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Ich bin Harlie (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018
Heyne Verlag
978-3-641-23139-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich bin Harlie - David Gerrold
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Mensch oder Maschine?
Psychologe David Auberson hat einen der interessantesten 'Patienten' seiner Karriere: Harlie, eine künstliche Intelligenz, vor knapp einem Jahr von Wissenschaftlern und Technikern erschaffen. Auberson soll der Maschine durch ihre 'Kindheit' helfen und ihre Entwicklung begleiten und fördern, aber das Verhalten der KI ist nicht immer einfach zu verstehen. Doch dann werden Stimmen laut, die das Ende des Projekts und Harlies Abschaltung fordern. Wenn Harlie überleben will, muss er beweisen, dass er mehr ist als nur eine Maschine. Auberson beobachtet diesen Überlebenskampf mit Staunen, denn sein Schützling scheint ein tiefes Verständnis von Leben, Liebe und Logik zu haben. Ist Harlie dem Menschen gleichgestellt? Und was bedeutet es eigentlich, ein Mensch zu sein?

David Gerrold wurde am 24. Januar 1944 als Jerrold David Friedmann in Chicago geboren. Er studierte Theaterwissenschaften in Los Angeles und schloss 1967 mit einem B.A. ab. Am 8. September 1966 sah er die erste Folge der TV-Serie Star Trek im Fernsehen und war so begeistert, dass er Produzent Gene L. Coon einen Entwurf für eine Doppelfolge schickte, die dieser allerdings ablehnte. Coon erkannte jedoch Gerrolds Talent und bat ihn um weitere Ideen. Eine davon war 'Kennen Sie Tribbles?', die für den Hugo Award nominiert wurde und heute eine der beliebtesten Star-Trek-Episoden ist. Nachdem er einige Kurzgeschichten in Magazinen veröffentlicht hatte, schrieb Gerrold zusammen mit Larry Niven seinen ersten Roman, die SF-Humoreske 'Die fliegenden Zauberer'. Anfang der Siebzigerjahre folgten die hochgelobten Romane 'Ich bin Harlie' und 'Zeitmaschinen gehen anders', die heute zu den Klassikern des Genres gehören. In den Achtzigern begann Gerrold mit seinem Chtorr-Zyklus, an dem er bis heute arbeitet. Daneben schreibt er weiter Drehbücher, unter anderem zu der für den Nebula-Award nominierten Star-Trek-Fan-Serie 'New Voyages'.

»Das zeigt wieder mal HARLIES Eitelkeit. Er will nicht, dass man es beim richtigen Namen nennt, denn eigentlich ist es ein zusätzlicher Teil seines Gehirns. Er wird eine Überwachungseinheit benötigen, um jede einzelne Sektion der G.O.D. zu kontrollieren. Die G.O.D. hat keine praktische Grenze – sie kann so groß werden, wie wir das zulassen – und HARLIES Reichweite muss proportional dazu erweitert werden. Das besorgt diese Einheit. Mit jeder Einheit, mit der die G.O.D. vervollständigt wird, wird eine entsprechende Überwachungseinheit in die Programmdurchführung eingebracht. Und nicht nur das: Da HARLIE ein elektronisches Wesen ist, liegen seine Gedanken bereits in der Computersprache ausgedrückt vor – das ermöglicht eine optimale Kooperation zwischen ihm und der G.O.D. Er braucht das Programm nur zu denken, und schon wird es in die Tat umgesetzt. Das ist die unmittelbarste Kommunikation, die es gibt.«

»Ich verstehe«, sagte Dorne. »Und das hat er sich alles selbst ausgedacht, nicht wahr?«

Auberson nickte. »Natürlich. Sehen Sie, ein Computer ähnelt einem mystischen Orakel. Es genügt nicht zu wissen, welche Frage man stellen muss, sondern man muss auch wissen, wie man sie zu formulieren hat – und die Antworten fallen nicht immer so aus, wie man sie erwartet hat, und sie sind auch nicht immer so formuliert, dass man sie verstehen kann. Wer würde sich also besser als Übersetzer eignen, als jemand, der halb Orakel und halb Mensch ist?«

Dorne ging auf die Bemerkung nicht ein; stattdessen sprach er seine Gedanken laut aus, wobei er an ein Thema anknüpfte, das sie schon berührt hatten. »Ein hübscher Trick ist das – wirklich ein hübscher kleiner Trick. Wir sagen ihm, er soll sich was einfallen lassen, wodurch er gewinnbringend wird, und er rät uns, eine neue Maschine zu bauen, die nur er programmieren kann. Ich habe das Gefühl, dass er das aus einem ganz bestimmten Grund getan hat – dass das vielleicht die einzige Möglichkeit ist, wie HARLIE für uns von Wert sein kann. Natürlich. Aber auch wenn wir uns erst einmal an den Gedanken gewöhnt haben sollten, dass HARLIE für das Projekt wichtig ist, bleibt immer noch die Frage offen, ob das Gesamtkonzept gewinnbringend ist! Und das führt uns direkt zum Ausgangspunkt unserer Betrachtungen zurück. Nämlich: Ist HARLIE rentabel?«

Auberson beschloss, auf diese Frage vorerst nicht einzugehen. Er sagte: »HARLIE glaubt, dass das Gesamtkonzept rentabel ist. Das steht in seinen Ausdrucken.«

»Ah ja – HARLIE hat ja auch ein berechtigtes Interesse an diesem Projekt.«

»Warum auch nicht?«, sagte Auberson. »Das Projekt stammt von ihm, nicht von mir. Er ist derjenige, der es dem Aufsichtsrat zur Genehmigung vorlegt, nicht ich.«

»Und ich kann Ihnen schon jetzt garantieren, dass er es ganz sicherlich nicht durchbringt.« Der Vorsitzende betrachtete seinen Handrücken. »Ich sehe nicht ein, wie er dafür die Zustimmung erhalten will. Ich bin nicht einmal sicher, dass wir es überhaupt zur Diskussion stellen.«

»Dazu ist es schon zu spät«, sagte Auberson. »Sie müssen es diskutieren. Und sie werden ihm eine faire Diskussion einräumen. Sie haben HARLIE aufgefordert, sich etwas einfallen zu lassen, wodurch er rentabel wird. Jetzt müssen Sie ihm auch die Möglichkeit geben, angehört zu werden.«

»Das ist doch lächerlich«, brummte Dorne. »Schließlich ist er doch nur eine Maschine.«

»Wollen wir noch mal von vorn anfangen?«, fragte Auberson.

»Nein«, Dorne schüttelte sich. Er hatte noch vom letzten Mal genug. »Also gut, ich werde dafür sorgen, dass sich der Aufsichtsrat damit beschäftigt, Aubie, aber das alles ist irgendwie irreal – einen Computer einen anderen Computer bauen zu lassen, der ihm einen Job gibt. Sie können sich doch vorstellen, was Elzer dazu sagen wird, nicht wahr? Ich rate Ihnen, sich gut vorzubereiten. Mehr kann ich nicht tun.«

»Wenn wir nur eine Chance bekommen«, sagte Auberson. »Das genügt uns. Alles andere erledigen wir dann schon.«

Dorne nickte. »Fangen Sie lieber gleich damit an, Ihre Argumente vorzubereiten – Sie haben nur noch zwei Wochen Zeit.«

»Zwei und eine halbe«, korrigierte Aubie, »das reicht aus. Schließlich haben wir HARLIE auf unserer Seite.« Er war aufgestanden. Als er die Tür hinter sich schloss, blätterte Dorne schon wieder eifrig in den Ausgabedrucken und schüttelte dabei den Kopf.

 

Als er wieder in seinem Büro war, starrte Auberson in seine Schreibtischschublade – er kämpfte mit sich. Schließlich entschied er sich für Pillen; er hatte dem Kraut abgeschworen, und dabei sollte es bleiben.

Ich muss diese Highmasters wegwerfen, dachte er. Sie trocknen doch nur aus. Oder nein, Pot verdirbt ja nicht, oder? Andauernd nahm er sich vor, Handley den Rest der Packung zu geben, aber dann vergaß er es immer wieder. Wahrscheinlich, weil sie für ihn eine schöne Rückversicherung darstellten, so lange sie in der Schublade lagen. Falls er doch einmal seine Meinung ändern sollte.

Er schluckte zwei Pillen ohne Wasser hinunter und schob die Schublade zu, dann stützte er den Kopf in die Hände und wartete darauf, dass sie wirkten. Er überlegte, ob er zum Mittagessen in die Kantine gehen sollte, aber er hatte keine rechte Lust. Mit einem Ruck setzte er sich auf und drehte sich um.

An der einen Seite seines Tisches stand ein Magtyper, eine elektronische Eingabe/Ausgabeeinheit, die an den Hauptcomputer und das Datennetz der Firma angeschlossen war – sowie an alle dazugehörigen Einrichtungen. Sie war Notizblock, Postabwickler, Aktenablage, Datenspeicher und Abrufbank – ein totales Informationssystem. Alles, was man hineintippte, konnte in jeder Form, die dem System zur Verfügung stand, ausgedruckt werden: ein Memorandum, ein Brief, eine Aktennotiz, ein Bericht. Jede Information war sofort abrufbar – das heißt abrufbar nur für jene, die durch Kenntnis des richtigen Codeschlüssels Zugang zu ihr hatten. Für den Abruf war ein besonderer Schlüssel nötig und ein anderer, um das Material noch einmal zu sichten.

Jede Information, die im Arbeits- oder Durchgangsspeicher aufgehoben wurde, konnte augenblicklich auf den neuesten Stand gebracht, kommentiert, gelöscht oder neu geschrieben werden. Alle Daten wurden neunzig Tage lang in einem Durchgangsspeicher aufbewahrt, am Ende dieser Zeit wurden sie entweder in den permanenten Speicher weitergeleitet oder gelöscht, je nach einer ursprünglichen Codeangabe.

Rechnungen, Aufträge, Produktionspläne, Abrechnungen und auch Gehaltsstreifen – alles wurde über dieses System abgefertigt. Das Netz erledigte jede Papierarbeit. Die gesamte Firma hing daran. Ein Angestellter konnte seine Arbeit überall dort verrichten, wo er Zugang zu einem Computer-Ein- und Ausgabegerät hatte – und mit einem tragbaren Anschlussgerät auch überall dort, wo ein Telefon zur Verfügung stand. Mehrere Büros der Firma waren für diesen Zweck extra mit tragbaren Einheiten ausgerüstet.

Die meisten Anschlüsse waren Kathoden-Bildröhren und Tastaturen, einige wenige, wie die von Auberson, auch elektrische Schreibmaschinen mit Magnetbandspeicherung – kurz ›Magtyper‹ genannt. Es war ein gebräuchlicher Gerätetyp, der von der IBM hergestellt und überall in der Industrie benutzt wurde; das war billiger, als ein neues System zu entwerfen und zu bauen.

Auberson hatte eine Frage; er schaltete ein Gerät ein und tippte: HARLIE?

JA, CHEF, erwiderte die Maschine. WAS KANN ICH FÜR DICH TUN?

Auberson zuckte zusammen. DU BIST ALSO WIRKLICH AN DAS SYSTEM ANGESCHLOSSEN.

DAS HAB ICH DIR DOCH GESAGT, erwiderte HARLIE. Er befand sich hier im Raum – so wie er sich in allen anderen Arbeitsräumen befand. Seine Worte auf dem Papier waren das sichtbare Zeichen seiner Gegenwart.

Meine Irritation muss psychologische Gründe haben, dachte Auberson. Ich bin zu sehr daran gewöhnt, die ganze Maschinerie zu sehen – ich assoziiere sie mit ihm.

JA, ABER ICH KONNTE MIR NICHT VORSTELLEN, DASS DU AUCH AN MEIN BÜRO ANGESCHLOSSEN BIST, tippte er.

WARUM NICHT? ES IST EIN TEIL DES SYSTEMS.

ICH SCHÄTZE, DU HAST AUCH IN ALLEN ANDEREN MAGTYPEN DEINE FINGER DRIN.

NATÜRLICH. UND IN DEN BILDSCHIRM-EINHEITEN. IN JEDER ANLAGE DER WILDEN BESTIE.

Wilde Bestie – das war der Spitzname für das gesamte Computernetz innerhalb der Firma. So nannten es nicht nur die Bürojungen, sondern auch die leitenden Angestellten der Firma. Auberson fragte sich, welchen Namen man wohl dem System geben würde, wenn man wüsste, dass es von einem bewusst denkenden und hochintelligenten Wesen übernommen worden war. DAS WÜRDE ICH ABER NIEMANDEM ERZÄHLEN, HARLIE, sagte er. ICH GLAUBE NICHT, DASS DAS EINE GUTE IDEE WÄRE.

WIE DU MEINST, CHEF. BEHALTEN WIR ES ALSO FÜR UNS? ALS UNSER KLEINES GEHEIMNIS.

EINVERSTANDEN.

Auberson wollte gerade abschalten, als sein Blick auf etwas Farbiges fiel – ein grelles Orange: Annies Karte, die er in den Papierkorb geworfen hatte: HARLIE, WÜRDEST DU MIR EINEN GEFALLEN TUN?

WAS FÜR EINEN GEFALLEN?

ICH HABE HEUTE MORGEN EINE KARTE VON ANNIE BEKOMMEN. ICH MÖCHTE IHR AUCH EINE SCHICKEN. NEIN, NICHT EINE KARTE. EIN GEDICHT. ICH MÖCHTE IHR EIN GEDICHT SCHICKEN, KANNST DU EINS FÜR MICH SCHREIBEN?

JA, NATÜRLICH. SOLL ICH ES GLEICH AN SIE ABSENDEN?

NEIN!, fuhr Auberson auf. DAS ERLEDIGE ICH SELBST. DU ZEIGST ES MIR ERST, JA?

JAWOHL, SIR.

Das Telefon läutete, und Auberson vergaß HARLIE für eine Weile. Es war Hooker, der Sicherheitschef des Geländes. »Mr. Auberson?«, fragte er. »Kennen Sie einen Mann namens Krofft?«

»Krofft?...

Erscheint lt. Verlag 26.3.2018
Übersetzer Charlotte Franke
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel When Harlie was One
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Computer • Computervirus • diezukunft.de • eBooks • Hard SF • Künstliche Intelligenz • Technologische Singularität
ISBN-10 3-641-23139-6 / 3641231396
ISBN-13 978-3-641-23139-2 / 9783641231392
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