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Einen Rosengarten versprach ich nie -  Susanne Hanauer,  Sarah Natusch,  Clarissa Windfeder,  Harald Weber,  Jan Vehoff,  Florian Fehring,  Nina

Einen Rosengarten versprach ich nie (eBook)

Eine Dokumentation des Bundesamtes für magische Wesen zu interspezifischen Balz- und Paarungsritualen
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
268 Seiten
Bundeslurch Verlag
978-3-96350-601-7 (ISBN)
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In vierzehn Geschichten der Mitarbeiter des Bundesamtes für magische Wesen treffen Sie magische Mitbürger, die sich auf ihre ganz eigene Art und Weise mit dem Beziehungsstress im alltäglichen Leben herumschlagen. Sie finden Humor und Horror, Komödie und Drama, kurz: das allzeit komplizierte Liebesleben, egal ob schwul oder hetero, wie im echten Leben auch.

Die Autorin Susanne Hanauer wurde im Jahre 1981 in einem kleinen Städtchen im beschaulichen Oberfranken geboren und wuchs dort, zusammen mit ihren drei jüngeren Brüdern auf. Im März 2008 beschloss sie, dass es an der Zeit wäre, über den Tellerrand ihrer oberfränkischen Heimat hinauszusehen und zog in die Weltmetropole am Rhein - nach Bonn. Schon von jüngster Kindheit an liebte sie Geschichten und Märchen. Besonders die Art Geschichten, die ihr Vater ihr vor dem Schlafengehen erzählte. Von den sieben gemeinen und hinterhältigen Geißlein zum Beispiel, die den armen alten Wolf solange ärgerten, bis der sich aus Verzweiflung in den Brunnen stürzte. Als sie älter wurde, war es Fantasy und Sci-Fi Literatur, die sie am liebsten las und auch begann, selbst zu verfassen. Später kamen historische und kriminalistische Geschichten dazu. Außerdem versuchte Susanne Hanauer sich am Schreiben von Gedichten. Sie besuchte mehrere Kurse für kreatives Schreiben und machte in diesem Rahmen erste Erfahrungen mit öffentlichen Lesungen. Selten sind ihre Geschichten düster oder traurig. Meist haben sie eine humoristische und augenzwinkernde Komponente, frei nach dem Motto: Lache mindestens einmal am Tag! Neben dem Lesen und dem Verfassen von Geschichten, ist das Reisen eine der großen Leidenschaften von Susanne Hanauer. 2012/2013 erfüllte sie sich einen Lebenstraum und nahm sich ein Jahr Auszeit vom Job, um die Welt zu bereisen.

Das Frühlingsgefühl auf Abwegen


Eleni Hoh


Die Tage werden endlich länger, es wird wärmer und die Menschen von Stunde zu Stunde weniger griesgrämig. Ab und an soll sich sogar schon mal ein kleines Lächeln auf das ein oder andere Gesicht gestohlen haben. Die Vöglein sind aus dem Süden zurückgekehrt und erheitern uns mit ihren Sonaten. Kein Zweifel – der Frühling ist eingekehrt. Und doch – irgendwas scheint zu fehlen … aber was denn nur?

Aber von vorne. Die ganze Angelegenheit beginnt viel früher, im späten Winter nämlich. Zu Zeiten, zu denen der Rhein noch fröhlich aus seinem Bettchen tanzt, anstatt brav darin zu schlummern, und die Graugänse noch nicht einmal an Rückkehr denken, sitzt das kleine Frühlingsgefühl – beneidenswerterweise – behaglich im Warmen. Während es im Frühling für menschliche Hormonausbrüche und einige mehr oder minder dauerhafte neue Beziehungen sorgt, versteckt es sich nämlich das übrige Jahr auf Madeira – auch als »Insel des ewigen Frühlings« bekannt. Dort erfüllt es, was es im Rheinland nur zu Zeiten des Lenzes vollbringt. Weshalb die Bewohner der Insel auch stets ein wenig verliebt sind. Doch das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls sind für die anderen Jahreszeiten eigene Gefühle zuständig. Im Sommer herrscht die Abenteuerlust, im Herbst die Behaglichkeit und im Winter die Winterdepression. Die Zuständigkeiten dahingehend sind, wie könnte man es anders erwarten, genau nach Vorschrift geregelt. Deshalb, und auch weil es ihm im Sommer ohnehin viel zu heiß bei uns wird, hat sich das Frühlingsgefühl wie immer in seinem Rest-Jahres-Domizil gemütlich eingerichtet.

Ende Februar, Anfang März fängt es sodann an, den Wetterbericht für Bonn und die Region zu sichten. »Wieso ausgerechnet Bonn?«, möchte man sich vielleicht fragen. Natürlich hätte es sich überall in Deutschland niederlassen können. Doch die Rheinländer mit ihrer vergnügten Art erinnern es immer ein bisschen an sich selbst. Auf Bonn direkt wiederum fiel die Wahl, weil es sich ohnehin beim Bundesamt für magische Wesen zurückmelden und seine Gewerbeerlaubnis verlängern muss, sodass sich der Standort einfach wunderbar anbietet. Das Frühlingsgefühl ist, ob man es glaubt oder nicht, sehr praktisch veranlagt.

Jedenfalls wartet es jedes Jahr, bis das erste Mal Sonnenstrahlen und eine Temperatur von exakt achtzehn Grad Celsius angesagt werden, kontrolliert zur Sicherheit noch kurz den Regenradar, dann macht es sich auf die Reise. Es lässt sich von einer sanften Frühlingsbrise in die Lüfte wirbeln, nimmt Kurs aufs schöne Bonn, wo es gewohnheitsgemäß nach ungefähr drei bis vier Stunden ankommt.

In diesem Jahr aber soll alles anders werden.

Unterwegs in den Lüften wundert sich das Frühlingsgefühl. Auf einmal sind, ganz klar erkennbar, die Lichter des Bonner Münsters zu sehen! Da dort ja sein Ziel liegt, eigentlich nicht weiter verwunderlich.

Was aber sehr wohl verwunderlich ist: die Reisedauer. Es verfügt normalerweise über ein ziemlich gutes Zeitempfinden. Merkwürdigerweise scheint es ihm aber diesmal, als habe es Bonn viel schneller erreicht als sonst. »Hm, vermutlich habe ich einfach länger gedöst, als ich dachte. Das dort unten sind die Münsterlichter, keine Frage.« Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch leitet es die Brise zur Landung an. Kaum abgesetzt, entschwindet diese auch schon wieder in die Lüfte.

Aber halt! Was ist das? Es ist kein Münster zu sehen. Kein Heiliger Florentius, kein Heiliger Cassius, die ihm zur Begrüßung zuzwinkern. Erschrocken will das verwirrte Frühlingsgefühl die Brise zurückrufen, doch es ist zu spät. Die Brise ist weitergezogen …

Puck kichert fröhlich vor sich hin. Erst vor einigen Tagen ist er zu einer Europarundreise aufgebrochen, um Jux und Schalk zu verbreiten. In seiner letzten Heimat in Nordirland ist ihm langweilig geworden, denn man kennt ihn dort mittlerweile – kaum jemand fällt noch auf seine Streiche herein. Zeit also, aufzubrechen und sich neue »Opfer« zu suchen.

Kaum hat er Frankreich hinter sich gelassen und Kurs auf Spanien genommen, hört er auf einmal ein leises Schnarchen. Wer kann das sein, hier oben in den Lüften? Normalerweise begegnen ihm in dieser Höhe höchstens einmal ein paar Vögel, die aber nie auf ihn hereinfallen, da sie sich wunderbar auf ihren Instinkt verlassen können. Und sie schnarchen für gewöhnlich nicht, schon gar nicht beim Fliegen. Wer also …?

Vorsichtig schwebt er näher und erblickt ein merkwürdiges Geschöpf, das sich, getragen von einer Frühlingsbrise, einem ausgiebigen Schläfchen hingibt. Das muss Puck sich näher anschauen! Unsichtbar, weil gehüllt in seinen Feenstaub, pirscht er sich an das Wesen heran. Was mag es bloß sein? Und noch wichtiger, wie kann er es hereinlegen?

Deshalb beschließt er, die Frühlingsbrise auszufragen. Er hofft, das Wesen nicht aufzuwecken, wenn er nur leise genug flüstert. So will er an die nötigen Informationen gelangen.

Frühlingsbrisen sind zwar gemeinhin sehr beliebt, aber nicht gerade für ihre Cleverness bekannt. Sich also der Überlegenheit sicher, flüstert Puck: »Meisterin Brise! Ich bin es, dein Chef Aiolos. Sag an, was tust du hier, und warum weiß ich nichts von deinem Unterfangen?«

Die Brise antwortet kleinlaut: »Verzeiht mir, Herr Windgott, ich habe den Auftrag, das Frühlingsgefühl nach Bonn zu bringen. Wie jedes Jahr soll ich es am Münster absetzen. Ich hatte den Antrag, ebenfalls wie jedes Jahr, bereits im Dezember gestellt. Da ich nichts Gegenteiliges hörte, bin ich von einem positiven Bescheid ausgegangen.«

»Nach Bonn also … hmm«, macht der Puck, um Zeit zu gewinnen.

Schnell beeilt sich die Brise anzufügen: »Nie stand dem Ansinnen des Frühlingsgefühls etwas entgegen. Es ist schließlich sein Job! Und bei einem ablehnenden Bescheid hätte ich zumindest eine vierzehntägige Einspruchsfrist erhalten!«

Puck aber kichert fröhlich vor sich hin, ist ihm doch etwas eingefallen. Das Frühlingsgefühl auf Abwege zu bringen, scheint ihm weitaus verlockender, als einen einfältigen Menschen zu verwirren. Sein Kichern aber weckt das Frühlingsgefühl nun doch, denn es fängt an, sich unruhig zu räkeln. So beeilt er sich zu sagen: »Bestimmt hat meine Sekretärin den Antrag genehmigt. Wird schon seine Richtigkeit haben! Wenn ich zurück im Palast der Winde bin, prüfe ich ihn. Doch nun, eile, denn du erfüllst einen wichtigen Auftrag!«

Erleichtert nickt die Brise und macht sich schleunigst davon.

Puck kichert noch einmal, lässt sich bei nächster Gelegenheit tiefer sinken und beginnt dann, mithilfe seines Feenstaubs Irrlichter zu erzeugen. Zu seinem Glück hat auch er schon einmal in Bonn beim Bundesamt für magische Wesen vorsprechen müssen und abends an der Nachtwächtertour teilgenommen. Im Rahmen dieser hatte man auch am Münster angehalten. Er hat ein gutes Gedächtnis und gibt sich große Mühe, exakt die gleiche Beleuchtung zu erschaffen. Was ihm offensichtlich gut gelingt, denn die Brise biegt kurz darauf ab und nimmt Kurs auf Südirland.

Puck indes folgt unauffällig, um sich den Ausgang seines Scherzes nicht entgehen zu lassen.

Einsam und verlassen steht das Frühlingsgefühl also auf einer Wiese. Keine Spur von Bonn oder den Menschen. »Oh weh! Was soll ich nur tun? Wo bin ich, und wo sind die Rheinländer?« Dem Frühlingsgefühl bricht der kalte Schweiß aus und es bekommt Herzrasen ob seiner verloren scheinenden Lage. Wie konnte das nur passieren? In all den Jahrhunderten hat es sich nie im Weg geirrt. Als es ein leises Kichern aus dem Gebüsch vernimmt, hat es endgültig genug. Kopflos rennt es los …

… und stößt mit voller Wucht gegen ein weiches, graues Geschöpf. Durch den Aufprall wird es zu Boden geschleudert und bleibt erst mal einen Moment völlig verdattert sitzen. Dann schaut es sich sein Gegenüber genauer an – und kann sich vor Verzücken kaum halten. Es ist das schönste, edelste Wesen, das seine Äuglein jemals blicken durften. Nicht so grob wie die Menschen, keinesfalls! Von einer zarten Anmut vielmehr und gar herrlichem Glanze. Es tut der Erscheinung noch nicht einmal Abbruch, dass sie eine gewisse Kälte ausstrahlt … diese macht sie vielmehr gerade interessant.

»Wer … wer bist du?«, gelingt es dem Frühlingsgefühl zu stammeln.

»Ich? Wer ich bin? Mich einfach umzurennen, hat dir wohl nicht genügt! Willst nun meinen Namen – wohl um mich zu verklagen?«, antwortet das Wesen schroff.

Da besinnt sich das Frühlingsgefühl seines Charmes und lächelt die fremde Kreatur strahlend an.

Das Eis ist gebrochen, im wahrsten Sinne, und die kalte Schale des Gegenübers schmilzt augenblicklich dahin. »Aber … was …«, mit diesen Worten knickst es galant und räuspert sich. »Gestatten, Winterdepression mein Name! Und ich verzeihe Euch Euer Ungeschick.«

»Win-ter-de-press-iooon! Was für ein schöner Name«, flüstert das Frühlingsgefühl. Natürlich hat es schon vom Gefühl mit der Winterzuständigkeit gehört, aber es sich nie träumen lassen, dass es sich dabei um ein solch holdes Wesen handeln könnte. Längst wäre es sonst schon einmal früher nach Bonn zurückgekehrt, um sie zu treffen.

Der Puck, der immer noch alles mit ansieht, freut sich diebisch.

Nach ein wenig Small Talk stellt sich schnell heraus, dass die Winterdepression eigentlich nur auf der Durchreise ist. Dennoch kennt sie »den besten Schlafplatz in ganz Irland!«

»Irland? Da bin ich also gelandet! Schöööön …«,...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-96350-601-6 / 3963506016
ISBN-13 978-3-96350-601-7 / 9783963506017
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