Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Lisas Bekenntnis (eBook)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
480 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7528-0248-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lisas Bekenntnis -  Sylvia McKaylander
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
(CHF 6,80)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Als Sharon von dem illegalen Handel mit antiken Kunstschätzen ihres aufbrausenden Freundes erfährt, setzt sie alles daran, dies anonym an die Behörden weiterzuleiten - ahnungslos, bereits ins Visier geraten zu sein. Zur gleichen Zeit wird ihre Mutter Lisa von Schuldgefühlen aus ihrer Vergangenheit heimgesucht, bis sie eines Tages spurlos verschwindet.

Geboren 1973, studierte "Praktische Psychologie" und "Tierpsychologie/ Tierverhaltenstherapie" und ist engagierte Tierschützerin. Sie ist Single, ernährt sich vegetarisch und lebt zurückgezogen an der Seite mehrerer Katzen. Das Schreiben von Erzählungen und Romanen ist ihre Leidenschaft.

TEIL ZWEI




Ingrid trug mit ihrer Tochter im Schlepptau, die erst den Kleinwagen abschloss, die Einkaufstaschen aus dem Auto in die Sechs-Zimmer-Wohnung in den zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses, die sie in Steenbek bei Kiel seit Jahren bewohnte. Das Einkaufen einmal in der Woche, an Tinas freien Tag, war ein wohltuendes Ritual, da Tina eigene Wege ging, und wie sie eine Wohnung besaß. Sie sahen sich selten, was für ihre, zuvor wegen täglicher Meinungsverschiedenheitn strapazierten Beziehung nur gut war. 

Während sie sich gut gelaunt im Flur die Sommerjacke auszog, ging Tina in die Küche und packte die Tasche mit den Lebensmittel aus. Einige, von denen sie nicht wußte, wohin die gehörten, stapelte sie auf die Anrichte. 

„Was ist denn das?“ Perplex hielt Tina eine Schachtel Müsli hoch. „Hast du dich zum Gesundheitsfreak entwickelt?“

Sie nahm ihr die Schachtel aus der Hand. „Hör auf zu spotten! Ich möchte möglichst lange möglichst fit bleiben, dass ist alles. Ausserdem war mein Cholesterin ein wenig zu hoch. Habe ich in der Apotheke checken lassen. Und ich fange nächste Woche auch mit Nordic Walking und Yoga an, habe mich schon angemeldet dafür. Ach ja, und Aqua-Gymnastik mache ich auch.“ Sie kicherte. „Hätte ich beinahe vergessen zu erwähnen.“

„Mama, ich staune. Woher kommt dieser Aktionismus?“

„Sag bloß, du hast nicht gemerkt dass ich einige Kilos weniger auf den Rippen habe.“ Sie platzte fast vor Stolz. „Ich fühle mich seitdem wie neugeboren. Aber du kennst ja auch meinen Standpunkt. Nichts ist so gut, als das man es nicht noch verbessern könnte.“

Sie sah aufmerksam ihre gerade mal vierundsiebzig große, zierlich gebaute Mutter an, die, so lange sie sich erinnern konnte, trotz ihrer achtundvierzig Jahre um vieles jugendlicher wirkte als andere Mütter ihrer Freunde. 

„Du bist etwas besser in Form als noch vor einem Monat beim Spaziergang; nicht mehr so schnell aus der Puste. Schön.“

Ingrids Kinnlade fiel herunter. „Ist das alles? Schön?“

„Mama, bitte! Natürlich freue ich mich für dich, dass du ein paar Gramm Hüftgold weniger hast. Ich habe nur eine Menge am Kopf, dass ist alles.“

„Ein bisschen zu viel, meine ich.“

Schweigend packte Ingrid die Nahrungsmittel in den Kühlschrank. Tinas Reaktion hatte sie gekränkt, was die allerdings nicht mal registrierte. Sie schloss die Kühlschranktür, ehe sie Tina und sich selbst ein Glas Orangensaft einschenkte. 

„Danke für deine Hilfe. Es war wirklich viel diesmal, hätte ich allein wohl nicht auf einmal geschafft.“ 

„Kein Problem.“ Tinas Handy klingelte. Sie lauschte angestrengt. Es war ihr anzusehen, wie es in ihrem Hirn arbeitete. „In einer Stunde sagst du? Klar doch. Nein, kein Problem. Bis dann.“ Sie beendete die Verbindung. „Ich muß los. Brauchst du mich heute noch?“

„Nein. Wer war es denn?“

„Ach, nur eine Freundin, vom Astro-Club. Es wurde für heute Abend eine Versammlung organisiert. Wir haben heute und an den nächsten Tagen eine äusserst ungewöhnliche Planeten-Konstellation, und die Mondphase ......“

„Schon gut, schon gut. Von Astrologie verstehe ich eh nur Bahnhof.“ Sie drückte ihre Tochter im Flur stehend noch rasch einen Kuß auf die bleiche Wange. „Bis nächste Woche. Pass gut auf dich auf.“ 

Tina winkte ihr flüchtig zu, als sie das Treppenhaus hinter sich ließ. Ihre Mutter sah sie vom Küchenfenster aus die Straße entlang radeln. 

Einen Führerschein konnte Tina ihres Herzens wegen nicht machen, doch das machte ihr nicht das geringste aus. Im Gegenteil. Bei dem Verkehr heute war sie heilfroh darüber. Ingrid war stolz darauf, dass Tina auf eigenen Beinen stand. Hinzu kam die Halbtagsstelle als Bürokraft in der großen Spedition von Ulrich Rösner. 

Ulrich.

Ingrid lehnte sich verträumt mit dem Rücken an die Wand. Sie lächelte. Mit seinem Namen verband sie schöne Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit, selbst wenn diese auf tragische Weise ein jähes Ende fand. Ungeachtet dessen, ohne ihn hätte Tina wegen ihrer geringen Belastbarkeit gewiss kaum eine Chance gehabt in der Berufswelt Fuß zu fassen. Sie, Ingrid, hatte ihm vor vielen Jahren das Versprechen abgenommen, als sie sich das allerletzte Mal zufällig begegnet waren, über das Geheimnis zu schweigen. Im Übrigen hegte sie den Verdacht, er tat es auch weil er sich seines Bruders wegen bis auf die Knochen genierte, und es schlicht nicht anders wieder gut zu machen verstand.

Ingrid stieß sich aufstöhnend von der Wand ab. Auf sie wartete im Bügelzimmer ein hoher Stapel Wäsche, unter der sich auch die ihres jetzigen Freundes mischte. Heinz, ein Witwer, befand sich als LKW-Fahrer im Ausland. Tina mochte ihn nicht; sie mochte im Grunde genommen überhaupt nie einen ihrer männlichen Verehrer, die sie in ihrem Beruf als Kellnerin in einem Wirtshaus in Projensdorf so nebenher kennen lernte. Seit über zwanzig Jahren arbeitete sie bei dem älteren Ehepaar, deren gegenwärtig auf den Profit schielenden erwachsenen Kinder, die neben einen Partyservice, auch eine Gaststätte nebst einem gut besuchten Restaurant führten. Ihr war klar, dass wenn sie nicht so eine so gute, zuverlässige und fleissige Servicekraft wäre, auch ihr Posten mit deren Rotstift zum Opfer fiele. 

Sie stapelte die gebügelte Wäsche aufeinander, als das Läuten des Telefons sie aufschreckte. Über sich selbst den Kopf schüttelnd, war sie doch wieder mal in Tagträume versunken, stellte sie das Bügeleisen aufrecht hin und zog sie das Kabel aus der Steckdose, bevor sie ins Wohnzimmer lief. Keuchend ließ sie sich in den Stuhl am Telefon fallen. 

„Ja, bitte?“

Sie hörte nur Rauschen. Es knackte. Die männliche Stimme war von weit her, war undeutlich. „Hallo? Ingrid? Bist du das?“

Sie versuchte die Stimme einzuordnen. Wenn es ihr Freund war, der sie inzwischen schon von weit entfernteren Zielen anrief, sei es um ihr auch nur seine Liebe zu beteuern, so klang er befremdlicher als sonst. „Heinz? Bist du das? Wo steckst du? Noch in Polen?“

Der Mann lachte. „Nein. Ich bin es. Robert. Robert Rösner“, sagte die lauter, verständlicher werdende männliche Stimme. 

Robert.

Das traf sie wie ein Keulenschlag. Das Innere ihres Kopfes fühlte sich plötzlich wie Watte an. Ungute Erinnerungen bäumten sich in Gestalt einer Lawine in ihrem Kopf auf. Sie fühlte sich, als würde ihr der Boden unter ihren Füssen ins wanken geraten, um ihr dann weg gerissen zu werden. 

Sie schloss die Augen, legte sich die Hand auf die Brust. Ihre Stimme war lediglich ein Wispern. „O, mein Gott.“

„Wie geht es dir, Ingrid?“

Ja. Er war es. Sie erkannte seine sanfte Stimme. 

Sie war unschlüssig wie sie reagieren, was sie sagen sollte. „Gut. Es geht uns gut.“ Ihre Stimme zitterte. „Weshalb rufst du an?“

„Ich wollte deine Stimme wieder hören, nach so langer Zeit. Du hörst dich genauso an wie früher. Deine Stimme konnte ich nie vergessen.“

Sie konnte es nicht glauben. „Ist das alles?“ 

„Ingrid, bitte! Nun sei doch nicht so.“

„Was erwartest du von mir, nach all den Jahren, Robert? Warum um alles in der Welt meldest du dich ausgerechnet jetzt, wo du über zwanzig Jahre nicht einmal, nicht ein einziges Mal von dir hören ließest?“ Er schnappte nach Luft. Sie konnte es hören. Es war ihr egal. „Nicht ein einziges Mal hast du dich während der Schwangerschaft gemeldet, geschweige denn das du dich nach all dem nach Tinas, oder nach meinem Wohlergehen erkundigt hast.“, wetterte sie außer sich. „Welche Absicht verfolgst du?“

„Keine! Ingrid, ich bitte dich, nun bitte gebe mir doch hier und jetzt wenigstens den Hauch einer Chance, dir das alles zu erklären.“

„Wozu soll das heute noch gut sein? Ich lege keinen Wert darauf. Und höre, verflucht noch mal auf, mich für dumm zu verkaufen! Ich werde jetzt auflegen.“

„Für dumm verkaufen? Ingrid, wovon redest du?“

„Ich habe dich und Lisa beobachtet, damals, auf der Säuglingsstation der Uni.“

Er war schockiert. „Was sagst du da?! Du hast alles ......“

„Ja! Ja, ich habe es mit eigenen Augen gesehen – die ganze ekelhafte Szene. Ich konnte alles mit anhören. „Die da will ich haben – die, und keine andere!“, hat sie herum trompetet. Jeder auf der Station konnte ihren Auftritt verfolgen. Jeder.“ Sie lachte bitter auf. „Wie ein erbärmlicher Schlappschwanz hast du daneben gestanden, während sie einzig Augen für meine gesunde Tochter hatte. Widerlich war das!“

„Es tut mir leid, dass du ausgerechnet diesen Moment mitgekriegt hast.“

„Ich habe Lisas Miene genau gesehen, sie bis ins Detail beobachten können. Sie sah das kranke Baby nur einmal, ein einziges Mal an – und mit bodenlos tiefer Ablehnung. “, spie sie ungehalten aus. „Und du? Was hast du getan, um Veto für mich einzulegen, mich zu unterstützten? Nichts! Gar nichts hast du getan! Du hast ja nicht mal versucht ihr zu widersprechen, oder ihr ins Gewissen zu reden. Du hast widerstandslos zugelassen, dass die Zwillinge getrennt wurden, Robert.“

„Ingrid, so glaube mir doch, ich konnte doch nichts tun!“, verteidigte er sich mit wehleidiger Stimme. „Lisa hat immer ihren Willen bekommen, so oder so, und ihr Daddy hat ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Sie wußte genau, welche Knöpfe sie zu drücken hatte. Was hätte ich denn sollen, deiner Meinung nach?“

„Nein sagen, verdammt noch mal! Rückgrat zeigen! Was war denn los? Wollte Lisas Daddy dir dein Spielzeug, dein Handy oder deinen Sportwagen wegnehmen,...

Erscheint lt. Verlag 7.7.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte 60er Jahre • Abtreibung • Antike Kunstschätze • Liebe • Reue • Vergeltung
ISBN-10 3-7528-0248-0 / 3752802480
ISBN-13 978-3-7528-0248-1 / 9783752802481
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 696 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
CHF 14,65
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
CHF 9,25
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
CHF 9,75