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Patricia Vanhelsing: Sidney Gardner - Librum Hexaviratum -  Alfred Bekker

Patricia Vanhelsing: Sidney Gardner - Librum Hexaviratum (eBook)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
160 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-1615-7 (ISBN)
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Mein Name ist Patricia Vanhelsing und - ja, ich bin tatsächlich mit dem berühmten Vampirjäger gleichen Namens verwandt. Weshalb unser Zweig der Familie seine Schreibweise von 'van Helsing' in 'Vanhelsing' änderte, kann ich Ihnen allerdings auch nicht genau sagen. Es existieren da innerhalb meiner Verwandtschaft die unterschiedlichsten Theorien. Um ehrlich zu sein, besonders einleuchtend erscheint mir keine davon. Aber muss es nicht auch Geheimnisse geben, die sich letztlich nicht erklären lassen? Eins können Sie mir jedenfalls glauben: Das Übernatürliche spielte bei uns schon immer eine besondere Rolle. In meinem Fall war es Fluch und Gabe zugleich.

Rama'ymuh...

Immer wieder hatte die zischende Stimme diesen Namen gewispert. Es war wie ein leiser Singsang.

Rama'ymuh...

Der nächtliche Dschungel dampfte. Und es herrschte eine geradezu gespenstische Stille.

Vorsichtig trat ich vor und berührte die glatten Steinwände jenes gewaltigen, uralten Gebäudes, das die Indios das HAUS DER GÖTTER nannten.

Die großen Quader, aus denen es errichtet war, hatten die Jahrtausende völlig unbeschadet überstanden. Der Stein war so glatt und präzise bearbeitet, dass man eigentlich bei seiner Entstehung eine fortgeschrittene Technologie voraussetzen musste. Glatt wie Marmor war die Oberfläche und der Mond spiegelte sich darin.

Eigenartige Lichtmuster entstanden dadurch, wirkten hin und wieder wie magische Zeichen und man konnte sich fragen, ob die geheimnisvollen Erbauer dieser Mauern nicht vielleicht sogar genau diese Zeichnungen aus Licht und Schatten beabsichtigt hatten.

Rama'yumuh...

Wieder hallte der Name dieses geheimnisvollen indianischen Schlangengottes in meinem Kopf wider, gemurmelt von einer wispernden Stimme. Den Bringer der Kälte und der Finsternis, so nannten ihn die Indios in schaudernder Ehrfurcht. Seine Existenz war für sie keine Frage, seine Macht allgegenwärtig. Und das HAUS DER GÖTTER, das eindrucksvollste Gebäude im Umkreis von mehr als 1000 Meilen, war ein Ort des Tabus für sie. Keine lebende Seele durfte sich hier her wagen, wollte sie nicht die dunklen Kräfte ungewollt hervorlocken, die hier lauerten.

Tödliche Kräfte.

Er ist hier, Patti!, ging es mir durch den Kopf. Du spürst es... Du weißt es... Und alles was in diesem verfluchten Dschungel lebendig ist, weiß es auch und stellt sich so gut wie tot!

Vorsichtig tastete ich mich die glatte Mauer entlang und warf dabei selber ein Schattenbild auf die marmorartige Oberfläche.

Meine Schattenlinien durchkreuzten die geheimnisvollen Zeichen an der Steinwand.

Rama'ymuh sucht sich seine Opfer in der Nacht, erinnerte ich mich der Indio-Legenden. Und welcher Wahnsinn treibt dich hier her, an diesen Ort, Patricia?

Die Angst kroch mir wie eine kalte, glitschige Hand den Rücken hinauf und ein leichtes Zittern überlief mich.

Ich fühlte, wie sich lähmendes Entsetzen in mir ausbreitete.

Nie hättest du an diesen Ort zurückkehren dürfen.

Patricia.

Aber ich hatte es getan.

Und nun gab es kein Zurück mehr, so fand ich.

Schritt für Schritt arbeitete ich mich an der Mauer entlang. Das einzige Geräusch, das ich vernahm, war das Knacken von Ästen unter meinen Füßen. Hin und wieder raschelten Blätter, wenn ich durch die zum Teil knietiefe Vegetation schritt.

Die Stille...

Nichts war so unnatürlich an einem Ort, der mitten im Dschungel gelegen war, wie vollkommene Stille.

Und nichts war dazu geeignet, einen so sehr zu ängstigen, wie die völlige Abwesenheit irgendwelcher Geräusche.

Schließlich war mir nur zu sehr bewusst, wie sehr der mich umgebende Dschungel von Leben aller Art nur so wimmelte.

Was tust du hier? Und wie kommt es, dass du allein bist?

Ich versuchte diese Fragen, die sich immer drängender stellten, einfach zu ignorieren.

Ich wollte die Antworten nicht wissen, obwohl mir tief in meinem Inneren bewusst war, dass ich die Lösung eigentlich kannte.

Aber statt dessen konzentrierte ich mich vollkommen auf meine Umgebung.

Ich trat auf eine steinerne Platte, die die Jahrtausende nahezu unbeschadet überstanden hatte. Sie war von der gleichen marmornen Glätte wie das Material, aus dem die großen, quaderförmigen Gebäude gemacht waren. Gebäude, die von einer Rasse hochentwickelter, intelligenter Reptilien erbaut worden waren, lange bevor der erste Mensch das Antlitz der Erde gesehen hatte.

Zumindest hatte das mein Großonkel Frederik Vanhelsing geglaubt, dessen letzte archäologische Forschungsreise ihn hier her, mitten in das Herz des wuchernden brasilianischen Regenwaldes, geführt hatte.

Schon als ich vor ein paar Jahren den Spuren meines Großonkels bis in diese Region gefolgt war, hatte ich diese Theorie für sehr plausibel gehalten. Jetzt war ich nahezu überzeugt davon.

Warum bist du hier her zurückgekehrt, Patti? An einen Ort, der schon einmal namenlosen Schrecken für dich bedeutet hat? Einen Ort des Todes und der Vernichtung - einen Ort der absoluten Kälte und des Tabus, dessen Verletzung von Rama'ymuh, dem Gott der Kriechtiere und Schlangen, gnadenlos bestraft wird...

Ich presste die Lippen aufeinander.

Was soll diese Frage, Patti?

Mein Kopf war leer. Ich wusste nicht, wie ich hier her gelangt war. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Keulenschlag.

Was geschieht hier?

Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, sah ich die kreisrunde Öffnung im Mauerwerk. Der Beginn eines Ganges, der mitten durch den Stein führte und von namenloser Finsternis erfüllt war.

Diese röhrenartigen Gänge waren es unter anderem, die Onkel Frederik einst auf den Gedanken gebracht hatten, dass das HAUS DER GÖTTER tatsächlich nicht für die menschliche Anatomie geschaffen worden war, sondern für Wesen ganz anderer Art.

Es war eine heiße Dschungelnacht ohne nennenswerte Abkühlung - und doch erfasste mich jetzt von innen her einen furchtbare Kälte, wie ich sie selten zuvor in meinem Leben gespürt hatte. Sie kroch in den letzten Winkel meiner Seele.

Ich hatte das Gefühl, völlig zu erstarren.

Die Angst darf dich niemals völlig beherrschen, Patti!

Wie automatisch trat ich in den dunklen, röhrenartigen Gang hinein. Ich hatte kein Licht und konnte mich nur tastend fortbewegen. Mit der Hand glitt ich die Wand entlang. Meine Schritte halten für meinen Geschmack viel zu laut zwischen den gewölbten Wänden des Ganges wider. Die Dämonen der Hölle selbst mussten dadurch geweckt werden, aber ich konnte nichts dagegen tun. So sehr ich auch versuchte, die Füße vorsichtig und leise aufzusetzen, so wenig konnte ich diese Geräusche verhindern.

Du kennst diesen Weg, Patti. Du bist ihn auch damals gegangen, in Begleitung von Captain Mike Silva, dem Kapitän der AMAZONAS QUEEN - jenem Flussboot, mit dem wir den Amazonas hinaufgefahren waren...

Ich wusste, dass dieser Gang in einer Art Atrium enden würde, einem Tempelplatz, der von den großen Steinquadern eingeschlossen wurde.

Ich wusste auch, dass von dem Gang, den ich jetzt durchschritt, zahlreiche Abzweigungen abgingen. Auch sie waren sämtlich röhrenförmig.

Allerdings wiesen sie eine sehr unterschiedliche Größe auf.

Manche hätten ausgereicht, um aufrecht darin zu stehen, andere hatten einen Durchmesser von weniger als einem Meter und zweigten in einem so steilen Winkel vom Hauptgang ab, dass es für einen Menschen kaum möglich gewesen wäre, dort weiter vorzudringen.

Es ist wie Onkel Frederik vermutet hat, dachte ich. Dies ist eine Architektur, die niemals für Menschen erdacht worden ist...

Einen Augenblick lang blieb ich stehen.

Ein Geräusch!

Zumindest glaubte ich einige Sekunden lang, etwas gehört zu haben, war mir aber Augenblicke später nicht mehr sicher, ob es nicht vielleicht nur der hämmernde Schlag meines Herzens war, den ich wahrnahm.

Deine Nerven sind völlig überreizt, Patti!

Ich hielt buchstäblich den Atem an und lauschte.

Nicht nur mit den Ohren, sondern auch innerlich.

Ich suchte mit meiner übersinnlichen Gabe nach geistigen Energien. Hin und wieder war es mir bereits gelungen, solche Kräfte gezielt aufzuspüren, auch wenn die 'Trefferquote' noch immer deprimierend gering war. Mir wurde dann jeweils besonders deutlich, wie weit der Weg noch war, den ich noch zurückzulegen hatte, ehe ich meine Gabe wirklich beherrschte.

So sehr ich meinen Para-Sinn auch zu aktivieren versuchte - ich konnte nichts wahrnehmen. Nichts, was auf übersinnliche Kräfte hindeutete.

Seltsam, dachte ich.

An einem Ort wie diesem war das eher ungewöhnlich. Alte Tempel und Kultstätten waren oft an Orten errichtet worden, an denen sich kosmische Kraftlinien trafen.

Und wenn SIE sich nun nur besonders gut abschirmen können?, ging es mir durch den Kopf. Schließlich hatte ich vor einigen Augenblicken noch jene geheimnisvolle Gedankenstimme wahrgenommen, die immerzu den Namen des Schlangengottes Rama'ymuh geflüstert hatte...

Niemals hättest du wieder hier her kommen dürfen, Patti!

Ich erreichte das Atrium.

Endlich!

Die Sterne funkelten am Himmel. Das Mondlicht tauchte die im Innenraum hoch empor wuchernden Pflanzen in ein geisterhaftes Licht.

Rankpflanzen wuchsen knorrige, eigenartig verformte Äste hinauf, die zu Bäumen gehörten, die im Schattenriss wie tentakelbewehrte Ungeheuer wirkten. Auch hier waren überall auf den Mauern die charakteristischen, durch das Mondlicht verursachten, Schattenmuster zu sehen.

Wie eine Inschrift ganz eigener Art, dachte ich.

Dann bemerkte ich aus den Augenwinkeln heraus die Bewegung.

Etwas trat aus dem Schatten heraus.

Ein...

Erscheint lt. Verlag 25.3.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-1615-6 / 3738916156
ISBN-13 978-3-7389-1615-7 / 9783738916157
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