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The One - Finde dein perfektes Match (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019
496 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-25155-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The One - Finde dein perfektes Match - John Marrs
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In der nahen Zukunft ist der Traum von der großen Liebe Wirklichkeit geworden. Dank der revolutionären Entschlüsselung eines bislang verborgenen genetischen Codes können die Menschen durch einen simplen Gentest ihren perfekten Partner finden. Das beschert der Welt Millionen glücklicher Paare und dem Online-Portal MatchyourDNA Milliarden auf dem Konto. Moment mal, Millionen glücklicher Paare? Nicht so ganz, denn auch Seelenverwandte haben Geheimnisse voreinander - und manche davon sind tödlicher als andere ...

John Marrs arbeitete über zwanzig Jahre als freischaffender Journalist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Mit seinem Roman »The One« und dessen Serienadaption auf Netflix gelang ihm der internationale Durchbruch. Der Autor lebt und arbeitet in London.

16


MANDY

Auf der Gedenkfeier zu Richards Ehren erfuhr Mandy unvergleichlich viel mehr über ihr DNA-Match als durch ihre Recherchen im Internet.

Als sie in der letzten Reihe der Kirche St. Peter and All Saints saß und seinen Freunden zuhörte, fühlte sie sich wie eine Hochstaplerin. Vor der versammelten Gemeinde erzählten sie Anekdoten aus Richards Leben, berichteten davon, was ihn angetrieben hatte, und ließen nicht unerwähnt, dass er vielen ein enger Vertrauter gewesen war. Sie erfuhr, dass er ein Teamplayer gewesen war, und dies nicht nur im Sport, ein treuer Freund und geduldiger Zuhörer. Er hatte für das County Hockey und Badminton gespielt, war mit zwölf Vegetarier geworden und hatte mit siebzehn den Krebs besiegt, wobei ihm vor allem seine positive Einstellung geholfen hatte, die Chemotherapie durchzustehen. Mandy dachte an die Fotos auf seiner Facebook-Seite, die ihn auf Reisen zeigten, und fragte sich, ob es die Krankheit gewesen war, die in ihm die Lust geweckt hatte, die Welt zu entdecken.

Richard hatte an zwei Marathonläufen teilgenommen, um Spenden für die Macmillan-Krebsstiftung zu sammeln, und hatte in seiner Heimatstadt dafür gesorgt, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten an Hindernisläufen und Trainingsprogrammen teilnehmen konnten. Im Vergleich dazu kam sich Mandy unbeschreiblich faul und selbstsüchtig vor, und sie ahnte, dass man sich an sie, wenn ihre Zeit einmal gekommen wäre, nicht so erinnern würde, wie man sich hier an Richard erinnerte.

Es lag jetzt etwas mehr als zwei Wochen zurück, dass sie die niederschmetternde Nachricht vom Tod ihres Matches erhalten hatte.

Nachdem immer mehr Zeit vergangen war und er sich nicht gemeldet hatte, hatte Mandy frustriert beschlossen, den ersten Schritt zu machen. In ihrer Mail verschwieg sie geflissentlich, dass sie in den sozialen Netzwerken nach ihm gesucht und auf ihrem Computer einen Ordner eingerichtet hatte, in dem sie Fotos von ihm ablegte. Sie schickte ein schmeichelhaftes Bild von sich mit, auf dem sie drei Jahre jünger und schlanker war und im Gesicht noch keine Sorgenfalten von der Scheidung hatte, dazu ihre Mail-Adresse und ihre Handynummer.

Sehr zu Mandys Enttäuschung war eine Antwort jedoch ausgeblieben. Zunächst hatte sie vermutet, dass Richard sie nicht attraktiv fand, aber dann war ihr wieder eingefallen, dass das Aussehen zwischen zwei Matches keine Rolle spielte – angeblich jedenfalls. Hatte ihn das Fernweh gepackt, und war er wieder auf Reisen? Online gab es keinen Hinweis darauf. Vielleicht saß er im Gefängnis, war so scheu, dass er keinen Ton herausbrachte, hatte eine Leseschwäche oder hatte sich beide Hände gebrochen und konnte nicht tippen … Verzweifelt hatte sich Mandy an jeden Strohhalm geklammert.

Nur durch Zufall hatte sie, als sie eines Tages zum x-ten Mal auf seiner Facebook-Seite herumklickte, eine Nachricht seiner Schwester entdeckt, in der sie seinen Freunden Ort und Zeit des Gedenkgottesdienstes mitteilte.

Fassungslos hatte Mandy auf den Bildschirm gestarrt und den Post wieder und wieder gelesen. Gedenkgottesdienst? Was sollte das denn? Das war doch nicht möglich. Richard konnte nicht tot sein. Sie hatten sich doch gerade erst gefunden. Wie konnte der eine Mensch auf der Welt, der angeblich für sie geschaffen war, nicht mehr am Leben sein? Und wieso las sie erst jetzt davon?

Als sie weiter nachgeforscht hatte, hatte sie herausgefunden, dass zwar die Fotos auf Richards Profil öffentlich waren, aber nicht alle seine Posts. Sie hatte eine Freundschaftsanfrage geschickt und gehofft, seine Schwester würde sie annehmen, sodass sie mehr erfahren konnte. Nach einigen Tagen gespannten Wartens hatte sie die Nachricht erhalten, dass die Anfrage angenommen worden war. Nun konnte sie eine Unmenge Threads lesen, in denen Freunde aus der ganzen Welt Richard die Ehre erwiesen und ihre Hochachtung für einen Mann zum Ausdruck brachten, der sie alle tief im Herzen berührt hatte.

Die plötzliche Trauer hatte gedroht, Mandy aus der Bahn zu werfen, und sie hatte sich nach Kräften bemüht, dem entgegenzuwirken. Sie hatte sich ein Glas Prosecco eingeschenkt, konzentriert die Websites der regionalen Zeitungen durchsucht und so Stück für Stück Informationen über Richards Unfall gesammelt. An einem späten Abend, nach der Siegesfeier seiner Hockeymannschaft, war er allein auf einer Straße unterwegs gewesen und dort von einem Auto erfasst worden. Der Fahrer hatte Fahrerflucht begangen, und Richard war erst ein paar Stunden später am Straßenrand gefunden worden. Er hatte schwere Kopfverletzungen davongetragen.

Mandy hatte ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten können und bis in die frühen Morgenstunden geweint. Wehmütig hatte sie die Fotos von Richard betrachtet, und ihre Gedanken waren um all das gekreist, was er ihr nun nie würde schenken können.

Niemals würde es ein aufregendes erstes Treffen geben, sie würden nie zum ersten Mal miteinander schlafen. Er würde ihr nie sagen, dass er sie liebte, sie würden nie ein gemeinsames Leben planen oder eine Familie gründen. Sie würde auch nie erfahren, wie es sich anfühlte, das Wichtigste im Leben eines anderen Menschen zu sein. Ihre schlimmsten Ängste waren Wirklichkeit geworden. Alles würde so bleiben, wie es seit ihrer Scheidung war: Sie war allein, trat auf der Stelle, und mit siebenunddreißig Jahren war ihr Leben vorbei.

Sie war im Wohnzimmer auf und ab gegangen und hatte sich gefragt, was sie jetzt mit ihrem Leben noch anstellen sollte. Das, was passiert war, konnte sie nicht einfach so akzeptieren. Sie musste mehr über den Mann erfahren, der ihr entrissen worden war. Wenn sie schon seine Beerdigung verpasst hatte, würde sie zumindest zu seiner Gedenkfeier fahren.

Als die Feier mit all den Ehrungen und Erinnerungen vorüber war, begab sich die Gesellschaft in einen Nebenraum, in dem Tische mit Erfrischungsgetränken, Plastikbechern, Papptellern und Servietten gedeckt waren. Mandy zögerte erst, schließlich gehörte sie ja eigentlich nicht zu den Trauergästen, folgte dann aber einem Impuls und ging mit.

Aus den Lautsprechern an den Wänden drang leiser Softrock, und die Gäste, junge und alte, bedienten sich am Buffet und unterhielten sich. Mandy wusste erst nicht, zu wem sie sich stellen sollte, ging dann aber zu einer Gruppe von Männern und einer jungen Frau, die sich angeregt unterhielten. Die Frau schilderte in lebhaften Worten, wie Richard einmal Spenden für einen Verein gesammelt hatte, der sich um ausgesetzte Hunde kümmerte. Er hatte dafür einen Fallschirmsprung gewagt, obwohl er entsetzliche Höhenangst hatte. Mandy verfolgte das Gespräch von außen und saugte gierig jedes Detail über Richard auf, das die Erzählung der jungen Frau ihr bot. Dann berichtete ein anderer aus der Gruppe, wie Richard einige seiner Klienten, die er als Personal Trainer betreute, dazu überredet hatte, beim jährlichen Nacktradeln in London mitzumachen, auch das für einen guten Zweck. Jeder in der Runde hatte eine amüsante Geschichte über Richard beizutragen, und je länger Mandy zuhörte, desto größer wurde ihr Neid.

»Hat er euch jemals erzählt, wie er sich an einer Qualle verbrannt hat?« Sie hatte den Satz so schnell ausgesprochen, dass sie sich damit selbst überraschte.

»Nein«, sagte ein Mann, dessen Pony fast bis zur Nase reichte. Alle Blicke richteten sich auf Mandy. »Was ist denn da passiert?«

In Gedanken ging sie hastig Richards Fotos durch. Eines war ihr noch ganz besonders lebhaft in Erinnerung, auf dem er vor einem großen, weißen Katamaran stand, mit dem er gleich eine Aussichtsfahrt machen würde.

»Das war in Cairns«, fing sie an. »Wir waren im Meer schwimmen, als auf einmal ein Schwarm Quallen auf uns zukam. Richard hat gesehen, wie ich verzweifelt versucht habe, zurück zum Strand zu kommen, und ist auf seinem Surfbrett rausgepaddelt und hat mir ans Ufer geholfen. Er musste sich seinen Weg durch einen Haufen Quallen bahnen und hat sich dabei an einer verbrannt.« Mandy sah jedes Detail der Geschichte glasklar vor sich.

»Typisch Rich«, sagte die junge Frau, und die anderen in der Gruppe lächelten und nickten. Auch Mandy lächelte und spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Sie kam mit ihrer Geschichte durch. Niemand konnte sie widerlegen.

»Aber das hat ihn nicht davon abgehalten, weiter im Meer zu schwimmen«, fügte sie hinzu. »Ich werde auch nie vergessen, wie wir einmal in einem Lokal gegenüber der Harbour Bridge in Sydney gesessen und uns die ganze Nacht Geschichten von unseren Reisen erzählt haben. Er wird mir entsetzlich fehlen.« Zumindest diese Worte besaßen einen gewissen wahren Kern.

»Entschuldige, ich glaube, wir kennen uns noch nicht«, sagte die Frau, nahm Mandy sanft beim Arm und führte sie ein Stück von der Gruppe weg.

»Ich bin Mandy«, sagte Mandy und reichte ihr die Hand.

»Chloe. Woher kanntest du Rich?«

Mandy versuchte, sich die Panik nicht anmerken zu lassen, die sie mit einem Mal erfasste. Jetzt musste sie sich rasch etwas einfallen lassen. »Wir … also … wir haben uns in Australien kennengelernt, als er dort auf Reisen war. Und als wir dann wieder zurück waren, haben wir den Kontakt gehalten.«

»Wie lange warst du in...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2019
Übersetzer Felix Mayer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The One
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Australien • Dating • DNA • eBooks • England • Genetik • Große Liebe • Liebesromane • Matching • Mord • Near future • Netflix • Science-Thriller • Serienkiller • Spannung • Thriller • USA
ISBN-10 3-641-25155-9 / 3641251559
ISBN-13 978-3-641-25155-0 / 9783641251550
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