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Horrorgeschichten aus dem Abyss Gesamtausgabe (eBook)

Teil 1 + Teil 2
eBook Download: EPUB
2018 | 38. Auflage
100 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7467-5639-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Horrorgeschichten aus dem Abyss Gesamtausgabe -  Robert Grains
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Teil 1 und Teil 2 der 'Horrorgeschichten aus dem Abyss' in einer Gesamtausgabe. 20 Geschichten aus den Bereichen Horror, Weird Fiction und Fantastik. In diesem Buch enthalten: Wie die Götter speisen, Unauslotbare Tiefen, Morgenspaziergang, Die Bilder des Grafen, Dunkler Reigen, Die Armee der Anderen, Allein mit dem Guru, Der Träumer erwacht, Unter der Sonne von Yabalon-Xi, Ein Teufel, Frischer Fisch, Deus ex Machina, Der Eremit, Wald der Monster, Extinctor Fortis, Jagd auf den bösen Zwerg, Das Grauen vom Sacramental-Hill, Schnittergeist, Die Sammlung von Woith, Metamorphose

sic luceat lux

Unauslotbare Tiefen


Die letzten Momente waren die wohl aufregendsten meines noch jungen Lebens gewesen und durch die Rekonstruktion der hinter mir liegenden Ereignisse, versuche ich etwas Klarheit zu erlangen.                                     

Erst vor Kurzem erwachte ich aus einer dumpfen Benommenheit, um mich in absoluter Dunkelheit und Stille vorzufinden. Der Aufprall auf die scharfkantige Felswand hatte die Außenhülle meines Tiefseetauchbootes mit der Bezeichnung „FNRS-5“ stark beschädigt, aber nicht zerstört. Die Außenbeleuchtung war derzeit nicht zu reaktivieren und nur einige Kontrollleuchten sowie der hochmoderne Bordcomputer waren noch funktionstüchtig. Seit Wochen hatte Capitaine Dubais die Crew und mich auf diese besondere Unternehmung vorbereitet und nun, als es so weit war, schien alles außer Kontrolle zu geraten. Die aus Stiftungsgeldern finanzierte Tauchoperation war definitiv als gescheitert zu betrachten und ich saß gefangen, bangend, ob der felsige Grund unter mir alsbald weiter nachgeben und mich in nie gesehene Tiefen hinab reißen würde. Kurz bevor mein Schiff aus der Bahn geworfen wurde und auf jenen Felsen prallte, erinnerte ich mich, die Ausläufer eines großen Tiefseegebirges im Kegel der Suchscheinwerfer ausgemacht zu haben. Dann gab es einen plötzlichen Ruck, gefolgt von einer starken Turbulenz. Ein Schlag von Metall auf harten Fels und ein paar Minuten später schien ich aus meinem kurzen, bewusstlosen Schlaf wieder erwacht zu sein. Der untere Teil meines Tauchbootes war zerbeult und durch das harte Aufsetzen auf das unterseeische Gestein beinahe durchschlagen. Die an der Unterseite befindlichen Suchscheinwerfer waren komplett zermalmt. Der Hauptrotor war irreparabel beschädigt und die beiden Roboterarme sowie die zwei kleineren, an der Oberseite des Schiffs angebrachten Scheinwerfer waren ebenfalls außer Funktion. Der noch intakte Bordcomputer hüllte das Innere meines kalten, potentiellen Sarges in ein flackerndes Grün und abgesehen von dem nervösen Licht vereinzelt aufblinkender Digitalanzeigen umgab mich vollkommene Dunkelheit.                                          

Das Einzige, dem ich außerhalb meines gestrandeten Gefährts gewahr wurde, war ein eigenartiges Leuchten aus ungefähr einem Kilometer Entfernung. Wohl von der Stelle stammend an der ich, kurz vor dem ungewollten Absinken, den oberen Teil eines unterseeischen Gebirges feststellen konnte. Von Zeit zu Zeit erschien, einem glühenden Faden ähnlich, eine rot und blau leuchtende Silhouette in der Dunkelheit vor mir. Entweder kam diese aus einer steinernen Grotte, oder schob sich über den Kamm des marinen Gebirges, wie der Kopf einer Seeschlange von unrealistischen Ausmaßen. Ich war mir derweil nicht sicher ob es sich hierbei um einen Schwarm mir unbekannter Tiefseebewohner handeln könnte, oder vielleicht um eine mir nicht geläufige Pflanzenart, die mit dem Gebirge auf irgendeine Weise verwachsen schien. Es war mir unmöglich, die genaue Größe dieses eigenartig glimmenden Objektes abzuschätzen und ich gab mich mit der Idee zufrieden, es handele sich um einen enormen Zusammenschluss biolumineszenter Polychaeta oder um eine Kolonie von Riftia pachyptila, wie sie in diesen
Tiefen des Hadopelagials möglicherweise noch vorkommen mochten.

Allen Anschein nach bewohnte dieses nicht so einfach zu klassifizierende Objekt das dunkle Gebirge vor mir und wurde von einer unterseeischen Strömung hin und her bewegt. Dennoch verunsicherte mich diese Szenerie auf eine subtile Art und Weise. Wie jeder Tiefseeforscher kannte ich natürlich die Romane von Jules Verne und die kryptozoologischen Theorien, die seit jeher die Tiefen unserer Weltmeere mit mysteriösen und schrecklichen Kreaturen zu bevölkern wussten. Ich war jedoch Wissenschaftler und in den all den Jahren meiner Tätigkeit war mir nichts unter die Augen gekommen, das diesen Theorien irgendeine Nahrung oder auch nur ein ansatzweise stabiles Fundament zu geben vermochte. Wie dem auch sei, ich musste mir eingestehen, dass die nicht zu durchdringende Dunkelheit, gepaart mit dem zuweilen auftauchenden und sich windenden Etwas in der Ferne, das Potential besaß mich zu beunruhigen. Wenigstens hatte die massive Glasscheibe, die einem gigantischen Panorama-Bullauge gleichkam, keinen Kratzer durch den harten Aufprall erlitten. Ein Riss in der Außenwand oder dem Glas, das mich vor dem Druck der Tiefe schützte, hätte unweigerlich meinen sofortigen Tot zur Folge gehabt. Mit Hilfe des noch funktionstüchtigen Bordcomputers gelang es mir einen Funkspruch abzusetzen. Ich wiederholte den Vorgang dreimal. Wissend, dass die Zeit nicht auf meiner Seite war. Ich konnte nicht abschätzen, wie lange die Außenhaut unter den erlittenen Beschädigungen noch stabil zu bleiben vermochte. Keiner meiner Funksprüche wurde indes erwidert und außer einem sich ständig wiederholenden Rauschen und einem merkwürdigen Gluckern und Klacken konnte ich kein vernünftiges Signal empfangen. Zusätzlich beunruhigt von den sonderbaren Geräuschen, die aus der Funkanlage drangen, versuchte ich anhand der eingebauten Peilvorrichtung die Koordinaten unseres Forschungsschiffs, der „Astéries“, zu ermitteln.

Diese würden meinem Versuch aufzutauchen eine genaue Richtung geben können, sollte die an das Tauchboot gekoppelte Rettungskapsel noch funktionstüchtig sein. Scheinbar war aber auch die Peilvorrichtung defekt, denn laut Bordcomputer befand sich das Schiff auf ungefähr gleicher Höhe wie mein havariertes Gefährt, aber etwas weiter östlich in Richtung des unterseeischen Gebirgszugs vor mir. Nun hatte ich all meine Möglichkeiten ausgeschöpft. Ich wusste, dass die Luft langsam zuneige ging und der Umstand, dass sich die Sauerstoffanzeige für die letzten zwanzig Minuten nicht bewegt hatte, vermehrte in mir das Gefühl notwendiger Eile. Doch einen Moment verharrte ich noch vor dem großen gläsernen Fenster, das mich von der dunklen Außenwelt vor mir trennte. Ich ertappte mich erneut, wie ich das sich in der Ferne windende und gespenstisch leuchtende Phantom gebannt beobachtete. Es war soeben ein weiteres Mal hervorgekommen und wand sich von einer unbekannten Kraft beseelt, einem gigantischen Tiefseewurm gleich, in der Dunkelheit hin und her. Seine Umrisse wurden auch jetzt durch das changierende Leuchten blauroter Farbtöne abgezeichnet und in mir drängte sich der beängstigende Gedanke auf, es könnte sich bei diesem Objekt um den Arm einer bedeutend größeren Lebensform handeln, die möglicherweise hinter der hohen Gebirgswand versteckt liegen mochte. Sollte der geplante Ausstieg und meine Rückkehr an die Oberfläche gelingen, so würde ein weiterer Tauchgang zu diesem Felsmassiv sicher vielversprechend sein. Vielleicht würden wir auf eine weitere Art Siboglinidae oder gar eine ganz neue Spezies stoßen. Dann würde es gewiss an mir sein, ihr einen wissenschaftlichen Namen zu geben.

In letzter Zeit wurden viele neue Arten in den kaum erforschten Tiefen der Weltmeere entdeckt und mir wurde in diesem Moment ein weiteres Mal bewusst, wie wenig wir doch eigentlich über unseren eigenen Planeten zu wissen schienen. Ehrlich gesagt wäre es mir in diesem Moment lieber gewesen, vollkommen alleine in der Dunkelheit zu sein. Auch wenn ich nicht erahnen konnte, welche Geschöpfe den kalten und von Sonnenlicht fernen Tiefseegraben um mich herum noch durchschwammen, so trug der Umstand, dass ich das Leuchten in der Ferne nicht identifizieren konnte, auf eine zwar nicht konkret greifbare, aber dennoch sehr reale Weise zu meinem situationsbedingten Unbehagen bei. Ich musste das „FNRS-5“ nun verlassen. Zuviel Zeit war bereits vergangen. Ich begab mich also in den hinteren Teil des Schiffes und schaute wieder und wieder über meine rechte Schulter, hoffend darauf, dass sich das leuchtende Gebilde doch wieder hinter den Felsvorsprung oder in seine Höhle zurückziehen würde. Die grüne Kontrollanzeige neben dem Rettungsmodul blinkte konstant auf und gab dessen vorschriftsmäßigen Zustand zu erkennen. Dem vertrauend betätigte ich den Hebel, der die metallene Trennwand zur Rettungskapsel mit einem langgezogenen metallischen Quietschen zur Seite fahren ließ. Ein letzter Blick in die Dunkelheit hinter mir, nun war nichts merkwürdiges mehr zu erkennen. Kurz verspürte ich eine vage Erleichterung, denn es schien tatsächlich so, als sei mein eigenartiger, biolumineszenter Nachbar vorerst verschwunden. Ich musste dieses Zeitfenster nutzen. Grundsätzlich würde ich aufgrund meiner derzeitigen Position weit genug entfernt von dem Ursprungspunkt des nun verschwundenen, geisterhaften Leuchtens aufsteigen. Dennoch wollte ich, einer instinktiven Vorsicht folgend, auf Nummer sicher gehen. Nun ging alles ganz schnell, ich betrat die elliptisch geformte Kapsel, die das „FNRS-5“ außen mitführte. Auf einer kleinen Bank fand ich, in der von einem massiven Stahlrahmen durchzogenen Glaskonstruktion, Platz. Das Rettungsmodul bestand aus demselben verstärkten Glas wie das große Panoramafenster des Tauchbootes und ermöglichte somit einen guten Ausblick, auf den es mir in dieser Situation aber beileibe nicht ankam. Unabhängig davon, was mich in der Dunkelheit nun umgeben mochte, schloss ich die Luke und hielt den roten Knopf im Inneren des Rettungsmoduls drei Sekunden gedrückt.

Ich ging dabei genauso vor, wie ich es während der Notfallübung vor zwei Monaten gelernt hatte. Zuerst passierte nichts, dann gab es einen kurzen aber heftigen Ruck und die Rettungskapsel löste sich geschmeidig von dem Wrack des einst so vielversprechenden Tiefseetauchbootes. Der Umstand,...

Erscheint lt. Verlag 24.8.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Dämonen • Fantastik • Geheimbund • Horror • kosmischer Schrecken • Lovecraft • Magie • Okkultismus • Tentakel • Weird Fiction
ISBN-10 3-7467-5639-1 / 3746756391
ISBN-13 978-3-7467-5639-4 / 9783746756394
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