Kann ich jetzt bitte mein Herz zurückhaben? (eBook)
560 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-23922-0 (ISBN)
Polly geht es prima, danke der Nachfrage! Klar, sie ist 30 und immer noch Single - aber ihre Mum und ihr bester Freund sind immer für sie da. Und im letzten Jahr hatte sie immerhin ZWEIMAL Sex (beide Male mit einem schwedischen Banker namens Fred). Also ernsthaft, Polly geht es gut! Auch wenn sie immer noch für das Klatschmagazin »Posh!« arbeitet und über die Lieblingshunderassen des britischen Adels schreibt. Da erhält sie den Auftrag, den attraktiven Jasper, Marquess von Milton, auf seinem Landsitz zu interviewen. Natürlich kennt Polly die Gerüchte über den notorischen Herzensbrecher. Auf gar keinen Fall wird sie seinem berühmt-berüchtigten Charme verfallen. Doch dann geht in Pollys Leben mit einem Mal alles drunter und drüber ...
Sophia Money-Coutts ist Tochter eines englischen Barons. Ihre Familie führt die englische Privatbank »Coutts«, wo unter anderem die Queen ihr Geld anlegte. Sophia ist erfahrene Royal- und Promi-Redakteurin: Sie arbeitete für den »Evening Standard« und die »Daily Mail« und lebte zwei Jahre lang in Abu Dhabi. Heute schreibt sie freiberuflich und ist als Expertin für Adelsthemen gefragt - so gab sie der BBC ein Interview, als Harry und Meghan sich verlobten.
Als ich am nächsten Morgen aus dem Schlafzimmer kam, stand Joe bereits in der Küche und machte Toast. Er trug eine fadenscheinige Boxershorts und ein altes Rugby-Shirt, beides viel zu knapp für seine Hundert-Kilo-Statur.
»Guten Morgen, mein kleines Blumenkohlröschen, na, Lust auf Frühstück?«
Ich hatte Joe vor drei Jahren über eine Gumtree-Anzeige kennengelernt, als ich bei meiner Mum ausziehen wollte. Damals hatte ich beschlossen, dass ich zu alt war, um noch die Unterhosen gebügelt zu bekommen. Und Joe war seitdem so etwas wie mein platonischer Lebensgefährte oder mein großer Bruder – ein echter Kumpel für mich, aber auch für alle meine Freunde. Unsere Wohnung lag über einem Tante-Emma-Laden, der von einer großen, dicken jamaikanischen Dame namens Barbara geführt wurde, die besessen von Horoskopen war. Ich ging samstagvormittags hinein, um mir Frühstücksspeck zu holen, und kam eine halbe Stunde später mit einer ausführlichen Prognose für mein Wochenende wieder heraus. Und es waren immer schlechte Neuigkeiten. Barbara sog dann ihre Wangen bedeutungsvoll ein und erklärte mir, dass Mars gerade etwas Schräges mit Jupiter anstellte und Saturn ganz aus dem Häuschen war und ich daher äußerst vorsichtig sein sollte, falls mir ein mysteriöser Mann über den Weg lief.
»Nein, danke. Ich fühle mich heute etwas schwach. Kannst du den Wasserkocher anschmeißen?«
»Wie war’s gestern Abend?«
»Ach, das Übliche. Abendessen bei Bill. Hab einen Typen mit nach Hause genommen, um das erste Mal nach gefühlt neunhundert Jahren Sex zu haben, wurde beinahe zu Tode gewürgt, als ich ihm einen geblasen habe, und dann hat er sich direkt im Anschluss verUbert.«
»Polly, Schätzchen, das klingt ja tragisch. Warum ist er nicht geblieben?«
»Da bin ich ehrlich überfragt.« Ich ließ mich aufs Sofa fallen, wobei mein Blick auf die Wodkaflasche auf der Arbeitsfläche fiel. »Ich weiß auch nicht, wie ich das immer schaffe.«
»Wer war es denn?«
»Ein Kumpel von Bill. Sah eigentlich ganz gut aus. Wohnt hier in der Nähe.«
»Und? Wird diese große Romanze weitergehen?« Joe setzte sich mit seinem Teller voll Toast auf den Sessel mir gegenüber.
»Das wage ich zu bezweifeln. Außerdem spielt er Golf.«
Joe schüttelte sich. »Ist ja widerlich.«
Ich seufzte. »Warum kann ich eigentlich kein normaler Mensch sein und stinknormale, funktionierende Beziehungen haben? Ach was, nicht einmal Beziehungen, einfach nur stinknormalen, unkomplizierten Sex? Das Einzige, was ich in letzter Zeit in meiner Vagina hatte, war ein Spekulum.«
»Andere Mütter haben auch schöne Söhne, Schätzchen. Es bringt nichts, sich deswegen fertigzumachen. Wie sehen die Pläne fürs Wochenende aus?«
»Na ja, als Erstes würde ich mir wünschen, dass du dieses klaffende Loch in deiner Boxershorts flickst«, sagte ich, als mein Blick versehentlich auf seinen Schritt fiel. »Und danach bringe ich mich wahrscheinlich um. Ansonsten eigentlich nicht viel. Morgen Mittagessen mit Lex. Und vielleicht auch mit Bill. Was ist mit dir?«
»Das Übliche, bin ein bisschen auf Beute aus. Hab heute Nachmittag ein Date.«
»Mit wem?«
»Mit einem reizenden Knaben namens Marcus. Er ist ebenfalls Musiker und spielt das Horn.«
»Ach, tatsächlich? Und wo haben wir den Knaben gefunden?«
»Er unterrichtet an der Akademie. Hat einen Hintern wie Tom Daley. Ich wage sogar zu behaupten, es könnte Liebe sein.«
Bei Joe war es ziemlich oft »Liebe«. In den letzten Monaten waren einige davon durch unsere Wohnungstür spaziert. Da war Lee gewesen, Kellner in einem Pub in Kilburn; Josh, den Joe beim iPhone-Kauf in einem Apple-Store aufgegabelt hatte; Paddington, ein Diener aus dem Buckingham Palace; und Thomas, ein argentinischer Polospieler, der darauf insistierte, hetero zu sein, es aber durchaus mochte, wenn Joe mit ihm unaussprechliche Dinge mit diversen Lederutensilien anstellte, die er in einer Schachtel unter seinem Bett aufbewahrte. Ich vermied es tunlichst, Joes Schlafzimmer zu betreten, nur für den Fall, dass diese Schachtel offen herumlag.
Beim Gedanken an Joes Schachtel wurde mir gleich wieder schwummrig.
»Weißt du was, vergiss den Tee. Ich glaub, ich gehe wieder ins Bett.«
»Okidoki, mein Blütenknöspchen, ich werde nachher auch ganz leise sein. Immerhin ist es sein erstes Date, ich will den armen Jungen ja nicht verschrecken. Und mach dir keinen Kopf, weil dein Lover einfach so abgehauen ist, das passiert den Besten von uns.«
»Wirklich?«
Er schwieg einen Moment. »Na ja, nein, mir nicht.«
»Super, danke auch, das ist wirklich sehr aufbauend.« Ich schleppte mich in mein Zimmer zurück und schob mir die Ohrstöpsel rein.
Gegen fünfzehn Uhr ließ ich mir ein Bad ein, aß sieben Scheiben Toast mit Honig, trank drei Tassen Tee, legte mich aufs Sofa und schaute mir Drei Männer und eine kleine Lady auf DVD an. Ich hatte auch schon Callum auf Instagram gestalkt und ganze zwei Stunden hin- und herüberlegt, ob ich ihm folgen sollte oder nicht. Dann vibrierte mein Handy. Eine WhatsApp-Nachricht von Bill.
Na, gut heimgekommen?
Ich entschied mich für eine vage Antwort, da ich nicht sicher war, ob er das von Callum wusste. Ich könnte es ihm auch noch morgen erzählen. Im Moment war mir nicht danach.
Ja! Danke fürs Abendessen! Wie läuft’s bei der Arbeit?
Ganz okay. Aber hör mal, macht es dir was aus, wenn ich morgen nicht zum Essen mitkomme? Ich wollte mit Willow was trinken gehen.
Natürlich NICHT! Sei nicht albern. Wohin geht ihr?
Keine Ahnung. Vielleicht Southbank. Guter Ort für ein Date, oder?
Ich schickte ihm eine Reihe gereckter Daumen und wischte dann zu Callums Instagram-Seite zurück. Hauptsächlich Fotos von Rugbyspielen und exotischen Stränden. Ein bisschen öde, wenn ich ehrlich war. Warum steigerte ich mich da so hinein?
Als ich am nächsten Morgen aufwachte – nachdem ich den Abend davor horizontal auf dem Sofa verbracht und grünes Thai-Curry mit süßem, pappigem Kokosreis in mich reingelöffelt hatte –, fühlte ich mich endlich wieder wie ein Mensch. Lex hatte unser Mittagessen auf einen Brunch vorverlegt, was ihr gar nicht ähnlich sah, da sie nicht unbedingt ein Morgenmensch war. Das Eggstacy war ein Café in Notting Hill, das sich, wie sein alberner Name vermuten ließ, auf Frühstück mit Ei spezialisiert hatte: große Lappen buttrigen Rühreis mit geriebenem Gruyère obendrauf, cremige Pilzrahmsoße, kleine Auflaufförmchen mit geräucherten Baked Beans, dicke Scheiben Weißbrot und eimerweise Butter. In Anbetracht meines üppigen Abendmahls zwang ich mich, vorsorglich zu Fuß zu gehen. Was die Kalorien anging, war das kein gutes Wochenende.
Lex und ich kannten uns, seit wir elf waren. Seit dem Jahr also, in dem ich mit meiner Mum nach London zog, meine Grundschule auf dem Land verlassen musste und an eine weiterführende Schule in der Nähe unserer neuen Wohnung in Battersea wechselte. Die Schule, auf die auch Lex ging. Dort erwarteten mich Klassenkameradinnen, die sich schon für Jungs, Lidschatten und irgendwas namens »Take That« interessierten. Lex nahm sich meiner an, so wie man einen kauernden Streuner am Straßenrand aufsammelt.
»Hast du Lust, dir mein Sticker-Heft anzuschauen?«, fragte sie mich während einer Mittagspause, was immer noch der beste Anmachspruch ist, den je irgendwer bei mir gebracht hat. Und so – auf diese süße, unkomplizierte Art, wie sie nur Kindern eigen ist – wurden wir Freundinnen und blieben es auch.
Später zogen wir gemeinsam nach Leeds, um beide Englisch zu studieren, genauso wie Bill, der sich dem Studium der Physik widmete. Wir bildeten ein merkwürdiges Trio: der Wissenschafts-Nerd (Bill), die kleine sexbesessene Blondine (Lex) und ich, die kraushaarige Romantikerin, die sich, angefixt von Sinn und Sinnlichkeit, auf der ewigen Suche nach ihrem eigenen Willoughby befand.
Als ich schwitzend von der strapaziösen Steigung der Holland Park Avenue das Eggstacy erreichte, saß Lex bereits drinnen. Ich winkte ihr von der Tür aus zu und quetschte mich zwischen den Stühlen und Tischen bis nach hinten durch.
»Hallo, Süße«, sagte ich, als sie aufstand, um mich zu umarmen. »Willkommen daheim. Wie war’s?«
»Es war …« Sie lächelte verlegen.
»Was?«
»Na ja, es ist etwas passiert … Das hier.« Sie streckte mir ihre Hand entgegen.
»Oh mein Gott, Lex!« Da steckte doch tatsächlich ein Ring an ihrem Finger. Ich umfasste ihre Hand und zog sie näher vor mein Gesicht. In der Mitte des Rings prangte ein Diamant von der Größe einer Saubohne, gesäumt von einem ganzen Haufen kleinerer Diamanten. »Du verarschst mich doch?«
»Nein! Das wäre auch ein ziemlich schräger Witz, oder?«, erwiderte sie grinsend.
»Du bist verlobt? Mit Hamish?«
»Ja! Und noch mal, es wäre ziemlich schräg, wenn ich mich seit unserem letzten Treffen mit jemand anderem verlobt hätte.«
»Ja, stimmt auch wieder. Heilige Scheiße. Mit dem Klunker kannst du den Leuten ja den Kopf einschlagen«, sagte ich und begutachtete wieder den Ring. »Ich meine, herzlichen Glückwunsch.«
Wir hatten uns immer noch nicht gesetzt, also streckte ich mich über den Tisch, um sie noch einmal zu umarmen. Aber es fühlte sich komisch an. Nicht die Umarmung. Sondern die Neuigkeit. Lex war verlobt. Mit Hamish. Mit jemandem, mit dem sie keine – wie viel? – zwölf Monate zusammen war. Mit jemandem, bei dem...
Erscheint lt. Verlag | 13.1.2020 |
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Übersetzer | Ivana Marinović |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Plus One |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Adel • Britischer Humor • eBooks • Englisches Königshaus • falling hard • Frauenroman • Frauenromane • Happy End • Harry und Meghan • king charles • kleine geschenke für frauen • Liebesromane • London • megan clawson • Megxit • Mhairi McFarlane • Romane für Frauen • romcom • secret billionaire • Sophie Kinsella • Traumprinz |
ISBN-10 | 3-641-23922-2 / 3641239222 |
ISBN-13 | 978-3-641-23922-0 / 9783641239220 |
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