Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Krumme Beine - Als Dackel hat man´s auch nicht leicht -  Anette Höhnke

Krumme Beine - Als Dackel hat man´s auch nicht leicht (eBook)

Weitere Erkenntnisse aus der Hundeperspektive
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
148 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7528-5555-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
(CHF 7,80)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die Erziehung und Formung des Personals kann einen Dackel ganz schön fordern. Wegen des überraschend großen Erfolges ihres ersten Buches hat sich Dackeldame Motte entschlossen, ihren vierbeinigen Kollegen weitere praxiserprobte Hinweise zum Leben mit dem Personal zu geben. Sie erzählt mit viel Humor von ihren Erlebnissen, von den Lernerfolgen ihrer Menschen und gibt praktische Tipps für den Umgang mit den Zweibeinern, die so gerne Rudeloberhaupt wären.

Anette Höhnke lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln und wurde bereits seit früher Kindheit von Dackeln erzogen. Ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte sie, als ihr Herzenshund Motte im jungen Alter von nur fünf Jahren einen Bandscheibenvorfall erlitt und trotz Operation und Physiotherapie gelähmt blieb. Um die immer wiederkehrenden Fragen zum Leben mit einem Dackel mit Handicap zu beantworten, begann sie, die Erlebnisse dieses ganz besonderen Hundes aus der Dackelperspektive aufzuschreiben. Ihr erstes Buch "Krumme Beine -Mein Leben mit dem Personal" ist 2017 bei BoD erschienen.

Über Büroschuhe und Aufstehen vor dem
Aufwachen


Das bestimmte und selbstbewusste Klackern von ganz bestimmten Schuhen auf dem Bürgersteig vor dem Haus weckt mich aus meinem entspannten Schläfchen – hören kann ich schließlich sehr gut, wenn ich will und es sich lohnt. Schließlich bin ich ein Dackel, auch wenn ich, warum auch immer, den Namen eines anderen Tieres trage: Mein Name ist Motte. Angeblich bin ich ein reinrassiger, standardgroßer Rauhaardackel. Tatsächlich bin ich klein, glatthaarig und einfach süß – sagt der Chef. Und der muss es wissen, er muss ja schließlich mit mir zusammen leben, seit ich mir vor langer Zeit diese Familie als Rudel auf Lebenszeit ausgesucht habe.

Wenn der Chef von der Arbeit kommt, trägt er oft seine von mir so genannten Büroschuhe. Die haben feste Absätze, die das Geräusch jedes seiner selbstbewussten Schritte vom Parkplatz vor dem Haus bis in unsere Wohnung tragen. Und dieses Klackern kenne ich gut. Diese Büroschuhe eignen sich nicht wirklich, um durch den Wald oder über Feldwege zu gehen – daher weiß ich auch sehr genau, was Sache ist, wenn der Chef morgens diese Art von Schuhen anzieht: ich darf dann nicht mit. Andere Hunde mögen die Brummkiste (das Auto) des Personals am Geräusch erkennen – ich bemerke halt die Schuhe des Chefs. Übrigens sind die Absätze dieser Büroschuhe so fest, dass es ein ganz schönes Stück Arbeit darstellt, dort interessante Muster mit den Zähnen hinein zu schnitzen. Ich habe es versucht und hatte danach ein paar Tage lang regelrecht Muskelkater im Kiefer. Der Chef war über meinen selbstlosen Einsatz (wie so oft) nicht sehr erfreut. Seither stehen die Schuhe in einem Regal; in einer für Dackel fiesen (weil unerreichbaren) Höhe. Ich kann sie riechen (ob ich möchte oder nicht...), komme aber nicht heran. Der Chef hat mehrere dieser Fußbedeckungen – gemeinerweise. Denn früher dachte ich mal, dass der Chef ohne seine Büroschuhe morgens auch nicht verschwinden würde – ein enttäuschender Trugschluss meinerseits. Ich durchlebte dann häufig die verschiedenen Stadien eines verlassenen Hundes (Verzweiflung, Überlebenskampf, Trotz („das hat er jetzt davon – ist ja jetzt auch egal“). Erst viel später in meinem Leben bei meinen Menschen lernte ich, dass es gar nicht so schlecht ist, eine Zeitlang Ruhe vom sonst allgegenwärtigen Personal zu haben – und diese menschenlose Zeit dann auch zu genießen. Endlich Ruhe, um die Wohnung ohne störende und überwachende Zweibeiner zu inspizieren und auf vergessene oder, und das ist wohl ein ganz besonderes Menschenspiel, mit voller Absicht vor Dackelgelüsten versteckte Nahrungsmittel zu durchsuchen. Und irgendwie ist es ja auch mal toll, Muße für ein ungestörtes Schläfchen unter meiner Kuscheldecke zu haben, auch wenn ich mich in dieser Zeit dummerweise selbst zudecken muss – denn auch auf wiederholte lautstarke Aufforderungen erscheint kein Zweibein, das diesen Job übernimmt. Aber ich habe auch ausreichend Zeit, um auf meinen ganz persönlichen Lieblingsplätzen ein Nickerchen zu halten – und zwar völlig egal, ob der Chef diese Ruheoasen nun gut findet oder nicht: im frisch gemachten Bett, auf dem vergessenen Turnbeutel der Nachwuchschefs oder auch auf dem von der Fußbodenheizung angenehm erwärmten Vorleger im sonst so verhassten Badezimmer. Ist ja niemand da, der meckert – und, im Fall des Badvorlegers: die Gefahr einer unfreiwilligen Dusche ist auch nicht gegeben. Außerdem habe ich gelernt: sie kommen immer zurück zu mir, meine Menschen.

Meine Menschen: das sind der Chef (der gleichzeitig auch Mutter und Ernährer unseres Rudels ist – und ja, der Chef ist weiblich) und die beiden Nachwuchschefs, beide im Menschen-Teenageralter. Ich kenne mein Rudel nun schon so lange – mehr als acht Jahre sind es nun. Der Chef mault manchmal, dass die Juniors anstrengend seien. Ich kann das gar nicht bestätigen. Jede Zeit hatte ihr Gutes. Früher haben sie mit mir auf der Wiese Ball gespielt, mittlerweile sind wir ja alle etwas gesetzter und spielen nicht mehr so wild – aber für mich immer erfolgreich. Meine gute und konsequente Erziehung des Nachwuchses in deren ganz jungen Jahren zahlt sich nun aus. Die beiden sind mir gut gelungen und ich bin sehr stolz auf mein Werk (das der Chef ohne mich nie so hinbekommen hätte).

Was soll ich auch weiter sagen zu einem Menschen, der auf solche seltsame Ideen kommt: Ein neuer Tag beginnt – und ich soll schon wieder mitten in der Nacht vor die Tür. Der Chef nennt es „ich muss arbeiten“, für mich ist es einfach nur eine dumme Ausrede – und ich werde den Gedanken nicht los, dass er damit einfach nur seine geglaubte Macht ausspielt. Auch die Nachwuchschefs stimmen mir hier uneingeschränkt zu: echte Gründe zum Aufstehen um diese Uhrzeit sind bei uns allen nicht vorhanden. Der Einzige, der nachdrücklich darauf besteht, ist mal wieder der Chef. Aus welchem Grund sollte ich aufstehen, bevor ich eigentlich aufwache? Nach wie vor bin ich der Meinung, dass der Chef sein Leben nicht wirklich im Griff hat. Ich arbeite daran – und ich werde es zu unser aller Gunsten ändern. Das habe ich mir fest vorgenommen. Er wird mir nochmal dankbar dafür sein, er weiß es nur noch nicht.

Ich muss also oft mitten in der Nacht heraus ins definitiv um diese Uhrzeit feindliche Leben und weg von meinen gerade dann wirklich angenehmen Träumen. Der Chef zieht mir die Decken weg und spricht die sonst ja wirklich magischen Worte: „Komm, wir gehen raus“.

Was für ein verheißungsvolles Versprechen! Aber leider halt zur definitiv falschen Tageszeit. Gut – wir Hunde sind es gewohnt, auch kleine Erziehungserfolge dankbar anzunehmen. Immerhin fiel der wichtige Satz. Am richtigen Zeitpunkt arbeite ich noch. Ich schweife ab.

Die Schuhe klackern also auf dem Bordstein – und ich erwache aus meinen Tagträumen. Ich weiß genau: zwischen dem Klackern und dem Geräusch der sich öffnenden Wohnungstür vergehen noch ein paar Augenblicke, in denen sich der Chef vom zweiten großen Mysterium – neben der Brummkiste - in meinem Leben, dem sogenannten „Fahrstuhl“, vom Flur unten zu unserer Wohnung nach oben beamen lässt.

By the way: das Ding ist wirklich fast genauso unerklärlich wie die Brummkiste, die der Chef „Auto“ nennt. Eine Tür öffnet sich und gibt den Blick in eine kleine Zelle frei. Ich werde gezwungen, hineinzugehen – ob ich will oder nicht. Kurz darauf (und das ist wirklich ein Zeitvorteil gegenüber einem Auto!) öffnet sich die Tür wieder und spuckt mein Personal und mich ganz woanders wieder aus. Allerdings variieren hier die Ziele nicht so wie bei der verhassten Brummkiste: entweder stehen wir vor der Wohnungstür oder aber vor der Tür in die große weite Welt. Da ich regelmäßig mehrfach täglich in dieses Ding gezwungen werde, habe ich es auch aufgegeben, mich darüber aufzuregen. Toll finde ich es dennoch nicht. Oft habe ich gerade einmal genug Zeit, mich mit dem Rolli einmal um mich selbst zu drehen und den Boden zu untersuchen – dann ist unsere Reise in dieser seltsamen Maschine schon wieder beendet – ich habe hier einfach resigniert und investiere keine Kraft mehr in Dinge, die ich offenbar nicht ändern kann. Ich räche mich auf meine eigene Art für die Bevormundung, nicht selbst über meinen Wunsch nach einem Transportmittel zu entscheiden. Manchmal dauert mir diese kurze Reise dennoch zu lange und es passiert mir (natürlich aus Versehen!) ein Malheur. Leider hat sich das Thema auch damit noch nicht erledigt: denn dann muss ich aussteigen und vor der unheimlichen Kapsel warten, bis der Chef ein Tuch und das Desinfektionsspray geholt hat. Je nachdem, wo wir dann gerade sind („oben“ oder „unten“, wie der Chef es nennt), muss ich trotzdem wieder hineinrollen. Dann mieft es dann in dem engen Raum nach „furchtbar sauber“. Welcher Hund mag das schon...? Ich jedenfalls nicht – und das zeige ich auch deutlich, indem ich mich bemühe, demonstrativ auf den Spitzen meiner Pfoten zu stehen und selbstverständlich einen äußerst genervten Blick aufsetze. Was der Chef kann, kann ich schließlich schon lange.

Nun gut, manchmal weiß der Chef eben offenbar selbst nicht so genau, was er möchte – oder er liebt dieses Risiko der Ungewissheit, ob uns das Ding auch dort ausspuckt, wo es das bisher immer getan hat. Wer weiß das schon genau...?

Immerhin, jetzt gerade muss ich ja noch nicht mit diesem Ding fahren und habe daher genug Zeit, mich ausgiebig zu strecken und wach zu werden, damit ich dem Chef gleich mit voller Energie gegenübertreten kann. Denn wenn das Personal die Wohnung betritt, bedeutet das selbstverständlich: nun ist Dackeltime! Die lange Abstinenz der Zweibeiner von ihrem geliebten Hund muss ich sie natürlich sofort mit wilden Spielen, gefüllten Snackbällen und natürlich einem langen Spaziergang vergessen lassen – wer weiß, was eine so lange Trennung von mir sonst für Konsequenzen für die menschliche Psyche haben könnte...? Ich kümmere mich aufopfernd und trage dafür jeden Tag...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
ISBN-10 3-7528-5555-X / 375285555X
ISBN-13 978-3-7528-5555-5 / 9783752855555
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 324 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Kurzgeschichten

von Katrin Sobotha-Heidelk

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
CHF 9,75

von Bram Stoker

eBook Download (2022)
Steidl Verlag
CHF 24,40