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Joline -  Tina Sieweke

Joline (eBook)

Nichts ist, wie es scheint.

****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 2. Auflage
400 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7460-8683-5 (ISBN)
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Joline Keith, beschützt, behütet und isoliert in den Highlands aufgewachsen, gerät mit gerade mal sechzehn Jahren in die Kriegswirren des letzten Jakobiten-Aufstandes. Von marodierenden englischen Soldaten geschändet und gemartert, wird sie zum Sterben zurückgelassen. Doch Robert MacDonald, mit seinen Männern selbst auf der Flucht, findet sie und bietet ihr Schutz an. Mit neu erwachendem Lebensmut beginnt für Joline eine Flucht, die sie erwachsen werden lässt. Nachdem sie sich von den Kriegern getrennt hat, schlägt sie sich allein durch und dankt ihrem toten Vater für die vorausschauende Ausbildung, die er ihr ermöglicht hat. Doch die Verbindung zu Robert reißt nicht ab. In Träumen begegnen sie sich immer wieder, und beide hoffen auf ein Wiedersehen. Auf dieser Flucht erfährt Joline auch, dass ihr Vater gar nicht ihr leiblicher Vater war - und eine weitere fantastische Reise offenbart ihr einiges über ihre Mutter ...

Tina Sieweke lebt in Bielefeld. Bereits erschienen sind folgende Romane: God assists. Roman (April 2016) Joline. Nichts ist, wie es scheint. Roman (Februar 2018) Joline. Wie auch immer die Würfel fallen (Juli 2018) Alle Romane sind auch als E-Book erhältlich.

1746 in den schottischen Highlands

Feind und Freund

1


Ich fühlte mich, als wäre eine Herde Stiere über mich hinweg getrampelt. Der Unterleib schmerzte und es brannte in mir, als hätte jemand direkt unter mir ein Feuer angesteckt, um mich zu schmoren. Ich fühlte mich schmutzig und hätte am liebsten geschrien. Doch davor hatte ich Angst. Angst, dass sie wiederkämen.

Es waren zwei Tage vergangen seit der großen Schlacht von Culloden und fünf Tage seit meinem sechszehnten Geburtstag. Die Engländer zogen, wie eine Ausgeburt des Gottes der Verwüstung über das Land hinweg und töteten alles, was schottisch aussah. Sogar vor Frauen und Kindern wurde nicht halt gemacht und zu schnell waren sie da. Schneller als man laufen konnte.

»Jo, versteck dich…, lauf!«, schrie meine Stiefmutter, die mit dem kleinen Jamie auf dem Arm über das Feld gelaufen kam. Sie hatte zuerst bemerkt, dass Rotröcke auf unser kleines Gehöft zukamen.

Ich hatte nicht richtig verstanden und das Rufen meiner neuen Mutter Anna, hatte die Soldaten auf sie aufmerksam gemacht. Es war nur ein kleiner Trupp von fünf Reitern die daraufhin ihren Pferden die Sporen gegeben hatten. Noch ehe ich aufsah, waren sie bei ihr. Sie hatte Jamie auf den Boden gesetzt und sich schützend vor ihn gestellt, doch gegen die scharfe Klinge eines Schwertes war selbst die Kraft einer Mutter machtlos. Sie wurde plötzlich starr und dann sank sie zu Boden. Bei Jamie gaben sie sich keine solche Mühe. Sie ritten einfach über ihn hinweg und überließen den Pferdehufen das schmutzige Amt.

Ich stand wie angewurzelt da und konnte nicht glauben, was ich sah. Wie gelähmt konnte ich weder schreien, noch laufen, noch sonst irgendeine Bewegung zustande bringen.

Mein Leben schien nach sechszehn Jahren ein schreckliches Ende zu finden. Ich wartete auf den Tod. Doch der wartete nicht auf mich. Es sollte schlimmer kommen.

Die Soldaten waren bei mir angekommen. Einer von ihnen stieg vom Pferd und zog seine Klinge. Doch unter dem Schock, der mir in den Knochen saß, musste es ihm so vorgekommen sein, als sei ich geistesgestört. Er ging um mich herum, griff in mein langes, zu einem lockeren Zopf gebundenes, blondes Haar und zog eine Strähne achtlos heraus. Er ließ sie durch seine Hand gleiten und gaffte mich mit seinen gierigen Schweinsaugen an. Es war selbst für einen Engländer nicht zu übersehen, dass sich unter dem weißen Hemd, über dem ich ein Plaid trug, ein junges, gut gebautes Mädchen befand. Mit der eben gezückten Klinge schnippte er die Brosche fort und der wollene Schal löste sich.

Die übrigen Soldaten, die mittlerweile mit der Durchsuchung der Gebäude fertig waren, standen grölend um uns herum. Sie feuerten sich gegenseitig mit unanständigen Zurufen und animalischem Gegrunzte an, als sich das Plaid nun vollends selbständig gemacht hatte. Es lag mir nun zu Füßen, so dass ich einzig mit dem dünnen Hemd bekleidet war, das bei günstigen Lichtverhältnissen durchscheinen ließ, was sich darunter verbarg.

Der Schweinsäugige kam näher und griff mir an die Brust, schob mich bis an die Hauswand zurück und ich bekam seinen widerlichen Atem ins Gesicht.

Meine Lebensgeister regten sich und ich begann mich zu wehren. Von mir aus sollten sie mich töten, aber ich hatte nicht vor, mich erst noch von ihnen quälen zu lassen.

Meine Wildheit schien den Mann nur noch mehr anzustacheln und als er merkte, dass er allein nicht zurechtkam, gab er Befehl, mich ins Haus zu schaffen. Sie banden mich bäuchlings auf den Tisch in unserer Kate. Dafür rissen sie mir die Arme auseinander und befestigten Lederriemen an den Handgelenken. Diese wurden an den Tischbeinen festgezurrt, um mir keinerlei Bewegungsfreiheit zu lassen. Mein Brustkorb wurde fest auf die Tischplatte gezwungen und meine Hüftknochen schmerzten auf der harten, kantigen Unterlage.

Doch das war gar nichts im Gegensatz zu dem, was folgte.

Schweinsauge schlitzte mir das Hemd am Rücken auf und nahm mich von hinten.

Die anderen hatten sich ebenfalls im Raum versammelt. Es stank nach Schweiß. Das Gegröle und die Brutalität meiner Peiniger raubten mir fast den Verstand. Jeder von ihnen stieß mir seine Manneskraft in den Leib, wobei es den meisten nicht reichte, die von Gott gegebene Körperöffnung zu benutzen. Sie verschafften sich Befriedigung, ohne Rücksicht auf Verluste. Jedes Mal war es als würde mir ein geschliffener, scharfer Vierkant eingeführt. Die Schmerzen waren kaum noch auszuhalten und ich bat um Erlösung. Keiner von ihnen erbarmte sich jedoch, mir den kleinen Dienst zu erweisen und einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Die ganze Zeit war ich froh, dass ich den Schweinen nicht ins Gesicht sehen musste, während sie sich meines Körpers bedienten.

Der letzte, der sich über mich hergemacht hatte, bedankte sich bei mir, indem er nachher um den Tisch herumkam, sich niederbeugte und mir mit seiner warmen, schleimigen Zunge durch das Gesicht leckte. Er raunte mir mit seinem ekelig stinkenden Atem zu:

»Du machst es eh nicht mehr lange, kleine Hure.«

Dann, als er ging, löste er wenigstens noch einen Riemen vom Tischbein.

Ich war noch am Leben und hörte sie fortreiten, doch lieber wäre ich tot gewesen.

Gott, was hätte ich in diesem Moment dafür gegeben, blutüberströmt neben Anna, meiner Stiefmutter und meinem süßen kleinen Bruder zu liegen. Ich dachte an Jamie, den ganzen Stolz meines Vaters, der nicht einmal ein ganzes Jahr hatte erleben dürfen.

Mir glitten die Beine weg und ich rutschte unsanft über die Tischkante auf den Boden. Dabei hatte ich die noch festgezurrte Hand vergessen. Im Rutschen machte ich eine unglückliche Bewegung, um das Handgelenk zu schonen. Mir fuhr plötzlich ein furchtbarer Schmerz in die Schulter. Trotzdem ich keinen Ton von mir geben wollte, schrie ich auf und augenblicklich schossen mir die Tränen in die Augen.

Irgendwie schaffte ich es, das andere Handgelenk von dem abschnürenden Lederriemen zu befreien. Ich konnte ihn lösen, verlor aber das Gleichgewicht und krachte kraftlos auf die verletzte Schulter. Alles um mich herum wurde schwarz und mir schwanden die Sinne.

Draußen dämmerte es bereits und ich spürte ein Beben, als würde sich der ganze Boden schütteln. Doch als ich endlich richtig zu mir kam, bemerkte ich, dass es mein Körper war, der von Zitteranfällen ergriffen wurde. Es war April und noch sehr kalt. Die ganze Nacht hatte ich nur mit dem aufgeschlitzten Hemd bekleidet auf dem kalten Fußboden gelegen. Sämtliche Gliedmaßen waren steif und zu keiner Bewegung fähig.

Selbst wenn ich die Kontrolle über mich hätte wiedererlangen können, so wäre sie mir gleich wieder abhandengekommen. Denn kurz nach meinem Erwachen, hörte ich wieder Pferdehufe. Meine Augen ließen sich nicht öffnen und mein Körper war ein einziger Schmerz. Die Angst, die mich bei befiel, ließ die Schüttelfrostanfälle, die mich heimsuchten, doppelt stark ausfallen.

Stimmen waren zu hören, doch ich konnte sie nicht zuordnen. Für mich war klar, dass die Engländer wiedergekommen waren. Ich hatte keine Kraft mehr, noch einmal alles durchzustehen und schloss die Augen.

»Bring die Frau und das Kind hierher«, hörte ich eine Männerstimme sagen.

»Ich sehe nach, ob noch jemand da ist. Wir werden sie alle zusammen begraben, bevor wir weiterreiten.«

Jemand öffnete die Tür, hielt einen Moment inne, um sich zu orientieren, und dann kam er auf mich zu. Meine Augenlider waren schwer wie Blei.

Ich konnte hören, aber nicht sehen. Ich glaubte irrsinnig werden zu müssen.

»Hey, Lassie«, sprach der Mann, den ich draußen schon gehört hatte. Tief und sonor klang es in meinen Ohren. Eine große, warme Hand griff unter meinen Kopf und hob ihn ein wenig an.

»Kannst du mich hören, Mädchen?«

Zwar versuchte ich zu nicken, aber scheinbar verstand der Mann die Geste nicht.

Er schüttelte mich und griff dabei so unglücklich an meine Schulter, dass ich vor Schmerzen aufschrie.

»Argh, meine Schulter…, meine Schulter. Es tut sooo weh«, stöhnte ich und gab mir Mühe, endlich zu sehen. Der Schmerz hatte geholfen und die Starre gelöst. Endlich hob sich der Vorhang.

Ich blickte in ein atemberaubend, gutaussehendes Gesicht, das allerdings seinen Träger älter erscheinen ließ, als er vermutlich war. Auch bei seiner Stimme hatte ich auf jemand Älteren getippt. Seine Sprache verriet mir, dass er aus den Highlands stammte und was viel wichtiger war, er trug keine rote Uniform. Ich gewann ein wenig Zuversicht. Sein ernster Blick aus den blauesten Augen, die ich jemals gesehen hatte und sein müdes Gesicht verrieten mir, dass seine Lage nicht viel besser zu sein schien, als die meine. Sein wildgelocktes, langes Haar hatte eine undefinierbare Farbe. Irgendetwas zwischen dunkelblond und braun. Vermutlich hatte er, wie so viele, seit Tagen kaum geschlafen. Er war auf der Flucht vor den Engländern und war...

Erscheint lt. Verlag 8.1.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7460-8683-3 / 3746086833
ISBN-13 978-3-7460-8683-5 / 9783746086835
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