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Codename Rook - Die übernatürlichen Fälle der Agentin Thomas (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018
704 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-23427-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Codename Rook - Die übernatürlichen Fälle der Agentin Thomas - Daniel O'Malley
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Die coolste, liebenswerteste und witzigste Heldin der Urban Fantasy.
»Der Körper, in dem Du steckst, hat einmal mir gehört.« Das ist sicherlich nicht das erste, was man lesen möchte, nachdem man aus einer tiefen Bewusstlosigkeit erwacht. Erst recht nicht, wenn man von Leichen umgeben ist und jede Erinnerung verloren hat. Doch Myfanwy Thomas findet sich in genau dieser Situation wieder, und ihr bleibt kaum eine andere Möglichkeit, als den Anweisungen der mysteriösen Briefschreiberin zu folgen. Aber kann sie ihr trauen? Ist Myfanwy wirklich ein Rook, eine ranghohe Agentin, die Großbritannien gegen übernatürliche Bedrohungen verteidigt? Sie wird es herausfinden ...

Daniel O'Malley absolvierte die Michigan State University und erwarb an der Ohio State University einen Master-Abschluss in mittelalterlicher Geschichte. Dann kehrte er in seine Heimat Australien zurück. Er arbeitet jetzt für das Australian Transport Safety Bureau und verfasst Pressemitteilungen für Regierungsuntersuchungen von Flugzeugabstürzen und außer Kontrolle geratenen Booten.

2


Ihre erste Enttäuschung darüber, dass sie auf einen Koffer mit Unterlagen statt auf eine Sammlung von Hightech-Geräten oder Goldmünzen gestoßen war, wich rasch der Faszination. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was sie finden würde, und vermutlich waren Briefe ebenso sinnvoll wie alles andere. Hoffentlich hatte Myfanwy Thomas Instruktionen für eine solche Situation hinterlassen. Aber hatte sie die Zeit, all das in Ruhe unter die Lupe zu nehmen? Sie riskierte einen Blick über die Schulter. Die vier Gestalten hatten sich nicht erhoben und kamen nicht auf sie zu, sondern hatten aufgehört zu zucken und lagen nun regungslos da. Und auch die Bankangestellte machte keine Anstalten aufzuwachen. Sie sog nachdenklich die Unterlippe zwischen die Zähne und wog ihre Möglichkeiten ab. Dann siegte die Vernunft über die Neugier. Scheiß drauf, ich lese es im Wagen.

Sie stopfte sich den ersten Umschlag mit der Zahl 3 in ihre Gesäßtasche, wuchtete die beiden Koffer, die erheblich schwerer waren, als sie vermutet hatte, aus dem Schrankschließfach und stellte sie auf den Boden. Dann rollte sie sie aus dem Gewölbe und manövrierte sie dabei sorgfältig um die am Boden liegenden Körper herum zum Aufzug. Der brachte sie im Nu in die Lobby.

Bleib ruhig, sagte sie sich. Ganz ruhig. Nicht jeder in der Bank trägt Latexhandschuhe. Genau genommen trug überhaupt niemand Handschuhe, und überhaupt schien sich keiner auch nur im Geringsten für sie zu interessieren. Das wird sich ändern, wenn jemand auf die Idee kommt, in sein Schließfach zu sehen, dachte sie und eilte nach draußen. Die Treppe vor der Bank bereitete ihr einige Probleme. Aber der Fahrer bemerkte es, kam ihr entgegen und verstaute zuvorkommend ihr Gepäck im Wagen. Myfanwy dankte ihm und nahm im Fond Platz.

»Fahren Sie los«, sagte sie. »Fahren Sie einfach los, bitte.« Sie lehnte sich etwas zittrig zurück und konzentrierte sich auf ihre Atmung und darauf, keinen Herzinfarkt zu bekommen.

Okay, du bist in Sicherheit, sagte sie sich. Was jetzt? Sie nahm den Umschlag aus der Tasche und riss ihn auf.

Liebe Du,

die Chance, dass Du das hier liest, ist hauchdünn bis nicht-existent. Wer würde schon Unsicherheit und vage formulierte Warnungen einem neuen Leben in Wohlstand und Luxus vorziehen? Ich kann nur annehmen, dass du enorm unter Stress geraten bist, die Haut von anderen berührt und sie damit paralysiert hast. Oder geblendet. Oder sie haben ihre Fähigkeit zu sprechen verloren. Oder sich eingenässt. Oder es ist einer der etlichen anderen Effekte eingetreten, die ich an dieser Stelle nicht anreißen möchte. In jedem Fall erinnere ich mich an das Gefühl, wenn einem das zum ersten Mal passiert. Es ist, als würde sich eine Tür in dir öffnen, stimmt’s? Als wärst du von einem Lastwagen überfahren worden. Man kann es nicht ignorieren. Also, selbst wenn du lieber das andere Schließfach aufgemacht hättest, wonach du übrigens den Rest deines Lebens als Jeanne Citaux gelebt hättest, bin ich froh, dass du diese Entscheidung getroffen hast.

Nimm jetzt die beiden Koffer und begib dich zu der unten aufgeführten Adresse. Mit dem Schlüssel in diesem Umschlag kommst du in die Wohnung, und da solltest du sicher sein. Offiziell gibt es keinerlei Verbindung zu mir und der Wohnung. Öffne den nächsten Umschlag erst, wenn du dort angekommen bist. Versuche dafür zu sorgen, dass niemand dir folgt.

Dieser Brief war nicht unterschrieben, und der Schlüssel, den sie aus dem Umschlag fischte, hatte keine besonderen Kennzeichen. Die angegebene Adresse stimmte mit keiner auf ihren beiden Führerscheinen überein und gehörte offenbar zu irgendeiner Wohnung. Sie steckte Brief und Schlüssel in die Tasche und nannte dem Fahrer das nächste Ziel mit dem Hinweis, er solle dafür sorgen, dass man ihm nicht folgte. Der Mann nickte. Er machte mehrere Kehrtwendungen und änderte oft unvermittelt die Richtung. Sie war fest davon überzeugt, dass sie jeden bemerkt hätte, der versucht hätte, ihr zu folgen. Als sie eine entsprechende Bemerkung machte, lächelte er.

»Ich bin daran gewöhnt, Miss. Viele unserer Kunden werden von Paparazzi verfolgt.« Myfanwy nickte nachdenklich, nahm den Schlüssel aus der Tasche und drehte ihn zwischen den Fingern, während sie aus dem Fenster blickte. Sie hatten die City verlassen. Mehrmals überquerten sie die Themse, die mit all den Touristenbooten einen netten Anblick bot. Dann bogen sie ab, wechselten ständig die Spur und durchquerten Wohnbezirke. Während der Wagen immer weiter nach Osten in Richtung Docklands fuhr, begann sie damit, die Vorfälle in der Bank zu verdauen.

Schließlich hielt die Limousine vor einem Wohnhaus an. Der Fahrer trug ihr die Koffer in die Lobby. Sie gab ihm ein großzügiges Trinkgeld für seinen hervorragenden Job und rollte die Koffer in den Lift. Die Wohnung lag im neunten Stock. Als sie dort ankam, schloss sie die Tür auf.

Sofort war ihr klar, dass die Wohnung schon seit Wochen, wenn nicht seit Monaten leer gestanden hatte. Es war nicht ganz dunkel, aber die Vorhänge waren zugezogen. Sie schaltete das Licht ein. Die ganze Wohnung roch muffig und wirkte verlassen, und es war unheimlich still. Sie ging zögernd ein paar Schritte weiter und hatte das Gefühl, als würde sie irgendwo eindringen oder wäre in jemandes Haus eingebrochen.

Vor ihr öffnete sich der Wohnraum. Über einigen Möbelstücken lagen Staublaken. Es hingen keine Bilder an den Wänden. Rechts von ihr befand sich eine Küche. Sie öffnete den Kühlschrank. Einige Wasserflaschen und Tetrapacks mit Fruchtsäften standen darin. Das Eisfach wartete mit unterschiedlichen Fertiggerichten sowie einigen Tüten mit gefrorenem Fleisch auf. In einer der Schubladen war Besteck, und in einem Hängeschrank fand sie Geschirr. Sie ging in das Wohnzimmer und zog die Laken von den Möbeln. Darunter befanden sich große, weich aussehende Sitzmöbel in einem dunklen Burgunderton. An der Wand hing ein großes TV-Gerät.

»Wie minimalistisch«, sagte sie zu sich selbst. Das Schlafzimmer war ähnlich unpersönlich eingerichtet. Das große Bett war ebenfalls mit einem Staublaken bedeckt. Sie zog es ab und sah, dass das Bett bereits gemacht war. Die Decken wirkten kuschelig. Als sie sie zurückschlug, drang ihr ein unerwarteter Geruch in die Nase. Er kam von ein paar Säckchen mit Lavendel. Das Badezimmer war mit Seife, Shampoo und Handtüchern ausgestattet. Neue Zahnbürsten lagen in ihren Plastikbehältern, und Zahnpasta und Mundspülung befanden sich in dem Spiegelschrank über dem Waschbecken. Es gab kein Make-up, aber eine Haarbürste und, zu ihrer Überraschung, ein paar Flaschen mit Haarfärbemittel.

Sag mir nicht, dass ich schon mit einunddreißig ergraue!, dachte sie entsetzt. Aber dann fiel ihr auf, dass keine der Farben ihrem eigenen Haarton entsprach. Vermutlich sind sie für den Fall gedacht, dass ich mich verkleiden muss, folgerte sie. Auf einem Regalbrett sah sie einen großen Erste-Hilfe-Kasten.

Das andere Schlafzimmer war in eine Art Büro umgewandelt worden. Darin standen unter Plastikhüllen ein großer Computer und ein kompliziert aussehender Drucker. Außerdem gab es ein niedriges Regal, in dem einige Aktenordner standen. Sie zog einen heraus und schlug ihn an einer beliebigen Stelle auf. Offenbar enthielt er die Einzelheiten des Mietvertrags der Wohnung. Plötzlich fiel ihr etwas ein; sie ging in das Schlafzimmer zurück und öffnete den Kleiderschrank.

Darin hingen ein paar besonders langweilige, zum größten Teil schwarze und graue Kleidungsstücke sowie mehrere weiße Blusen, zwei Hosenanzüge, ein Rock und zwei Jeans. Alles war sehr sorgfältig aufgehängt und schien so ausgewählt worden zu sein, dass die Leute der Person, die diese Kleidung trug, keinen zweiten Blick schenkten.

Ganz offensichtlich hatte ich keinerlei Geschmack, dachte sie, verwirrt von der Schlichtheit der Garderobe. Sie schüttelte sich, weil sie der Gedanke, dass ihr Körper diese Kleidung getragen hatte, ohne dass ihr derzeitiger Verstand präsent gewesen war, irgendwie beunruhigte. Aber als sie die Kleidungsstücke begutachtete, stellte sie fest, dass alle noch Preisetiketten hatten. Sie schloss die Schranktür und ging wieder ins Wohnzimmer. Dort zog sie den Vorhang zurück und ließ das Sonnenlicht herein.

Die Fenster waren groß und boten einen Blick auf den Fluss und den ganzen Verkehr. Die Möbel kamen ihr plötzlich gemütlich hervor, und sie sah, dass sie an den optimalen Stellen platziert worden waren. Thomas hat sich etliche Gedanken wegen dieser Wohnung gemacht, sinnierte sie. Das ist nicht irgendein Schlupfloch; man soll sich hier wohlfühlen. Plötzlich empfand sie so etwas wie Zuneigung zu der Frau, die in ihrem Körper gelebt hatte. Man konnte nicht verhindern, jemanden zu mögen, der sich so viel Mühe gemacht hatte, einen willkommen zu heißen.

Außerdem ist sie die einzige Person, die ich kenne. Der Gedanke kam ihr lächerlich vor. Sie schleppte die Koffer ins Wohnzimmer und öffnete den, der keine Briefe enthielt, sondern die Gegenstände in der Noppenfolie. Sie nahm einen heraus und wog ihn in den Händen. Er war schwer, und es klebte ein Etikett darauf. Nur für alle Fälle. Sie löste vorsichtig das Klebeband und die Verpackung und hielt überrascht den Atem an. In der Hand hielt sie eine kleine, aber gefährlich aussehende Maschinenpistole. Sie beäugte misstrauisch den...

Erscheint lt. Verlag 15.10.2018
Reihe/Serie Die übernatürlichen Fälle der Agentin Thomas
Die übernatürlichen Fälle der Agentin Thomas
Übersetzer Wolfgang Thon
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Rook
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Ben Aaronovich • Buch zur Serie • eBooks • Erinnerungsverlust • Fantasy • ghostbusters • Jim Butcher • London • MI-5 • Monster • RTL 2 • The Rook • Tierwesen • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-23427-1 / 3641234271
ISBN-13 978-3-641-23427-0 / 9783641234270
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