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Unternehmen Proteus (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-23132-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unternehmen Proteus -  James P. Hogan
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Nie wieder Krieg!
Nach dem Ersten Weltkrieg ist den Nationen dieser Erde klar: so etwas darf nie wieder passieren! In der Folge verbessert sich die internationale Zusammenarbeit, die Unterschiede zwischen den Religionen, den Hautfarben, zwischen Ost und West verschwinden im folgenden Jahrhundert immer mehr. Das missfällt vor allem den reichen Industriedynastien, den modernen Aristokraten, die in einem neuen Krieg unermessliche Profite einfahren würden. In den 2020er-Jahren haben sie endgültig genug: sie bauen im Geheimen einen Zeitmaschine und reisen rund hundert Jahre in die Vergangenheit, um sich eines gewissen Adolf Hitlers anzunehmen, dessen radikale Partei nach einem gescheiterten Putschversuch in München in Vergessenheit geraten ist ...

James P. Hogan (1941-2010) wuchs im Londoner Westen auf. Sein erster Roman Das Erbe der Sterne erschien 1977. Sein wissenschaftlich-technisch orientierter Schreibstil fand großen Anklang, sodass Hogan mehrere Nachfolgeromane schrieb. Er wurde oft mit seinem Landsmann Arthur C. Clarke verglichen. Bis zu seinem Tod lebte er mit seiner Frau Jackie, mit der er in dritter Ehe verheiratet war, in Florida und Irland.

Prolog


 

Düster brach der 24. November 1974, ein Sonntag, über der Küste des Staats Virginia an. Ein nasser, bewölkter Himmel spuckte Regentropfen herunter, und schlechtgelaunte Sturmböen hinterließen weiße Schaumkronen auf der aufgewühlten, stahlgrauen See. Wie ein weiß gefleckter, ausgerollter Teppichläufer kennzeichnete das schäumende Kielwasser den Kurs des Atom-U-Boot-Jägers, der USS Narwhal, die jetzt den Heimathafen Norfolk in Sicht hatte und die letzten Meilen von einer Schar faul dahinziehender Möwen begleitet wurde, die mit ihrem heiseren Geschrei die Luft füllten. Das unheimliche Schwarz des U-Boot-Rumpfes, das schmutzige Weiß der Möwen und die Gischt färbten die ganze Welt grau.

Diese Grautöne passten aber recht gut, fand Commander Gerald Bowden, als er mit seinem ersten Navigationsoffizier und einem Signalgast von der Brücke über dem sieben Meter hohen ›Segel‹ der Narwhal herabschaute. Bunte Farben kamen mit Babys, Blumen, sonnigen Morgen und Frühling: Neuer Anfang. Leichen dagegen waren blass, Kranke ›aschgrau‹, Sieche ›grau vor Erschöpfung‹. Mit verrinnender Stärke und Leben verfloss auch die Farbe aus Dingen, die sich dem Ende näherten. Es schien durchaus passend, dass eine Welt ohne Zukunft auch eine Welt ohne Farbe war.

Wenn nicht ein Wunder geschah, hatte die freie westliche Welt – das, was von ihr noch übrig war –, die er zu verteidigen hatte, keine Zukunft. Die jüngsten japanischen Provokationen waren eindeutig das lang erwartete Vorspiel zu einem Angriff auf die Inselgruppe Hawaiis und zielten ganz klar auf das strategisch isolierte Australien. Es gab nicht mehr die Möglichkeit, dass die USA eine solche Aggression stillschweigend dulden konnten, wie sie es vor fünf Jahren bei der Annexion der Philippinen durch das Japanische Kaiserreich geduldet hatten. Krieg würde automatisch bedeuten, dass dieser auch gegen das Nazi-Europa und seine Kolonien in Asien und Afrika geführt würde, wobei die südamerikanischen, faschistischen Staaten mit Sicherheit in letzter Minute auch noch mitmachen würden, um sich ihren Beuteanteil zu sichern. Bei einer solchen Verteilung der Kräfte konnte über den Ausgang kein Zweifel bestehen. Trotzdem waren die Nation und die wenigen Verbündeten wild entschlossen, wenn schon, dann kämpfend unterzugehen. Präsident John F. Kennedy hatte für sie alle gesprochen, als er Amerika zu einer Politik ›keiner weiteren Kapitulationen‹ verpflichtete.

Bowden wandte den Blick von der Hafeneinfahrt zu der vierten Gestalt auf der Brücke, die an ihrer russischen Pelzmütze die Ohrenklappen heruntergeschlagen hatte, über der Armeearbeitsuniform eine Fallschirmjägerkombination trug, was von der Marineuniform der anderen Offiziere abstach. Man hatte den Soldaten mit allen möglichen Sachen ausgestattet, als die Narwhal ihn und seine Leute aufgefischt hatte. Captain Harry Ferracini, der einer der Spezialeinheiten der Armee angehörte, befehligte den Trupp, der aus vier Mann und einigen Zivilisten bestand. Sie waren vor mehreren Tagen bei einem Rendezvous mit einem Fischkutter südwestlich vor der englischen Küste an Bord gekommen. Welche Mission sie gehabt hatten, wer die Zivilisten waren und warum sie zurück in die Vereinigten Staaten gebracht wurden – hatte Bowden lieber nicht gefragt. Es war aber klar, dass für einige Zweige der US-Streitkräfte ein nicht erklärter, verdeckter Krieg gegen das Dritte Reich und seine Dominien bereits begonnen hatte.

Ferracini hatte ein klares, noch sehr jugendlich wirkendes Gesicht, mit zarten Linien, glatter Haut und sensiblem Mund. Wie es seinem Namen entsprach, hatte er eine etwas dunklere Haut, große braune, grübelnde Augen. Falls er irgendwelche Gefühle über das Schicksal der Nation oder den Untergang der Demokratie hegte, war davon kein Anzeichen in seinem Gesicht zu entdecken, während er die schemenhafte Skyline von Norfolk betrachtete. Seinen Augen entging nichts. Sie bewegten sich mit der antrainierten Langsamkeit eines Menschen, der daran gewöhnt ist, längere Zeit unauffällig in feindlicher Umgebung zu existieren. Bowden hielt den Soldaten für Ende zwanzig; obwohl seine Abneigung zu lächeln und die ernste Miene, die er die meiste Zeit machte, eher charakteristisch für einen älteren Mann waren, der im Laufe seines Lebens zynisch geworden war.

Es stimmte, dass Ferracinis Beruf Unerforschlichkeit als Schutzschild und Schweigsamkeit als Gewohnheit hervorbrachte; aber in den wenigen, kurzen Gesprächen hatte Bowden bei der Art des jungen Soldaten eine Ferne gespürt, die über berufliche Gewohnheit hinausging und auf eine gefühlsmäßige Kluft schließen ließ, die Ferracini und andere, denen Bowden bei früheren Missionen begegnet war, zwischen sich und die Welt persönlicher Gefühle und normaler menschlicher Regungen legten. Oder distanzierten sie sich von der Welt bedeutungsvoller Dinge mit Anfängen, die jetzt nichts mehr bedeuteten und die nirgendwohin führten? War es ein Zeichen, überlegte Bowden, dass sich eine ganze Generation instinktiv vor dem Wissen, dass auch sie keine Zukunft hatte, schützte?

»Willkommen daheim, Narwhal«, las Melvin Warner, der erste Navigationsoffizier, laut die Lichtsignale vor, die aus der Baracke des Hafenmeisters am Ende der Wellenbrecher kamen. »Lotse beordert. Bedaure Sauwetter.«

»Die sind aber früh auf«, sagte Bowden. »Entweder erwarten sie VIPs heute, oder der Krieg hat bereits angefangen.« Er drehte sich um und meinte zum Signalgast: »Signalisieren Sie zurück: ›Danke. Kompliment für den Schnelldienst. Wetter besser in dreihundert Fuß Tiefe‹.«

»Barkasse nähert sich, Bug steuerbord«, meldete Warner, während die Lampe des Signalgasts anfing zu klappern. Er zeigte auf die Umrisse der schlanken, grauen Kriegsschiffe, die im Außenhafen lagen. »Da ist einer der großen Träger, Gerry. Sieht wie die Constellation aus.«

»Halbe Kraft voraus! Vorne klarmachen, den Lotsen an Bord zu nehmen!«, sagte Bowden. Dann wandte er sich Ferracini zu, während Warner die Befehle nach unten weitergab. »Wir werden Sie und Ihre Leute zuerst an Land bringen, Captain. Dann sind Sie unabhängig. Meine Männer machen so schnell wie möglich.« Ferracini nickte.

Mitten im Atlantik hatten sie eine Meldung empfangen, die von einem VFL-Sender der Marine in Connecticut auf Langwelle, die von U-Booten auch unter Wasser empfangen werden konnte, ausgestrahlt wurde. In ihr wurden Captain Ferracini und Sergeant Cassidy dringendst für andere Aufgaben angefordert. Sie würden am Dock abgeholt werden und dann ihre neuen Befehle erhalten. »Viel Ruhe gönnen die Ihnen auch nicht«, hatte Bowden bemerkt. »Tut mir leid, dass Sie uns so schnell schon wieder verlassen. Wenigstens ist es nicht immer so, oder?«

»Nicht immer jedenfalls«, hatte Ferracini geantwortet.

»Gerade, als wir angefangen hatten, uns etwas besser kennenzulernen.«

»Wie das Leben so spielt.«

Bowden blickte den Soldaten noch länger an, gab dann den Versuch, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, achselzuckend auf. »Okay, wir werden in ein paar Minuten andocken. Sie müssen zu den anderen nach unten in die Offiziersmesse.« Er streckte die Hand aus. »Es war mir ein Vergnügen, Sie an Bord gehabt zu haben, Captain. Freue mich, dass wir helfen konnten. Und viel Glück bei dem, was man sich für Sie als Nächstes hat einfallen lassen.«

»Vielen Dank, Sir«, sagte Ferracini förmlich. Er gab zuerst Bowden die Hand, dann Warner. »Die Männer haben mich gebeten, Ihnen für Ihre Gastfreundschaft zu danken. Das gilt auch für mich.« Bowden lächelte leicht und nickte. Ferracini kletterte durch die Luke auf der Brücke und dann den Niedergang herunter.

Ferracini zwängte sich durch den engen Raum unter der Brücke und ging durch ein Schott in den Druckrumpf des Schiffes. Dahinter gelangte er durch ein weiteres Schott und einen dritten Niedergang nach vorne in die Steuerzentrale mit ihren verwirrenden Maschinen, Konsolen, Schaltpulten und Apparaturen. Bei den meisten kannte er ihren Zweck nicht. Matrosen waren zu beiden Seiten hinter dem großen Sehrohr und am Kartentisch beschäftigt. Auf der Backbordseite standen zwei gepolsterte Ledersessel mit Steuerpulten und Instrumententafeln davor. Es sah eher aus wie das Cockpit eines Flugzeugs als die Stationen für Rudergänger und Tauchoffizier auf einem Schiff. Die Sessel waren mit Sicherheitsgurten ausgestattet, was deutlich auf die enorme Manövrierfähigkeit der Narwhal hinwies. Die Handhabung von schnellen U-Booten entsprach eher einem Flug durchs Wasser als dem herkömmlichen Begriff des Navigierens auf See.

Bowdens Erster Offizier und eine Abteilung Matrosen begleiteten Ferracini den Durchgang entlang, der zwischen Kommandantenkammer und Krankenstation zur Offiziersmesse führte. Dort hatte man für die Passagiere dieser Fahrt Schlafstellen geschaffen. Ferracini fand Cassidy und die beiden Gefreiten Vorkoff und Breugot. Sie packten die letzten Sachen und halfen den acht Leuten, die sie aus England herausgeschafft hatten, in Kleidung, mit denen sie sich draußen sehen lassen konnten. Einige der Zivilisten sahen noch sehr erschöpft und abgezehrt aus; obwohl sich nach den vier Tagen Rast, richtiger medizinischer Versorgung und großzügiger Verpflegung an Bord der Narwhal schon etwas Röte auf ihren Wangen zeigte.

»Sind so ziemlich fertig, Harry«, sagte Cassidy und zog lässig den Reißverschluss am letzten Seesack zu. »Wie sieht's denn draußen aus? Sind wir bald da?«

»Laufen gerade in den Hafen ein. Der Lotse kommt an Bord«, antwortete Ferracini.

»Und wie sieht's aus in der teuren Heimat?«

»Nass, kalt und windig. Hier unten alles...

Erscheint lt. Verlag 26.2.2018
Übersetzer Edda Petri
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Proteus Operation
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Alternative Geschichte • Alternativwelten • diezukunft.de • eBooks • Hard SF • Nationalsozialismus • Zeitreise
ISBN-10 3-641-23132-9 / 3641231329
ISBN-13 978-3-641-23132-3 / 9783641231323
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