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Der Erschaffer (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
400 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99223-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Erschaffer -  Andrew Bannister
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Ein virtueller Krieg entbrennt! Die Spin-Galaxie steht kurz vor ihrem Ende. Ihre letzten Bewohner versuchen, in ein virtuelles Paradies zu entfliehen. Doch die riesigen Server, die das stetig wachsende Paradies instand halten, stellen eine gewaltige Bedrohung dar: Sie verschlucken Energie und Ressourcen und produzieren Hitze. So entbrennt ein Krieg zwischen der Realität und der Virtualität, den scheinbar nur ein uraltes Artefakt - der Erschaffer - stoppen kann. Als das insektoide Wesen Scarbo die zunehmenden Anzeichen des Untergangs erkennt, begibt er sich auf eine verzweifelte Reise in den Spin. So wird Scarbo nicht nur überraschend zu einem Vermittler im virtuellen Krieg, sondern möglicherweise auch zum Retter der Menschheit ...

Andrew Bannister wurde 1965 in Cornwall geboren. Er studierte Geologie und arbeitet zumeist auf hoher See als Berater in Umweltfragen. Seine Vorliebe für Science-Fiction brachte ihn auf die Idee, eine Serie um die ganz großen Geheimnisse des Universums zu schreiben - und mit der »Spin«-Trilogie landete er auf Anhieb einen Bestseller. Andrew Bannister lebt in Leicester.

Andrew Bannister wurde 1965 in Cornwall geboren. Er studierte Geologie und arbeitet zumeist auf hoher See als Berater in Umweltfragen. Seine Vorliebe für Science-Fiction brachte ihn auf die Idee, eine Serie um die ganz großen Geheimnisse des Universums zu schreiben – und mit der "Spin"-Trilogie landete er auf Anhieb einen Bestseller. Andrew Bannister lebt in Leicester.

Friedensgraben und Hochebene, Sholntp (Vrealität)


Sie liebten sich, weich gebettet auf lebendigem Moos, auf dem flachen Felsen der Spornspitze der Bugformation, einer unglaublich schlanken Tuffsteinnase, die mehrere Hundert Meter senkrecht über dem Abgrund des Friedensgrabens aufragte.

Hels hatte sich lächelnd umgedreht und saß nun rittlings auf ihm. Sie hatte bewusst ihre menschliche Grundgestalt angenommen, und der Anblick ihres Körpers aus seiner Perspektive hätte ihn eigentlich erregen sollen, hätte eigentlich direkt sein Hinterhirn erreichen sollen, ungeachtet der paar Hundert Millionen Jahre Menschheitsgeschichte als höhere Spezies.

Es war … schön, ja, das musste er zugeben. Sie sah großartig aus. Primitiv. Tierisch sogar und vielleicht auch ein wenig ekelhaft, womit er allerdings kein Problem hatte. Und es fühlte sich gut an. Nicht großartig, aber auf jeden Fall gut.

Doch sie war ihm im Weg. Er musste sich beherrschen, um sich nicht seitlich zu drehen und an ihr vorbeizuspähen.

Im Querschnitt war der Friedensgraben beinahe rechteckig, ungefähr zwei Kilometer tief und genauso breit. Von der Hochfläche ringsum unterschied er sich in allem. In seinem Innern war er tropisch, während oben gemäßigt kühle Temperaturen herrschten. Im Innern war er exotisch, während oben allgemeine Eintönigkeit überwog. Er leuchtete in sämtlichen Farben, während auf der Hochebene Heide und stumpfe Grasflächen in mattem Blau, Grün und Grau dominierten. In der Nähe der Abbruchkante gab es auch einen Streifen, der ein paar Dutzend Meter breit war und mit dickem rostfarbenem Moos bewachsen war, das in der feuchtwarmen, leicht radioaktiven Luft gedieh, die aus dem Graben aufstieg.

Hels kam in Fahrt. Er stieß die Hüften nach oben und grunzte ihr aufmunternd zu.

Der Graben war das Ergebnis des letzten Versuchs, einen Krieg zu beenden. Er hatte nie Gewissheit darüber erlangt, ob es ein Erfolg gewesen war oder nicht. Sicher, der Krieg war damit beendet worden, es war also vordergründig gelungen. Auch in der Erinnerung. Schließlich hieß der Ort auch hunderttausend lokale Jahre danach noch der Friedensgraben – selbst nachdem man alles bis auf seinen Namen vergessen hatte, sogar den Krieg selbst.

Das war einer der Hauptgründe dafür, dass er diesen Ort besuchte, wenn es sich einrichten ließ. Um sich zu erinnern. Schließlich hatte er es miterlebt – hatte zugeschaut, wie die flammenden Schiffe abgestürzt waren.

Miterlebt. Er schreckte vor dem Wort verursacht zurück.

Etwas näherte sich dem Höhepunkt. Er verscheuchte die Gedanken und bäumte sich auf, den drängenden Bewegungen entgegen.

Dies war der hundertste Besuch, fiel ihm ein. Er versuchte, einmal in tausend lokalen Jahren herzukommen. Erstens weil er es versprochen hatte, aber auch weil er sich immer mehr in diesen Ort verliebt hatte. Er liebte seine Knochen – die Teile, die sich nicht veränderten –, und er liebte die Veränderungen, die während seiner tausendjährigen Abwesenheiten mit der Deckschicht vor sich gingen. Er redete sich ein, dass das nichts mit Abhängigkeit zu tun hatte, denn irgendjemand musste das ja glauben, und dieser Jemand konnte genauso gut er sein. Wie dem auch sein mochte, Schuldgefühle reichten als Grund längstens aus.

Apropos Kommen, konzentrier dich …

Gemeinsam gelangten sie zum Höhepunkt. Er war ziemlich stolz auf sich. Dafür, dass er sich nicht ernsthaft konzentriert hatte, hatte er es ganz gut hinbekommen.

Hels zitterte und fiel nach vorn, bis ihr Kopf zwischen seinen Füßen lag. Dadurch hob sich ihre Hüfte, und er glitt aus ihr heraus. »Uff! Nicht schlecht.« Sie bog den Kopf zu ihm herum. »Bei dir?«

»Ja, war gut.«

»Gut?« Sie zog die Brauen hoch. »Bist du überhaupt wach, Zeb?«

Er dachte rasch nach. »Entschuldige. Ich war nur ziemlich weit weg. Aber auf eine gute Art und Weise.«

»Scheint so.« Sie wälzte sich von ihm herunter und lag schließlich neben ihm, auf die Ellbogen gestützt und mit dem Gesicht ganz dicht neben seinem Kopf. »Weißt du, manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich deine ungeteilte Aufmerksamkeit habe.«

»Echt?« Er musterte ihr Gesicht. Vom Liebesspiel verschmiert, doch mit forschendem Blick. Er war selbst verblüfft, aber sein Körper schien bereit zu sein, die Frage für ihn zu beantworten. Er setzte sich auf, fasste sie an den Schultern und drückte sie sanft zurück, bis sie sich über die Hüfte auf den Rücken drehte. Er stürzte sich auf ihre Körpermitte.

»Zeb! Hmm …«

Das war besser. Oh ja.

Jetzt verstellte ihm nichts mehr die Sicht.

Hels stöhnte. Wenigstens teilweise verlief sein Besuch erfreulich. Für kurze Zeit gelang es ihm sogar, die Kulisse ringsum zu vergessen.

 

Mit konstanten zweihundert Stundenkilometern rumpelte der Fahrzug über die ungepflasterte Piste, die fetten Reifen trommelten und knirschten auf dem dichten Schotter, schnalzten über kantige Steine und manschten durch flache Rillen in den langen Grasstreifen, die sich zwischen den Abschnitten erstreckten, auf denen die Straße instand gehalten worden war.

Der Fahrzug war erst seit seinem letzten Besuch gebaut worden. Eine jener oberflächlichen Veränderungen, die ihn zum Lächeln brachten. Das und die ganze Reise waren Hels’ Idee gewesen. Sie war höchstens ein paar Stunden in der Vrealität gewesen, als er sie kennengelernt hatte, und bereits nach einer Stunde hatte er beschlossen, dass sie während seines Aufenthalts eine zufriedenstellende Gefährtin abgeben könnte – und dass sie genug Herrin ihrer selbst war, um dabei keinen Schaden davonzutragen.

»Du musst den Graben sehen«, hatte sie gesagt.

»Graben?«

»Den Friedensgraben. Kennst du den echt nicht? Oh, dort oben ist es so schön!« Sie betrachtete sein Gesicht. »Und ruhig.«

Bei der Andeutung hatte er gelächelt und absichtlich so getan, als wäre er nie zuvor dort gewesen, als hätte noch nie jemand darauf bestanden, dass er ihn sich ansah – für gewöhnlich bereits während der ersten Stunde nach dem Kennenlernen.

Jetzt fuhren sie wieder hinab und waren auf dem Weg zu einer Party an einem Ort, den er tatsächlich noch nie besucht hatte, weil er schlichtweg beim letzten Mal noch nicht da gewesen war. Die graugrüne Landschaft rauschte am Fenster vorbei. Die Hochebene hatten sie ebenso hinter sich gelassen wie den dicken Gürtel aus immergrünen Pflanzen, der das Hochland wie eine Tonsur umgab. Mittlerweile befanden sie sich im Getreideland mit seinen Millionen Hektar unterschiedlichster Gräser und unterschiedlichster Früchte, die bereits in vorgeschichtlicher Zeit des Planeten kultiviert worden waren. Ursprünglich hatten sie der Erzeugung von Nahrungsmitteln gedient, inzwischen baute man sie einfach nur so an. In seiner derzeitigen Inkarnation hatte Zeb einen Bericht der planetaren Regierung gelesen, in dem es ganz trocken hieß, der herkömmliche Verzehr von Getreide, das im Umkreis von hundert Kilometern um den Friedensgraben wuchs – Getreide, das bei Regenfällen von den geringen, aber unbestreitbaren Mengen an Radionukliden benetzt wurde, die aus dem Graben herauswaberten –, stelle ein Gesundheitsrisiko dar und könne zur durchschnittlichen Verringerung der Lebenserwartung um fünfundzwanzig Tage führen. Die Lebenserwartung lag bei zweihundertundsieben Jahren.

Messbar – und deshalb inakzeptabel. Trotzdem wurde das Getreide angebaut. Es war eine Frage des Kulturerbes.

Vor zwei Tagen, also nur einen Tag nach ihrem Kennenlernen, hatte er Hels beobachtet, wie sie an einer zweihundert Meter hohen Felswand hochgeklettert war. Danach hatten sie sich fachkundig mit lokal gebrannten Spirituosen betrunken, die für ihre beträchtlichen Beimengungen bekannt, ja, geradezu berühmt waren. Niemand hatte sie daran gehindert. Selbst verursachte Gefahren wurden demnach offenbar geduldet. Mit einem fachkundigen Kater waren sie zum Graben aufgebrochen.

Wahrscheinlich würde sie auch niemand hindern, wenn sie am Abend etwas Ähnliches probieren sollten. Zeb konnte es einerseits nachvollziehen, andererseits auch wieder nicht.

Der Wagen schaukelte, und er wurde gegen Hels geworfen. Sie regte sich und grummelte etwas Unverständliches, bevor sie weiterschlief.

Er verliebte sich nicht, das war klar. Das war seine Regel Nummer eins. Sich in der Vrealität niemals auf etwas einlassen!

Die Strecke vom Friedensgraben in die Tiefebene hinunter war besonders rustikal. Damit passte sie gut zu allem anderen auf Sholntp. Dieser Umstand wurde mit der radioaktiven Belastung des Planeten begründet, die grenzwertig war. Ihretwegen waren spaltbare Stoffe, transuranische Elemente oder anderer radioaktiver Quatsch verboten. Tierkraft und erneuerbare Energien oder gar keine, lautete die Devise.

In diesem Fall handelte es sich um erneuerbare Energien, doch solange er das Fenster geschlossen hielt, verursachte ihm der Rauch keinen Hustenreiz.

Der Fahrzug bestand aus fünf Kraftwagen, an deren Unterseite jeweils ein brummender Alkoholmotor hing. Der Alkohol wurde aus dem Getreide hergestellt, das man nicht verzehren konnte. Zeb nahm an, dass es deshalb nicht nur stark aus dem Auspuff qualmte, sondern dass der Rauch auch leicht radioaktiv war. Die Kombination aus uralter und neuer Umweltverschmutzung amüsierte ihn.

Er spürte, dass Hels den Kopf von seiner Schulter hob. Sie blinzelte. »Wo sind wir?«

Er sah zum Fenster hinaus. »Von der Hochebene runter. Ich würde sagen, noch eine Stunde bis Weiler.«

Sie nickte und bettete den Kopf wieder auf seine Schulter. Er rutschte auf seinem Platz hin und her, damit sie es bequemer hatte.

Mehr als jede andere Person,...

Erscheint lt. Verlag 4.12.2018
Reihe/Serie Die Spin-Trilogie
Die Spin-Trilogie
Übersetzer Simon Weinert
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Buch • Bücher • Die Maschine • eBook • Maschine • Raumschiff • Schöpfung • science fiction bücher • Science Fiction Reihe • Server • Space Opera • Trilogie • Triologie • Verlorenen • virtuell • Virtuelle Welten • Weltraum • Weltraum Abenteuer
ISBN-10 3-492-99223-4 / 3492992234
ISBN-13 978-3-492-99223-7 / 9783492992237
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