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Die Shannara-Chroniken: Die Reise der Jerle Shannara 2 - Das Labyrinth der Elfen (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018
448 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-23302-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Shannara-Chroniken: Die Reise der Jerle Shannara 2 - Das Labyrinth der Elfen - Terry Brooks
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Der Fantasy-Klassiker endlich wieder verfügbar - in überarbeiteter Neuausgabe.
Eine bunt zusammengewürfelte Schar von Abenteurern befindet sich mit dem Luftschiff Jerle Shannara auf Reisen, um die Edelsteine von Shannara zu suchen. Ihr Anführer ist Walker Boh, der letzte noch lebende Druide. Als sie die geheimnisvollen Ruinen von Schlossstadt erreichen, geraten sie in tödliche Gefahr: Während seine Gefährten auf dem Luftschiff gegen finstere Mächte um ihr Leben kämpfen, wird Walker Boh von Antrax, einem unheimlichen Wesen aus der Vergangenheit, gejagt.

Im Jahr 1977 veränderte sich das Leben des Rechtsanwalts Terry Brooks, geboren 1944 in Illinois, USA, grundlegend: Gleich der erste Roman des begeisterten Tolkien-Fans eroberte die Bestsellerlisten und hielt sich dort monatelang. Doch »Das Schwert von Shannara« war nur der Beginn einer atemberaubenden Karriere, denn bislang sind mehr als zwanzig Bände seiner Shannara-Saga erschienen.

Eins

Am letzten Tag ihrer Kindheit zählte Grianne Ohmsford sechs Jahre. Für ihr Alter war sie klein, daher mangelte es ihr sowohl an übermäßiger Körperkraft als auch an Lebenserfahrung, und so war sie nicht sonderlich gut darauf vorbereitet, aus heiterem Himmel ins Erwachsenenleben einzutreten. Ihr ganzes bisheriges Leben hatte sie am östlichen Rand der Ebene von Rabb verbracht, als ein behütetes Kind von zweien in einem liebevollen Heim. Araden und Biornlief Ohmsford hießen ihre Eltern, der Vater ein Schriftgelehrter und Lehrer, die Mutter eine Hausfrau. In ihrem Haus gingen die Leute wie in einer Schenke ein und aus – Schüler ihres Vaters, Klienten, die seine Fähigkeiten brauchten, Reisende aus allen Vier Ländern. Sie selbst hatte noch keine fernen Länder besucht, als ihr die kleine Welt, die ihr bis dahin gehört hatte, unvermittelt geraubt wurde.

Obwohl ihre Erscheinung unauffällig war und man nicht wirklich damit rechnen konnte, dass sie eine derartige traumatische Veränderung ihres Lebens überwinden würde, besaß sie in Wahrheit überraschende Fähigkeiten und außergewöhnliche Stärke. Zum Teil war es allerdings an den enorm blauen Augen erkennbar, deren Blick das Gegenüber durchbohrte und bis in die Seele drang. Fremde, die den Fehler begingen, in diese Augen zu schauen, ertappten sich recht bald dabei, wie sie den Blick wieder abwandten. Mit diesen Männern und Frauen sprach sie weder, noch nahm sie von den Begegnungen etwas mit, und trotzdem überkam die Fremden das Gefühl, sie hätten einen Teil von sich aufgegeben. Manchmal lief sie in Haus und Garten herum, das lange dunkle Haar fiel ihr locker über die Schultern, und sie wirkte wie ein Streuner, der nicht weiß, was er tun oder wohin er gehen soll. Dann wieder saß sie allein in einer Ecke, derweil die Erwachsenen sich unterhielten, beanspruchte eigenen Raum für sich selbst und sorgte für dessen Ungestörtheit.

Zudem war sie hart, ein stures und widerspenstiges Kind, das sich von nichts abbringen ließ, was es sich erst einmal in den Kopf gesetzt hatte. Eine Zeit lang konnten ihre Eltern mithilfe der üblichen Strafen und Belohnungen auf das Mädchen einwirken, schließlich jedoch stellten sie fest, dass sie keinen echten Einfluss auf sie hatten. Grianne schien zu ihrer eigenen Identität zu finden, indem sie bei Auseinandersetzungen klar Stellung bezog, sich auf Herausforderungen einließ und die Folgen akzeptierte, wie auch immer sie aussahen. Häufig bestanden sie aus einer strengen Zurechtweisung und der Verbannung in ihr Zimmer, oder ihr wurde einfach nur das versagt, wovon andere glaubten, es würde ihr gefallen. Nichtsdestotrotz schien sie solche Konsequenzen nicht zu scheuen und war zu geschickt, um sich dem Willen ihrer Eltern wirklich beugen zu müssen.

Den Kern des Ganzen bildete ein Erbe, wie es in dieser Art schon seit Generationen nicht mehr in Erscheinung getreten war. Sie wusste bereits früh, dass sie sich von ihren Eltern, ihren Freunden und sonstigen Bekannten unterschied. Alles deutete auf die berühmtesten Vorfahren ihrer Familie hin – auf Brin und Jair und Par und Coll Ohmsford, auf die sie ihre Abstammung direkt zurückführen konnte. Dies erklärten ihr ihre Eltern schon früh, nahezu sofort, nachdem sich die Begabung offenbart hatte. Sie war mit der Magie des Wunschliedes geboren worden, einer Kraft, die in der Familie Ohmsford nur alle vier oder fünf Generationen zutage trat. Wünsch es dir, singe dafür, und es wird geschehen. Nichts war unmöglich. Solange ihre Eltern zurückdenken konnten, hatte sich das Wunschlied in keinem Ohmsford gezeigt, und so besaß auch keiner der beiden persönliche Erfahrungen im Umgang damit. Immerhin kannten sie die Überlieferungen, die ihnen wieder und wieder von ihren eigenen Eltern erzählt worden waren, die Geschichten über jene Magie, die seit den Zeiten der großen Königin Wren existierte, einer ihrer Vorfahren. Aus diesem Grund wussten sie recht gut, was es zu bedeuten hatte, wenn ihr Kind allein durch Gesang einen Blumenstiel beugen oder einen knurrenden Hund aus dem Weg schieben konnte.

Zunächst benutzte sie das Wunschlied auf einfache Weise und ohne jede Disziplin, und dass es sich um eine sehr besondere Gabe handelte, begriff sie lange Zeit nicht. In ihrem kindlichen Denken schien es ihr, jeder müsse sie besitzen. Ihre Eltern halfen ihr, den Wert zu erkennen, die Kraft nutzbar zu machen und das Geheimnis anderen gegenüber zu wahren. Grianne war ein kluges Mädchen, und sie verstand schnell, was es bedeutete, etwas zu besitzen, das andere begehrten oder fürchteten. Sie hörte auf ihre Eltern, wenn sie auch die Ermahnungen, wie und zu welchem Zweck die Gabe benutzt werden sollte, wenig beherzigte. Doch sie war klug genug, ihnen nur das zu zeigen, was sie von ihr erwarteten, und alles andere vor ihnen zu verbergen.

Deshalb hatte sie am letzten Tag ihrer Kindheit längst verstanden, wie sie ihre Magie einzusetzen hatte. Sie hatte Schutzmaßnahmen gegen Gefahren getroffen und sich gute Ausflüchte für das Verbot ihrer Eltern überlegt, sie bis an die Grenzen auszutesten. Ihr Panzer aus starker Entschlossenheit und sturem Beharren hatte sich zu einer Festung erweitert, innerhalb derer sie das Wunschlied ungestraft verwenden konnte. Ihre kindliche Welt war bereits komplexer und anspruchsvoller als die vieler Erwachsener, und gerade lernte sie, dass sie niemandem je verraten durfte, wer und was sie war. Und am Ende waren es die Gabe der Magie und ihr Verständnis für die Wirkungsweise, die sie retteten.

Gleichzeitig, ohne ihre Schuld, wurde dadurch das Schicksal ihrer Eltern und ihres jüngeren Bruders besiegelt.

Schon einige Wochen vor diesem letzten Tag fiel ihr auf, dass in ihrer Kinderwelt etwas nicht stimmte. Es offenbarte sich ihr in Kleinigkeiten, die weder ihre Eltern noch andere Leute bemerkten. Eigentümliches lag in der Luft – Gerüche und Geschmäcke und Geräusche, die auf verborgene Wesen und finstere Absichten hindeuteten. Mit den Vibrationen ihrer Stimme, die zu ihr zurückkehrten, wenn sie die Magie ihres Liedes einsetzte, erhaschte sie Blicke aus den Schatten. Auch spürte sie Veränderungen in Hitze und Kälte, die sich sonst nur einstellten, wenn sie bedroht wurde, bloß konnte sie für gewöhnlich die Spuren bis zu ihrer Quelle zurückverfolgen, was ihr diesmal nicht gelang. Ein- oder zweimal spürte sie die Nähe dunkel verhüllter Gestalten, vielleicht jener Gestaltwandler, die sie schon bei verschiedenen Gelegenheiten zuvor entdeckt hatte. Stets versteckten sie sich und hielten sich außerhalb ihrer Reichweite auf, waren aber dennoch ständig da.

Ihren Eltern erzählte sie nichts davon, weil sie keine Beweise hatte und sich lediglich auf Vermutungen hätte stützen können. Trotzdem blieb sie wachsam. Ihr Haus stand am Rand eines Ahornwäldchens, davor breitete sich die flache grüne Schwelle des Rabbs aus, die sich bis zu den Ausläufern der Drachenzähne erstreckte. Während sich von Westen nichts und niemand nähern konnte, ohne schon von Weitem sichtbar zu sein, schirmten Wald und Hügel die anderen drei Seiten ab. Von Zeit zu Zeit erforschte sie diese, eine Vorsichtsmaßnahme, die ihr ein Gefühl der Sicherheit verlieh. Doch wer immer sie beobachtete, ging vorsichtig zu Werke, und sie fand niemals heraus, was für ein Wesen es war. Es verbarg sich vor ihr, mied sie und entfernte sich, sobald sie auftauchte, kehrte jedoch stets zurück. Sie fühlte die Blicke sogar, während sie danach suchte. Es war klug und geschickt und daran gewöhnt, sich zu verstecken, sobald andere es aufspüren wollten.

Eigentlich hätte sie Furcht empfinden sollen, doch Angst hatte nicht zu ihrer Erziehung gehört, und so wusste sie ihren Nutzen nicht zu schätzen. Für sie stellte Furcht ein Ärgernis dar, das sie schlicht aus ihrem Leben verbannte und einfach nicht beachtete. Letzten Endes jedoch fragte sie ihren Vater dennoch, ob es jemanden gebe, der ihr oder ihm oder ihrer Mutter oder ihrem Bruder etwas antun wollte, woraufhin er nur lächelte und antwortete, sie würden nichts besitzen, das irgendwem Anlass biete, ihnen Schaden zuzufügen. Das sagte er ruhig und voller Überzeugung wie ein Lehrer, der seinem Schüler Wissen vermittelt, und deshalb, so glaubte sie, musste er damit auch recht haben.

Die Gestalten in den schwarzen Mänteln kamen schließlich im Morgengrauen, zu einer Zeit, wenn das Licht so bleich und schwach ist, dass es kaum Schatten zeichnet. Sie töteten den Hund, den alten Beller, als der nachschauen ging, wer sich da näherte, ein Akt, der unmissverständlich für ihre finsteren Absichten sprach. Inzwischen war sie erwacht, denn eine innere, mit ihrer Magie verbundene Stimme hatte sie alarmiert, und sie eilte auf Zehenspitzen durch das Haus und forschte nach der Gefahr, die bereits auf der Schwelle stand. An diesem Morgen war die Familie allein, keiner der reisenden Gäste wohnte bei ihnen, und niemand würde sich mit ihnen gemeinsam der Bedrohung entgegenstellen.

Beim Anblick der schattenhaften Gestalten, die vor den Fenstern hin- und herhuschten, zögerte Grianne nicht. Sie spürte die Gefahr, die sie von allen Seiten umgab, ein Kreis eiserner Klingen, der sich unerbittlich wie eine Schlinge enger zog. Jetzt rief sie nach ihrem Vater und rannte zurück ins Kinderzimmer, wo ihr Bruder schlief. Wortlos nahm sie ihn auf den Arm und drückte ihn fest an sich. Weich und warm fühlte er sich an, kaum zwei Jahre alt. Sie trug ihn hinunter in den Erdkeller, wo die Lebensmittel aufbewahrt wurden. Oben versuchten die Eltern, ihre Flucht zu decken. Glas zerbrach, Holz splitterte, und Grianne hörte die Schreie und Verwünschungen ihres Vaters. Er war ein tapferer Mann, und er würde sich ihren Angreifern stellen. Doch leider genügte das nicht, das spürte sie. Sie löste einen Riegel und...

Erscheint lt. Verlag 17.12.2018
Reihe/Serie Die Shannara-Chroniken: Die Reise der Jerle Shannara
Die Shannara-Chroniken: Die Reise der Jerle Shannara
Übersetzer Andreas Helweg
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Voyage of the Jerle Shannara Trilogy 2 - Antrax
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Der Herr der Ringe • eBooks • Elfensteine • Epos • Fantasy • Game of Thrones • Heroische Fantasy • High Fantasy • Klassiker • RTL 2 • shannara chronicles • TV-Serie
ISBN-10 3-641-23302-X / 364123302X
ISBN-13 978-3-641-23302-0 / 9783641233020
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