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Die Zeitmaschine und ihr Bau (eBook)

eBook Download: EPUB
2019 | 3. Auflage
304 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7494-1636-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Zeitmaschine und ihr Bau -  Mario A. Lorenz
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Gibt es eine Zeitmaschine? Die Erzählung "Die Zeitmaschine und ihr Bau" beantwortet diese Frage mit "Ja" und gibt noch einen Bauplan hinzu. Dieser Bau hat jedoch nichts mit den bisher existierenden Pseudo-Zeitmaschinen aus Physik, Religion, Kunst, Psychologie oder Esoterik zu tun. Der Bau der Zeitmaschine erfolgt in dieser Erzählung auch nicht theoretisch, sondern praktisch und sehr konkret. Ein Mann nimmt sich diesen bisher unmöglichen Bau vor, da es für ihn die letzte Möglichkeit bedeutet, seinen Depressionen zu entfliehen. Nun halten auch seine massiven Selbstzweifel seine unglaubliche Geschichte nicht mehr auf. In den anschließenden Kurzgeschichten wird diese Stimmung weitergeführt. Mit zahlreichen Illustrationen des Autors.

Mario A. Lorenz ist am 26. 07. 1969 in Mainz am Rhein geboren. Er ist Diplom-Pädagoge, Autor von Erzählungen und Zeichner und Maler. Er lebte in diversen Städten im Rhein-Main-Gebiet und seit 2006 in Berlin.

I

Es war die Zeit der großen Armut. Die einen litten unter der Erwerbslosigkeit im Land, und die anderen produzierten Dinge, mit denen niemandem geholfen werden konnte. Eigentlich eine sehr einfache Zeit. Vieles neutralisierte sich selbst. Nichts Rechtes wollte man einem mehr anraten in diesen Zeiten. Unsichtbarkeit. Am Besten, man machte was man wollte. Trat nun das Selbst hervor? Gleich jedoch was ich machte, vieles wurde unangenehm. Wollte ich denn wirklich das tun, was ich vor hatte? Ja, sicher. Früher sicher einmal. Werde ich es noch ein wenig wollen? Am Besten, ich ließ es fließen wie es war. Ich wußte nur: „Zukunft“. Die kam immer. Und dann? Ich aß, ich trank, immer so weiter.

Man mußte etwas tun, an das man nicht glaubte, um daran glauben zu können. Das war der Sprung über den eigenen Schatten. Das Licht war das Schnellste was wir kannten. Danach kam gleich der Schatten. Grundsätzlich konnte man die bisherige Wissenschaft vergessen. Der wissenschaftliche Konsens schwand nach langer Zeit. Physik und Philosophie verschmolzen oder tauschten sich gar aus. Der Ausspruch „das ist nur seine Unsicherheit“ wurde in modischer Häufigkeit gebraucht (etwa zwischen 1989 und 1993). Man fand sich wieder einmal an einer Wende.

Wenn die einen glauben, daß es etwas gibt, sagen Andere das Gegenteil, und beide Seiten bauen sozusagen ihren Glauben zu ihrer Realität aus. Sie glauben und denken so lange auf ihre Art - bis jeder von ihnen so viele Beweise für die Richtigkeit seines Denkens hat, daß sich der Begriff spaltet, der die Sache beschreibt, um die es geht.

Meine Möglichkeiten mehrten sich nicht dadurch, daß ich ein kleines Ziel hatte. Nach den Enttäuschungen der letzten Tage, die ich nicht alle wiedergeben will, nutzten mir meine alten Gedanken, die mir Sicherheit gegeben hatten, wenig, und ich dachte weniger an diese Sicherheit.

Wie oft geschah schon Unglaubliches, und jedesmal, wenn der Beweis für das Geschehene kam, als ich glaubte, hatte ich das Gefühl, es zu spät zu glauben. Warum immer mit dem Glauben hinter dem Geschehenen herhängen? Sicher, man kann es nicht einfach umkehren. Erst glauben, was dann überraschend passieren wird. Aber vorbereitet sein, völlig frei von Unglauben.

Ein unglaublich positives Gefühl überkam mich. Ja, es gibt alles! So etwas darf man sagen. So dicht sind die Begriffe nicht, daß man nicht in sie hineinreisen könnte. Alles schien sich schön wie Glas ineinanderzugeben. Nimm ein Stichwort, das unwirklich ist: Zeitmaschine! Zeitmaschine zum Beispiel. - Mach es wirklich! Was ist das schon, eine Zeitmaschine? Entgleitet mir der Begriff? Ist er abgeschlossen als Bezeichnung für eine Sache, die sich mir völlig verschließt, weil es sie nicht gibt?

Worum ging es da, bei dem Bau der Zeitmaschine? Es ging nicht darum, einen Sensationsrausch zu erleben oder sich in eine Fiktion zu flüchten.

Es ging um Selbsterfahrung. Etwas ganz anderes zu versuchen, Hoffnung zu spüren. Etwas angehen, von dem man selbst kaum glaubt, daß es geht. Den Glauben anwachsen lassen. Zweifel aushalten und locker bleiben falls alles abstürzt. Sich freimachen von äußeren Normen, die Wahrheit anlocken, einen Freund finden. Funktioniert dann die Maschine tatsächlich, so handelt es sich auch um eine Selbsterfahrung: eine andere Zeit um mich herum. Plötzlich eine ganz andere Zeit um mich herum, und ich noch immer in der Zeit, die eigentlich ist.

Ja. Ich wollte eine Zeitmaschine bauen. Ich machte mich von da an auf den Weg. Ich wollte erfahren, was mir bei diesem Vorhaben passieren würde. Eines jedoch war gewiß: Wollte ich vorankommen, so sollten die von mir unternommenen Schritte ähnlich gewagt sein wie das dadurch angestrebte Ziel.

Im Folgenden war alles, was ich anstellte, um die Lösung zu finden verdächtig fruchtbar. So viele, die ich traf, erzählten mir von Zeitreisen, und einige glaubten an die Zeitmaschine. Nach einem Monat bereits kam ich gar nicht mehr weiter. Was redeten die da eigentlich alle? Ich bekam Zeitmaschinen zu sehen, die fast alles andere waren als eine Zeitmaschine. Erfüllten sie ihre Funktion auch nur ansatzweise? Jedenfalls hübsch sahen sie aus, und ich bat wenigstens die Bastler und Spinner um Erlaubnis, alles zu fotografieren. Der Buchbinder Fritz Funk vor seinem Farbenbeschleuniger, dreihundert Arbeitsstunden. Die Farbscheiben. Fritz mit Jagdhut, die Farbscheiben zeigend. Die grünen Scheiben im Sonnenlicht. Fritz mit Frau und Antriebsmotor...

Vielleicht war es schwer, nach etwas zu suchen, während man nicht die geringste Vorstellung davon hatte, was es denn eigentlich war. Was war denn eine Zeitmaschine? Ich suchte und gab Anzeigen auf, bis ich mich von jeder weiteren Hilfsbereitschaft nur noch behindert sah.

Also was jetzt - dachte ich - auf dem Tisch dort: kostenlose Kleinanzeigen. Dort habe ich es mit dieser und jener Formulierung versucht, nach dem Motto, daß probieren kostenfrei sei: Wer baut eine Zeitmaschine und meint das ernst? Wer hat Neues zum Thema Zeitmaschinen erfahren? Wer hilft beim Aufbau einer Selbsthilfegruppe gegen Diskriminierung von Erfindern (Zeitmaschine u. a.)? Das Probieren... das war wohl nichts. Ein gewagter Schritt... na, ich werde Maschine, Zeit, Erfindung nicht mehr erwähnen. Einfach andere Anzeigen aufgeben. Welche Menschen könnten passend sein für meine Suche? Welches andere Thema könnte diese Menschen durch eine Anzeige mit mir verbinden? Die alte Werkzeugkiste dort? Nein, aber die muß weg. Also Anzeige gemacht: „Werkzeuge zu verkaufen“. Vielleicht schafft dies durch Zufall die richtigen Kontakte.

Weiter. Das Brot? Das Brot, warum das Brot, das wird schlecht. Ja sicher, ein spontaner Mensch wird es sich holen bevor es schlecht wird. Die Möglichkeit, daß sich jemand auf meine Anzeige hin bis morgen von mir einen Rest Brot schenken läßt, ist zwar gering... Zeitmaschine hin oder her... ich schreibe einfach, das Brot sei original aus den Zwanzigern von Oma, wird so etwas nicht gesammelt? Eingemachtes muß ich verkaufen. Aus den Vierzigern, als die Umwelt noch rein war. Das geht. Aber das ist ja gelogen. Ich habe doch gar kein Eingemachtes. Ich habe doch nur das Stück Brot. Kein Problem, wenn jemand antwortet, werde ich eben selbst das Eingemachte über Anzeigen suchen, um es mit Gewinn, genauer gesagt mit Freude, weiterzuverkaufen.

So entstanden neue Kontakte, und die, die mich näher kannten, wußten nach und nach von meiner Suche. Ich schrieb Artikel und Geschichten über das Thema Zeitmaschine, ließ sie ausdrucken, machte wahllos Zeichnungen dazu, die mir mit der Zeit wie von selbst immer sympathischer wurden, stellte sie auf Präsentationen vor und machte mich teilweise dabei lächerlich, ließ diese Präsentationen wiederum auf Video mitfilmen und schnitt Kurzfilme daraus, die stellte ich dann vor, machte mich teilweise wiederum lächerlich.

Ich weiß nicht mehr genau woher, aber immer hatte ich fast den sicheren Eindruck, einen kleinen Schritt voranzukommen. Mein Umkreis änderte sich mit der Zeit, und alle Welt, die ich sah, schien mehr und mehr meine eigene. Man kann ja fahren, wohin man will, und nur wenn man gerade an dem Platz ist, für den man gut ist, kann man von diesem Platz aus die Schönheit der Welt sehen. So freute ich mich besonders, mit Dingen und Menschen zusammenzukommen, die mir oft so entsprachen, daß ich meinte, andere müßten meinen, daß sie nicht zu dieser Welt gehörten. Da sollte doch auch jemand darunter sein mit einer Zeitmaschine im Keller - und seien es nur ein paar Pläne oder auch nur ein, zwei durchgestrichene Sätze, die aber den ernstzunehmenden Versuch eines Maschinenbaues andeuteten.

Bei Peter hatte ich einen Wasserhahn gesehen, den ich als Zeitmaschinenteil für meinen Fantasyfilm ausleihen wollte. Peter war nicht da. Eine Freundin öffnete, „Du mußt mal die Hühnerzunge fragen. Der macht das bestimmt,“ sagte sie nebenbei, als ich mich vorgestellt hatte. „Was macht der denn?“, fragte ich. „Zeitmaschine.“ “Wie? Zeitmaschine? Bauen? Oder was?“ „Echt“, sagte sie merklich süßer als vorhin ,“er erzählt davon nicht allen so oft, daß sie eine rechte Vorstellung davon bekommen könnten. Du suchst wohl nach solchen Maschinen? Dir wird er öfter davon erzählen. So oft, daß du bald weißt, ob er sie auch wirklich baut.“ An dem Geheimnis von diesem Maschinenbau schien sie Gefallen zu bekommen, und ob sie selbst daran glaubte, sah ich nicht. Wasserfallartig mündete ihr blondes Haar kornfeldfarben in einen Zopf. Meine Faszination könnte sie angesteckt haben.

„Seine Adresse?“, fragte ich nur. „Die Hühnerzunge? Ich schreibe sie dir auf.“

Ich sollte mit meiner Suche weiterkommen. Das wurde mir langsam klar. Viele Menschen sammeln nur Erfahrungen, um dadurch ihre alte festgefahrene Einstellung weiter zu festigen. Wer das Paradoxe offen lebte, hatte bei ihnen verloren. Im Prinzip machte ich das auch - mit der Zeitmaschine. Begann sich bei mir auch vieles zu festigen, so war mir doch aufgrund der absurden Art meines Zieles bisher stets klar, daß meine Suche und die Existenz dieses Zieles kein Muß waren. Mein Ziel beruhte lediglich auf einer Annahme.

Je mehr Hinweise...

Erscheint lt. Verlag 13.8.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Bibliophile Bücher • fantastisch • illustriert • Traumwelten • Zeichnungen
ISBN-10 3-7494-1636-2 / 3749416362
ISBN-13 978-3-7494-1636-3 / 9783749416363
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