Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #6 (eBook)
360 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-0688-2 (ISBN)
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Der Angriff der Fulirr-Schiffe war sehr überraschend gekommen. Etwa drei Lichtjahre jenseits der Grenze zwischen dem Einflussbereich der Humanen Welten und dem Königreich der insektenartigen Ontiden befand sich dieser Raumsektor.
Als Orientierungspunkt diente die nahe gelegene Sonne T'kata.
Es handelte sich um einen roten Riesen mit insgesamt 25 Planeten. Etwa auf der Hälfte dieser Himmelskörper gab es kleinere Bergwerkssiedlungen der Ontiden. Insgesamt aber galt das T'kata-System als subventionierter Außenposten des Königreichs, der ohne massive Unterstützung gar nicht überlebensfähig gewesen wäre.
Die STERNENKRIEGER hatte den Auftrag, sich hier mit einer Abordnung der Ontiden zu treffen. Auf diplomatischen Kanälen hatten die Verbündeten der Menschen deutlich gemacht, dass sie über die Moondiv – Angehörige eines mit den Ontiden verwandten insektoiden Volkes, die mit einem Raumschiff durch Wurmloch Alpha in diese Region der Galaxis gelangt waren – an neue Informationen gelangt waren. Diese warfen möglicherweise ein neues Licht auf das Auftauchen der Etnord, jener Spezies von faustgroßen und mit ausufernden Ganglien versehenen Parasiten, die auf der Trans-Alpha Seite des Wurmlochs die menschlichen Siedler befallen und zu ihren willenlosen Werkzeugen gemacht hatte. Eine Spezies, die – wie die Mythen verschiedener Völker verrieten – wahrscheinlich schon seit Jahrtausenden aktiv war und nun die Menschheit bedrohte.
Eine Bedrohung, die so groß ist, dass uns alle Geplänkel zwischen Fulirr, Naarash, Ontiden, K'aradan und Menschen um Besitz und Kontrolle von Wurmloch Alpha wie ein laues Lüftchen vorkommen werden, überlegte Sunfrost.
Bislang war es im hiesigen Ränkespiel der verschiedenen Sternenreiche nur darum gegangen, die Kontrolle über das seit kurzem wieder geöffnete Wurmloch in der Nähe der Sonne Alpha Picus zu gewinnen, versprach es doch die Chance, eine Passage in ein 50.000 Lichtjahre entferntes Gebiet der Galaxis zu kontrollieren und damit unermesslichen Reichtum zu erwerben. Schließlich gab es – soweit es der Menschheit bekannt war – keine Spezies, deren Technik auch nur im Entferntesten dazu in der Lage gewesen wäre, derartige Distanzen mit Hilfe ihrer Antriebssysteme zu überwinden.
Aber innerhalb des Space Army Corps und der politischen Führung der Humanen Welten hatte inzwischen eine ganz andere Sorge die Frage verdrängt, ob man langfristig in der Lage war, Wurmloch Alpha gegen die technisch überlegenen Fulirr und ihren Naarash-Verbündeten zu halten. Das Bündnis mit den Ontiden und die sich zu einer Allianz festigende Verbindung zu den menschenähnlichen K'aradan hatten den Humanen Rat in dieser Hinsicht ohnehin zunehmend optimistischer gestimmt – vor allem seit die K'aradan der Menschheit Sandström-Sonden lieferten, mit deren Hilfe sich angreifende Fulirr-Schiffe bereits im Sandström-Raum orten ließen, sodass man sie beim Übertritt ins Normaluniversum mit einem Geschosshagel erwarten und zerstören konnte, noch ehe sie ihre überlegenen Antimateriewaffen wirklich zur Geltung bringen konnten.
Nur die ebenfalls verbündete Genetiker-Föderation galt in diplomatischen Kreisen als unsichere Kantonisten, die insgeheim davon träumten, die Kontrolle über das Wurmloch doch noch an sich reißen zu können. Aber bislang hatten sich die Kampfverbände der Drei Systeme, wie man das Territorium der von den Humanen Welten abgespalteten Genetiker-Föderation auch nannte, loyal verhalten, auch wenn sich so mancher hochrangige Offizier im Space Army Corps eine tatkräftigere Unterstützung durch die Genetic-Flotte im Krisen geschüttelten Grenzgebiet zwischen den Humanen Welten, dem Königreich der Ontiden und dem so genannten Nalhsara der Fulirr wünschte.
Andere Stimmen – vor allem aus dem politischen Lager – waren ganz froh darüber, dass die Genetics sich einigermaßen im Hintergrund gehalten hatten. Schließlich hätten sie aus einer direkteren und massiveren Beteiligung an den ständig stattfindenden Scharmützeln mit Verbänden der sich im Samtran-System sammelnden vereinigten Fulirr-Flotte auch weiter gehende Ansprüche anmelden können.
Im Augenblick aber wurde diese Bedrohung durch die auf der Trans-Alpha Seite des Wurmlochs wartende Armada der Etnord in den Schatten gestellt. Eine Armada, die nur darauf wartete, das Wurmloch zu durchqueren und einen Eroberungsfeldzug ohne Beispiel zu beginnen.
Rena Sunfrost hatte dies vorläufig durch die Zerstörung der STERNENKRIEGER I verhindern können. Die Detonation des überladenen Sandström-Aggregats hatte für eine vorübergehende Instabilität von Wurmloch Alpha gesorgt und den Raumstreitkräften der Humanen Welten auf diese Weise die Möglichkeit gegeben, die Region um die Porta des Wurmlochs zu verminen.
Aber es war allen klar, dass dies nur eine vorläufige Lösung sein konnte.
Früher oder später war mit einer direkten Konfrontation zu rechnen. Und bis dahin mussten die Humanen Welten gewappnet sein. Allein war die Etnord-Gefahr aber wohl kaum abzuwehren. Dazu war die technische Überlegenheit der Etnord einfach zu deutlich.
Doch bereits kurz nachdem die STERNENKRIEGER aus dem Sandström-Raum ausgetreten war, um sich dem vereinbarten Treffpunkt mit den Ontiden zu nähern, waren zwei Keilschiffe im Normalraum materialisiert. Die relativ langsamen Sandström-Sonden der K'aradan brauchten ungefähr acht Stunden, um auf 0,4 LG zu beschleunigen und in den Sandström-Raum vorzudringen, wo sie dann herannahende Objekte orten und ihren voraussichtlichen Austrittspunkt anvisieren konnten.
Aber für jedes Space Army Corps Schiff galt, dass es nach dem Eintritt in den Normalraum zunächst ein paar Stunden gab, in denen die Ortung zumindest im Hinblick auf den Sandström-Raum blind war, da die Sonden nicht schnell genug auf 0,4 g gebracht werden konnten.
Die Fulirr hatten die STERNENKRIEGER sofort angegriffen.
Glücklicherweise verfügten die Sauroiden nicht ebenfalls über Sandström-Sonden und so hatten sie die STERNENKRIEGER nicht bereits an ihrem Austrittspunkt erwarten können. In diesem Fall wäre auch der neue Sondereinsatzkreuzer rettungslos verloren gewesen. Die Fulirr hätten nur früh genug einen ihrer Antimateriesprengköpfe zünden und dafür sorgen müssen, dass die Region um den Austrittspunkt innerhalb der Dunkelzone lag.
Aber auch so war es noch schwer genug, sich einer Attacke mit Antimateriewaffen zu erwehren.
Die Raketen, mit denen die Sprengköpfe transportiert wurden, brauchten noch nicht einmal besonders treffsicher zu sein. Es reichte, wenn das gegnerische Schiff in den Einflussbereich des mörderischen Gravitationsfeldes geriet.
Fulirr-Schiffe pflegten deshalb auch stets in sehr weit auseinander gezogener Formation anzugreifen, da ansonsten immer die Gefahr bestand, dass die eigenen Schiffe von den Mini Black Holes verschlungen wurden, die bei der Detonation der Antimateriesprengköpfe entstanden.
»Abweichung vom Tangential-Kurs nähert sich der Toleranzgrenze«, meldete Lieutenant Taranos. »Wir brauchen mehr Saft, verdammt noch mal!«
Van Doren stellte eine Interkom-Verbindung zu Lieutenant Erixon her, der sich im Kontrollraum A des Maschinentrakts befand. »Was gibt es, Sir?«
»Wir brauchen mehr Schub!«
»Ich hole aus dem Mesonenantrieb bereits heraus, was herauszuholen ist! Mit dem alten Ionenantrieb wären wir schon längst nicht mehr in der Lage gewesen, dem Schwerefeld zu widerstehen, dessen Kräften wir im Augenblick ausgesetzt sind.«
»Lieutenant, es wäre in unser aller Interesse, wenn Sie noch ein paar Reserven mehr mobilisieren könnten!«
Erixons Gesicht war auf einem kleinen Nebenbildschirm zu sehen. Seine infrarotsichtigen Facettenaugen gaben dem Genetic immer etwas Nichtmenschliches. Wegen dieser Augen war es nie so ganz einfach, die Mimik dieses Mannes richtig zu deuten, der eigentlich dazu geschaffen worden war, als Bergwerksingenieur auf Extremwelten mit Methanatmosphäre tätig zu sein.
Sein Mund bildete einen geraden Strich.
Er wirkte blass.
Dass es jetzt um alles oder nichts ging, hatte er so gut begriffen wie alle anderen Mitglieder der STERNENKRIEGER-Crew.
»Ich werde tun, was ich kann«, versprach Erixon.
Van Doren wandte sich an Sunfrost. »Wir können nur hoffen, dass dem L.I. noch ein paar Tricks einfallen«, sagte er düster.
Rena Sunfrost betrachtete die schematische Darstellung im kleinen Bildfenster des Panoramaschirms. Die Toleranzgrenze war deutlich markiert. Wenn die STERNENKRIEGER den vorher berechneten Korridor ihres Tangential-Kurses verließ, würde sie in die Dunkelzone hineindriften. Dann gab es kein Zurück mehr.
Scheinbar unaufhaltsam näherte sich das sichelförmige Schiff dieser Grenze.
Der Grenze zwischen Leben und Tod, dachte Rena. Sein oder nicht sein. Die Bezeichnung Ereignishorizont sagt eigentlich alles. Dahinter gibt es nichts mehr. Nichts, was ein Mensch sich vorzustellen vermag.
Augenblicke vergingen, ohne dass mehr gesagt wurde als Routinemeldungen der einzelnen Brückenoffiziere.
Lieutenant Wiley Riggs betete in mehr oder minder regelmäßigen Abständen herunter, wie groß die Distanz zur...
Erscheint lt. Verlag | 21.6.2019 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
ISBN-10 | 3-7389-0688-6 / 3738906886 |
ISBN-13 | 978-3-7389-0688-2 / 9783738906882 |
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