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Diaries -  Luisa L. Jebram

Diaries (eBook)

Schatten vergangener Kriege
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
540 Seiten
TWENTYSIX (Verlag)
978-3-7407-5695-6 (ISBN)
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Der Herbst neigt sich dem Ende zu. Nach einigen turbulenten Wochen und einem überlebten Piratenangriff auf ihrer gewohnten Handelsroute muss die Schimmerwespe schließlich aufgrund des Wintereinbruchs im letzten Hafen vor der Nordküste des Kontinents vor Anker bleiben. Ihre Mannschaft macht sich auf, um die Wintermonate im Inland zu verbringen und die unbekannten Lande der Sakoni kennenzulernen. Doch was sich ihnen dort offenbart, sind Grausamkeiten, die es selbst zweihundert Jahre nach den verheerenden Drachenkriegen noch gibt. Und diese machen Jagd auf sie.

Luisa L. Jebram, geboren 1990 in Schwerin, Norddeutschland, entdeckte das Schreiben bereits in ihrer frühen Kindheit für sich. Der Traum vom Leben als Schriftstellerin kam erstmals mit zwölf Jahren auf. 2017 nahm sie es in die Hand und begann mit der Arbeit am ersten Band der Diaries-Serie als Auftakt einer mehrteiligen Reihe. Heute lebt die Autorin im Süden Deutschlands nahe der Schweizer Grenze und ist als Speditionskauffrau tätig. Jedoch fließt alle freie Zeit größtenteils in ihre beiden größten Lieben - das Schreiben und das Zeichnen.

Prolog


Es ging ein rauer Wind an diesem Morgen. Sirrend flatterten die Segel und trieben das Schiff voran. Mittelhohe Wellen begleiteten uns auf unserem Weg in die schützende Umarmung des Hafens, der am Horizont hoffnungsbringend schimmerte. Die Küstenlinie zog sich fein, fast unsichtbar, zu beiden Seiten der Stadt hinfort und verblasste unkenntlich in der Ferne.

Eigentlich zog der Wind uns gut voran, und trotzdem, rein nach Gefühl, viel zu langsam. Die letzte Überfahrt war kräftezehrend gewesen und für einen meiner Mannschaft nicht ganz so glimpflich verlaufen. Umso stärker wuchs die Sehnsucht nach dem Festland, denn es versprach Hilfe für den Verletzten.

Doch trotz aller Sorge blieb ich ruhig und bestimmt. So wie immer. Es half nichts, sich jetzt verrückt zu machen. Die sanften Augen wanderten prüfend über das Schiff, während ich meine linke Hand auf das tiefschwarze Holz der Reling legte. Manchmal nässte aufspritzende Gischt die Planken.

Die dreimastige Ishnár, eine eonische Schiffsbauart, war einstmals ein Geschenk eonischer Schiffsbauer gewesen, als Dank für gute Wirtschaft und ehrbaren Handel. In unserem Mut und unserer Bestrebtheit, etwas zu ändern, hatten wir mit unserer Handelsroute neuen Wind in alte, starre Handelsnetze gebracht. Das tief verwurzelte Misstrauen der Eoni gegenüber den Falí, das aus dem letzten großen Krieg herrührte, war etwas weniger geworden in den letzten Jahren. Und das dankten sie vor allem uns. Seit nunmehr bald acht Wintern segelte unsere eingespielte Mannschaft auf dieser starken Lady durch ruhige und stürmische Gewässer.

Die Schimmerwespe.

Ein Lächeln schlich auf meine Lippen, als die Gedanken zu dem Tag zurückkehrten, an dem wir das erste Mal die Segel gesetzt und ihren Heimathafen Darolvár verlassen hatten. Ishnár waren grundsätzlich leichtgebaute Schiffe, aber robust genug, um mit ihren drei Masten souverän den Ozean zu überqueren. Doch soweit ich wusste, war die Wespe das erste und einzige Schiff, das vollkommen aus Schwarzholz gebaut wurde. Jede einzelne Planke zeigte sich tiefschwarz und selbst die Segel bestanden aus dunklem, fast schwarzen Stoff. Wenn die Sonne hindurch schien, schimmerten sie jedoch in einem smaragdenen Grün – wie Insektenflügel. Daher hatte sie ihren Namen.

Die goldenen Muster, die sich an den Schiffsseiten entlangschlängelten, waren teilweise von Algen bedeckt und verlangten nach einer Säuberung beim nächsten Landgang. Auch die Fenster hatten Salz angesetzt. Der goldene Anker, ähnlich haken- oder sichelförmig wie die Muster streckenweise, war für das ungeübte Auge an der hinteren Bordwand fast unsichtbar. Die Türen der Zugänge für unter Deck waren fest verschlossen, damit sie nicht durch den Wind aufgeschlagen wurden oder klapperten und so jemanden störten.

Es war noch gar nicht richtig hell. Die Sonne schlief noch und nur ein leichter Hauch von Tageslicht zeichnete sich am wolkenverhangenen, düsteren Himmel ab. Die Wellen unterschieden sich kaum von den Wolken. Und bis auf die drei Yonu, die in den Wanten herumkletterten oder im Ausguck saßen, um den Kurs zu überprüfen, schliefen alle Besatzungsmitglieder noch.

Sorgsam sah ich kurz auf – die drachenflügelförmigen Seitsegel waren zwischen den Masten zusammengelegt. So konnten sie sich nicht in ihren Seilen verheddern oder vom Wind abgerissen werden. Sie unterstützten die Balance der Schimmerwespe in schwierigen Windlagen, waren aber genauso anfällig wie nützlich. Ihr Einsatz musste stets wohl überlegt sein und im Notfall musste man sie jederzeit einholen können. Doch genau der Mann, der als einziges in der Lage dazu war, lag bewusstlos in seiner Koje.

Die leichte Brise wurde kräftiger. Ich verließ rasch meinen Posten und rannte leichtfüßig über die leise knarrenden Planken nach vorn. Der Wind stürmte in regelmäßigen Abständen vom Festland her über das Schiff hinweg und brüllte in den Ohren wie ein wildes Tier, das uns davon abhalten wollte, ihm näher zu kommen.

"Aslo!", schrie jemand und ich wandte mich sofort um, hob den Kopf in Richtung des Rufers, der auf der zweiten Rahe des vordersten Masts saß.

"Jepto?"

Er zeigte nach vorn und meine Augen folgten seiner Weisung. Vor uns hob sich kurzzeitig eine größere Flosse aus dem Wasser.

"Keine Sorge, der jagt nur. Er wird dem Schiff nicht zu nahe kommen."

Der Yonu schien mit dieser Antwort zufrieden und kletterte zurück nach oben. Ich beobachtete den Dírdjár vor uns dennoch aufmerksam, sollte er uns doch gefährlich werden. Aber er verschwand so spurlos, wie er gekommen war. Diese großen Saurier waren für unerfahrene Seeleute oftmals nicht nur ein schlimmer Zwischenfall, sie konnten durchaus kleinere Schiffe versenken und größere stark beschädigen. Grundsätzlich mieden sie sie, aber wenn man einen provozierte, hörte er nicht auf, bevor er nicht wenigstens genug Beute für eine Mahlzeit geschlagen hatte. Selbst wenn er dafür das gesamte Schiff durchschütteln oder Löcher hineinrammen musste.

Der restliche Weg schien unendlich lang. Als der Hafen endlich näher kam, spürte ich Erleichterung.

Das leichte Gefühl wich schnell der Geschäftigkeit, die an Deck ausbrach. Ein paar Leute wurden von den flinken, kleinen Yonu geweckt, um das Anlegen vorzubereiten. Während zwei von unseren drei Eoni, gekennzeichnet durch ihre langen, spitzen Ohren, die Seile an den Seiten zurecht legten, lief eine komplett schwarz befellte, aufrecht laufende Katze, eine Kitharaa, über das Schiff und brüllte Befehle herum. Eine zweite in dunkelgelbem Fell mit schwarzen Flecken sowie weißer Front vom Hals bis zu den Leisten kam eiligst die Treppe auf den hinteren Aufbau des Schiffs herauf, wo ich nun am Steuerrad stand und die Schimmerwespe führte. Der Yonu Jepto, ein halbhohes menschenähnliches Wesen mit eher dunklerer Haut, kurzen spitzen Ohren und vorstehenden, großen unteren Eckzähnen, stand bei mir und wäre sofort zur Stelle, wenn es neue Befehle gab. Er ging mir mit seinem Scheitel gerade einmal bis zur Taille. Seine beiden Kollegen halfen oben, die Großsegel einzuholen.

"Aslo." Der gelb-weiße Kater atmete kurz durch, war völlig angespannt ob der etwas schwierigen Situation. Da der Wind stark von der Seite wehte, würde das Anlanden nicht sehr einfach. Knapp nickte er mir zu. Die Anrede, die er benutzte, bedeutete „Kapitän“ in der Seefahrersprache.

"Karash und du gehen als erste runter. Bindet die Taue ordentlich fest, die Wellen werden uns sicher nicht freiwillig im Hafen liegen lassen", antwortete ich.

"Jawohl." Ohne weiteres machte er sich davon und holte den schwarzen Kater ab, um an der Reling in Position zu gehen.

Scheinbar mühelos umschiffte die Ishnár hohe Wellenberge und den ersten Kai, um ins Innere des u-förmigen Hafens zu gelangen. Was aber von außen problemlos aussah, war jahrelang geübt und saß nur deshalb so gut. Das erste Schiff, das wir vor einigen Jahren besegelt hatten, hatte zwei drei Macken von irgendwelchen Hindernissen gehabt, die bei einer Einfahrt unerlaubt im Weg gestanden hatten. Wer hatte diesen Leuchtturm da auch hingebaut?

Beim Gedanken an die alte Geschichte musste ich grinsen und lenkte ein. Noch während die Schimmerwespe sich ächzend in die Kurve bewegte, pustete der Wind durch die eingeholten Segelrollen an den Masten, fand aber keinen Halt. Kaum dass das Schiff der rechten Hafenseite näher kam, sprangen die beiden Katzen mit allen vier Pfoten von Deck und federten mit ihren kräftigen Gelenken auf dem Kopfsteinpflaster des Kais auf. Ihre langen, katzentypischen Schweife unterstützten ihre Balance. In fließendem Übergang warfen die beiden Eoni ihnen vom Deck die Taue entgegen. Ein metallisches Klirren verriet, dass jemand den Anker ins Wasser sinken ließ, damit er Halt im Hafenbecken suchte. Unablässig wurde das Schiff langsamer und stieß schließlich in der letzten Bewegung ganz seicht mit dem Bug gegen mit Luft gefüllte Tierhäute, die sich schützend zwischen die Planken und die Kaimauer zwängten. Auch ihre Seite wurde von gleichen knarzenden Bällen geschützt. Die Wespe lag jetzt ruhig in einer Ecke an der Hafenseite.

Gedämpfter Jubel wurde laut. Ich atmete aus, ließ das Steuerrad los und hakte es in eine Halterung ein, damit das Hafenwasser das Ruder nicht unnötig bewegte oder gar beschädigte. Jepto lief voraus und sprang mit großen Schritten die Treppe herunter. Die anderen beiden Yonu kamen gerade die Wanten heruntergerutscht und freuten sich mit den anderen. Eigentlich war es nichts Ungewöhnliches, dass wir ohne Schäden oder Verluste in einem Hafen anlegten, auch nicht bei stürmischem Wetter, aber diese Angewohnheit hatte ich ihnen nie austreiben können.

Vermehrt nickte man mir zu mit einem "Aslo" auf den Lippen. Ich sah mich um und erwiderte jeden Blick. Die drei halbhohen Yonu Jepto, Ju'an und Pengu wirkten unter den anderen beinahe wie Kinder, die stämmigen, muskulösen Kitharaa überragten alle um einen Kopf. Und die beiden Eoni mit ihren auffällig langen, spitzen Ohren und beinah bunten...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7407-5695-0 / 3740756950
ISBN-13 978-3-7407-5695-6 / 9783740756956
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