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Der Weg, der in den Tag führt (eBook)

Buch 1 - Karukora
eBook Download: EPUB
2018 | 8. Auflage
360 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7467-0147-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Weg, der in den Tag führt -  Nikolaus Klammer
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Das Prequel zur Brautschau-Saga: Der Weg, der in den Tag führt Teil Eins - Karukora Sechstausend Jahre sind vergangen, seit sich die hochentwickelte Kultur der Vorgänger in ihrer Hybris selbst vernichtet hat. Obwohl viele Länder der Welt dabei vollkommen zerstört wurden und die heute unbetretbaren Jenseitigen Lande im Westen bilden, sind die Vorgänger für die heutigen Völker nur mehr eine vage Erinnerung und ihr enormes technisches Wissen ist fast vollkommen vergessen. Allein Märchen und Sagen erzählen von ihnen und ihren Geheimnissen. Doch noch immer kämpfen uralte Roboterarmeen und Kriegsmaschinen östlich der großen Wüstenstadt Karukora in einer gewaltigen Schlacht, die nicht enden will. Gibt es eine alte Landkarte, die durch diese Ebenen des Ewigen Krieges nach Pardais, der Stadt des Friedens, führt? Der alte Märchenerzähler Alis ist davon überzeugt. Er gerät auf der Suche nach ihr zusammen mit seinem Enkel Selin, dem Kaufmann Juel und dem jungen Mönch Sahar am Hof des grausamen Herrschers von Karukora in ein Kesseltreiben aus Intrigen, Verschwörungen und finsteren Mordplänen. Und welches dunkle Geheimnis verbirgt sich wirklich hinter dem Weg, der in den Tag führt? 380 Seiten voller Abenteuer und Märchen aus 1001 Nacht.

Nikolaus Klammer erblickte am 10. Februar 1963 das Licht dieser besten aller Welten. Er übt den Beruf des Geschichtenerzählers aus, seit er sprechen kann - also schon eine lange, lange Zeit. Er lebt und schreibt im verträumten Diedorf bei Augsburg, ist seit über dreißig Jahren glücklich verheiratet und hat zwei inzwischen erwachsene Söhne, die längst auf eigenen Füßen stehen.

Geschichtenerzähler

Prolog

DER GRÖSSTE PECHVOGEL VON ALLEN

 

Der Mönch rutschte auf den glitschigen Fliesen aus und stolperte ungeschickt einen Schritt nach hinten. Er wäre fast rückwärts in das trübe, eiskalte Wasser des Kavernen-Sees gestürzt, aber diese unwillkürliche Bewegung rettete ihm für den Moment das Leben.

Seine plötzlich wie aus dem Nichts aufgetauchte, von Kopf bis Fuß in eng anliegenden, nachtblauen Stoff gehüllte Widersacherin – die auch ihr Gesicht hinter einem Schleier verbarg, der nur ihre zu einem schmalen Schlitz zusammengekniffenen Augen preisgab -, verfehlte ihn so knapp, dass er ihre Mordklinge durch die Luft pfeifen hörte. Die scharfe Waffe hinterließ auf Brusthöhe einen langen, queren Schnitt in der grauen Mönchskutte und kratzte auch über das raue Büßerhemd aus kratzigem Hanf, das er darunter trug – aber sein erschrockenes Zurückweichen hatte ihn zumindest für den Augenblick davor bewahrt, mit durchschnittener Kehle in den Katakomben zu enden.

Meister Adelf von Süderbal aus der Gemeinschaft der leidenden Gene keuchte angsterfüllt. Er konnte seinen Herzschlag an einer Ader auf seinem nackten Schädel pochen fühlen. Im Schein der Öllampen, die den Rand des Wasserreservoirs mit trübem Licht nur schlecht ausleuchteten, musterte er seine Gegnerin, die er um mehr als eine Haupteslänge überragte. Adelf war vollkommen arglos in ihren Hinterhalt getappt, denn er hatte nicht geahnt, dass sie ihren Verfolger längst wahrgenommen und nur auf eine Gelegenheit gewartet hatte, ihn hier in diesen Katakomben unter dem Palast, in denen es keine Zeugen gab, zu überrumpeln. Die vermummte Angreiferin zischte etwas, das wie ein Fluch oder eine Beschwörung klang. Dann kauerte sie sich etwas zusammen und bereitete ihren nächsten Angriff vor. Sie wirkte auf den Mönch Adelf wie eine giftige Viper, die kurz vor dem Zubeißen war. Doch der waffenlose Mann aus dem fernen Italmar, dem mit Bedauern seine Pistole einfiel, die nutzlos in einer Schreibtischschublade seines Arbeitszimmers lag, war nicht vollkommen wehrlos. Obwohl der erst kürzlich akkreditierte Botschafter Italmars in der Wüstenstadt Karukora seine gymnastischen Übungen in den letzten Jahren etwas hatte schleifen lassen, war er seinem alten Meister Johsefar, der ihn zu einem täglichen Kampftraining gezwungen hatte, zutiefst dankbar, denn er war dadurch nicht das leicht zu besiegende Opfer, das eine Gegnerin erwartet hatte.

In einer fließenden und kaum fürs Auge eines Beobachters wahrnehmbaren Bewegung sprang die Angreiferin mit ausgestrecktem Arm nach vorne, um Adelf ihren Dolch zwischen die Rippen zu treiben. Aber diesmal war der Mönch auf ihre Attacke vorbereitet und das Überraschungsmoment war auf seiner Seite. Er wich mit einer halben Drehung geschickt zur Seite aus, während er mit der Handkante nach dem Handgelenk seiner Gegnerin schlug und dabei einen Fuß herumwirbeln ließ, dessen Spitze sie direkt in der Kniekehle traf. Es gelang ihm zwar nicht, seiner Gegnerin die Waffe aus der Hand zu schlagen, aber unter seinem schmerzhaften Tritt knickte sie ein und fiel mit ihren Knien auf die schmierigen und feuchten Steinplatten. Nun war sie an der Reihe, erstaunt zu keuchen. Sie wedelte mit ihrem Dolch hin und her, um zu verhindern, dass der Mönch sie mit einem weiteren Tritt oder Schlag endgültig aus dem Gleichgewicht brachte und zu Boden zwang und kam mit einer Körperrolle wieder zum Stehen.

Doch es lag nicht in der Absicht von Adelf, sie weiter zu attackieren. Ihm war klar, dass ihn bisher nur ein Zufall davor bewahrt hatte, ihre vermutlich vergiftete Klinge zu schmecken und aus leidvoller Erfahrung wusste er, dass das Glück niemals lange auf seiner Seite war. Deshalb nutzte er die Gelegenheit zur Flucht, die sich ihm durch die Verwirrung seiner Gegnerin bot. Er drehte sich herum und rannte los, war bereits in die vollkommene Finsternis eines nur etwa vier Fuß hohen, runden Seitenganges getaucht, bevor seine Gegnerin sich wieder fassen und an einen neuerlichen Angriff denken konnte. Doch anstatt ihm sofort in die düstere, gemauerte Röhre zu folgen, aus der ein dünnes Rinnsal Wasser in den unterirdischen See floss, pfiff sie durchdringend durch ihre Finger. Offensichtlich war sie durchaus nicht allein hier unten in diesem unüberschaubaren und verwirrenden Labyrinth aus Kellern, Katakomben, Kanalisationen und Kavernen, das das gesamte Areal unter dem gewaltigen Elfenbein-Palast der namenlosen Herrscher von Karukora untertunnelte, mit Frischwasser versorgte und die Abwässer zurück in den Fluss Syris leitete. Sie rief mit ihrem Pfiff ihre Kumpane herbei und der Mönch wollte weit fort sein, wenn diese ihr zur Hilfe eilten.

Er hatte keine Ahnung, wohin ihn der niedrige Kanal führte, in den er sich in seiner Not vornübergebeugt vor der gefährlichen Frau geflüchtet hatte, denn er hatte bei seiner heimlichen Verfolgung längst die Orientierung verloren. Aber das Wasser zu seinen Füßen floss ihm entgegen und deshalb führte der Gang leicht aufwärts. Das schien ihm ein gutes Zeichen zu sein. Obwohl Adelf nichts sah und mit nach außen gestreckten Händen, mit denen er beim Laufen über die bröcklige Ziegelmauer seines Fluchtweges streifte, weiter rannte, um ja keinen Seitengang oder gar eine Leiter nach oben zu verpassen, erschien ihm hier die Luft weniger schimmlig und feucht als dort unten in der großen Halle, deren Decke von unzähligen Säulen getragen wurde und in deren Mitte das große, schwarze Wasserreservoir so unbewegt wie die Seele Inets lag. An dessen glitschigem Rand hatte ihn die Frau, die er verfolgt hatte, überrascht. Er war ihr wohl doch nicht so vollkommen unbemerkt hinterher geschlichen, wie er gedacht hatte. Doch er hatte keine Zeit, sein übliches Pech zu bejammern. Er musste Abstand zwischen sich und seine Verfolger bringen und flink sein, wenn er lebend aus der Kanalisation unterhalb des Palasts entkommen wollte. Vielleicht endete dieser Kanal ja an einer Leiter, die ihn hinauf an die Oberfläche brachte. Aber seine Hoffnungen wurden jäh zerstört.

Nach einer geraumen Weile, in der er von dem Kanalrohr stetig sanft aufwärts durch die lichtlose Schwärze geführt worden war und seine Sandalen von dem plätschernden Wasser zu seinen Füßen vollgesogen waren und bei jedem Schritt quietschten, machte der Gang unerwartet eine scharfe Biegung nach links und nach nur wenigen Schritten endete er vor einer massiven Mauer. Adelf, der wegen der niedrigen Decke noch immer den Kopf tief nach vorne beugte, rannte mit voller Wucht gegen sie. Er taumelte zurück und hielt sich jammernd den schmerzenden Schädel. Dabei fiel er fast über mehrere dicke Eisenrohre, die am Boden vor sich hin rosteten. Sie verursachten einen ordentlichen Lärm, als er mit den Zehen an sie stieß.

An den Augen des Mönchs trieben glitzernde Funken vorbei und er fühlte sich einer Ohnmacht nah. Rasende Kopfschmerzen jagten durch seinen Schädel. Er ließ sich halb zur Seite gegen die Röhre fallen, konzentrierte sich darauf, seinen Atem zu beruhigen und suchte Kraft und Konzentration in den Mantras, die er während seiner Ausbildung gelernt hatte. Nach geraumer Zeit ließ das Dröhnen so weit nach, dass er sich wieder bewegen und seine Umgebung erkunden konnte. Der Mönch schob sich vorsichtig nach vorne und streckte tastend die Hand nach der Wand aus, gegen die er gerade gelaufen war; tastete fassungslos ihren rauen, aufgeplatzten Putz ab. Dann schlug er verzweifelt mit der Faust gegen sie. Adelf kamen vor Wut und Schmerz die Tränen: Sein legendäres Pech hatte ihn eingeholt! Er war in einer Sackgasse gefangen und es gab für ihn keinen Ausweg mehr, denn zurück würde er nicht mehr können. So schnell war er am Ende seiner Flucht angelangt.

Wie zur Bestätigung seiner Angst trug das Echo nun auch noch ferne Schritte und unverständliche Wortfetzen durch die Kanalröhre zu ihm heran und obwohl er weiterhin nichts von seiner Umgebung erkennen konnte, kam ihm die Finsternis nicht mehr ganz so schwarz und undurchdringlich vor. Er drehte sich herum, tastete sich zurück und spähte um die Ecke. Erst glaubte er, seine Augen würden ihm wieder einen Streich spielen, aber dann sah er es: Richtig – dort, noch ganz weit am hinteren Ende der Kanalröhre, kamen ihm langsam eine Handvoll Personen entgegen. Sie hatten Laternen oder Taschenlampen dabei, deren unruhiges Licht er in weiter Ferne an den Wänden wie seine Schmerzvisionen eben tanzen sah. Es würde noch einige Zeit dauern, bis seine Verfolger bei der Kurve und damit bei ihm angekommen waren, denn sie schienen es nicht gerade eilig zu haben. Wahrscheinlich besaßen sie eine Karte des Untergrunds und wussten, dass ihr Opfer den falschen Fluchtweg gewählt hatte, wie eine Ratte in der Falle saß und ihnen hilflos ausgeliefert war. Er konnte nicht ausmachen, wie viele der Handlanger, die seine Angreiferin herbeigepfiffen hatte, hinter ihm her waren; aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Er würde sich ihrer in dieser engen Röhre auf keinen Fall erwehren können.

Adelf fasste sich erneut an die blutende Stelle auf seinem nackten Schädel, an der er unliebsame Bekanntschaft mit der Mauer in seinem Rücken geschlossen hatte. Das hatte er nun davon, dass er unbedingt hinter das Geheimnis der Druşba es Sakr - der Kalten Hand - kommen wollte, der Assassinengilde von Karukora, die die meisten ins Reich der Märchen und Mythen verlegten. Doch Adelf wusste es inzwischen besser, auch wenn er dieses Wissen nun wahrscheinlich mit ins Grab nehmen würde. Es würde ihm nicht mehr gelingen, den Regno Raul IV. von der Lamargue zu...

Erscheint lt. Verlag 20.2.2018
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 1001 Nacht • Abenteuer • Fantasy • Geheimnis • Märchen • Orient • Roman • Science Fiction • Tausendundeine Nacht • Zukunft
ISBN-10 3-7467-0147-3 / 3746701473
ISBN-13 978-3-7467-0147-9 / 9783746701479
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