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Dorian Hunter 4 - Horror-Serie (eBook)

Das Wachsfigurenkabinett

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Aufl. 2018
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-7180-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 4 - Horror-Serie - Neal Davenport
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Das Publikum sah gebannt zu, wie Miriam sich gegen den unsichtbaren Feind zur Wehr setzte. Der rote Vorhang, der die Bühne abschloss, begann sich zu bewegen. Seltsame Gestalten erschienen darauf, Fratzen, die nach ihr schnappten.
Miriam flüchtete in ihre Umkleide und ließ sich schweißgebadet auf den Stuhl vor dem Schminktisch sinken. Ich muss zu einem Arzt gehen, sagte sie sich. Ich werde sonst noch wahnsinnig.
Da fiel ihr Blick in den Spiegel, und sie erstarrte.
Sie warf kein Spiegelbild ...

Mit Roberto Copello und Bruno Guozzi hat Dorian Hunter bereits zwei seiner dämonischen Brüder vernichten können, als ihn die Nachricht von unheimlichen Vorgängen im Wachsfigurenkabinett der Madame Picard erreicht. Gibt es eine Verbindung zu dem Ex-Botschafter Lord Hayward, der Dorian Hunter gleichzeitig in einem mysteriösen Fall um Hilfe bittet? Anscheinend hat Phillip, der Sohn des Lords, ohne jeden Grund - den Verstand verloren ...

»Du solltest mal ausspannen«, sagte er lächelnd.

»Geht nicht«, sagte Miriam. »Das ist nicht im Vertrag vorgesehen.« Sie ging an ihm vorbei auf die Wendeltreppe zu, die ins Innere des Clubs führte. Von drinnen hörte sie laute Musik, das Lachen von Männern. Am lautesten aber schallte Henrys Stimme herüber: »Zieh dich aus, Puppe! Ja, so ist es gut, Rita.«

Miriam blieb sekundenlang stehen und schloss die Augen. Ich halte es nicht mehr aus, dachte sie bei sich. Ich halte es einfach nicht mehr aus. Sie stieg die Treppe weiter hinunter und ging langsam durch die dichten Rauchschwaden zur Garderobe. Nebenbei warf sie einen kurzen Blick zur Bühne. Die rothaarige Stripperin wandte dem Publikum gerade den Rücken zu und nestelte an ihrem Büstenhalterverschluss herum.

»Mach schon, Süße!«, hörte Miriam Henry abermals rufen. Automatisch drehte sie sich um und warf einen kurzen Blick in das Publikum. Rund fünfzehn Männer saßen auf den ausgedienten Kinosesseln und tranken Tee oder Cola; alkoholische Getränke wurden nicht ausgeschenkt, da der Club keine Lizenz dafür hatte.

Wie tief bin ich gesunken, dachte Miriam. Tag für Tag sah sie dieselben Gesichter: Männer, die ein halbes Pfund gezahlt hatten und dafür mittelmäßige Darbietungen abgetakelter Stripperinnen vorgesetzt bekamen. Miriam wollte den Raum verlassen. Sie ging zur Zwischentür und griff nach der Klinke. Plötzlich schwindelte ihr. Die Klinke bewegte sich. Miriam schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, war alles wieder normal. Sie stieß die Tür auf und taumelte den schmalen Gang entlang, der zu den Garderoben führte. Max kam ihr entgegen. Sein rotes Gesicht glänzte.

»Mach schon, Miriam!«, fauchte er. »Rita ist gleich mit ihrem Auftritt fertig!«

Sie nickte mechanisch, schlüpfte aus dem Mantel und setzte sich vor den Spiegel. Dann nahm sie das Kopftuch ab und kämmte ihr schulterlanges, weißblond gefärbtes Haar. Sie vermied es jedoch, in die Scheibe zu sehen. Seit einigen Tagen hatte sie den Eindruck, der Spiegel wolle sie fressen; es war, als würde sie ein unsichtbarer Sog in das Glas hineinziehen.

Irgendwo tropfte ein Wasserhahn. Die Musik war nur schwach zu hören. Sie stand auf und blieb vor dem Waschbecken stehen. Der Wasserhahn wurde länger und dicker. Ein Wassertropfen löste sich und fiel ins Becken. Er kullerte die gebogene Fläche hinunter und änderte die Farbe. Plötzlich war es ein roter Blutstropfen, der im Abfluss verschwand. Immer mehr Tropfen fielen ins Becken; große, schwere Blutstropfen. Dann war der Abfluss plötzlich verstopft. Blut füllte das Becken, quoll über den Rand und rann auf den Boden. Miriam schloss die Augen. Ihr Körper zitterte. Sie trat einen Schritt zurück und versuchte sich von dem unheimlichen Anblick zu lösen.

»Mach schon!«, brüllte Max von draußen. »Rita ist fertig.«

Miriams Lippen bebten. Sie schlug die Augen auf. Die Musik war lauter geworden. Das Blut im Waschbecken war von einem Augenblick zum anderen verschwunden. Mühsam verließ sie die Garderobe. Rita kam ihr entgegen, sie hatte einen dünnen Morgenrock übergeworfen.

»Ein fader Betrieb heute«, sagte sie. Dann fiel ihr Blick auf die blassen Gesichtszüge ihrer Kollegin. »Was ist mit dir, Miriam?«

»Mir geht es nicht gut«, sagte das Mädchen und ging hinter die Bühne. Jede Nacht zog Miriam sich hier sechsmal aus, und in zwei anderen Lokalen ebenfalls sechsmal. Das war üblich in den billigen Clubs in Soho.

»Na endlich!«, seufzte Max. »Mit euch beiden mach ich vielleicht was mit! Raus mit dir!«

»Und nun, meine Herrschaften«, hörte sie Henrys Stimme, »kommt die süße Miriam.«

Das Mädchen schob den Vorhang zur Seite und trat auf die Bühne. Das Publikum reagierte wie immer äußerst gelangweilt. Miriam versuchte ein Lächeln, doch es wurde nur ein bitteres Grinsen daraus. Der Scheinwerfer wechselte von Grün auf Blau. Sie fixierte einen Punkt über der Bar, um den Leuten nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Ihr Mund war noch immer zu einem Lächeln verzogen.

»Zieh dich aus, Puppe!«, grölte Henry, der hinter der Bar stand, wie immer anzüglich.

Miriam öffnete ihr knallrotes Kleid und bewegte sich dabei aufreizend. Diese Nummer führte sie seit einem halben Jahr vor; jeder Schritt, jede Bewegung, alles war Routine. Sie schlüpfte aus dem Kleid. Der Scheinwerfer wechselte alle zehn Sekunden die Farbe, doch dann erwachte der Lichtstrahl auf einmal zum Leben und griff nach ihr. Als sie aus dem Lichtkegel heraustreten wollte, folgte er ihr selbständig, in welche Richtung sie sich auch bewegte. Nein, bitte nicht!, dachte sie. Nicht schon wieder! Sie schloss die Augen, doch nichts änderte sich. Der Lichtstrahl packte sie und wollte sie hochziehen. Sie kämpfte dagegen an. Schweiß perlte auf ihrer Stirn.

»Das ist mal was Neues«, hörte sie eine brutal klingende Stimme. »Schau mal, wie sich die Puppe bewegt!«

Plötzlich kam sogar so etwas wie Stimmung auf. Henry, der hinter der Bar stand, sah das Mädchen fasziniert an. Die zieht ja eine richtig neue Nummer ab, dachte er. Als würde sie sich gegen etwas wehren. Wie sie sich windet! Gar nicht schlecht.

Unsichtbare Arme griffen nach dem Mädchen. »Nein«, schrie es und schlug um sich. »Nicht!«

Das Publikum sah gebannt zu, wie Miriam sich gegen den unsichtbaren Feind zur Wehr setzte. Ein Träger ihres Büstenhalters war verrutscht, und die Brustspitze lugte hervor. Sie ging und tanzte wie in Trance und versuchte verzweifelt, dem Scheinwerfer zu entkommen. Der rote Vorhang, der die Bühne abschloss, begann sich zu bewegen. Seltsame Gestalten erschienen darauf, Fratzen, die nach ihr schnappten, Mäuler, die spitze Zähne entblößten, die immer länger und furchtbarer wurden. Miriam keuchte und wand sich – und plötzlich war der Spuk wieder vorbei. Ihr Körper war schweißgebadet. Für Sekunden stand sie regungslos mitten auf der Bühne, dann setzte sie ihr Programm fort. Ihre Hände zitterten, als sie den Büstenhalter löste, sich dem Publikum zuwandte und die Hände von ihren nackten Brüsten nahm. Sie zog ihre Nummer blitzschnell ab und raste hinter die Bühne. Schwer atmend blieb sie stehen.

»Das war gar nicht schlecht«, sagte Max grinsend. »So ist deine Nummer viel besser. Das kannst du von jetzt an jedes Mal so durchziehen!«

Sie nickte schwach und ging in die Garderobe. Dort setzte sie sich und legte den Kopf auf den Schminktisch. Es war ihr ein Rätsel, was dort draußen wirklich geschehen war. Ich muss zu einem Arzt gehen, sagte sie sich. Ich werde sonst noch wahnsinnig. Überall sah sie seltsame Dinge, Gegenstände verwandelten sich, in jeder Ecke lauerten Schatten, die nur darauf warteten, sie zu verschlingen. Sie schlüpfte in ihr Kleid und stand auf. Ihr Blick fiel in den Spiegel, und sie erstarrte. Dann trat sie einen Schritt näher. Der Spiegel warf ihr Bild nicht zurück – als sei sie unsichtbar geworden. Sie erblickte ihr Kleid, den Ring, den sie an der linken Hand trug, doch ihr Gesicht und die Hände waren nicht zu sehen. Ich bin verrückt, sagte sie sich. Das kann es einfach nicht geben. Sie trat noch näher heran und presste beide Hände gegen die Scheibe. Der Anblick änderte sich nicht. Sie warf kein Spiegelbild.

Und dann spürte sie den Sog, der sie in den Spiegel zerren wollte. Ihre Hände verschwanden in der glatten Fläche, Eiseskälte umfing sie. Sie ließ sich rückwärts zu Boden fallen und stand dann keuchend wieder auf. Ihre Hände waren blaugefroren und völlig steif. Der Sog war noch immer zu spüren. Ein eisiger Lufthauch ging von der Scheibe aus und griff nach ihr. Miriam sprang auf und rannte hinaus. Sie ließ ihren Mantel, das Kopftuch und den kleinen Koffer liegen; sie wollte nur rasch aus dem Lokal. Wie eine Irre raste sie durch den Saal. Ein eisiger Windhauch blies in ihren Nacken und trieb sie unerbittlich vorwärts. Schweiß rann über ihr Gesicht. Sie raste an der Kasse vorbei und auf die Straße. Ein junger Mann sah sie erstaunt an, denn ihr Kleid stand halb offen. Sie kam an einer Peitschenlampe vorbei. Ihr eigener Schatten war riesig. Plötzlich war ein zweiter da, dann ein dritter. Die Eiseskälte hüllte sie ein. Verzweifelt schrie das Mädchen auf und blieb unbeweglich stehen. Es gab keinen Zweifel, sie hatte drei Schatten, von denen sich einer langsam zu bewegen begann! Er löste sich und schwebte über ihr, dann stürzte er sich auf sie herab und umklammerte ihren Körper, hüllte ihn völlig ein. Miriam erstarrte und fiel steif wie ein Brett um.

Joe war ihr gefolgt. Er kniete neben ihr nieder und drehte sie auf den Rücken. Ihr Körper fühlte sich wie gefroren an. Erschreckt stand er auf. Das Mädchen sah wie eine Statue aus. Die Augen waren weit aufgerissen, der Mund zu einem Schrei geöffnet. Miriams Hände waren seltsam verkrampft. Sie war tot.

»Wir sind da«, sagte Dorian Hunter und stellte den Motor des Wagens ab. Er warf einen Blick auf die zweistöckige Villa, die von seinem Standort aus deutlich zu sehen war. Die Straße war schmal. Sie führte ein Stück in den Marble Hill Park hinein. Bis vor wenigen Stunden hatte Dorian gar nicht gewusst, dass es eine Beaufor Road in London gab. Zwei weitere Wagen blieben in der Nähe des Hauses stehen, doch niemand stieg aus.

»Es ist soweit, Don«, sagte der Dämonenkiller. Der fußgroße Agent reckte sich auf dem Sitz und nickte. Die Ereignisse um den Puppenmacher waren gerade einmal ein paar Wochen her, doch Chapman hatte sich mit seinem Schicksal außergewöhnlich gut abgefunden. Er steckte eine Menge Zeit in die Arbeit mit Dorian Hunter, um nicht allzu viel über seine eigene Situation nachdenken zu müssen. Zwischen ihm und dem Dämonenkiller hatte...

Erscheint lt. Verlag 23.10.2018
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-7180-7 / 3732571807
ISBN-13 978-3-7325-7180-2 / 9783732571802
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