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In den besten Familien (eBook)

Ein Fall für Nero Wolfe. Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
320 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-11557-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

In den besten Familien -  Rex Stout
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Nero Wolfe mischt sich nicht in anderer Leute Ehen ein. Doch kurz nachdem er den Fall der reichen Erbin Sarah Rackham abgelehnt hat, wird eine Bombe in Form eines Würstchenpakets angeliefert. Der Absender ist sein Erzfeind Arnold Zeck. Nero Wolfe ist klar: Wenn er jetzt nachgibt, wird er sein Handwerk nie wieder ausüben können. Und so beschließt er, unterzutauchen. Sarah Rackham weiß, dass ihr Mann sie nur des Geldes wegen geheiratet hat. Damit kann sie leben. Was sie dagegen nicht weiß ist, wie ihr Gatte seinen erstaunlich ausschweifenden Lebensstil finanziert - schließlich erhält er von ihr nur ein kleines Taschengeld. Verzweifelt bittet sie Nero Wolfe um Hilfe, doch der weigert sich zunächst, ihren Fall zu übernehmen. Kurz darauf stellt sich heraus, dass ausgerechnet Wolfes Erzfeind Arnold Zeck dahinter steckt. Als auch noch eine Leiche auftaucht, beschließt der Detektiv, in den Untergrund zu gehen. Zur Tarnung nimmt er so stark ab, dass ihn nicht einmal sein Assistent Archie erkennt.

Rex Stout (1886-1975) wurde berühmt durch seine Kriminalromane mit dem übergewichtigen Privatermittler Nero Wolfe. Zwischen 1933 und 1975 verfasste er 33 Romane und zahlreiche Erzählungen dieser Serie. Bevor er mit 46 Jahren seinen ersten Nero-Wolfe-Roman schrieb, war er ein erfolgreicher Geschäftsmann. Zeitlebens trat er für die Wahrung individueller Freiheitsrechte ein und war lange Vorsitzender des amerikanischen Schriftstellerverbands.

Rex Stout (1886-1975) wurde berühmt durch seine Kriminalromane mit dem übergewichtigen Privatermittler Nero Wolfe. Zwischen 1933 und 1975 verfasste er 33 Romane und zahlreiche Erzählungen dieser Serie. Bevor er mit 46 Jahren seinen ersten Nero-Wolfe-Roman schrieb, war er ein erfolgreicher Geschäftsmann. Zeitlebens trat er für die Wahrung individueller Freiheitsrechte ein und war lange Vorsitzender des amerikanischen Schriftstellerverbands.

Kapitel Eins


Es war nicht überraschend, dass Mrs. Barry Rackham den Termin mit einem auf die Lippen gelegten Finger gemacht hatte. Das ist beileibe keine ungewöhnliche Geste für jemanden, der sich in einer Situation befindet, in der er keinen anderen Ausweg sieht, als sich an Nero Wolfe zu wenden.

Bei Mrs. Barry Rackham habe ich mir den Verschwiegenheit fordernden Finger allerdings nur vorgestellt, da sie den Termin telefonisch vereinbarte. Ich hörte ihn in ihrer leisen, abgehackten Stimme und der Art, wie sie immer wieder betonte, wie vertraulich alles sei, selbst noch, als ich ihr feierlich versicherte, dass wir nur selten die Presse informierten, wenn uns jemand um eine geschäftliche Unterredung bittet. Am Ende erklärte sie mir ein weiteres Mal, dass sie lieber mit Mr. Wolfe persönlich gesprochen hätte, und ich legte auf und beschloss, eine diskrete Routineüberprüfung der möglichen Klientin als ratsam zu erachten, beginnend mit Mr. Mitchell bei der Bank und Lon Cohen bei der Gazette. Was unser Hauptinteresse betraf – konnte sie ihre Rechnungen bezahlen und tat sie es auch? –, war das Ergebnis positiv: Sie war gut vier Millionen schwer, vielleicht fünf. Von vier ausgehend und in der Annahme, dass Mr. Wolfes Rechnungen nur die Hälfte davon ausmachen würden, reichte das, um mein gegenwärtiges Gehalt als Wolfes Sekretär, getreuer Assistent und offizielle Nervensäge für einhundertsiebenundsechzig Jahre zu zahlen; und da ich in Wolfes Haus lebte, kamen noch Kost und Logis hinzu. Sollte sich herausstellen, dass sie Detektivarbeit im Wert von zwei Millionen Mäusen benötigte, war ich also bis ans Lebensende versorgt.

Danach zu urteilen, wie sie um 11:05 am nächsten Morgen, freitags, aussah und sich benahm, als es klingelte und ich sie hereinließ, mochte das durchaus möglich sein. Ein Mann stand mit ihr auf der obersten Stufe, und nach einem schnellen Blick nach Osten und nach Westen schob sie sich an ihm vorbei, huschte blitzschnell ins Haus, ergriff meinen Ärmel und erklärte laut flüsternd: »Sie sind nicht Nero Wolfe!«

Sofort ließ sie mich wieder los, packte den Ellbogen ihres Begleiters, um ihn über die Schwelle zu ziehen, und zischte ihm aufbrausend zu: »Komm herein und mach die Tür zu!« Man hätte denken können, sie wäre eine Großfürstin, die in eine Pfandleihe stürzte.

Nicht, dass sie meiner Vorstellung von einer Großfürstin entsprochen hätte. Während ich die beiden hereinließ und Hut und Mantel des Mannes an die Garderobe hängte, musterte ich unsere Besucher. Sie war ein Widerspruch in sich – knochig vom Hals aufwärts, üppig nach unten hin. Über Kinn und Wangenknochen saß die Haut straff gespannt, aber entlang von Mund und Nase zog sich ein Gewirr aus Falten.

Ich half ihr aus dem Pelzmantel und sagte: »Hören Sie, Mrs. Rackham. Sie wollen doch Nero Wolfe sprechen, oder?«

»Ja«, flüsterte sie. Sie nickte und sagte dann mit lauter Stimme: »Selbstverständlich.«

»Dann sollten Sie, wenn möglich, aufhören zu zittern. Es macht Mr. Wolfe nervös, wenn eine Frau zittert. Er denkt dann, sie wird hysterisch, und hört Ihnen vielleicht nicht zu. Holen Sie tief Luft und versuchen Sie, damit aufzuhören.«

»Du hast den ganzen Weg im Auto schon so gezittert«, sagte der Mann mit einem sanften Bariton.

»Habe ich nicht!«, fuhr sie ihn an. Nachdem das geklärt war, wandte sie sich wieder an mich. »Das ist mein Cousin Calvin Leeds. Er wollte nicht, dass ich herkomme, aber ich habe ihn dennoch mitgebracht. Wo ist Mr. Wolfe?«

Ich zeigte auf die Tür zum Büro, ging sie öffnen und führte die beiden hinein.

Ich bin nie dahintergekommen, nach welchen Kriterien Wolfe entscheidet, ob er aufsteht oder nicht, wenn eine Frau sein Büro betritt. Sollte er festen Regeln folgen, sind sie zu kompliziert für mich, entscheidet er subjektiv, wüsste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Diesmal blieb er hinter seinem Schreibtisch in der Ecke beim Fenster sitzen, nickte nur und murmelte etwas, als ich die Namen der beiden nannte. Einen Moment lang dachte ich, Mrs. Rackham starre ihn wegen seiner schlechten Manieren vorwurfsvoll an, doch es war, wie ich dann sah, nichts als überraschter Unglaube, dass er dermaßen dick und fett sein konnte. Ich bin so an seine Ausmaße gewöhnt, dass ich leicht vergesse, wie er auf Leute wirken muss, die ihn zum ersten Mal sehen.

Wolfe richtete einen Daumen auf den roten Ledersessel jenseits seines Schreibtischs und brummte in Mrs. Rackhams Richtung: »Setzen Sie sich, Madam.«

Sie ging und setzte sich. Ich tat es ihr nach, hinter meinem Schreibtisch, nicht weit von Wolfes und im rechten Winkel dazu. Calvin Leeds, der Cousin, saß bereits zum zweiten Mal. Er hatte sich zunächst die Couch hinten ausgesucht und war dann auf den Sessel gewechselt, den ich ihm herangezogen hatte. Ich nahm an, dass er und Mrs. Rackham das Licht der Welt etwa gleichzeitig mit dem zwanzigsten Jahrhundert erblickt hatten, aber er konnte auch etwas älter sein. Er trug eine Menge Wetter im Gesicht, hatte eine robust raue Haut, das Haar war mal braun gewesen, jetzt eher grau, und angesichts seiner mittleren Größe und seines mittleren Gewichts sah er aus und bewegte sich, als wären sämtliche Federn in ihm noch tadellos und gängig. Nachdem er Wolfe und das Büro eingehend in Augenschein genommen hatte, hielt er den Blick jetzt auf seine Cousine gerichtet.

Mrs. Rackham wandte sich an Wolfe. »Sie können nicht sehr gut herumlaufen und Dinge herausfinden, oder?«

»Ich weiß es nicht«, sagte er höflich. »Ich habe es seit Jahren nicht probiert und es auch nicht vor. Andere laufen für mich herum.« Er machte eine Geste zu mir hin. »Mr. Goodwin selbstverständlich, und es gibt noch mehr, wenn nötig. Brauchen Sie jemanden, der für Sie herumläuft?«

»Ja.« Sie machte eine Pause. Ihr Mund arbeitete. »Ich denke, schon. Vorausgesetzt, es kann auf sichere Art geschehen – ich meine, ohne, dass jemand davon erfährt.« Ihr Mund arbeitete noch etwas mehr. »Ich schäme mich bitterlich, dass ich in meinem Alter, zum ersten Mal im Leben – dass ich jetzt mit meinen persönlichen Angelegenheiten zu einem Privatdetektiv muss.«

»Dann hättest du nicht kommen sollen«, sagte Leeds verhalten.

»Dann kommen Sie zu früh«, erklärte Wolfe.

»Zu früh? Warum?«

»Sie hätten warten sollen, bis es so dringend oder unerträglich wird, dass Sie keine Scham mehr verspüren, Hilfe zu erbitten, besonders von jemandem, der so teuer ist wie ich.« Er schüttelte den Kopf. »Zu früh. Kommen Sie wieder her, falls und wenn Sie es müssen.«

»Hörst du, Sarah?«, sagte Leeds, aber ohne alles Besserwisserische.

Sie beachtete ihn nicht weiter, beugte sich vor und redete auf Wolfe ein: »Nein, jetzt bin ich hier. Ich muss es wissen! Ich muss das über meinen Mann wissen!«

Wolfes Kopf fuhr mit einem Blick zu mir herum, der mich versengen sollte. Ich hielt ihm stand und erklärte nachdrücklich: »Nein, Sir. Wenn das so ist, hat sie mich belogen. Ich habe ihr gesagt, dass wir nichts mit Beweisen für Scheidungen oder Trennungen zu tun haben wollen, und sie sagte, darum gehe es nicht.«

Er ließ von mir ab und fragte sie: »Wollen Sie, dass man Ihren Mann beschattet?«

»Ich – ich weiß nicht. Ich glaube, nicht –«

»Haben Sie den Verdacht, dass er Ihnen untreu ist?«

»Nein! Das nicht!«

Wolfe knurrte, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, suchte eine bequeme Position und brummte: »Nun reden Sie schon.«

Mrs. Rackhams Kinn begann zu zittern. Sie sah Leeds an. Seine Brauen fuhren in die Höhe, und er schüttelte den Kopf, offenbar nicht grundsätzlich ablehnend, sondern weil er ihr das Reden überlassen wollte. Wolfe ließ ein Grunzen hören. Sie richtete den Blick auf ihn und sagte klagend: »Ich bin neurotisch.«

»Aber ich bin kein Psychiater«, fuhr Wolfe sie an. »Ich bezweifle, dass –«

Sie unterbrach ihn. »Ich bin neurotisch, seit ich denken kann. Ich hatte weder Bruder noch Schwester, meine Mutter starb, als ich drei war, und mein Vater mochte meine Gesellschaft nicht, ich war ihm zu hässlich. Als er starb – da war ich zwanzig –, habe ich die ganze Beerdigung über geheult, nicht weil er tot war, sondern weil ich wusste, dass er mich nicht so lange so nahe bei sich gewollt hätte – in der Kirche, auf der Fahrt zum Friedhof und dort an seinem Grab.«

Ihr Kinn fing wieder an zu zittern, aber sie spannte es an und gewann die Kontrolle. »Ich erzähle Ihnen das, weil es sowieso kein Geheimnis ist, und ich will, dass Sie verstehen, warum ich Hilfe brauche. Ich war nie wirklich sicher, warum mein erster ...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2019
Übersetzer Werner Löcher-Lawrence
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte 1950 • 50er Jahre • Billig • Buch • Detektiv • eBook • E-Book • Geheimorganisation • Gourmet • günstig • Kostenlos • Krimiklassiker • Mord • New York • Preisaktion • Rex Stout
ISBN-10 3-608-11557-9 / 3608115579
ISBN-13 978-3-608-11557-4 / 9783608115574
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