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diezukunft - Ausblicke 1 (eBook)

Leseproben aus dem Heyne-Science-Fiction-Programm

Wilhelm Heyne Verlag (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2018
Heyne Verlag
978-3-641-23796-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

diezukunft - Ausblicke 1 -
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Leseproben aus dem Heyne-Science-Fiction-Programm - mit Cixin Liu, Andy Weir, Kim Stanley Robinson u.v.m.
Sie interessieren sich für Zukunft, Technologie und Science-Fiction? Sie würden gern wissen, welche interessanten neuen Romane bald erhältlich sind - und vor allem, welcher sich zu lesen lohnt? Dann sind Sie hier genau richtig: In dem Leseproben-Reader »Ausblicke« sind immer die aktuellen Highlights des Heyne-Science-Fiction-Programms versammelt, präsentiert von diezukunft.de, dem Portal für Science und Fiction.

In dieser Ausgabe finden Sie Leseproben von:

- Cixin Liu: Der dunkle Wald
- Andy Weir: Artemis
- Kim Stanley Robinson: New York 2140
- Tal M. Klein: Der Zwillingseffekt
- Cory Doctorow: Walkaway

Viel Spaß beim Lesen!

Leseprobe

1


Ich sprang über das graue, staubige Gelände zur riesigen Wölbung der Conrad-Blase. Die von roten Lichtern eingerahmte Luftschleuse war beunruhigend weit weg.

Selbst in der geringen Mondschwerkraft ist es gar nicht so einfach, mit hundert Kilo Gerätschaften am Körper zu rennen. Aber Sie würden staunen, wie schnell Sie flitzen können, wenn Ihr Leben in Gefahr ist.

Bob rannte neben mir her. Über Funk hörte ich seine Anweisung: »Lass mich meine Druckflaschen mit deinem Anzug verbinden.«

»Dann bringst du auch noch dich selbst um.«

»Du hast ein riesiges Leck«, schnaufte er. »Ich kann sogar sehen, wie das Gas aus deinen Druckflaschen entweicht.«

»Danke für die Aufmunterung.«

»Ich bin hier der EVA-Meister«, beharrte Bob. »Bleib sofort stehen, und lass mich die Verbindung herstellen!«

»Negativ.« Unbeirrt eilte ich weiter. »Direkt vor dem Unterdruckalarm hat etwas geknackt. Ein Ermüdungsbruch. Es muss die Ventilbaugruppe sein. Wenn du die Verbindung einrichtest, reißt du dir den eigenen Schlauch an einer scharfen Kante auf.«

»Das Risiko gehe ich gern ein.«

»Das lasse ich nicht zu«, wehrte ich ab. »Vertrau mir, Bob. Mit Metall kenne ich mich aus.«

Nun wechselte ich zu langen, gleichmäßigen Hüpfern. Es kam mir vor wie ein Wettlauf in Zeitlupe, aber dies war die beste Möglichkeit, mit all dem Gewicht voranzukommen. Das Helmdisplay verriet mir, dass die Luftschleuse noch zweiundfünfzig Meter entfernt war. Ich blickte auf die Anzeigen am Ärmel. Meine Sauerstoffreserve verflüchtigte sich so schnell, dass ich dabei zusehen konnte. Also sah ich nicht mehr hin.

Die langen Sprünge zahlten sich aus, jetzt kam ich wirklich in die Gänge und ließ sogar Bob hinter mir zurück, obwohl er der beste EVA-Meister auf dem Mond war. Der Trick geht so: Jedes Mal, wenn man den Boden berührt, legt man noch etwas an Tempo zu. Das bedeutet aber auch, dass jeder Sprung eine heikle Angelegenheit ist. Falls man es vermasselt, landet man mit dem Gesicht voran auf dem Boden und rutscht über das Geröll. EVA-Anzüge sind stabil, aber man schleift sie besser nicht über Regolith.

»Du bist zu schnell! Wenn du stürzt, könntest du mit dem Visier aufkommen!«

»Lieber das, als das Vakuum einzuatmen«, gab ich zurück. »Mir bleiben höchstens noch zehn Sekunden.«

»Ich bin weit hinter dir«, erklärte er. »Warte nicht auf mich.«

Erst als die dreieckigen Platten von Conrad mein ganzes Gesichtsfeld ausfüllten, wurde mir bewusst, wie stark ich beschleunigt hatte. Sie kamen sehr schnell heran.

»Verdammt!« Zum Abbremsen blieb mir keine Zeit mehr. Ein letzter Sprung, und ich rollte mich ab. Ich hatte den Zeitpunkt richtig gewählt – was aber eher Glück als Geschicklichkeit war – und prallte mit den Füßen voran gegen die Wand. Na gut, Bob hatte recht. Ich war wirklich viel zu schnell unterwegs.

Sobald ich auf den Boden hinabgerutscht war, rappelte ich mich wieder auf und packte das Handrad der Luke.

Es knackte in den Ohren, im Helm plärrten Warnsignale. Mein Sauerstofftank war so gut wie leer und konnte den Druckverlust durch das Leck nicht mehr ausgleichen.

Ich stieß die Luke auf und stürzte hinein. Alles verschwamm mir vor den Augen, ich schnappte hektisch nach Luft. Mit einem Tritt schloss ich die Luke, griff nach dem Notvorrat und riss den Sicherungsstift heraus.

Der Verschluss flog weg, und die Luft strömte in die kleine Kammer. Es ging so schnell, dass die Hälfte kondensierte und als Dampf in der Schleuse schwebte, weil die rasche Ausdehnung mit einer starken Abkühlung einherging. Beinahe ohnmächtig sank ich zu Boden.

Ich keuchte in meinem Anzug und kämpfte den Brechreiz nieder. Das war viel anstrengender gewesen, als ich es gewohnt war. Schon machten sich die Kopfschmerzen bemerkbar, die der Sauerstoffmangel ausgelöst hatte. Sie würden mich mindestens noch ein paar Stunden plagen. Ich hatte es geschafft, auf dem Mond die Höhenkrankheit zu bekommen.

Das Zischen wurde leiser und brach schließlich ab.

Inzwischen war auch Bob vor der Schleuse angekommen und spähte durch das kleine Bullauge der Luke herein.

»Status?«, funkte er.

»Bei Bewusstsein«, röchelte ich.

»Schaffst du das? Oder soll ich Hilfe rufen?«

Bob konnte nicht hereinkommen, ohne mich umzubringen, denn ich lag mit kaputtem Anzug in der Luftschleuse. Aber irgendeiner der zweitausend Menschen in der Stadt konnte im Notfall die innere Schleusentür öffnen und mich nach drinnen ziehen.

»Nicht nötig.« Ich stützte mich auf Hände und Knie, dann kam ich auf die Füße, hielt mich am Steuerpult fest und startete die Reinigungsprozedur. Aus allen Richtungen trafen mich Luftstrahlen mit hohem Druck. Der graue Mondstaub wirbelte durch die Kammer und wurde von den Lüftungsschlitzen in der Wand abgesaugt.

Nach der Reinigung ging die innere Schleusentür automatisch auf.

Ich trat in den Vorraum, verschloss die innere Luke und ließ mich auf eine Sitzbank fallen.

Kurz danach ging Bob auf ganz normale Weise durch die Luftschleuse. Den Notluftbehälter, der jetzt übrigens ersetzt werden musste, brauchte er nicht. Bei ihm lief mit den Pumpen und Ventilen alles wie gewohnt. Nach der Reinigungsprozedur kam er zu mir in den Vorraum.

Wortlos half ich ihm, den Helm und die Handschuhe abzulegen, und er machte das Gleiche bei mir. Man sollte niemanden den Anzug allein ablegen lassen. Klar, das ist möglich, aber es ist ausgesprochen nervig. Die Tradition gebietet, dass man sich gegenseitig hilft.

»Mann, das war blöd«, sagte ich, als er mir den Helm abnahm.

»Du wärst fast gestorben.« Er stieg aus dem Anzug. »Du hättest dich an meine Anweisungen halten sollen.«

Ich streifte meine Montur ab, betrachtete die Rückseite und deutete auf das gezackte Stück Metall, das einmal ein

Ventil gewesen war. »Das Ventil ist kaputt. Genau wie ich es gesagt habe. Materialermüdung.«

Er beäugte das zerstörte Anzugteil und nickte. »Na gut, es war richtig, dass du die Verbindung nicht einrichten wolltest. Gut gemacht. Aber das hier hätte trotzdem nicht passieren dürfen. Verdammt, woher hast du diesen Anzug?«

»Ich habe ihn gebraucht gekauft.«

»Warum kaufst du einen gebrauchten Anzug?«

»Weil ich mir keinen neuen leisten kann. Ich hatte kaum genug Geld für den gebrauchten, und ihr Ärsche lasst mich nicht in die Gilde, solange ich keinen Anzug habe.«

»Du hättest sparen und dir einen neuen kaufen sollen.« Bob Lewis war ein absolut humorloser ehemaliger US-Marine. Noch wichtiger war, dass er als Cheftrainer für die EVA-Gilde arbeitete. Er war dem Gildenmeister verantwortlich, aber Bob und nur Bob allein entschied, ob man geeignet war, ein Mitglied zu werden. Und wenn man kein Mitglied war, durfte man keine EVAs unternehmen und Touristengruppen über die Oberfläche führen. So funktionierten die Gilden nun mal. Diese Korinthenkacker.

»Und? Wie habe ich mich gemacht?«

Er schnaubte. »Soll das ein Witz sein? Du bist durchgefallen, Jazz. Du bist mit Pauken und Trompeten durchgerasselt.«

»Warum?«, wollte ich wissen. »Ich habe alle erforderlichen Manöver durchgeführt und alle Aufgaben erledigt. Ich habe den Hindernisparcours in weniger als sieben Minuten absolviert. Und als ein beinahe tödliches Problem entstand, habe ich darauf verzichtet, meinen Partner zu gefährden, und bin wohlbehalten in die Stadt zurückgekehrt.«

Er öffnete einen Spind und verstaute die Handschuhe und den Helm. »Du bist für deinen Anzug verantwortlich. Er hat versagt. Das heißt, du hast versagt.«

»Wie kannst du mir dieses Leck vorwerfen? Als wir hinausgegangen sind, war noch alles in Ordnung.«

»Dieser Beruf ist ergebnisorientiert. Luna ist eine fiese alte Schlampe. Es ist ihr egal, warum dein Anzug versagt. Sie bringt dich einfach um, wenn es passiert. Du hättest deine Ausrüstung vorher gründlicher überprüfen sollen.« Er hängte den Rest seines Anzugs an den Haken im Spind.

»Komm schon, Bob.«

»Jazz, du wärst da draußen beinahe draufgegangen. Wie kann ich dich da bestehen lassen?« Er schloss den Spind und wandte sich zum Gehen. »In sechs Monaten kannst du die Prüfung wiederholen.«

Ich versperrte ihm den Weg. »Das ist lächerlich! Warum muss ich wegen einer willkürlichen Gildenregel in der Warteschleife hängen?«

»Du musst deine Ausrüstung sorgfältiger überprüfen.« Er wich mir aus und verließ den Vorraum. »Und zahl den vollen Preis, wenn du das Leck reparieren lässt.«

Ich sah ihm nach und sank wieder auf die Bank.

»So ein verfluchter Mist!«

Kurz darauf tappte ich durch das Labyrinth der Aluminiumkorridore nach Hause....

Erscheint lt. Verlag 5.6.2018
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Andy Weir • Cixin Liu • Cory Doctorow • Der Mond • diezukunft.de • eBooks • Kim Stanley Robinson • Kostenlos • Leseprobe • Science-fiction • Tal M. Klein • Utopie • XXL-Leseprobe
ISBN-10 3-641-23796-3 / 3641237963
ISBN-13 978-3-641-23796-7 / 9783641237967
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