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John Sinclair 2130 (eBook)

Todesfalle Spitzbergen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Aufl. 2019
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-8053-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair 2130 - Rafael Marques
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Der Mann nahm einen letzten, tiefen Zug von der Zigarette, bevor er sie fallen ließ und mit seinem Stiefel zerdrückte. Er summte leise vor sich hin und nahm das Fernglas in beide Hände.
An den meisten Orten der Welt wäre es zu dieser späten Stunde längst stockfinster. Hier, in einer der einsamsten Regionen des hohen Nordens, gab es in dieser Jahreszeit keine Nacht. Obwohl die Mitternachtssonne von dichten Wolken verdeckt wurde, spendete sie genügend Licht, um die Umrisse der einsamen Siedlung aus der Dunkelheit zu reißen. Inzwischen hatten sich die Augen des Mannes an den seltsamen, geradezu surrealen Schein gewöhnt.
Er blieb im Schutz der Baracke verborgen - im Gegensatz zu der einsamen Gestalt, die sich die wetterbedingt düsterste Stunde des Tages ausgesucht hatte, um scheinbar unbemerkt die Siedlung betreten zu können ...

Selbst innerhalb des Hauses war es bitterkalt, da half auch der Pelzmantel nicht viel. Doch er war diese Temperaturen gewohnt, außerdem hatte er in seinem Leben schon viel Schlimmeres erlebt.

Der Mann griff in die rechte Jackentasche und zog ein Funkgerät hervor. »Er ist da«, meldete er seine Beobachtung.

»Beobachten und auf weitere Anweisungen warten!«, drang es auch dem kleinen Gerät.

»Verstanden.«

Trotz oder gerade wegen der seltsamen Helligkeit war außer der Silhouette kaum etwas von dem Eindringling zu erkennen. Er glaubte jedoch, blonde Haare wahrzunehmen. Bewaffnet war er mindestens mit einer Maschinenpistole. Zudem baumelte etwas vor seiner Brust, das auf den ersten Blick wie ein Medaillon oder Kreuz aussah.

»Hier draußen hilft dir kein Gott, Towarischtsch«, murmelte der Mann.

Während der Fremde von einem Haus zum nächsten schlich, tat sich in seiner unmittelbaren Umgebung etwas. Eine weitere Gestalt löste sich aus dem Schatten. Bisher hatte sie in der Nähe eines Schutthaufens gekauert. Der Geruch eines lebenden Menschen musste sie angezogen haben. Sie dagegen war längst tot, denn die Gestalt war nichts anderes als ein Untoter.

Obwohl er den Gestank nicht wahrnehmen konnte, begann seine Nase zu jucken, als er an diese Wesen dachte. Sie waren so etwas wie ein notwendiges Übel, aber sie erfüllten auch einen Zweck – beispielswese, wenn es um unliebsame Gäste ging. Bald würde sich zeigen, wie gefährlich der Neuankömmling wirklich war.

Der Mann blieb stehen, obwohl er den lebenden Toten weder gesehen noch gehört haben konnte. Er nahm den Gegenstand, den er um den Hals trug, in die Hand und betrachtete ihn kurz. Gleichzeitig schlurfte der Zombie langsam auf ihn zu.

Der Blonde drehte sich um, sah die verweste Gestalt und ließ sie einfach kommen. Als sie ihn erreichte, drückte er ihr etwas gegen das Gesicht. Im Kopf der Horrorgestalt blitzte etwas auf, woraufhin sie einfach umkippte und reglos liegen blieb.

Der heimliche Beobachter hob wieder das Funkgerät in die Hand. »Er hat einen der Untoten getötet«, meldete er seinem Vorgesetzten. »Er hat ihm irgendetwas ins Gesicht gedrückt.«

»Hat er keine Waffe?«

»Doch, eine MPi, aber damit hat er den Zombie nicht getötet.«

»Alles klar. Halte die Position. Sergei wird sich um ihn kümmern. Sollte er sich wehren, schieß! Wie abgesprochen …«

»Verstanden.«

Er zögerte keine Sekunde, öffnete so leise wie möglich das Fenster und hob sein AK-74 an. Als Scharfschütze war es kein Problem, die Zielperson auch aus dieser Entfernung mit einem gezielten Schuss zu töten – oder außer Gefecht zu setzen, wie es eigentlich geplant war. Im Notfall war es ihm egal, nur lebend nutzte er ihnen sicher mehr als tot. Vorerst zumindest.

Der Blonde bemerkte nicht, wie sich aus einem Erdloch eine zweite Gestalt löste. Sergei wusste genau, wie er sich im offenen Feld tarnen musste. Immer wieder duckte er sich, um nicht zu früh entdeckt zu werden. Der Mann schien wirklich ahnungslos zu sein. Selbst, als Sergei direkt hinter ihm auftauchte, reagierte er nicht.

Erst als er den heißen Atem in seinem Nacken spüren musste, wirbelte er herum. Obwohl Sergei für seine kurz angesetzten, beinharten Schläge bekannt war, gelang es dem Fremden, dem Treffer mit einer blitzschnellen Bewegung auszuweichen. Seine Handkante wirbelte durch die Luft und traf Sergei am Hals. Gurgelnd torkelte er zurück, während der Blonde nach seiner Waffe griff.

Da schaltete sich der stille Beobachter ein. Er richtete das AK-74 auf sein Ziel und drückte ohne zu zögern ab. Die Kugel traf nicht den Mann, sondern seine Waffe. Das Geschoss sorgte dafür, dass ihm die MPi aus der Hand geprellt wurde.

Der Blonde wirbelte überrascht herum. Genau das war sein Fehler. Sergei hatte sich wieder gefangen und schlug erneut zu. Wieder gelang es dem Blonden, seinen Kopf im letzten Augenblick zur Seite zu drehen. So traf ihn die Handkante nicht am Hals, sondern an der Schläfe. Der Effekt war derselbe. Wie ein gefällter Baum sackte der Kerl zu Boden und blieb reglos liegen.

Sergei schüttelte sich kurz, ging neben dem Ohnmächtigen in die Knie und begann, seine Taschen zu durchwühlen. Als er etwas fand, funkte er sofort den Beobachter an. »Ich habe hier einen Ausweis«, erklärte er. Seine Stimme klang kratzig. Offenbar hatte ihn der Blonde hart erwischt.

»Mit Namen?«

»Ja. Ein Oberinspektor von Scotland Yard. John Sinclair.«

»Na, gut geschlafen?«

Suko streckte sich und machte einige Dehnübungen, bevor er sich zu seiner Freundin an den Tisch setzte. Shao grinste ihn an und nahm einen weiteren Löffel von ihrem Müsli.

»Wie soll man nach einer solchen Massage nicht gut geschlafen haben?«, entgegnete er.

»Das war ja nicht das Ende des Abends.«

»Trotzdem. Ich könnte mit zehn Werwölfen jonglieren.«

Shao sah ihn mitleidig an. »Beschrei es nicht, sonst muss ich dich noch an deine Worte erinnern.«

»Das wäre was. Was hast du heute so vor?«

»Ich wollte ein paar Kräuter und Gewürze in Soho kaufen gehen. Da hat ein neuer Laden aufgemacht. Mal sehen, ob die Sachen dort wirklich so frisch sind, wie sie behaupten. Und du?«

Suko nahm einen Schluck Tee, den Shao ihm bereitgestellt hatte. »Bis jetzt noch nichts«, antwortete er. »Natürlich abgesehen davon, zur Arbeit zu fahren. Im Moment liegt zum Glück kein neuer Fall an. Und selbst mit der Schreibarbeit sind wir gerade so weit, dass uns wohl nur ein Gang zu Luigi bleibt, um die Zeit zumindest etwas totzuschlagen.«

»Ihr Ärmsten.«

»Ja, ja, wir haben schon ein hartes Leben«, sagte er grinsend und lehnte sich zurück.

Der Rest des Morgens verlief in der alltäglichen Routine. Nach dem Essen wusch Suko sich, machte noch einige Dehnungsübungen und zog sich schließlich an. Mit Dämonenpeitsche, Stab des Buddha und Beretta ausgerüstet verabschiedete er sich von seiner Lebensgefährtin und trat in den Flur.

Johns Wohnung lag direkt gegenüber. Wie so häufig war es Suko, der als Erster für die Fahrt bereit war. Der Herr Geisterjäger stand wohl immer noch unter der Dusche oder saß an seinem etwas rudimentären Frühstückstisch.

Der Inspektor klopfte an der Tür. »Aufwachen, Partner«, rief er dabei.

Eine Reaktion blieb aus. Suko versuchte es noch einmal, diesmal etwas lauter und energischer. Wieder regte sich nichts. Schließlich wählte er die Nummer seines Freundes, nur um festzustellen, dass niemand abhob. Auf seinem Handy gab es noch nicht einmal ein Freizeichen.

Langsam begann er, sich Gedanken zu machen. Es konnte durchaus sein, dass John mitten in der Nacht zu einem Fall gerufen worden war und ihn nicht wecken wollte. Dann hatte er sicher eine Nachricht für ihn hinterlassen.

Glücklicherweise besaß er einen Zweitschlüssel für die Wohnung des Geisterjägers. Abgeschlossen war die Tür zumindest. Suko zog sie auf und sah sich etwas um. Von John fehlte jede Spur. Das Wohnzimmer war leer, ebenso das Bett. Auch das Kreuz, die Beretta und Johns Klamotten waren verschwunden. Offenbar war er wirklich über Nacht aufgebrochen, nur eine Nachricht fand Suko nicht.

Blieb nur noch ein Anruf im Büro. Glendas Nummer war ebenfalls im Kurzwahlspeicher seines Smartphones. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann nahm ihre Sekretärin das Gespräch an.

»Guten Morgen, Suko«, begrüßte sie ihn. Suko konnte sich ihr süffisantes Lächeln bildhaft vorstellen. »Auch ausgeschlafen? Ist John schon wach?«

»Das wollte ich dich gerade fragen.«

»Wie meinst du das?«

»Er ist nicht in seiner Wohnung.«

Für einige Sekunden herrschte am anderen Ende der Leitung betretenes Schweigen. Offenbar war Glenda genauso überrascht wie er, dass John die Nacht nicht in seiner Wohnung verbracht hatte.

»Auf das Risiko, etwas zickig zu klingen: Es gäbe noch genügend andere Möglichkeiten, wo John übernachtet haben könnte«, sagte Glenda. In ihrer Stimme schwang ebenfalls ein Hauch Sorge mit.

»Möglich. Ich werde mal ein bisschen herumtelefonieren. Frag mal bei Sir James nach, ob John über Nacht irgendwelche Ermittlungen aufgenommen hat.«

»Mach ich. Bis gleich dann.«

Suko beendete das Gespräch und wiegte das Smartphone gedankenverloren in der Hand. Klar, John konnte durchaus jemanden besucht und dort die Nacht verbracht haben, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass mehr dahinter steckte.

Als Erstes rief er bei den Conollys an. Sheila klang sofort sorgenvoll, allerdings wusste sie auch nicht mehr als er. Ihr Mann hielt sich zurzeit in Irland auf, wo er einigen angeblichen Zwergensichtungen auf den Grund ging – ohne John. Und bei Johnny lag wohl im Moment auch nichts an.

Auch die nächsten Anrufe erwiesen sich als Fehlschläge. Purdy war schon bei der Arbeit, Tanner allein im Büro. Selbst Jane Collins, Chris Ainsworth und sogar Maxine Wells wählte er an – ohne Erfolg. John hatte sich bei keinem von ihnen gemeldet.

Blieben nur noch ihre Freunde im Ausland, aber dass John ohne eine Nachricht zu hinterlassen nach Frankreich, in die Staaten oder sogar nach Indien gereist war, erschien ihm mehr als unwahrscheinlich.

Gerade als er kurz davor war, doch noch einige Anrufe zu tätigen, meldete sich Glenda wieder. »Sir James weiß auch von nichts«, zerschlug sie mit ihren ersten Worten Sukos letzte Hoffnung. »Hast du etwas erreicht?«

»Nein, nichts. Keiner hat etwas von ihm gehört. Allerdings hat er seine Waffen mitgenommen, also muss irgendetwas...

Erscheint lt. Verlag 7.5.2019
Reihe/Serie John Sinclair
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7325-8053-9 / 3732580539
ISBN-13 978-3-7325-8053-8 / 9783732580538
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