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Und tot bist du: Nordsee-Krimi -  Petra Winter

Und tot bist du: Nordsee-Krimi (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
181 Seiten
Schardt Verlag
978-3-96152-162-3 (ISBN)
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Ene mene muh - mit diesem Satz auf der Stirn brandmarkt ein Mörder seine Opfer und beginnt so eine Serie an immer gleich ablaufenden Morden, die das beschauliche Meldorf erschüttern. Es muss eine Verbindung zwischen den Taten geben, und diese führt in die Vergangenheit einiger nicht so braver Bürger des kleinen Ortes in Dithmarschen. Es gilt herauszufinden, welche Rolle eine zänkische, rücksichtslose Gruppe alteingesessener Frauen und ein hochpotentes Gift dabei spielen.
Können die Kommissare Meinders, Vesper und Claasen, nach ihrem Erfolg in Büsum, erneut des Rätsels Lösung finden?

Dem Betrübten ist jede Blume ein Unkraut,

Dem Fröhlichen ist jedes Unkraut eine Blume

(unbekannter Autor)

 

1. Kapitel


 

Herbert Heymann saß wie jeden Morgen auf seiner Terrasse und blätterte in einem Buch über Pflanzen. Wenn man ganz leise war, konnte man das Summen von Insekten hören, die sich an den farbenprächtigen Blumen im Garten zu schaffen machten. Ab und an wehte ein warmer Windhauch durch die Hecken. Herbert blickte auf und sog die frühlingsfrische Luft in seine Lungen. Wie schön so ein Tag doch beginnen konnte, dachte er. Sonnenschein, ein herrlicher Duft und Farben, die kein Tuschkasten hätte besser mischen können. Ein Seufzer der Zufriedenheit machte sich breit. Er befeuchtete die Kuppe seines linken Zeigefingers und blätterte eine Seite seiner Morgenlektüre um. Besser konnte ein Tag nicht beginnen, dachte er noch einmal. Doch mit seiner Ruhe sollte es gleich vorbei sein.

„Herbert!“

Wie vom Schlag getroffen zuckte er zusammen. Die Stimme seines holden Weibes verursachte ihm regelrechte Schmerzen. Nur widerwillig schaute er von seiner Lektüre auf und wartete, bis sie auf der Terrasse erschien. Das Holz unter seinen Füßen begann zu vibrieren, als Waltraud ins Freie trat. Sie war mittelgroß, von gedrungener Figur mit einem breiten, fast rundlichen Gesicht und einem kurzen Hals. Ihr Brustkorb und ihr Bauch schienen sich optisch kaum zu unterscheiden. Hochaufgerichtet stand sie vor ihm und warf einen gewaltigen Schatten.

„Herbert, warum antwortest du mir nicht, wenn ich dich rufe?“ Ihre Stimme war schrill und scharf wie eine Rasierklinge. „Herbert, ich rede mit dir.“

Die Stirn in Falten, fixierte sie ihren Mann. Herbert wusste, was jetzt kam. In den zwanzig Jahren, in denen sie verheiratet waren, hatte seine Frau keinen Tag ausgelassen, um sich über ihn zu beschweren. So auch heute nicht.

„Ich hätte auf meine Mutter hören sollen, dann wäre mir viel erspart geblieben. Warum musste ich ausgerechnet an dir hängenbleiben? Hätte ich doch nur den Adelbert geheiratet, so wie meine Mutter es wollte. Der war immerhin ein Beamter und hatte die Güte, früh zu sterben. Ich hätte so ein schönes Leben gehabt mit seiner Pension.“ Ein tiefer Seufzer begleitete ihr schwer empfundenes Selbstmitleid.

Herbert machte sich nichts aus ihren Tiraden. Er hatte seine geliebten Blumen, allen voran Orphelia. Sie war die Königin unter all seinen liebevoll herangezüchteten Schätzen. Eine Orchidee von außergewöhnlicher Schönheit. Wahrscheinlich sagt ein Vater das immer über seine Tochter, dachte er, während sein Blick zum Tisch wanderte. Orphelia – allein ihr Name brachte Entzücken. Ihre Blüten leuchteten in einem unbeschreiblichen satten Lila. Ihre Grazie ... Ein erneuter Schrei ließ ihn aus seiner Schwärmerei auftauchen.

„Herbert, verdammt noch eins! Warum sagst du denn nichts?“ Wütend schaute sie ihren Mann an.

Herbert dachte angestrengt nach. Was hatte sie ihn denn nur gefragt? Er wusste es nicht mehr. Also hob er das Buch höher und murmelte vor sich hin: „Was willst du denn? Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin.“

Ihr Körper war wie ein Bollwerk und verdunkelte vor ihm die Sonne. Das Atmen fiel ihr schwer.

„Du und deine hässlichen Stängel!“ Ihr Gesicht verzog sich vor Ekel. „Was gibt dir dieses Gestrüpp nur, dass du dich nur noch damit beschäftigst? Die Leute zerreißen sich schon das Maul über dich. Weißt du, wie peinlich das für mich ist? Einen Mann zu haben, der sich mit irgendwelchen Blumen beschäftigt. Kannst du nicht so sein wie andere Männer? Angeln gehen oder anderen Röcken nachjagen? Nein, natürlich nicht! Ich hätte auf meine Mutter hören sollen ...!“

Herbert hatte sich in den Jahren ihrer Ehe eine Art geistige Zuflucht erschaffen. So etwas wie einen Garten Eden – nur ohne seine Frau. Ihr Gezeter prallte einfach an ihm ab. Er benetzte erneut seinen Finger und blätterte langsam eine Seite weiter. Das funktionierte auch heute wieder perfekt. Seine Frau griff sich ihre Einkaufstasche und machte sich davon. Obwohl sie schon außer Sicht war, konnte Herbert sie immer noch hören. Tief atmete er auf. Mit einem Blick auf seine Orchidee lehnte er sich in seinem Sonnenstuhl zurück und genoss die Ruhe. Als er kurze Zeit später das Quietschen des Gartentores vernahm, erschrak er heftig. Sollte seine Frau ihre Gewohnheiten geändert haben und vorzeitig zurückkehren? Gespannt blickte er zur Ecke des Hauses.

Er war auf jeglichen verbalen Angriff gefasst. Langsam schoben sich jedoch einige Gestalten in den Garten und sahen ihn verlegen an. Herbert war überrascht und neugierig zugleich. Was hatte dieser Menschenauflauf zu bedeuten? Er kannte sie alle. Es waren Nachbarn, Stadtvertreter und Mitglieder der Kirchengemeinde darunter. Er legte seine Lektüre aus der Hand. Sie war für den Moment uninteressant geworden.

Betreten blickten die Leute zu Boden. Mit sanfter Gewalt schoben sie einen grauhaarigen, älteren Herrn nach vorne. Dieser räusperte sich und kam einige Schritte näher. Herbert erkannte seinen Nachbarn Rudi Herrkamp. Also erhob er sich und lächelte sein Gegenüber an.

„Rudi, was führt dich ...“, mit einem Blick auf die anderen, „euch denn zu mir?“

„Herbert, wir müssen mal mit dir reden. Du bist doch alleine, oder?“ Ängstlich suchend blickte Rudi sich um.

Herbert folgte seinem Blick. „Ja, ich bin alleine. Aber was gibt es denn so Wichtiges?“

Rudi wischte verlegen mit seinem Fuß über den kurz geschnittenen Rasen.

„Wir ... wir müssen mit dir über deine Frau sprechen.“ Wieder wanderte sein Blick ängstlich umher. „Es kann so nicht weitergehen. Sie ist einfach nicht mehr tragbar für unsere Stadt. Wir sind alle der Meinung, dass etwas geschehen muss.“ Um seine Worte zu unterstützen, zeigte er auf seine Mitstreiter. Diese murmelten etwas und bewegten die Köpfe dazu. „Versteh uns bitte nicht falsch, aber die Beschwerden über deine Frau häufen sich. Sie geht mit ihrer spitzen Zunge einfach zu weit. Beleidigungen und Anfeindungen ohne Ende. Nicht einmal die polizeilichen Maßnahmen haben gefruchtet. Herbert, das muss aufhören, oder ihr müsst Meldorf verlassen.“

Die Stadt verlassen? Seinen schönen Garten, den er jahrelang gehegt und gepflegt hatte, zurücklassen? Erschrocken blickte Herbert von einem zum anderen. Er sah in die peinlich berührten, aber entschlossenen Gesichter seiner Nachbarn. Einen kurzen Moment trat Stille ein. Nur das Summen der Insekten war zu hören. Erschrocken fuhren die Anwesenden herum, als die Glocken des Meldorfer Doms anschlugen. Es war Mittag. Jeden Moment konnte Frau Heymann von ihrem Einkauf zurückkehren. Rudi Herrkamp ergriff wieder das Wort.

„Herbert, du weißt, wie sehr wir dich alle schätzen und das, was du für unsere Stadt tust und getan hast. Aber so geht es nicht weiter. Sprich mit deiner Frau, und sorge dafür, dass ihre verbalen Attacken unterbleiben, oder wir überlegen uns was.“

Herbert sah zu, wie sich die Menschentraube entfernte. In seinem Kopf begann es zu rattern. Wie in Gottes Namen sollte er seine Frau dazu bringen, sich normal zu benehmen? Alles, was seine Frau betraf, war nicht normal. Wieder quietschte das Gartentor. Herbert fuhr abermals herum. Er war noch so aufgewühlt, dass er sich nervös übers Gesicht fuhr. Sein keifendes Eheweib konnte er in seiner jetzigen Verfassung nicht ertragen. Seufzend ging er auf seine Terrasse zurück und ließ sich in seinen Sonnenstuhl fallen, den Blick fest auf die Hausecke gerichtet. Vor Überraschung hob er die Augenbrauen, denn es war nicht seine Frau, die er erblickte.

„Beate? Was machst du denn hier?“

Die Angesprochene kam schnell näher und setzte sich in den zweiten Sonnenstuhl. Beate Beermann war eine langjährige Freundin seiner Frau. Das klang so aberwitzig, dachte Herbert. Eine Freundin seiner Frau. Wusste seine Holde eigentlich, was Freundschaft bedeutet? Schnell verwarf er den Gedanken.

„Beate, was kann ich für dich tun? Waltraud ist auf dem Markt einkaufen …“

Beate schaute ihn lange an, bevor sie zu sprechen begann.

„Herbert, ich habe mitbekommen, was hier gerade los war.“ Wie außer Atem schnappte sie nach Luft. „Das können die doch nicht ernst gemeint haben? Euch von hier zu ...“, sie suchte nach den richtigen Worten, „... zu entfernen.“

Herbert begann zu schmunzeln. Beate war schon eine komische Person.

„Mach dir keine Sorgen. Das wird nicht passieren. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich meinen schönen Garten aufgebe? So einfach ist das nicht, jemanden von seinem Grund und Boden zu vertreiben.“ Er legte seine Hand auf ihre und ließ sie eine Weile dort ruhen. „Ich werde schon einen Weg finden, dass Waltraud ... sagen wir ... geschmeidiger wird. Und wenn nicht, dann finde ich eine andere Lösung, um sie ‚mundtot‘ zu machen.“ Langsam zog er seine Hand zurück und lächelte Beate an.

„Herbert, das wünsche ich dir von...

Erscheint lt. Verlag 11.12.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-96152-162-X / 396152162X
ISBN-13 978-3-96152-162-3 / 9783961521623
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