Raumschiff Rubikon 43 Griff aus dem Urkontinuum (eBook)
240 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-2469-5 (ISBN)
1
Für einen Moment sah es so aus, als würden Flammen aus Yaels Körper hervorbrechen und nach den unersetzlichen Geräten in seiner Umgebung greifen – oder nach den bei ihm befindlichen n-dimensional denkenden Wurmwesen, die einst Sklaven der Ganf gewesen waren.
John Cloud stöhnte auf. Die Bilder, die über die Holoschleier in den Kommandopuls gelangten, brachten seine Haare zum Stehen. Und nicht nur die Bilder, die ihn aus der Kammer des Kosmotops erreichten, sondern beinahe noch stärker die gespenstischen Szenen, die über die Holoschleier von jenseits der Singularitätssenke, in der die FELOR vor Anker gegangen war, hereinschwemmten.
»Guma Tschonk… Guma Tschonk – tu etwas! Du musst etwas tun! Sieh nur, was mit meinem armen Jungen geschieht!«
Jiim stand kurz davor, zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit die Kontrolle über sich zu verlieren.
Cloud schob den Arm unter den Flügeln seines Freundes hindurch und legte ihn um die Taille des Nargen, der aus seinem Leben und Umfeld nicht mehr wegzudenken war – genauso wenig wie sein Sprössling Yael. Allerdings hatten sich die Ereignisse in einem Maße verselbstständigt, dass Cloud für nichts und niemanden mehr garantieren konnte.
Jenseits der trügerischen Ruhe der Raum-Zeit-Verwerfung, in die neben der FELOR auch die gigantische CHARDHIN-Perle eingebettet war, die ein elementarer Bestandteil der EWIGEN KETTE war, spielten sich ähnlich dramatische Szenen ab wie an Bord. Die Holoschleier zeigten den Prozess, der dort nicht nur nach den Sternen gegriffen hatte, sondern nach dem Weltall schlechthin. Die Sterne fungierten offenbar nur als Katalysator, um Äther zu verbreiten, und Cloud fürchtete, dass das Gebiet, das die Felorer den »Mittelpunkt des Universums« nannten, beispielhaft für den Rest des Kosmos geworden war.
Womit die Katastrophe eingetreten wäre, vor der wir uns alle gefürchtet haben – nur ahnte keiner von uns, dass sie sich dieses Mittels bedienen würde.
Wozu die »Äther« getaufte Strahlung fähig war, wussten sie alle spätestens seit ihrem Besuch der Galaxis Scharan, in der genau diese Kraft dafür gesorgt hatte, dass eine aus Milliarden Sternen und Abermilliarden Planeten bestehende Sterneninsel zu einem abnormen Gebilde von gerade einmal 4,5 Lichtjahren Durchmesser geschrumpft war, weil die Distanzen zwischen den Sonnensystemen im Zuge des Äthereinflusses rapide geschrumpft waren. Aber nicht nur die Entfernungen hatten sich verändert, alles war anders geworden. Sonnen hatten ihre Funktion eingestellt, waren vom Äther wie eingefroren worden. Sowohl das Vakuum zwischen den Himmelskörpern als auch die Atmosphären der bewohnten Welten waren vom Äther heimgesucht und durchdrungen worden. Statt der gewohnten Luftgemische hatten die zahllosen, in Scharan beheimateten Lebensformen plötzlich Äther atmen müssen; nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz von Spezies hatte dies verkraftet, hatte es geschafft, den Organismus auf die neuen Bedingungen einzustellen. In Scharan hatte die Ausbreitung des Äthers ein Massensterben bis dahin nicht gekannten Ausmaßes hervorgerufen. Und jetzt…
Und jetzt droht das Gleiche nicht mehr nur dieser einen Galaxie, die wir für einen Sonderfall hielten , dachte Cloud, jetzt schwappt der Äther womöglich in sämtliche Bereiche des Kosmos und zeitigt dort die gleichen Folgen wie in Scharan…!
Er merkte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
»Guma…«
Der flehende Blick seines auf dem Planeten Kalser geborenen Freundes machte klar, dass Jiim mit tröstenden Worten nicht geholfen war.
Jarvis glitt heran. »John, soll ich…?«
Cloud löste den Arm von Jiim und wandte sich der Gestalt zu, die nur scheinbar ein Mensch aus Fleisch und Blut war.
»Was hast du vor?«
»Ich springe zu Yael und hole ihn. Hierher zu uns!«
Cloud schüttelte den Kopf, obwohl er insgeheim wünschte, damit wäre nicht nur Yael zu helfen, sondern auch die unseligen Begleiteffekte von Yaels Initiative zu beseitigen. Aber die Wirklichkeit sah anders aus.
»Wenn du das tätest, würde alles nur noch schlimmer. Ganz davon zu schweigen, dass dich eine Transition unter den draußen herrschenden physikalischen Bedingungen Kopf und Kragen kosten könnte.«
Die Worte, die seine Lippen verließen, hörten sich selbst für Cloud an, als würde ein Fremder sie sprechen.
Prompt lachten sowohl Jarvis als auch Jiim heiser und voller Bitterkeit auf. »Definiere ›noch schlimmer‹«, verlangte Jarvis mit unüberhörbarem Sarkasmus. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass noch schlimmer gehen kann?! Die Bilder sprechen für sich. Unser Glück könnte es sogar sein, dass wir uns im Dunstkreis der Ersten Perle aufhalten, in diesem singulären Medium. Vielleicht hat der Äther auf diesen Bereich keinen Zugriff. Obwohl ich mir da nicht so sicher wäre. Die Einzigen, die es vielleicht wissen und sagen können, sind –«
»– die Felorer«, fiel Jiim ihm ins Wort und trommelte sich mit den Fäusten gegen die Brust. »Ich weiß, dass ich Rylbert niemals hätte angreifen dürfen! Aber… aber sie hätten auch Yael nicht für ihre Pläne einspannen dürfen! Ich ertrage das nicht! Helft meinem Jungen! Alles andere ist…« Seine Stimme brach.
Cloud blickte sich unwillkürlich um. Nach der Attacke auf den Anführer der Felorer war der Kommandopuls, was die Fremdwesen anging, wie leer gefegt. Der möglicherweise schwer verletzte Rylbert war von formwandlerischen Einheiten des Schiffes weggeschafft worden – mutmaßlich auf eine Krankenstation.
»Du beruhigst dich jetzt, Jiim. Das ist ein Befehl.« Cloud nickte Scobee zu, die ihn ebenfalls in den Kommandopuls begleitet hatte. Seine Mitstreiterin verstand die wortlose Bitte, sich Jiims anzunehmen. Cloud seinerseits wandte sich an Jarvis. »Transition mit deinen körpereigenen Mitteln dürfte aktuell wenig ratsam sein. Traust du dir zu, dich von der Hernetanten Schlinge zur Kosmotop-Kammer tragen zu lassen?«
Jarvis nickte. »Natürlich. Im Gegensatz zu euch fällt mir die Nutzung leicht. Ich habe alle von Rylbert genannten und für den Gebrauch nötigen Parameter in mir gespeichert. Es wird eine Spur länger dauern, als zu transitieren, aber das nehme ich in Kauf. Alles ist besser, als hier einfach nur rumzustehen und Däumchen zu drehen! Allerdings…«
»Ja?«
»… appelliere ich...
Erscheint lt. Verlag | 9.12.2018 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
ISBN-10 | 3-7389-2469-8 / 3738924698 |
ISBN-13 | 978-3-7389-2469-5 / 9783738924695 |
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