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Der Atem einer anderen Welt (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
464 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490449-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Atem einer anderen Welt -  Seanan McGuire
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Ausgezeichnet mit dem Hugo Award, dem Nebula Award und dem Locus Award. Für alle, die ihr Herz an eine andere Welt verloren haben - die mehrfach preisgekrönte Fantasy-Novelle von Seanan McGuire »Every Heart a Doorway« zusammen mit den beiden Folgebänden »Down Among the Sticks and Bones« und »Beneath a Sugar Sky« endlich auf Deutsch. Kinder und Jugendliche sind zu allen Zeiten in Kaninchenlöcher gefallen, durch alte Kleiderschränke ins Zauberland vorgestoßen oder auf einer Dampflok in magische Welten gereist. Aber ... was geschieht eigentlich mit denen, die zurückkommen? Mit Nancy, die die Hallen der Toten besucht hat und den Rest ihres Lebens am liebsten still wie eine Statue verbringen würde. Und mit Christopher, den Jungen mit der Knochenflöte, der die Toten für sich tanzen lassen kann. Sumi, die das Chaos braucht wie die Luft zum Atmen, weil sie aus einer Unsinnswelt kommt. Oder Jack & Jill, die mit Vampiren und Wissenschaftlern unter einem blutig-roten Mond aufgewachsen sind. Als sie sich in »Eleanor Wests Haus für Kinder auf Abwegen« treffen, ahnen sie nicht, dass ihnen ihr größtes Abenteuer noch bevorsteht ... Ein Buch für alle Fans von Ransom Riggs, C.S. Lewis und Philip Pullman. »So unfassbar gut, dass es weh tut.« Charlie Jane Anders, io9 »Eine der außergewöhnlichsten Geschichten, die ich je gelesen habe.« V.E. Schwab »Seanan McGuire ist eine der klügsten Autorinnen weit und breit. Mit ?Der Atem einer anderen Welt? beweist sie, dass ihr Herz genauso groß ist wie ihr Verstand scharf.« Charlaine Harris

Seanan McGuire (*1978 in Kalifornien) erhielt 2010 den John W. Campbell Award als Best New Writer. 2013 tauchte sie als erste Person überhaupt fünf Mal auf demselben Stimmzettel zum Hugo Award auf. Seitdem hat sie zahlreiche Urban-Fantasy-, Science-Fiction- und Horror-Romane geschrieben. Für »Der Atem einer anderen Welt« wurde sie mit dem Hugo, dem Nebula, dem Locus und dem Alex Award ausgezeichnet.

Seanan McGuire (*1978 in Kalifornien) erhielt 2010 den John W. Campbell Award als Best New Writer. 2013 tauchte sie als erste Person überhaupt fünf Mal auf demselben Stimmzettel zum Hugo Award auf. Seitdem hat sie zahlreiche Urban-Fantasy-, Science-Fiction- und Horror-Romane geschrieben. Für »Der Atem einer anderen Welt« wurde sie mit dem Hugo, dem Nebula, dem Locus und dem Alex Award ausgezeichnet. Ilse Layer arbeitete nach ihrem Studium zunächst im Kulturbereich und in einem Verlag, bevor sie sich als Literaturübersetzerin für Spanisch und Englisch selbstständig machte. Sie lebt in Berlin. Für ihre Übersetzungen hat sie diverse Auszeichnungen und Preise erhalten, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Ohne Anderwelten, keine Fantasy. [...] Darum geht es hier, in drei elegant verschränkten Erzählungen.

[...] Fantasy-Juwel [...].

so stark hat mich schon lange kein Roman mehr in seinen Bann gezogen. [...] Ein wirklich geniales Leseerlebnis.

›Der Atem einer anderen Welt‹ besticht in erster Linie durch den Schreibstil der Autorin und die Stimmung, die sie mir ihren Texten erzeugt.

Viele starke Themen, was die eigentlichen Geschichten für alle potenziellen Leser zu sehr interessanten und fast schon intensiven Erzählungen werden lässt.

Drei miteinander verbundene Novellen ergeben zusammen ein höchst lesenswertes Buch

Den Leser erwarten phantastische Geschichten voller faszinierender Charaktere und spannender Wendungen bis zum Schluss.

voll kluger Gedanken, mutiger Entscheidungen, strammer Überraschungen und ausgesprochen cleverer Meta-Betrachtungen zur Fantasy und zu Märchen [...] Schwer beeindruckend.

[...] exzellente und außergewöhnliche, zu Recht vielfach preisgekrönte Novelle [...]

Der Atem einer anderen Welt


Teil eins
Die goldenen Nachmittage


Auf Abwegen


Die Mädchen waren bei den Aufnahmegesprächen nie anwesend, sondern nur ihre Eltern, Erziehungsberechtigten und verwirrten Geschwister, die ihnen so gern helfen wollten, aber nicht wussten wie. Den zukünftigen Schülerinnen sollte es erspart bleiben, dazusitzen und zuzuhören, wie die Menschen, die sie auf der ganzen Welt – zumindest dieser ganzen Welt – am meisten liebten, ihre Erinnerungen als Einbildung abtaten, ihre Erfahrungen als Hirngespinste bezeichneten, ihr Leben als hartnäckige Krankheit begriffen.

Außerdem hätten sie schwerlich Vertrauen zu der Schule gefasst, wenn sie Eleanor bei der ersten Begegnung in seriöses Grau und Zartlila gekleidet samt dazu passender Frisur gesehen hätten, wie eine dieser dickfelligen älteren Tanten, die es nur in Kindergeschichten wirklich gab. Die wahre Eleanor war ganz und gar nicht so. Es hätte alles nur noch schlimmer gemacht, sie da sitzen zu sehen und ernsthaft sagen zu hören, ihre Schule würde das, was in den Köpfen all der verlorenen Lämmchen durcheinandergeraten war, wieder in Ordnung bringen. Dass sie die beschädigten Kinder zu sich nehmen und wieder heil machen könne.

Natürlich log Eleanor, aber woher hätten ihre angehenden Schülerinnen das wissen sollen? Deshalb verlangte sie ein vertrauliches Gespräch mit deren Erziehungsberechtigten und verkaufte ihre Dienstleistungen mit der Gezieltheit und dem Geschick einer begnadeten Trickbetrügerin. Hätten sich diese Erziehungsberechtigten jemals zum Erfahrungsaustausch zusammengefunden, wäre ihnen aufgegangen, dass Eleanor Wests Auftreten bestens einstudiert und scharf geschliffen war wie eine Klinge.

»Das ist eine seltene, aber nicht ganz ungewöhnliche Störung, die bei jungen Mädchen auf der Schwelle zum Frausein auftreten kann«, sagte sie immer und suchte behutsamen Augenkontakt mit den verzweifelten, überforderten Eltern ihres neuesten weltenreisenden Mädchens. Wenn es um einen Jungen ging – was selten vorkam –, wandelte sie ihre Worte ab, aber nur so weit, wie es die Situation verlangte. Sie hatte an dieser Nummer lange gefeilt und wusste sich die Ängste und Wünsche der Erwachsenen zunutze zu machen. Sie wollten das Beste für ihre Schützlinge, genau wie Eleanor West selbst, nur waren ihre Vorstellungen davon, was »das Beste« bedeutete, sehr unterschiedlich.

Zu den Eltern sagte sie: »Das sind Trugbilder, und einige Zeit außer Haus ist oft sehr heilsam.«

Zu den Onkeln und Tanten sagte sie: »Es ist nicht Ihre Schuld, und ich kann die Lösung sein.«

Zu den Großeltern sagte sie: »Lassen Sie mich helfen. Bitte lassen Sie mich Ihnen helfen.«

Nicht jede Familie stimmte ihr zu, dass ein Internat die beste Lösung sei. Etwa eine von drei potentiellen Schülerinnen ging ihr durch die Lappen, und Eleanor trauerte um sie, denn ihr Leben würde unnötig schwer werden. Groß war ihre Freude deshalb über diejenigen, die ihrer Obhut anvertraut wurden. Solange sie bei ihr waren, hatten sie wenigstens jemanden um sich, der Bescheid wusste. Selbst wenn sie nie Gelegenheit bekämen, nach Hause zurückzukehren, waren sie in Gesellschaft von jemandem, der sich auskannte, sowie von Gleichaltrigen mit ähnlichen Erfahrungen, was von unschätzbarem Wert war.

Eleanor West verbrachte ihre Tage damit, ihnen allen zu geben, was sie selbst nie bekommen hatte. Dies, so hoffte sie, würde ihr irgendwann die Rückkehr an den Ort ermöglichen, an den sie gehörte.

1
Ein neues Zuhause


Die Angewohnheit zu erzählen, aus dem Gewöhnlichen etwas Wundersames zu formen war schwer abzulegen. Nach einer Zeit in Gesellschaft von sprechenden Vogelscheuchen oder verschwindenden Katzen kam das Erzählen wie von selbst; es war eine Methode, in dieser Welt verankert zu bleiben und den feinen Faden der Kontinuität zu bewahren, der sich noch durch die sonderbarsten Lebensläufe zog. Indem man das Unmögliche erzählte, es in eine Geschichte verwandelte, konnte man es beherrschen. Also:

Das Herrenhaus stand in der Mitte eines weitläufigen Anwesens. Der Rasen war makellos grün, die Bäume, die das Gebäude umgaben, vorbildlich gestutzt, und der Garten konnte mit einer Fülle an Farben aufwarten, die alle zusammen normalerweise nur in einem Regenbogen oder in der Spielzeugkiste eines Kindes vorkommen. Das schmale schwarze Band der Zufahrt beschrieb vom weit entfernten Tor zahllose Windungen, um vor dem Herrenhaus selbst eine Schleife zu bilden, die am Fuß der Veranda elegant in einen etwas breiteren Wartebereich mündete. Dort fuhr ein einzelner Wagen vor, der mit seinem stillosen Gelb in dieser sorgsam arrangierten Szenerie irgendwie schäbig wirkte. Die hintere Fahrgasttür wurde zugeschlagen, dann fuhr der Wagen wieder davon und ließ ein Mädchen im Teenageralter zurück.

Sie war groß und gertenschlank und konnte nicht älter als siebzehn sein; um Augen und Mund war immer noch ein Rest Unausgeformtes, das sie zu einem Work in progress machte, dazu bestimmt, von der Zeit vollendet zu werden. Sie trug Schwarz – schwarze Jeans, schwarze Stiefeletten mit winzigen schwarzen Knöpfen, die wie Soldaten von den Zehen bis zu den Waden aufgereiht waren. Und sie trug Weiß – ein weites Trägershirt, falsche Perlenketten um die Handgelenke. Um den Ansatz ihres Pferdeschwanzes hatte sie ein Band in der Farbe von Granatapfelkernen geschlungen. Ihre Haare waren knochenweiß, mit schwarzen Schlieren durchzogen, wie von auf Marmorboden vergossenem Öl, und ihre Augen fahl wie Eis. Sie blinzelte im hellen Tageslicht. Allem Anschein nach war es eine ganze Weile her, seit sie das letzte Mal an der Sonne gewesen war. Ihr kleiner Rollkoffer war hellrosa und mit Gänseblümchen gemustert. Sie hatte ihn höchstwahrscheinlich nicht selbst gekauft.

Das Mädchen hob die Hand, um ihre Augen abzuschirmen, und betrachtete das Herrenhaus, stutzte, als sie das Schild am Dachvorsprung entdeckte. Da stand in großen Lettern: ELEANOR WESTS HAUS FÜR KINDER AUF ABWEGEN. Darunter, etwas kleiner: KEINE HAUSTÜRGESCHÄFTE, KEINE BESUCHER, KEINE ABENTEUER.

Das Mädchen blinzelte überrascht, ließ die Hand sinken und ging langsam auf die Stufen zu.

 

Im zweiten Stock des Herrenhauses ließ Eleanor West die Gardine los und wandte sich zur Tür, während der Stoff wieder in seine Ausgangsposition zurückkehrte. Sie wirkte wie eine gut gealterte Frau Ende sechzig, dabei ging sie in Wahrheit auf die hundert zu: Reisen durch die Länder, die sie früher mehrfach besucht hatte, brachten gern die innere Uhr durcheinander, so dass die Zeit nur schwer wieder richtig Zugriff auf den Körper bekam. An manchen Tagen war sie dankbar für ihr langes Leben, für die Möglichkeit, so vielen Kindern zu helfen, die sie nie hätte heranwachsen sehen, wenn sie nicht jene Türen geöffnet hätte; wenn sie sich nicht selbst dafür entschieden hätte, vom Weg abzuweichen. An anderen Tagen fragte sie sich, ob diese Welt jemals herausfinden würde, dass die kleine Ely West, das Mädchen, das vor so langer Zeit auf Abwege geraten war, noch lebte – und was dann mit ihr geschehen würde.

Doch noch war ihr Rücken stark und ihre Augen so klar wie an dem Tag, an dem sie als Siebenjährige auf dem Anwesen ihres Vaters zwischen zwei Baumwurzeln eine Öffnung entdeckt hatte. Wenn ihre Haare jetzt weiß und ihre Haut weich vor Falten und Erinnerungen waren, machte das gar nichts. Um ihre Augen herum war noch immer etwas Unfertiges; sie war noch nicht vollendet. Sie war eine Geschichte, kein Epilog. Und wenn sie sich – während sie die Treppe hinunterstieg, um ihrem neu eingetroffenen Schützling entgegenzugehen – dafür entschied, es auf ein weiteres Kapitel ankommen zu lassen, tat das niemandem weh. Schließlich war die Angewohnheit zu erzählen schwer abzulegen.

Manchmal war es alles, was ein Körper hatte.

 

Nancy stand wie angewurzelt in der Mitte des Empfangsraums, die Hand um den Griff ihres Koffers geschlossen, während sie sich umblickte und zu orientieren versuchte. Sie war nicht sicher, was sie von der »besonderen Schule«, auf die ihre Eltern sie schickten, erwartet hatte, aber ganz gewiss nicht so ein … elegantes Landhaus. Die Wände waren mit einem altmodischen Muster aus Rosen und verschlungenen Klematisranken tapeziert, und die wenigen Möbelstücke in diesem bewusst sparsam eingerichteten Entree waren allesamt Antiquitäten – edles, poliertes Holz mit Messingbeschlägen, das mit dem geschwungenen Treppengeländer harmonierte. Das Parkett schimmerte rötlich, und als sie zur Decke hochsah – nur mit einer Bewegung der Augen, ohne das Kinn zu heben –, entdeckte sie einen kunstvollen Kronleuchter, der einer blühenden Blume nachempfunden war.

»Den hat eine ehemalige Schülerin angefertigt«, erklang eine Stimme. Nancy riss sich vom Anblick des Kronleuchters los und sah zur Treppe.

Die Frau, die heruntergestiegen kam, war mager, so wie es ältere Frauen manchmal waren, aber ihr Rücken war gerade, und die Hand auf dem Geländer schien dieses nur als Führung zu benutzen, nicht als Stütze. Ihre Haare waren so weiß wie Nancys eigene, jedoch ohne die Schlieren von trotzigem Schwarz, und mittels Dauerwelle zu einem Pilzkopf frisiert, wie eine Pusteblume mit weißen Schirmchen. Sie hätte durch und durch seriös ausgesehen, hätte sie nicht eine neonorangefarbene Hose und einen...

Erscheint lt. Verlag 21.12.2018
Übersetzer Ilse Layer
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Alice im Wunderland • Beneath a Sugar Sky • C.S. Lewis • Down Among the Sticks and Bones • Every Heart a Doorway • Fantasiewelt • Fantasy • Fantasy Novelle • Harry Potter • Hugo Award • Locus Award • Nebula Award • Phantastische Literatur • Philip Pullman • portal fantasy • Queer Fantasy • Ransom Riggs • Wayward Children • Weltenwanderer
ISBN-10 3-10-490449-9 / 3104904499
ISBN-13 978-3-10-490449-8 / 9783104904498
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