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Es hätte alles so schön sein können (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
272 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-10073-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Es hätte alles so schön sein können -  Horst Evers
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Das Leben des siebzehnjährigen Marco verändert sich schlagartig, als er nächtens zufällig beobachtet, wie ein riesiger, in Leder gekleideter Mann kopfüber aus dem Fenster des unweit seines Heimatdorfes gelegenen Landbordells fliegt. Kurz darauf stürmt eine junge Frau aus dem Haus, und noch ehe Marco die ganze Situation mal in Ruhe mit seinen Hormonen ausdiskutieren kann, verspricht er ihr seine Hilfe. Die beiden beschließen, den toten Mann, den blutüberströmten Stein, auf dem er aufgeschlagen ist, und seinen Wagen verschwinden zu lassen. Jeweils an einem anderen Ort, um es den ermittelnden Behörden möglichst schwer zu machen. Als auch noch Marcos beste Freundin Mareike Wind von der Sache kommt, beginnt eine rasante Tour durchs Land, die für die drei mehr Überraschungen bereithält, als sie je erwartet hätten. Das, was Marco unter dem Beifahrersitz entdeckt, noch nicht mal mit eingerechnet. Horst Evers erzählt von einem Abenteuer, das seine Helden aus der zwar kruden, aber immerhin beschaulichen Idylle ihres Dorfes geradezu in die Welt hinausschleudert. Eine aberwitzige und doch absolut beneidenswerte Reise eines sehr jungen Mannes und zweier schöner Frauen - und zugleich ein grandios-komischer Roman über das Erwachsenwerden zwischen Stadt und Land.

Horst Evers, geboren 1967 in der Nähe von Diepholz in Niedersachsen, studierte Germanistik und Publizistik in Berlin und jobbte als Taxifahrer und Eilzusteller bei der Post. Er erhielt unter anderem den Deutschen Kabarettpreis und den Deutschen Kleinkunstpreis. Jeden Sonntag ist er auf radioeins zu hören, im WDR regelmäßig mit seiner Sendung «Horst Evers und Freunde». Seine Geschichtenbände und Romane - wie «Der König von Berlin», «Wäre ich du, wu?rde ich mich lieben» oder «Wer alles weiß, hat keine Ahnung» - sind Bestseller. Horst Evers lebt mit seiner Familie in Berlin.

Horst Evers, geboren 1967 in der Nähe von Diepholz in Niedersachsen, studierte Germanistik und Publizistik in Berlin und jobbte als Taxifahrer und Eilzusteller bei der Post. Er erhielt unter anderem den Deutschen Kabarettpreis und den Deutschen Kleinkunstpreis. Jeden Sonntag ist er auf radioeins zu hören, im WDR regelmäßig mit seiner Sendung «Horst Evers und Freunde». Seine Geschichtenbände und Romane – wie «Der König von Berlin», «Wäre ich du, würde ich mich lieben» oder «Wer alles weiß, hat keine Ahnung» – sind Bestseller. Horst Evers lebt mit seiner Familie in Berlin.

-13-


Auf dem weiteren Weg erläuterte mir Jana in groben Zügen den Plan, den sie mit Maja ausgearbeitet hatte.

Der tote Rocker war geschäftlich unterwegs gewesen. Je weniger ich von diesen Geschäften wusste, desto besser für mich. Nun musste die Leiche möglichst schnell verschwinden. Niemand sollte sie finden. Und wenn doch, war es außerordentlich wichtig, dass sich keine Verbindung zum Village Rouge herstellen ließ. Daher galt es, die Leiche möglichst weit wegzuschaffen und dann an unbeobachteter Stelle tief zu vergraben. Hernach mussten wir auch die Decke, den blutigen Stein, also quasi die Tatwaffe, und schließlich natürlich das Auto verschwinden lassen. An jeweils unterschiedlichen Orten, damit niemand irgendwelche Zusammenhänge herstellen konnte.

Die Decke würde sich vergleichsweise problemlos verbrennen lassen. Ähnlich wie die Kleidung. Die Sache mit dem BMW war schon komplizierter. Bislang gab es nur den Plan, nach der Entsorgung der Leiche über die Grenze zu fahren, um eventuelle Ermittlungen auch noch durch unterschiedliche Zuständigkeiten zu erschweren.

Ganz kurz überlegte ich, ob ich Jana fragen sollte, warum wir nicht die Polizei informierten und ihr erklärten, was passiert war. Aber irgendwie kam mir die Frage kindisch vor. So wollte ich nicht wirken. Zudem wusste ich ja immer noch nicht, was genau geschehen war. Ein Rocker war vermutlich aus freien Stücken aus dem Fenster gesprungen und so ungeschickt gefallen, dass er sich das Genick gebrochen hatte. War das glaubwürdig? Gut, ihn stoßen oder werfen hätte wohl niemand gekonnt. So riesig, wie er war. Er musste schon von sich aus gesprungen sein. Aber warum? Sollte ich Jana all das jetzt fragen? Oder warten, bis sie es mir von sich aus erzählte? Würde sie es mir irgendwann erzählen? So neugierig ich auch war, es bestand eine nicht zu unterschätzende Gefahr, dass sie, wenn ich jetzt Antworten verlangte, unsere ganze Fahrt abblasen würde. Und das wäre definitiv der Worst Case. Alles war ich bereit zu opfern, aber nicht das Abenteuer, das nun zum Greifen nah schien. Also wollte ich Jana lieber nicht zu sehr unter Druck setzen. Wahrscheinlich wusste sie das alles. Dass sie mir nur das Nötigste erzählen musste, um mich bei der Stange zu halten. Da ich nicht weiter fragen würde, aus Angst, sie könnte mich verlassen. Unglaublich, wir waren noch nicht einmal zusammen, und ich hatte schon Angst, dass sie mich verlassen könnte. Vermutlich ein gutes Zeichen. Wenn man keine Angst hat, ist es keine Liebe.

Versunken in solchen und ähnlichen Überlegungen, hätte ich beinah nicht bemerkt, dass wir den Schuppen schon fast erreicht hatten, als Jana plötzlich sagte:

«Wer ist das?»

«Wer ist was?»

«Wer ist das Mädchen, das vor der Butze sitzt?»

Mit verschränkten Armen und finsterem Blick erwartete uns Mareike. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen.

«Was machst du denn hier?»

«Warten.»

«Worauf denn?»

«Na, auf die Polizei natürlich. Die ich gerufen habe, weil irgendein Hamburger BMW in unserem Schuppen steht.»

Mir blieb das Herz stehen. «Du hast was?»

Sie zog die Nase hoch. «Die Polizei gerufen. Wer weiß, was in dem Auto drin ist? Vielleicht droht Gefahr.»

«Und da rufst du einfach mal die Polizei?»

«Wen denn sonst?»

«Na, mich zum Beispiel.»

«Ich dachte, du hast zu tun. Und wenn du etwas über diese Sache wüsstest, hättest du mir ja bestimmt in der Schule davon erzählt.»

Ich stieß mit dicken Backen Luft aus. «Du hast das also nur aus Rache gemacht?»

«Wie, Rache?»

«Na, weil ich dir in der Schule nichts verraten wollte, rächst du dich jetzt, indem du die Polizei anrufst.»

«Das hat doch mit Rache nichts zu tun.»

«Womit denn sonst? Mit Erziehung vielleicht?»

Mareike schwieg. Ein paar Sekunden lang hörte man nur den Wald, bis Jana schließlich die Geduld verlor.

«In jedem Falle müssen wir sofort los.» Sie zückte den Autoschlüssel. «Also, hopp!» Ohne Mareike weiter zu beachten, rauschte sie an ihr vorbei und ließ die Zentralverrieglung aufschnappen.

«Es wird niemand kommen. Ich habe keine Polizei gerufen.» Nach wie vor ungehalten zwinkerte meine beste Freundin mir zu.

Ich bemühte mich zu lächeln. «Ich weiß. Wusste ich eigentlich schon die ganze Zeit.»

Jana hatte mittlerweile ihren Rucksack auf die Rückbank geworfen. «Ja, ich weiß das übrigens auch schon lange. Ich will jetzt auch gar nicht aus Angst vor der Polizei los, sondern weil ich mich davor fürchte, eurem Gespräch noch länger zuhören zu müssen.» Sie öffnete die Beifahrertür.

Mareike schien zufrieden und bewegte sich nun auch Richtung Auto.

«Also gut. Wo fahren wir hin?»

«Wir?» Fast zeitgleich kamen Janas und meine Reaktion.

Mareike blieb unbeeindruckt.

«Also, das Nummernschild habe ich mir natürlich gemerkt, und sauer bin ich immer noch. Aber wenn ihr mich mitnehmt und mir vielleicht ein bisschen was erklärt, würde ich mich vermutlich schnell wieder beruhigen.»

Ich kniff die Augen zusammen.

«Verstehst du denn nicht? Ich möchte nicht, dass dir was passiert.»

Mareike nickte.

«Natürlich verstehe ich das. Und ich möchte eben genau nicht, dass mir nichts passiert. Aber vielleicht geht ja beides.»

Ich schaute zu Jana. Doch der schien es egal zu sein. Emotionslos wandte sie sich an Mareike: «Kannst du Auto fahren? Also zumindest besser als Marco?»

«Klar, ich habe sogar einen Führerschein.»

«Einen Lernführerschein», korrigierte ich.

«Das ist mehr, als du hast.»

«Und trotzdem nicht genug. Du darfst nur begleitet fahren.»

«Ihr begleitet mich ja.»

«Du weißt genau, dass die Begleitung in deinem Führerschein eingetragen sein und Fahrerfahrung haben muss. Das trifft weder auf Jana noch auf mich zu. Oder sollen wir deine Mutter jetzt auch noch mitnehmen?»

Mareike machte eine Als-ob-Fratze. «Wenn deine Freundin ein bisschen alt guckt, könnte sie ohne weiteres als meine Mutter durchgehen.»

War das eine gewollte Spitze gegen mich? Also Jana meine Freundin zu nennen, um dann wie nebenbei festzustellen, dass sie viel zu alt war für mich? Dass sie quasi meine Mutter sein könnte? Was natürlich Quatsch war. Dann wäre sie ja mit sieben, höchstens zehn Jahren Mutter geworden.

Doch auch Jana war nun irritiert. «Wie soll ich denn alt gucken?»

«Na, so wie jetzt gerade. Damit kämen wir wahrscheinlich schon durch.»

Die Titelmusik von «The Walking Dead» erklang. Aus Janas Jacke. Ich staunte. «Ist das dein Klingelton?»

«Nein, das ist das Handy von unserem …» Jana zögerte kurz. «… Passagier. Das hat sich schon ein paarmal bemerkbar gemacht. Der SMS-Ton ist übrigens Norman Bates, wie er ‹Mutter!!!› ruft.»

«Wir haben noch einen Passagier?» Mareike wirkte jetzt etwas verunsichert.

Ich schaute sie so ernst wie möglich an. «Wenn ich dir diese Frage beantworte, gibt es kein Zurück mehr. Das ist jetzt wirklich deine letzte Chance, aufs Fahrrad zu steigen und mit allem hier nichts zu tun zu haben. Was ich dir eigentlich auch raten würde.»

Mareike atmete tief durch, schaute mich mindestens genauso konzentriert an und sprach mit fester Stimme: «Wir haben noch einen Passagier?»

Jana zog die Augenbraue hoch, dann antwortete sie ohne besondere Spannung: «Ja.»

«Ja?»

«Ja.»

«Das ist alles? Ja?»

«Ja.»

«Wer ist der Passagier?»

«Niemand, den du kennst.»

«Kann ich mit ihm sprechen?»

«Gern, aber er wird nicht antworten.»

«Wann kommt er?»

«Er ist schon hier.»

«Wo ist er?»

«Im Kofferraum.»

«Im Kofferraum des BMW

«Gibt es hier sonst noch einen Kofferraum?»

«Heißt das etwa, er ist …»

«Ja.»

«Warum?»

«Wie, warum?»

«Na, warum liegt da jemand geknebelt und gefesselt im Kofferraum? Wollt ihr ihn etwa umbringen?»

Nun antwortete Jana langsamer und bedachter als zuvor: «Nein, wir wollen ihn nicht umbringen.»

Das machte Mareike nur noch misstrauischer.

«Aber jemand anders will ihn umbringen.»

«Nein, auch niemand anders will ihn umbringen.»

«Okay.» Mareike kratzte sich am Kopf. «Das ist ja schon mal gut.»

«Wie man’s nimmt.»

«Warum liegt er gefesselt und geknebelt im Kofferraum?»

«Er ist weder geknebelt noch gefesselt.»

«Nein?»

«Nein.»

«Aber er ist schon euer Gefangener?»

«Im engeren Sinne eigentlich nicht.»

«Das heißt, wenn ich jetzt den Kofferraum aufmachen würde und er würde einfach weggehen, würdet ihr ihn nicht daran hindern.»

«Nein. Natürlich nicht. Er wäre frei zu gehen, wohin er will. Wir würden ihn nicht daran hindern.»

«Er will aber gar nicht gehen.»

«Das ist schwer zu sagen.»

«Schmuggelt ihr ihn nur weg von hier?»

Wieder überlegte Jana etwas länger.

«Das könnte man im Prinzip so sagen.»

Mareike verengte ihren Blick. «Kann ich mit ihm sprechen?»

«Das hast du schon gefragt. Die Antwort bleibt dieselbe. Er würde nicht antworten.»

Mittlerweile hatte ich den Eindruck, wir spielten ein Spiel. «Black Stories» oder «Zettel vorm Kopf», wo man durch Fragen und ehrliche Antworten ein Rätsel entschlüsseln musste. Ich wartete fast darauf, dass Mareike sagte: «Ich möchte lösen», aber sie bekam doch noch die Kurve, ohne den Fragemodus zu verlassen: «Darf ich vielleicht mal in den Kofferraum reinschauen?»

Jana blickte ihr tief in die Augen....

Erscheint lt. Verlag 6.11.2018
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Coming of Age • Deutschlandfahrt • Dorfleben • Heimat • Humor • Kabarett • Komik • lustiges Buch • Road Trip • Satire • Stadt und Land • witziger Roman
ISBN-10 3-644-10073-X / 364410073X
ISBN-13 978-3-644-10073-2 / 9783644100732
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