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Jeder lügt, so gut er kann (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99166-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jeder lügt, so gut er kann -  Gisa Pauly
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Mit sechzig beschließt Anna, sich endlich ihren Lebenstraum zu erfüllen - ein Hotel in Siena! Hier in der Toskana möchte sie ihre Herkunft vergessen, denn Anna stammt aus einer Familie, die mit Gaunereien und Diebstählen traurige Berühmtheit erlangt hat. Doch ehe sie sichs versieht, steckt sie selbst mittendrin in einem Verbrechen: Erst wird bei ihr eingebrochen, dann wird sie in einen Bankraub verwickelt. Und als plötzlich ihre Tochter vor der Tür steht und Anna es zudem mit gleich zwei Männern zu tun bekommt, die in sie verliebt sind, muss sie feststellen, dass auch in ihrem neuen Leben jeder lügt, so gut er kann. Ganz schön viel für eine Frau ihres Alters. Findet jedenfalls ihre Tochter ...

Gisa Pauly hängte nach zwanzig Jahren den Lehrerberuf an den Nagel und veröffentlichte 1994 das Buch »Mir langt's - eine Lehrerin steigt aus«. Seitdem lebt sie als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin in Münster, ihre Ferien verbringt sie am liebsten auf Sylt oder in Italien. Ihre Sylt-Krimis um die resolute Mamma Carlotta erobern jedes Jahr aufs Neue die Bestsellerlisten. Gisa Pauly wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Satirepreis der Stadt Boppard und der Goldenen Kamera des SWR für das Drehbuch »Déjàvu«. Die Leser der Fernsehzeitschrift rtv wählten sie zur beliebtesten Autorin des Jahres 2018.

Gisa Pauly hängte nach zwanzig Jahren den Lehrerberuf an den Nagel und veröffentlichte 1994 das Buch "Mir langt's – eine Lehrerin steigt aus". Seitdem lebt sie als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin in Münster, ihre Ferien verbringt sie am liebsten auf Sylt oder in Italien. Ihre turbulenten Sylt-Krimis um die temperamentvolle Mamma Carlotta erobern regelmäßig die SPIEGEL-Bestsellerliste, genauso wie ihre erfolgreichen Italien-Romane. Gisa Pauly wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Satirepreis der Stadt Boppard und der Goldenen Kamera des SWR für das Drehbuch "Déjàvu".

Anna klappte den Laptop zu, als sie hörte, dass die Haustür aufgeschoben wurde. Kurz darauf ertönte Henriekes Stimme. »Bist du zu Hause, Mama?« Ihre Schritte wanderten in die Küche, verloren sich auf der Terrasse, kehrten zurück, wurden im Wohnzimmer vom Teppich verschluckt. Dann klopfte sie an die Schlafzimmertür, die sich durch diesen leichten Druck bereits ein paar Zentimeter öffnete, weil sie natürlich nur angelehnt war.

Henrieke drückte sie ganz auf. »Hier bist du!« Sie sah ihrer Mutter dabei zu, wie sie ihren Laptop im Schrank verstaute, und fragte: »Hattest du einen schönen Nachmittag? Was hast du gemacht?«

Anna wusste, was sie zu antworten hatte: »Ich war bei der Näherin, die mit den Gardinen für die Hotelzimmer beschäftigt ist.«

»Hast du etwa das Auto genommen, das dir nicht gehört?«

»Soll ich zu Fuß gehen, weil mir drei Ganoven das Auto weggenommen haben?«

»Mama!« Es war wirklich erstaunlich, dass eine Frau, die mit einem so windigen Typen wie Dennis Appel zusammen war, über eine solche Lappalie derart viel Entrüstung verströmen konnte. Schon komisch, dass sich dieses Empfinden nie gegen ihren Freund richtete. »Das Auto muss sicherlich noch polizeilich untersucht werden. Hat Commissario Fontana das nicht gesagt?«

»Kann mich nicht erinnern.« Anna stellte fest, dass ihr schwarzes Kleid noch auf dem Bett lag und Henrieke sich fragen könnte, warum sich ihre Mutter für einen Besuch bei der Näherin genauso anzog wie zur Beerdigung ihres Mannes. »Wenn ich das Auto nicht anrühren soll, kann die Polizei es ja abholen.«

»Das werden sie sicherlich bald. Und was, wenn du dann gerade damit unterwegs bist?«

»Dann müssen sie eben warten. Herrgott!« Anna nahm das Kleid beiläufig hoch und sperrte es mit einer entschlossenen Geste in den Schrank, ohne es auf einen Bügel zu hängen.

»Aha.« Henrieke begann wieder das alte Spiel, suchte nach Dingen aus der Stuttgarter Wohnung, zog sie heran, betrachtete sie und schob sie wieder an ihren Platz. »Ich habe auf dem Campo Espresso getrunken.«

»Da kostet er doppelt so viel wie in den übrigen Bars der Stadt«, entgegnete Anna und erschrak im nächsten Augenblick, als ihr klar wurde, dass diese Entgegnung auch von Clemens gekommen wäre. Nach dieser Erkenntnis erschrak sie gleich ein zweites Mal. Sie hatte doch gewusst, dass es eine dumme Idee war, ausgerechnet auf dem Campo ihren Schreck zu verarbeiten! Wenn Henrieke sie dort mit einem Champagnerglas in der Hand gesehen hätte, wären jetzt viele Erklärungen fällig. Sie atmete heimlich auf. Zum Glück war alles gut gegangen, sonst müsste sie sich längst von der Empörung ihrer Tochter überschütten lassen.

Henrieke nickte zu der Schranktür, hinter der der Laptop verschwunden war. »Klappt das Surfen im Internet? Oder brauchst du Hilfe?«

Anna ging in die Küche, ohne darauf zu achten, ob Henrieke ihr folgte. »Warum glaubst du, dass du das besser kannst?«

»Ich gehöre einer anderen Generation an.«

»Ich kann sehr gut mit meinem Laptop umgehen.«

»Was hast du denn gesucht?«

Anna hatte gerade nach einer Knoblauchknolle gegriffen, um zwei Zehen herauszulösen. Jetzt warf sie die Knolle und auch das Messer zur Seite. »Muss ich dir etwa Rechenschaft ablegen?«

»Natürlich nicht, Mama. Ich dachte nur …«

»… wenn ich mit dem Laptop nichts anfangen kann, könnte ich ihn genauso gut verkaufen und dir das Geld geben?«

»Mama!«

Anna war selbst erschrocken über ihre Worte, ihren Tonfall, den bösen Verdacht. Sie machte einen Schritt auf Henrieke zu. »Ach, Kind …«

Verzweifelt breitete sie die Arme aus, um Henrieke zu umfangen, aber ihre Tochter entzog sich. »Vergiss es. Solange du gegen Dennis bist, wird das nichts mit uns.«

Henrieke drehte sich um und lief aus der Küche. Kurz darauf hörte Anna die Wohnungstür zuschlagen. Und warum bist du dann noch hier?, dachte sie und ging, um die Tür wieder zu öffnen. Was erwartest du von mir, Henrieke?

Sagen Sie selbst: Was macht eine erwachsene Tochter bei ihrer Mutter, von der sie nicht bekommt, was sie will? Könnte es sein, dass sie noch nicht aufgegeben hat? Dass sie glaubt, sie könne mich noch umstimmen? Meinen Sie das auch? Sie ahnt ja nicht, dass die Erfüllung ihrer Wünsche heute unmöglicher ist als noch vor ein paar Tagen. Mit einem Mal muss ich nämlich sparen. Ich könnte, selbst wenn ich wollte, keinen großen Betrag abzweigen. Und mit kleinen Beträgen gibt sich Dennis Appel nicht zufrieden, das weiß ich. Doch natürlich kennt Henrieke meine prekäre finanzielle Situation nicht. Ach, da fällt mir ein, dass ich bei der Stuttgarter Bank anrufen muss, damit sie mein Festgeldkonto auflöst. In der nächsten Woche brauchen die Arbeiter ihren Lohn. Sonst sieht es schlecht aus mit meinem Hotel …

Anna ging ins Wohnzimmer und trat ans Fenster. Henrieke hatte soeben die Straße überquert und ging nun mit kleinen, zaghaften Schritten Richtung Stadtmauer. Wann waren ihre Schritte eigentlich immer kleiner geworden? Anna dachte daran, wie oft sie Henrieke nachgeblickt hatte, wenn sie an Dennis’ Seite das Haus verließ. Auch Dennis bewegte sich mit kleinen Schritten voran. Aber bei ihm wirkten sie nicht zaghaft, sondern eher gelangweilt, blasiert, gleichgültig. Und natürlich hatte Henrieke sich ihm angepasst. Sie ging wie Dennis, redete wie er und dachte wie er. Würde sie jemals wieder Annas Tochter werden, so unverwechselbar wie früher?

Sie selbst war erst mit sechzig Jahren unverwechselbar geworden. Jetzt erst war ihr klar, dass sie bisher nie so hatte sein können, wie sie war. In Tante Rosis Obhut hatte sie nicht Annina Kolsky sein dürfen, sondern musste sich Anna nennen und den Nachnamen ihrer Tante angeben, wenn sie sich vorstellte. An Clemens’ Seite hatte sie darüber glücklich sein müssen, dass sie ihrer Vergangenheit entkommen war und ihr Mann ihr dabei half, endgültig zu einer Frau zu werden, die sich nicht von denen unterschied, die Ansehen besaßen und über jeden Zweifel erhaben waren. Anna wusste, dass es Clemens nicht leichtgefallen war, eine Frau mit einer Herkunft zu heiraten, die man besser verschwieg. Tante Rosi hatte es ihm hoch angerechnet, dass er, nachdem sie ihm reinen Wein eingeschenkt hatte, zu seiner einmal gefassten Entscheidung gestanden und erklärt hatte, seine Liebe sei groß genug, um über Annas Abstammung hinwegzusehen. Ja, sie war tatsächlich groß genug gewesen. Clemens hatte nie über ihre Eltern und Brüder gesprochen, war immer ohne jeden Zweifel gewesen, selbst wenn sie den Wunsch äußerte, einen ihrer Brüder im Gefängnis zu besuchen …

Nun verschwand Henrieke aus Annas Blickfeld. Wohin ging sie? Wieder in eine Bar, wo es deutsche Touristen gab und man viel Spaß haben konnte? Oder wieder auf den Campo, um sich die Zeit zu vertreiben wie die Siena-Touristen? Die aber vorher für ihren Urlaub gearbeitet und gespart hatten! Anna schwankte noch immer zwischen Liebe, Mitleid und Ärger. Wie konnte sie Henrieke helfen? Irgendwie musste sie ihre Tochter auf einen Weg zurückführen, den sie selbstständig gehen konnte!

Sie riss sich vom Fenster los und ging in die Küche, wo das Smartphone lag. Eine Errungenschaft, die zu Italien, zu Siena gehörte, weil Clemens der Meinung gewesen war, dass seine Frau nichts brauchte, was derart kostspielig war. Insgeheim war Anna mittlerweile geneigt, ihm recht zu geben. Die Technik, die in diesem Gerät steckte, war ihr nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln, und die schwärmerischen Auskünfte anderer, die ihr erklärten, was mit einem Smartphone alles möglich war, erregten bei ihr bestenfalls Verständnislosigkeit, aber nie den Wunsch, ihr mobiles Telefon näher kennenzulernen.

Ihr Blick fiel in den Garten. Weiter oben, hinter den Büschen, machte sie eine Bewegung aus. Konrad? Er würde herüberkommen, sobald sie sich sehen ließ, also war es keine gute Idee, das Telefonat auf der Terrasse zu führen. In ihrer Wohnung dagegen konnte jederzeit Levi auftauchen, um irgendwas zu kontrollieren und auszumessen, an eine Leitung zu klopfen oder den Haupthahn zuzudrehen, den er dann garantiert wieder aufzudrehen vergaß. Nein, hier war sie nicht ungestört. Sie griff nach ihrem Handy und steckte es in die Tasche. Für dieses Telefonat brauchte sie absolute Ungestörtheit. Niemand durfte sie belauschen …

Der zuständige Kollege gehörte zum Glück zu denen, die gern arbeiteten und noch dazu schnell. »Das haben wir gleich.«

Emilio Fontana war sicher, dass er das Ergebnis bald bekommen würde. Auf dem Glas waren reichlich Fingerabdrücke, das durfte ein leichtes Spiel sein. Seine eigenen Abdrücke waren zwar auch dabei, das war nicht zu vermeiden gewesen, aber die kannte der Kollege, konnte also die Fingerabdrücke gut voneinander unterscheiden. Die Kellnerin hatte das Glas natürlich ebenfalls in der Hand gehabt, aber die Spuren des jungen Mannes würden sie überdecken. »Und dann wollen wir mal sehen«, murmelte Emilio, »ob dieser Galgenvogel, der von Anna nicht gesehen werden wollte, was auf dem Kerbholz hat.«

Dieser fingierte Einbruch gab ihm immer noch Rätsel auf. Levi Kailer, Annas Architekt, hatte Schulden, ein überzogenes Bankkonto, ein Motiv und die Gelegenheit, in Annas Wohnung einzudringen. Und sein Vater war sicherlich bereit, ihn zu decken. Nur … Anna hatte gesagt, es fehle nichts. Wenn Levi Kailer also bei Anna eingebrochen war, weil er Geld brauchte oder Wertgegenstände, die zu Geld gemacht werden konnten, dann hatte er nichts gefunden. Warum also das Bemühen, ein gewaltsames Eindringen vorzutäuschen? Er hätte einfach gehen können, durch eine der...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2018
Reihe/Serie Siena-Reihe
Siena-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anna Gavalda • Dora Heldt • Ellen Berg • Gaunerkomödie • Hotel • Mamma Carlotta • Neuanfang • Neue Liebe • Toskana
ISBN-10 3-492-99166-1 / 3492991661
ISBN-13 978-3-492-99166-7 / 9783492991667
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