meinem Vater darin in Flammen auf. Ich lege die Hand auf mein Herz. Orangerote Feuerzungen flackern vor dem grauen Horizont.

»Títí di òdí kejì.« Mit gesenktem Kopf flüstert Tzain die heiligen Worte. Ich beiße die Zähne aufeinander und tue es ihm nach.

Títí di òdí kejì.

Bis zur anderen Seite.

Das Aussprechen der Formel versetzt mich zu Mamas Beerdigung zurück. Wieder steht mir vor Augen, wie sie in Flammen aufging. Während des Gebets denke ich an all jene, die mit ihr in Alâfia sind. All jene, die gestorben sind, damit wir die Magie zurückholen konnten.

Ich denke an Lekan, den Sêntaro, der sich opferte, um meine Gabe zu wecken. An meine Freunde Zulaikha und Salim, die auf unserem Fest von den Männern des Königs ermordet wurden.

An Mama Agba, die Seherin, die ihr Leben für mich und die anderen Divînés aus Ilorin gab.

An Inan, den Prinzen, den ich zu lieben glaubte.

Títí di òdí kejì,...

Erscheint lt. Verlag 27.5.2020
Reihe/Serie Children of Blood and Bone
Children of Blood and Bone
Übersetzer Andrea Fischer
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Afrika • Afrofantasy • All Age • Band 2 • Black History Month • Black lives matter • Black Panther • Booktok • Buch Deutsch • Fantasy • Farbschnitt • Kampf • Liebe • Magie • New Adult • Orisha • Prinzessin • Quest • Rassismus • Romantasy • TikTok • Trilogie • Young Adult • Zélie
ISBN-10 3-10-490873-7 / 3104908737
ISBN-13 978-3-10-490873-1 / 9783104908731
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