Träume sind aus Zimt und Zucker (eBook)
496 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-24154-4 (ISBN)
Als ihre Freundinnen Hilfe brauchen, zögert Ruby nicht lange und eilt zurück in ihre verträumte Heimatstadt Wynbridge. Auf dem Weihnachtsmarkt soll sie Leckereien aus dem beliebten Kirschblütencafé verkaufen - der perfekte Ferienjob! Zwischen duftenden Plätzchen und wärmendem Glühwein kann Ruby von ihrer Zukunft träumen. Doch dann taucht ihr Exfreund Steve am Nachbarstand auf, über den sie nie wirklich hinweggekommen ist. Und plötzlich fällt es ihr alles andere als leicht, sich auf die Köstlichkeiten in ihrer Auslage zu konzentrieren ...
Heidi Swain hat Literatur studiert und als Journalistin gearbeitet, ehe sie endlich den Mut fand, ihren Kindheitstraum in die Tat umzusetzen: Sie belegte einen Kurs für Kreatives Schreiben und begann ihren ersten Roman zu schreiben - »Frühling im Kirschblütencafé«. Mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern lebt sie in Norfolk, England.
Kapitel 1
Während ich in der eiskalten Küche der winzigen Studentenbude stand, die ich in den letzten drei Jahren mein Zuhause genannt hatte, und darauf wartete, dass das Wasser kochte, wünschte ich unwillkürlich, ich hätte mein Studium geschmissen, bevor die Temperaturen von herbstlich auf arktisch abstürzten. Ich freute mich noch immer nicht wirklich darauf, wieder bei Mum und Dad einzuziehen, aber wenigstens blieb in meinem Kindheitszuhause der Frost entschieden vor die Fenster verbannt, und mein Bett war immer gelüftet und warm.
Es ließ sich nicht leugnen, dass Dad enttäuscht war, dass ich mein Masterstudium und die damit verbundenen Gelegenheiten, von denen er so unbedingt wollte, dass ich sie ergriff, aufgegeben hatte, aber wenigstens hatte ich jetzt, dank Lizzie und Jemma und dem Kirschblütencafé, eine Alternative, um ihn zu beschwichtigen, ganz zu schweigen von einer Gelegenheit, die Ersparnisse für meine hochfliegenden Reisepläne aufzubessern. In der Vorweihnachtszeit einen Marktstand mit Back- und Bastelwaren zu führen, war vielleicht nicht das, was Dad für meinen Status als Hochschulabsolventin mit Auszeichnung vorschwebte, aber wenigstens würde es ihm zeigen, dass ich bereit war, in die Arbeitswelt einzutreten, und nicht erwartete, dass er weiterhin für meinen Unterhalt aufkam, wie er es die letzten drei Jahre so großzügig getan hatte.
Endlich hatte ich eine Art »Lebensplan« entworfen, und ganz abgesehen davon, dass ich damit das Geld aufstocken konnte, das ich dank meiner Teilzeitjobs als Bedienung und in Bars auf die hohe Kante gelegt hatte, sehnte ich mich auch nach der Chance, mich bei Dad wieder lieb Kind zu machen. Ich machte mir Sorgen um ihn, und ich fühlte mich absolut nicht wohl bei dem Gedanken, wie er sich Mums Worten zufolge immer mehr in seine Arbeit bei der Stadtverwaltung verkroch. Nach Hause nach Wynbridge zurückzukehren, würde mir die Gelegenheit bieten, vieles in meinem Leben wieder ins Lot zu bringen, und man konnte nie wissen, vielleicht würde ich ja sogar eine Möglichkeit finden, endlich über Steve Dempster hinwegzukommen, den Jungen, der mir das Herz gebrochen hatte und den zu lieben ich nie wirklich aufgehört hatte.
»Und du bist dir wirklich sicher, dass du das tun willst?«, fragte Lizzie aus dem gemütlichen Wohnzimmer ihrer Wohnung über dem Kirschblütencafé zum gefühlt hundertsten Mal. »Ich würde nämlich nicht wollen, dass wir der Grund für noch mehr Knatsch zwischen dir und deinem Dad sind.«
»Es wird alles gut gehen«, versicherte ich ihr, das Telefon ans Ohr gedrückt, während ich meine gefrorenen Zehen zusammenkniff und geistesabwesend einen gehäuften Teelöffel Zucker in meinen Kaffee rührte. »Wie ich bereits sagte, das zusätzliche Geld wird meine Reisekasse aufbessern, und meine Bereitschaft, mich in die Arbeit zu stürzen, wird zwangsläufig dafür sorgen, dass ich Dads Gunst zurückgewinne. Ehrlich gesagt, ist es die perfekte Gelegenheit für mich, ein paar Brücken wiederaufzubauen«, ergänzte ich, wobei ich nicht nur an meinen Vater dachte.
»Nun, ich weiß, es ist egoistisch von mir«, meinte Lizzie, die alles andere als entschuldigend klang, »aber ich für meinen Teil freue mich riesig darauf, dich zu sehen, auch wenn die Umstände besser sein könnten, und ich weiß, dass Bea begeistert sein wird, und Jemma auch.« Sie dämpfte ihre Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »Wie immer versucht sie, sich selbst um alles zu kümmern, aber das ist unmöglich, und sie ist absolut erschöpft.«
»Also wurde noch immer kein Urlaub gebucht?«, fragte ich, während ich einen Schluck von dem bitteren, billigen Kaffee nahm und in Gedanken die Stunden zählte, bis ich mir wieder eine Tasse der feinsten Mischung des Cafés gönnen konnte.
»Nein«, seufzte Lizzie resigniert. »Ich weiß beim besten Willen nicht, wie sie das schafft.«
Angesichts der Tatsache, dass ich erst kürzlich zweiundzwanzig geworden, Single und die meiste Zeit frei von Sorgen war, wusste ich auch nicht, wie sie das schaffte. Seit Jemma das Café eröffnet hatte, hatte sie sich nur zwei Wochen freigenommen, und das war nach der Geburt ihres Sohns Noah gewesen. Irgendwie schaffte sie es, das Geschäft, zwei kleine Kinder und einen Ehemann, der rund um die Uhr arbeitete, unter einen Hut zu kriegen. Allein schon der Gedanke an ihre hektische Work-Life-Balance war für mich erschöpfend!
»Ich versuche, so viel zu tun, wie ich kann«, fuhr Lizzie fort, »aber diese Idee mit dem Marktstand, zusätzlich zu allem anderen, ist einfach zu viel für uns beide, auch wenn wir uns damit natürlich Erfolg erhoffen.«
»Natürlich. Das verstehe ich vollkommen.«
»Und die Zeit arbeitet dabei wirklich gegen uns«, redete sie unbeirrt weiter. »Wir haben schon fast Mitte November, du liebe Güte!«
»Hör zu«, meinte ich, während ich den Rest meines Kaffees in den Ausguss kippte und den Becher ausspülte. »Macht euch keine Sorgen deswegen. Richtet einfach alles so gut her, wie ihr könnt, und ich kümmere mich um den Rest. In ein paar Tagen werde ich bei euch sein. Nächste Woche um diese Zeit wird alles aufgebaut sein und wie am Schnürchen laufen. Das garantiere ich dir.«
Lizzie antwortete nicht sofort, und ich wusste genau, was sie sich zurechtlegte.
»Und du bist sicher, es wird kein Problem sein, wenn du zufällig …«
Ihre Stimme verlor sich, und ich holte einmal tief Luft, bevor ich antwortete.
»Ach, Lizzie«, sagte ich so neutral, wie ich nur konnte. »Steve Dempster und ich sind seit über drei Jahren nicht mehr zusammen, und in den letzten zwei Jahren ist er mir überhaupt nicht mehr unter die Augen gekommen. Ich glaube, wir sind beide erwachsen genug, um in derselben Stadt leben und arbeiten zu können. Und außerdem«, ergänzte ich mit einem Schulterzucken, das sie nicht sehen konnte, »nach allem, was ich weiß, könnte er inzwischen verheiratet sein und ein paar Kinder haben.«
»Na ja, solange du dir sicher bist«, meinte Lizzie besorgt.
Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie sie auf der Lippe kaute und die Stirn in Falten legte.
»Das bin ich«, sagte ich noch einmal, während ich wünschte, ich könnte eine Möglichkeit finden, uns beide aufrichtig zu überzeugen. »Das bin ich wirklich.«
»Aber das, worum wir dich bitten, wird bedeuten, dass sich eure Wege praktisch jeden Tag zwangsläufig kreuzen werden«, fuhr Lizzie unerbittlich fort. »Aller Wahrscheinlichkeit nach wirst du genau neben ihm arbeiten. Das Obst-und-Gemüse-Imperium der Familie Dempster beherrscht diesen Markt. Du weißt sehr wohl, dass ihr Stand mit Abstand der größte ist.«
»Ja, das weiß ich«, unterbrach ich sie. »Glaub mir, Lizzie, ich habe an all das gedacht.«
In den letzten paar Tagen hatte ich an kaum etwas anderes gedacht. Ehrlich gesagt, hatte ich so viel darüber nachgedacht, dass ich losgezogen war und meinen letzten Rest Bargeld dafür verballert hatte, mir die Augenbrauen fädeln und meine dichten, dunklen Haare mit einer großzügigen Heißölbehandlung verwöhnen zu lassen. Aber davon sagte ich Lizzie nichts, denn ich wollte nicht, dass sie einen falschen Eindruck bekam. Schließlich sprach nichts dagegen, dass ein Mädchen auf sich achtete, oder?
»Na schön«, lenkte sie schließlich ein. »Ach, und übrigens …«
»Hmm?«
»Er ist nicht verheiratet, und er hat mit Sicherheit keine Kinder.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich mich damit besser oder schlechter fühlte. Ich war bis über beide Ohren in Steve Dempster verliebt gewesen, als er mich abservierte, kurz bevor wir zusammen fort auf die Universität gehen sollten. Ich war mir sicher, ohne den verfrühten Tod seines älteren Bruders und Steves Beharren, er müsse bleiben und im Familiengeschäft helfen, wäre es bei unserem Plan geblieben, aber angesichts der tragischen Umstände sollte unsere Beziehung einfach nicht sein.
Natürlich hatte ich es nie geschafft, ihn wirklich dafür zu hassen, dass er dem Lebensmittelunternehmen seiner Familie den Vorrang vor mir gab, denn die ganze Geschichte war einfach zu traurig, und ich wusste, dass die herzzerreißende Entscheidung aus Pflichtgefühl entstanden war. Es war ein absolut selbstloser Akt und einer, durch den ich ihn in gewisser Hinsicht, unglücklicherweise, sogar noch mehr ins Herz schloss.
»Na ja, wie auch immer«, sagte ich und schob alle Gedanken an meinen Ex-Freund beiseite, während ich dachte, dass »abservieren« wirklich ein etwas zu krasses Wort war, um zu beschreiben, was passiert war. »Wie ich bereits sagte, ich freue mich darauf, das für dich und Jemma zu tun. Haltet einfach alles bereit und überlasst den Rest mir.«
»Ich kann es kaum noch erwarten«, sagte Lizzie noch einmal, wobei sich wieder eine merkliche Spur von Aufregung in ihre Stimme schlich. »Dann bis Montag!«
Ich war vielleicht im Begriff, zurück nach Wynbridge zu ziehen, aber in einem Punkt war ich mir sicher – ich würde garantiert nicht »einen auf Lizzie Dixon machen«. Sie war in unsere Heimatstadt zurückgekehrt, als ich kurz vor dem Abitur war, hatte sich unsterblich in Ben Fletcher und ihre Nähstube im Kirschblütencafé verliebt und war nie wieder gegangen. Meine eigenen Pläne hätten wirklich nicht unterschiedlicher als ihre sein können, aber ich war trotzdem dankbar für die Rettungsleine, die sie und Jemma mir zugeworfen hatten.
Dank den beiden war ich mir endlich über meinen Weg nach vorn klar geworden. Ich würde meine Beziehung mit Dad kitten, eine Möglichkeit finden, über Steve Dempster hinwegzukommen, mit meiner besten...
Erscheint lt. Verlag | 14.10.2019 |
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Reihe/Serie | Die Kirschblüten-Reihe |
Willkommen in Wynbridge - dem Städtchen zum Verlieben! | Willkommen in Wynbridge - dem Städtchen zum Verlieben! |
Übersetzer | Veronika Dünninger |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Mince Pies and Mistletoe at the Christmas Market |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Backbuch • Backen • Café • eBooks • England • Frauenromane • Freundinnen • Jenny Colgan • kleine geschenke für frauen • Kleinstadt • Kochbuch • Kochbücher • Kochen • Kuchen • Liebesroman • Liebesromane • Nähen • Plätzchenduft • Romane für Frauen • Weihnachten • Weihnachtsbuch |
ISBN-10 | 3-641-24154-5 / 3641241545 |
ISBN-13 | 978-3-641-24154-4 / 9783641241544 |
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