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Dorian Hunter 7 - Horror-Serie (eBook)

Amoklauf

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Aufl. 2018
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-7405-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 7 - Horror-Serie - Neal Davenport
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AMOKLAUF

Harry Richardson ließ sich einfach in die weichen Polster seines cremefarbenen Rolls-Royce fallen. Die Hitze, dachte er, diese verdammte Hitze und der Gestank.
Sein Fahrer James betrachtete ihn besorgt. »Soll ich einen Arzt rufen, Sir?«
Richardson gab keine Antwort. Schweiß rann ihm über die hohe Stirn und verfing sich in den buschigen Brauen. Mit einer heftigen Bewegung riss er einen malaysischen Dolch aus der Brusttasche, und bevor James reagieren konnte, zuckte die rasiermesserscharfe Klinge auf seinen Hals zu. Der scharfe Dolch schlitzte ihm die Kehle auf. Blut spritzte hervor und auf Richardsons Anzug.

Dorians Kampf gegen seine Brüder geht weiter. Die nächste Spur führt auf die Insel Borneo - doch als er dort eintrifft, scheint der Teufel bereits zu triumphieren. Der Amoklauf der Familie Richardson ist in vollem Gange ...

1. Kapitel

Er hatte eine Vorladung zu einer ärztlichen Untersuchung bekommen, war sich aber bis jetzt nicht im klaren darüber, weshalb er hatte erscheinen müssen. Der Arzt, ein höchst widerlicher Kerl, hatte auf seine Fragen hin nur süffisant gegrinst und etwas von Routineuntersuchung gemurmelt.

Richardson ging die wenigen Schritte zu seinem cremefarbenen Rolls Royce. James, sein Chauffeur, erblickte ihn, sprang heraus und riss den Wagenschlag auf.

»Ist Ihnen nicht gut, Sir?«, fragte er besorgt, als er in das bleiche Gesicht Richardsons sah.

Dieser gab keine Antwort, sondern ließ sich einfach in die weichen Polster fallen. Die Klimaanlage des Wagens war eingeschaltet, und plötzlich fühlte er sich besser.

Die Hitze, dachte er, diese verdammte Hitze und der Gestank. Er legte den Hut neben sich und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Fahren Sie nach Hause, James!«, sagte er, lehnte sich zurück und schloss die Augen.

Der Wagen fuhr geräuschlos an und zwängte sich ziemlich rücksichtslos durch den Verkehr, doch James kam nur langsam vorwärts. Diese verfluchten Radfahrer!, dachte er grimmig und warf einen raschen Blick in den Rückspiegel. Das Aussehen seines Chefs wollte ihm gar nicht gefallen. Sein Gesicht war sonst rosig; jetzt aber wirkte es wie eine Totenmaske. Die Lider flatterten, und der Oberlippenbart sträubte sich.

Richardson fühlte sich zusehends schlechter. Sein Magen rebellierte, und sein Atem war flach.

Sie fuhren den Brunei River entlang. Die Straße war breit und wenig befahren. Nach einigen Minuten tauchte Kampong Ayer auf, ein Wasserdorf, an der Biegung des Flusses gelegen. James war schon unzählige Male hier vorbeigekommen, doch immer wieder beeindruckten ihn die auf Pfählen ins Wasser gebauten Häuser. Fast fünfzehntausend Menschen wohnten hier, Silberschmiede, Weber von Sarongs und Matten, Fischer und Pensionäre.

Richardson schlug die Augen auf. Sie waren merkwürdig hell und durchscheinend geworden. Sein Atem ging rascher. »Bleiben Sie stehen, James!«, keuchte er.

James reagierte sofort, bremste ab und fuhr den Wagen an die Bordsteinkante. Als er sich umwandte, zuckte er unwillkürlich zusammen. Richardsons Augen glühten. Er bewegte die Lippen unkontrolliert. Weißer Schaum stand ihm vor dem Mund, und Speichel rann über das Kinn.

»Soll ich einen Arzt rufen, Sir?«, fragte James ängstlich.

Richardson gab keine Antwort. Er griff in die Brusttasche und beugte sich vor. Sein Gesicht verzerrte sich. Schweiß rann ihm über die hohe Stirn und verfing sich in den buschigen Brauen. Mit einer heftigen Bewegung riss Richardson einen malaysischen Dolch aus der Brusttasche, und bevor James noch reagieren konnte, zuckte die rasiermesserscharfe Klinge auf seinen Hals zu. Die Augen des Chauffeurs weiteten sich, er wollte ausweichen, doch es war zu spät. Der scharfe Dolch schlitzte ihm die Kehle auf. Blut spritzte hervor und auf Richardsons Anzug.

James brach zusammen und lag halb über dem Lenkrad. Richardson handelte wie in Trance. Er öffnete den Wagen und versteckte den Dolch im Ärmel. Ohne nach rechts oder links zu blicken, überquerte er die Straße. Ein Mädchen kam ihm entgegen und blieb entsetzt stehen, als es seinen blutbesudelten Anzug sah. Richardson stieß einen heiseren Schrei aus, riss den Dolch hervor und sprang auf die junge Frau zu. Er packte ihr langes schwarzes Haar, drückte ihren Kopf zurück und stieß ihr die Waffe in den Bauch. Das Mädchen schrie verzweifelt. Er stach nochmals zu – und wieder und wieder.

Schließlich ließ er das Mädchen achtlos zu Boden gleiten und hastete weiter. Er kam an einigen Obstständen vorbei und schlug mit seinem blutbefleckten Dolch nach allem, was ihm über den Weg lief. Einem alten Mann rammte er das Messer in den Rücken. Dann rannte er einer alten Frau nach, die stolperte und auf den Bauch fiel. Er kniete mit verzerrtem Gesicht neben ihr nieder und stieß ihr den Dolch in die Schulter.

Laut schreiend flüchteten die Leute vor ihm. Einige beherzte junge Männer griffen nach langen Latten und versuchten, ihn zu stoppen. Sie schlugen nach seinem Gesicht, doch Richardson ließ sich nicht aufhalten. Mit tierischem Gebrüll schleuderte er die Stangen zur Seite und stach weiter um sich. Hände griffen nach ihm, doch er konnte sie abschütteln. Er entwickelte übermenschliche Kräfte. Schläge sausten auf seinen Kopf. Seine Nase zerbrach, und ein Auge schloss sich, doch er spürte keinen Schmerz, nur den Drang in seinem Innern, der ihn weitertrieb.

Sekunden später war er allein zwischen den teilweise umgestürzten Ständen. Obst und Gemüse kullerte zwischen den Toten herum. Er richtete sich auf, ließ den Dolch fallen und griff sich ans Herz. Für wenige Augenblicke entspannte sich sein verzerrtes Gesicht, dann bäumte er sich ein letztes Mal auf und brach tot zusammen.

Sie hat verdammt hübsche Beine, dachte ich und nippte an meinem Whisky. Die Stewardess lächelte mir zu, und ich las die Einladung in ihren schiefergrauen Augen, doch ich reagierte nicht darauf.

Ich war der einzige Passagier in der ersten Klasse. Das Flugzeug flog in zehntausend Meter Höhe, und in zwei Stunden würden wir Singapur erreicht haben. Ich fühlte mich müde, völlig zerschlagen und fuhr mir über die Lider.

»Noch einen Bourbon, Mr. Stack?«, fragte die hübsche Stewardess.

Ich sah sie an. Es würde einige Zeit dauern, bis ich mich an meinen neuen Namen gewöhnt hatte.

»Gern«, sagte ich.

Sie war genau der Typ, der mich normalerweise schwach werden ließ. Schulterlanges, aschblondes Haar, glatt und weich, dazu die ausdrucksvollen Augen und die Figur, die eine einzige Einladung war. Sie hieß Helen und hatte mich seit London aufmerksam umhegt. Schade, Mädchen, dachte ich. Heute nicht.

Ich sah ihr ein wenig traurig nach und griff nach den Unterlagen, die ich neben mir liegen hatte. Gegenwärtig hieß ich Gary Stack, ein Name, der mir bei weitem nicht so gut wie mein eigener gefiel. Dorian Hunter klang in meinen Ohren viel besser. Aber in meiner Brusttasche befand sich ein britischer Pass, der auf den Namen Gary Stack lautete, und für die nächsten Tage würde ich mich daran gewöhnen müssen.

Ich war froh gewesen, endlich aus den Staaten zurück nach London fliegen zu können, und hatte mich auf das Wiedersehen mit meinen Freunden gefreut. Doch als mich am Flughafen der Observator Inquisitor erwartete, hatte ich gewusst, dass ich nicht lange in England bleiben würde, und meine Befürchtung hatte sich bewahrheitet. Jetzt war ich auf dem Weg nach Brunei, einem winzigen Land im Norden Borneos. Ein Mann namens Harry Richardson war dort Amok gelaufen. Er hatte sechs Leute ermordet, vier verletzt und war dann plötzlich tot zusammengebrochen. Aber das Mysteriöseste war, dass seine Leiche spurlos verschwunden war. Der O. I. vermutete, dass hinter diesem Amoklauf die Dämonen steckten, und ich sollte Licht in diesen seltsamen Fall bringen. Der O. I. war mit Richardson vor Jahren einmal eng befreundet gewesen und hatte der Familie Richardson mein Kommen avisiert. Ich sollte mich als Ethnologe ausgeben, was mir nicht schwerfallen würde, da ich mich seit Jahren sehr intensiv mit Völkerkunde beschäftigt hatte.

Ich bekam meinen Whisky, rauchte eine Zigarette und vertiefte mich weiter in die Unterlagen. Der O. I. hatte gut gearbeitet. Ich erfuhr aus den Papieren alles über Brunei. Außerdem lag noch ein Sprachführer bei. Vor Jahren hatte ich mich ziemlich intensiv mit dem Malaysischen beschäftigt. Nun frischte ich meine Kenntnisse wieder auf.

Nach einer Stunde hatte ich vom Studieren genug. Ich lehnte mich zurück und döste vor mich hin. Ich dachte an Coco und sehnte mich nach ihr. Wie hatte ich mich auf unser Zusammensein gefreut, doch hatte ich mich nur wenige Minuten mit ihr unterhalten können.

Die Maschine setzte zur Landung an, und ich verabschiedete mich von Helen. Mir blieb mehr als eine Stunde Zeit, bis meine Maschine nach Brunei startete. Ich saß im Terminal und hörte amüsiert zu, wie zwei jungen Engländern die Einreise verweigert wurde, weil sie zu langes Haar hatten. Es kam zu einer lautstarken Auseinandersetzung mit einigen Beamten, und schließlich gaben die beiden nach. Zwanzig Minuten später sah ich sie wieder. Sie hatten kurzgeschnittene Haare und blickten ziemlich böse drein. In Singapur hatte man offensichtlich etwas gegen langhaarige Jünglinge.

Fünfundzwanzig Minuten später bestieg ich die Fokker Friendship-Maschine der MSA, und weitere zehn Minuten später hoben wir ab. Die Maschine war bis auf den letzten Platz besetzt. Neben mir saß eine hübsche Japanerin, die mich wie das achte Weltwunder anstarrte, als ich mich mit ihr auf Japanisch unterhielt. Schon in der Schule hatte ich meine Lehrer mit meiner Fähigkeit, fremde Sprachen in wenigen Wochen zu erlernen, völlig verblüfft.

Wir waren beide traurig, dass sie in Kuching, Sarawak, ausstieg. Nach einer Stunde hatte dann auch ich mein Ziel erreicht: Brunei City.

Die Zollabfertigung war in wenigen Minuten erledigt. Ich bekam mein Gepäck ausgehändigt und nahm mir ein Taxi. Ein braunhäutiger, ewig grinsender Bursche fuhr mich in die Stadt. Als er merkte, dass ich seine Sprache verstand, schnatterte er ohne Ende, jedoch so rasch, dass ich bloß Bruchstücke seines Wortschwalls verstehen konnte.

Die Fahrt dauerte nur ein paar Minuten. Vor uns tauchte bald die Omar-Ali-Saifuddin-Moschee auf, dann kamen wir an einigen zweistöckigen Verwaltungsgebäuden vorbei, überquerten Bazarstraßen, in denen billige Waren aller Art angeboten wurden und...

Erscheint lt. Verlag 4.12.2018
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-7405-9 / 3732574059
ISBN-13 978-3-7325-7405-6 / 9783732574056
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