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Dark Land 32 - Horror-Serie (eBook)

Aufbruch ins Ungewisse

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Aufl. 2018
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-5858-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dark Land 32 - Horror-Serie - Rafael Marques
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'Mum', flüsterte Abby tonlos. 'Ich habe gerade meine Mum gesehen. Sie hat Schmerzen. Furchtbare Schmerzen ...'
Sie schüttelte sich, wie in einem Krampfanfall. Ihr Kopf zuckte hin und her, ohne dass sie es kontrollieren konnte. Verzweifelt presste sie beide Hände gegen ihre Stirn und stieß einen heiseren Schrei aus.

So plötzlich der Anfall auch gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder. Von einem Moment zum nächsten lag Abby still. Nur die Atembewegungen ihrer Brust wiesen darauf hin, dass sie noch am Leben war.

Wynn wusste zunächst nicht, was er sagen sollte. Alles war so plötzlich über ihn gekommen, dass er seine Gedanken erst einmal sammeln musste. Eigentlich waren sie nur in die Bar mit dem wunderschönen Namen Stormy Shit gekommen, um nach Spuren zu der verschwundenen Reporterin Chrystal Aye zu suchen.

Gefunden hatten sie außer ihrem Gepäck und einigen Tonbandaufzeichnungen nichts. Wynn hatte sich sogar einen Spaß daraus gemacht, das Aufnahmegerät selbst zu besprechen und die Kassette per Rohrpost an den Twilight Evening Star zu schicken.[1]

Und jetzt das. Ohne Vorwarnung hatte Abby eine Art Anfall erlitten und war im Gastraum der Kneipe zusammengebrochen. Ihre ersten Worte hallten als Echo in seinem Kopf wider. Sie wussten ja, dass ihre Mutter eine Hexe gewesen war und ihr Erbe in gewisser Weise auch in Abby steckte. Nicht nur, indem es sie zu einer Circe gemacht hatte, die sogar Untote umpolen konnte.

Aber Abbys Mutter war tot. Zumindest hatte Sir Roger ihr das seit frühester Kindheit gesagt. Sir Roger war nun einmal jedoch … Sir Roger. Er hatte immer seine eigene Wahrheit. Meist hielt er noch das eine oder andere Geheimnis in der Hinterhand.

»Deine Mutter?«, entfuhr es ihm schließlich. »Was ist mit deiner Mutter?«

Er hatte gar nicht gemerkt, dass Abby ihn schon seit gut einer halben Minute Hilfe suchend anstarrte. Sofort beugte er sich zu ihr herunter und half ihr dabei, wieder auf die Beine zu kommen.

Noch immer war seine Freundin dabei, sich den Alkohol, den Wynn ihr eingeflößt hatte, aus dem Gesicht zu wischen. »Was?«, fragte sie ihn völlig entgeistert.

»Du hast gesagt, du hättest deine Mum gesehen und dass sie Schmerzen hätte.«

Diesmal war es Abby, die ihn entgeistert anstarrte. »Ich …«, begann sie, bevor sie den Kopf schüttelte. »Ich kann mich … nicht erinnern. Mein Kopf ist so leer.«

Wynn schob sie so weit nach vorne, dass sie sich an den Tresen lehnen konnte. Ihr Blick war direkt auf ihn gerichtet, und doch hatte er das Gefühl, als würde sie durch ihn hindurchsehen. Er konnte ihrem Gesicht förmlich ablesen, wie sehr sie darum kämpfte, sich wieder zu erinnern.

»Ich hole ihr einen Stormy Shit«, kündigte der Wirt an und verwies dabei auf das nach seinem Laden benannte Getränk, vor dem Wynn schon einmal angewidert zurückgezuckt war.

»Auf keinen Fall. Sie wird schon wieder.«

Georgys hob die Schultern. »Na gut, dann eben nicht …«

Abby atmete tief ein und aus. Dabei fuhr sie sich mehrmals durch die silbernen Haare. Tränen schimmerten in ihren Augen, während sie den Kopf schüttelte. »Ich kann mich nicht erinnern. Es ist alles weg. Als hätte jemand in mein Gehirn gegriffen und jede Erinnerung herausgerissen. Habe ich wirklich meine Mum gesehen?«

»Du hast zumindest gesagt, dass sie Schmerzen hätte. Mehr nicht.«

»Da ist auch etwas. Irgendetwas. Aber dann, wenn ich mich zu erinnern versuche, ist nichts mehr da. Was soll das bedeuten?«

»Vielleicht … hängt es mit der Sache im U-Boot zusammen. Du hast doch deine Hexenkräfte benutzt, um mit den Untoten in Kontakt zu treten. Es kann sein, dass du dabei unterdrückte Erinnerungen an deine Mutter wieder hervorgeholt hast. Von ihrem Tod zum Beispiel … und dann haben sich deine Gedanken irgendwie auf deinen Vater konzentriert.«

»Aber ich kann mich an ihren Tod nicht erinnern.«

»Eben. Möglicherweise kannst du es doch. Oder es hängt einfach mit deinen besonderen Kräften zusammen, dass ihr eine geistige Verbindung habt.«

»Ja, wer weiß …«

Nach einigen Minuten schien es, als hätte sich Abby wieder einigermaßen gefangen. Das gab Wynn die Zeit, sich noch einmal mit dem Wirt zu unterhalten. Er hatte nicht seine letzten Worte vor dem Zusammenbruch seiner Freundin vergessen. Die Reporterin Chrystal Aye sollte sich seiner Aussage nach zu Kang Chai, einem hiesigen Gangsterboss begeben haben.

»Was haben Sie vorhin gemeint, als Sie sagten, Chrystal wäre zu diesem Kang Chai gegangen?«

Georgys sah sich nervös um, so als befürchtete er, jemand könnte seine Antwort mithören. Tatsächlich aber waren seine Gäste so abgestumpft, dass sie ihre Blicke kaum von den Getränken vor ihnen anheben konnten. Einige schwankten nur auf ihren Sitzen, weil sie etwas von dem Traumstaub gekostet hatten.

»Kang hat ein Etablissement ein gutes Stück nördlich von hier. Niemand weiß genau, ob er wirklich dort seinen Unterschlupf hat. Aber das Last Exit gehört ihm. Was Chrystal von ihm will, weiß ich auch nicht. Aber Tatsache ist, dass sie dorthin wollte.«

»Okay, danke. Können Sie mir den Weg zum Last Exit erklären?«

»Mit etwas Erinnerungshilfe sicher …«

Wynn verdrehte die Augen und reichte ihm einige Beads. Mit dem Geld, das sie inzwischen für kleine Bestechungen ausgegeben hatten, hätten sie sich einen eigenen Stadtführer kaufen können. Schließlich lockerte sich Georgys Zunge, und er beschrieb ihm die Route. Wie es aussah, würden sie bis dahin einige Zeit unterwegs sein.

»Aber nehmt euch vor Samuels Kindern in Acht. Was ihr Traumstaub mit allen macht, siehst du schon an meinen Kunden.«

»Vor wem?«

»Diese geflügelten Mädchen und Jungen. Ich weiß nur, dass sie von manchen so genannt werden. Sie sind überall und verteilen ihren Staub an die Süchtigen. Eines Tages werden sie die ganze Stadt ausgerottet haben.«

Nachdem der Wirt seinen Redefluss beendet hatte, bedankte sich Wynn noch einmal und kehrte zu Abby zurück. »Wie geht’s?«, fragte er besorgt. »Bist du wieder auf dem Damm?«

Die Reporterin strich sich wieder durch die Haare. »Soweit es geht. Aber ich kann mich immer noch nicht erinnern.«

»Kann ja sein, dass du dich unterwegs wieder erinnerst.«

»Mal sehen …«

»Ach ja, ich weiß inzwischen auch, wo wir Chrystal Aye finden können. Oder könnten

In Abbys Gesicht spiegelte sich eine unendliche Traurigkeit wider. Sie hatte eine Botschaft von ihrer Mutter erhalten, sie unter Umständen sogar zum ersten Mal gesehen. Seine Vermutung bezüglich ihres Anfalls musste ja nicht unbedingt stimmen. Wynn musste nur an das Wiedersehen mit seiner eigenen, ebenfalls totgeglaubten Mutter denken, um zu wissen, was gerade in seiner Freundin vorging.

***

An einem anderen Ort Sinatowns, etwa zur selben Zeit

»Für ein Dankeschön und einen feuchten Händedruck habe ich mich nicht durch den Nebel geschlagen«, zischte Rakk seinem Gegenüber zu. »Ich möchte meine Bezahlung sehen. Du weißt genau, was abgemacht war, alter Mann.«

Tzi Chai grinste. Die spindeldürre Gestalt mit den langen, schlohweißen Haaren und dem schwarzen Mantel wurde von allen nur Der Alte genannt. Niemand war sich wirklich sicher, wer oder was er eigentlich war. Viele bezeichneten seine Sippe als Menschenfresser, aber das konnte alles und nichts bedeuten. Selbst sein Alter war den meisten unbekannt.

Rakk wusste nur, dass er schon mehrere Jahrhunderte existieren musste. Zeit genug, sich einen kriminellen Clan mit Dutzenden Helfern aufzubauen, der seine Fäden weit über die Grenzen von Sinatown hinaus spannte. Sein Vetter Kang – manche Gerüchte sprachen auch davon, dass es sich bei ihnen eher um Brüder handelte – war beispielsweise eher im Bereich der Schutzgelderpressung und dem Betreiben gewisser Etablissements tätig. Dass er sich damit einige feine Herren der städtischen Elite zum Feind gemacht hatte, störte ihn wenig.

Als der Echsendämon noch beim Twilight City Police Department gearbeitet hatte, war Tzi Chai schon eine lebende Legende gewesen. Persönlich hatte er mit ihm allerdings nie zu tun gehabt – bis zu diesem Tage.

Eigentlich war der Job relativ simpel gewesen. Dem Alten war eine wertvolle Schatulle gestohlen worden. Die Reste der Froschbande, die sich seit dem mysteriösen Tod ihres Anführers Grecko bei einer geheimen Schiffstour aufs Meer hinaus mehr schlecht als recht neu formiert hatte, sollten sich dafür verantwortlich zeigen. Was genau sie mit der Schatulle vorgehabt hatten, war Rakk verschlossen geblieben. Glück hatte sie ihnen jedenfalls nicht gebracht.

Es hatte nicht viel Bestechungsgeld und gutes Zureden gebraucht, um das Lagerhaus zu finden, in dem sich die Frösche am Hafen versteckt gehalten hatten. Jetzt waren fünf von ihnen tot, wohl der kümmerliche Rest eines einstmals schillernden Imperiums. Und Rakk war der neue Besitzer der Schatulle.

Zumindest bis jetzt. Der Dienstleister war kein Neuling in diesem Geschäft, immerhin konnte er schon auf zwei Jahrzehnte in diesem Job zurückblicken. Die meisten anderen Mitglieder seines Fachs bissen spätestens im fünften Jahr ins Gras, wenn es gut lief. Deswegen war ihm auch sofort klar gewesen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, als er in der Lagerhalle, die als Treffpunkt ausgemacht war, nicht nur Tzi Chai getroffen hatte, sondern auch acht seiner Helfer.

»Du hast deinem Ruf alle Ehre gemacht, Rakk«, entgegnete der Alte und nickte ihm zu. »Trotz deiner offensichtlichen Behinderung hast du mir die Schatulle zurückgebracht, ohne ein einziges Mal hineinzusehen. Obwohl Samuels Kinder und die Traumtänzer Sinatown langsam aber sicher in eine Totenstadt verwandeln, hast du den beschwerlichen Weg bis hierher auf dich genommen. Dafür gebührt dir mein Dank und Respekt.«

...

Erscheint lt. Verlag 30.1.2018
Reihe/Serie Anderswelt John Sinclair Spin-off
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Anna Basener • Bahnhofsroman • Barry Belmondo • Bastei • Bestseller • Cora • Dämonenjäger • Der Geisterjäger • Deutsch • Die Abenteurer • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • Groschenheft • grusel-geschichten • Grusel-Roman • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Klassiker • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Mark Hellmann • Mira • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Pulp • Pulp Ficition • Romanheft • Roman-Heft • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7325-5858-4 / 3732558584
ISBN-13 978-3-7325-5858-2 / 9783732558582
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