Die Chroniken von Taimura (eBook)
228 Seiten
TWENTYSIX (Verlag)
978-3-7407-3884-6 (ISBN)
Callista Blackwood lebt und arbeitet in Erkelenz, einer kleinen Stadt im schönen Rheinland, nicht weit von Mönchengladbach entfernt. Obwohl sie schon seit ihrer Jugend immer wieder Geschichten geschrieben hat, ist dieser Teil der Chroniken doch ihr erstes gedrucktes Werk. Sie teilt sich ein Häuschen mit ihrem Mann und zwei völlig verwöhnten Katzen.
Kapitel 1
In der Kühle nach einem heftigen Gewitter, die ein wenig Erholung von dem heißen Sommertag versprach, begann ein lebhaftes Treiben in den Straßen von Glendal, einer kleinen Stadt, die bekannt für ihren Handel mit feinen Wollstoffen und landwirtschaftlichen Produkten von hervorragender Qualität war. Die Fensterläden der mehrstöckigen Häuser, die fast alle aus grauem Stein gebaut waren, wurden aufgerissen, um die kühlere Luft hineinzulassen. Die Menschen, die sich bis jetzt vor der Hitze in ihren Häusern versteckt hatten, kamen heraus, um Besorgungen zu machen oder den Feierabend mit einem kühlen Bier zu beginnen. Mütter liefen mit ihren kleinen Kindern an der Hand zum Markt, um Lebensmittel zu kaufen. Landarbeiter kehrten von den Feldern zurück, und die Viehtreiber brachten ihre Tiere in die Stallungen am Rande der Stadtmauer. Die kleinen, schmalen Gassen füllten sich, und die Hauptstraßen mit den Läden und Werkstätten zogen die Menschen nun an. Auf dem Marktplatz herrschte ein geschäftiges Treiben. Marktschreier boten lautstark ihre Waren an. Käufer und Händler feilschten um die besten Preise, und überall wurde heftig diskutiert. Auf der Wiese am Marktplatz spielte eine Schar von Jungen mit einem Ball. Ein Puppenspieler hatte seine Bühne dort aufgebaut, und quengelnde Kinder zogen ihre Mütter oder Kindermädchen dorthin, um sich die Vorstellung anzuschauen. Beim Geflügelhändler rannte ein Junge einen der Käfige um, und die Hühner flatterten aufgeregt aus dem zerbrochenen Gefängnis. Wütend schrie der Händler dem Kind hinterher, doch es hatte sich längst aus dem Staub gemacht. Überall patrouillierten die Stadtwachen und behielten alles im Auge. Einige Taschendiebe versuchten ihr Glück bei den Marktständen.
Doch über der ganzen lebhaften Stimmung lag auch etwas Bedrückendes. Die Bewohner des Ortes wirkten verängstigt, und niemand wollte länger unterwegs sein als unbedingt nötig. Obwohl dieser Teil der Stadt zu den besseren Vierteln zählte mit seinen von Bäumen gesäumten Straßen und den vielen Brunnen und Denkmälern, waren die Leute vorsichtig und gingen Fremden aus dem Weg. Im Park, bei einer Baumgruppe standen einige Bänke und Tische, doch im Moment saßen dort nur vier Männer. Sie schienen eine kleine Pause zu machen und sich zu unterhalten.
»Also gut, wir werden vorgehen wie abgemacht. Ich und Tonsar werden in die Taverne gehen und den Informanten treffen«, sagte ein schwarzhaariger Mann um die fünfundzwanzig. Er war recht groß, schlank und hatte einen athletischen Körperbau. In seinem hübschen Gesicht mit den ebenmäßigen und edlen Zügen funkelten topasblaue Augen. Über seinen Schultern hing ein leichter Umhang mit Kapuze.
Ein älterer Mann mit grauen Haaren und Bart brummte: »Quell sagte, dass es wichtig ist. Kendel und ich müssen unbedingt ungestört mit ihm reden!«
»Überlasst das nur uns, nicht wahr, Daryen!«, kam es da von einem muskulösen Braunhaarigen.
Sein gutmütiges Gesicht zeigte ein breites Grinsen, als er in die Runde schaute. Er trug ebenfalls einen Umhang mit Kapuze und wirkte ziemlich unbekümmert.
»Wir werden die Soldaten schon von euch fernhalten. Max und ich sollten ihre Aufmerksamkeit problemlos auf uns lenken können, dann machen wir eine nette kleine Stadttour mit ihnen«, lachte der blonde Mann, den sie Daryen genannt hatten.
Er war etwa so groß und so alt wie der schwarzhaarige Kendel und hatte seine langen, blonden Haare lose zu einem Zopf gebunden. Seine smaragdgrünen Augen verrieten einen wachen Verstand.
»Im Notfall wendet Daryen einfach ein paar seiner magischen Tricks an«, grinste Max.
»Es wäre mir lieb, wenn Daryen seine Magie gar nicht erst anwenden müsste. Egal was ihr macht, löst bloß keinen Alarm aus. Tonsar und ich könnten nicht rechtzeitig bei euch sein«, schärfte ihnen Kendel ein.
»Keine Angst! Sollten wir in Schwierigkeiten geraten, werde ich dich informieren«, versicherte ihm Daryen.
»Ich werde meinen Geist für deine Gedanken öffnen. Denk aber bitte daran, dass ich dich nicht über eine zu große Entfernung ›hören‹ kann. Meine telepathischen Kräfte sind begrenzt, und hier in der Stadt fällt es mir schwer, mich auf eine Stimme zu konzentrieren«, sagte der schwarzhaarige Kendel.
»Keine Sorge, wir passen schon auf!«, sagte Daryen, und Max nickte.
»Gut, dann wollen wir mal loslegen. Bis später!« Und damit beendete Kendel die Unterredung.
Was die umstehenden Menschen nicht wussten, war, dass diese vier Männer zu den Rebellen von der »Schwarzen Maske« gehörten.
Ohne große Eile standen sie nun von den Parkbänken auf und trennten sich. Während Kendel und Tonsar zusammen in Richtung Taverne gingen, fielen Daryen und Max ein Stück hinter ihnen zurück. Unauffällig beobachteten sie die Umgebung. Kendel lauschte den Gedanken der Menschen in seinem Umfeld und wurde plötzlich auf eine Gruppe Männer aufmerksam.
Es waren sechs. Sie waren wie Tagelöhner gekleidet und wirkten recht ungepflegt. Ihre grobschlächtigen Körper steckten in schäbiger Kleidung, die fleckig und an einigen Stellen gerissen war oder Löcher hatte. Hände und Gesichter waren schon seit einiger Zeit nicht mehr mit Wasser in Berührung gekommen.
In ihren Gedanken schnappte Kendel einige interessante Informationen auf.
Wo stecken diese Rebellen nur. Sie müssten doch hier irgendwo sein. Oder hat unser Informant etwas falsch verstanden? –
Wenn diese Kerle nicht bald hier auftauchen, können wir die Suche genauso gut auch einstellen.
Kendel lachte leise, als er die verstimmten Töne bei den Soldaten vernahm. Nun, wenn sie sich langweilten: Dem konnte Abhilfe geschaffen werden.
Daryen?, hörte der blonde Magier die Stimme seines schwarzhaarigen Freundes.
Was gibt’s?, antwortete er ihm in Gedanken.
Dort vorne am Stand vom alten Tref stehen ein paar Soldaten in Zivil. Ich glaube, sie haben Sehnsucht nach uns. Bis jetzt haben sie uns noch nicht entdeckt.
Daryen schaute zu dem Marktstand und sah die Gruppe, die Kendel gemeint hatte.
Ich sehe sie. Wir werden uns ihrer annehmen.
»Max?«
»Hm?«, sagte der ein wenig abwesend, da er sich gerade die frisch gebackenen Brote am Bäckerstand ansah.
»Die Kerle da vorne möchten durch die Stadt geführt werden.«
Daryen deutete durch ein leichtes Kopfnicken in die Richtung, wo die besagten Kerle standen.
»Wir werden ihnen eine ausgiebige Route zeigen!«, grinste der braunhaarige Max.
Die beiden gingen zu dem Marktstand und benahmen sich möglichst auffällig.
Kendel, hättest du wohl die Freundlichkeit, ein wenig zu helfen? –
Aber natürlich!
Daryen hatte seinem Freund in Gedanken gezeigt, was er vorhatte. Als sie an den Soldaten vorbeikamen, rutschte die Kapuze von seinem Umhang, wie durch Zufall, und mit Kendels telekinetischer Hilfe ein wenig nach hinten, sodass man für einen kurzen Moment sein Gesicht sehen konnte. Daryen hatte den Moment so abgepasst, dass die Männer auf jeden Fall einen Blick auf ihn erhaschen konnten. Als er sich sicher war, dass sie ihn erkannt hatten, zog er die Kapuze hastig und betont auffällig wieder hoch.
Die ganze Szene spielte sich vor den Augen der Bewohner ab, doch keiner schenkte ihr Beachtung. Nur einer der Soldaten hatte die kleine Vorführung mitbekommen. Hastig stieß er seine Kumpane an und deutete mit einem leichten Kopfnicken auf die beiden Verdächtigen, die sich langsam zum Marktplatz bewegten. Die anderen schauten unauffällig in die angezeigte Richtung und nickten ebenfalls kaum merklich. Daraufhin setzten sich alle in Bewegung. Offensichtlich hatten zwei Männer ihre Aufmerksamkeit erregt.
Der eine war groß und schlank. Unter seiner Kapuze konnte man einen blonden Zopf erkennen, der bis auf seine Brust reichte. Sein Gesicht wurde von der Kapuze seines Umhangs nahezu verdeckt, doch hatte der Anführer einen kurzen Moment das hübsche Gesicht mit den funkelnden smaragdgrünen Augen sehen können. Der leichte Umhang verhüllte eine athletische Gestalt, und die geschmeidigen Bewegungen ließen erahnen, dass es sich um einen erfahrenen Kämpfer handelte. Er trug eine schwarze Lederhose und ein schwarzes Hemd. Das war unverkennbar der Magier, der auf der Liste der Soldaten stand. Der andere war kleiner und von eher stämmiger Statur, und es lugten braune Strähnen unter der Kapuze hervor. Er hatte mächtige Oberarme und ein breites Kreuz, was für die Handhabung seiner Lieblingswaffe von enormem Vorteil war. Max trug eine braune Hose und ein helles Hemd. Eine mächtige Streitaxt und ein Kurzschwert waren unter dem Umhang verborgen. Furchteinflößende Waffen, die er hervorragend beherrschte. Er war der Sohn eines Bauern, und die schwere Feldarbeit hatte seinen Körper geformt.
Es sah so aus, als wollten sie,...
Erscheint lt. Verlag | 7.1.2019 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
ISBN-10 | 3-7407-3884-7 / 3740738847 |
ISBN-13 | 978-3-7407-3884-6 / 9783740738846 |
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