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Die Götter von Asgard (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
304 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45168-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Götter von Asgard -  Liza Grimm
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Liza Grimms mitreißende Urban Fantasy-Saga für alle Fans von Marvels »Thor« oder den »Avengers« Was sagt man zu jemandem, der behauptet, einen vor dem Zorn der Götter schützen zu wollen? Natürlich glaubt die Studentin Ray kein Wort von dem Gerede der mysteriösen Kára über eine Prophezeiung und das mögliche Ende Asgards. Stattdessen ergreift sie die Flucht. Und läuft dabei Tyr in die Arme, der sie auf Anhieb fasziniert. Ray ahnt nicht, dass Tyr als Odins Gesandter um jeden Preis verhindern soll, dass die Prophezeiung eintrifft. Als sich auch noch Loki, Gott der List und Heimtücke, in die Geschehnisse einmischt, muss Ray auf einer abenteuerliche Reise ins Reich der Götter und Riesen herausfinden, ob sie wirklich eine Heldin sein kann.

Liza Grimm studierte in München Germanistik und verliebte sich währenddessen in Geschichten. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Fantasy- und Science-Fiction-Lektorin, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Wenn sie gerade nicht schreibt, twittert sie leidenschaftlich gerne über ihren Hund oder redet auf Twitch über Bücher. Über ihre Social-Media-Kanäle erreicht sie über 100.000 Menschen.

Liza Grimm studierte in München Germanistik und verliebte sich währenddessen in Geschichten. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Fantasy- und Science-Fiction-Lektorin, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Wenn sie gerade nicht schreibt, twittert sie leidenschaftlich gerne über ihren Hund oder redet auf Twitch über Bücher. Über ihre Social-Media-Kanäle erreicht sie über 100.000 Menschen.

1


Schokolade. Sie brauchte jetzt ganz dringend Schokolade. Seit dem Beginn ihres Studiums hatte Rays Süßigkeitenkonsum stark zugenommen, aber das kümmerte sie in Augenblicken wie diesen nicht.

Während sie sich einen mit Karamell gefüllten Riegel in den Mund schob, füllte sie den Wasserkocher. Kamillentee mit Rum war neben einem Zuckerschock genau das, was sie jetzt benötigte. Dazu ein heißes Bad und gute Musik und ihr Tag wäre nur noch halb so schlimm. Ray hängte den Teebeutel in die Tasse, füllte sie mit Wasser auf und balancierte sie ins Badezimmer.

Dort platzierte sie die Kopfhörer auf dem Schrank und schloss ihr Handy an die Lautsprecher an, die über dem Waschbecken hingen. Als sie in der Wanne lag, schloss sie die Augen und seufzte. Versagt. Ihre Hände wanderten zu ihrem Handy auf der Ablage, öffneten das Telefonverzeichnis und schwebten über der Nummer ihrer Eltern.

Dann legte sie es weg, ohne anzurufen. Sie musste die Note nicht abwarten, um zu wissen, dass sie durchgefallen war. Immerhin hatte sie einen halbleeren Fragebogen abgegeben. Sie hörte bereits die Stimme ihrer Mutter im Ohr.

»Warum hast du dir keine Studiengruppe gesucht? Anna schwört darauf!« Anna, ihre perfekte Schwester. Anna, die sie irgendwann einfach hatte fallen lassen.

Ray nippte an ihrem Tee und verdrängte die Tränen. Sie wollte die Hilfe der anderen nicht.

Wenn ich es nicht alleine schaffe, habe ich den Erfolg nicht verdient. Ganz einfach.

Ihr Handy vibrierte. Ihre Mutter. Mit zitternden Fingern nahm Ray ab.

»Ja?«

»Hallo, Maus!«, trällerte Luise fröhlich. »Wie geht es dir?«

»Ganz gut«, log Ray und nahm einen weiteren Schluck Tee. Natürlich hatte ihre Mutter die Prüfung vergessen. Wahrscheinlich rechnete sie sowieso damit, dass Ray versagt hatte.

»Schön, schön. Hör mal: Dein Papa und ich fliegen morgen spontan zu deiner Oma. Nur damit du dir keine Sorgen machst.«

»Okay.« Zu gerne wäre Ray mit in die USA geflogen, um dem Alltagsstress zu entgehen. Allerdings hätte sie dann vorher ihren Eltern beichten müssen, dass sie die letzte Chance vermasselt hatte und somit nächstes Semester etwas anderes studieren musste. Schon wieder. »Ich wünsche euch viel Spaß! Grüß Grandma.«

Als sie aufgelegt hatten, überfiel Ray eine altbekannte Unruhe. Wie immer, wenn sich das schlechte Gewissen meldete, sobald sie ihre Mutter anlog. Sie stieg aus der Wanne, trocknete sich ab und schlüpfte in ihre Sportklamotten. Wenige Minuten später joggte sie durch die Münchner Straßen, überquerte rote Fußgängerampeln und ignorierte das wütende Gebrüll eines Fahrradfahrers, der wegen ihr so stark auf die Bremse treten musste, dass er das Gleichgewicht verlor.

Über ihr schien die Sonne an einem strahlend blauen Himmel, und die Luft duftete nach gegrilltem Fleisch und Sommer. Wie sie München verabscheute. Ray wusste, dass ihr Hass dieser wunderschönen Stadt gegenüber absolut ungerechtfertigt war. Aber wie sollte sie einen Ort lieben, an dem sie sich dauerhaft wie eine Versagerin fühlte? Es war bereits das zweite Studium, das sie nach zwei Semestern abbrach, und das nicht, weil sie es wollte, sondern weil ihre Leistungen so schlecht waren, dass sie zwangsexmatrikuliert wurde. Wenn ihre Eltern das erfuhren, würde sie sofort in ihr Heimatdorf in Hessen zurückkehren müssen. All ihre ehemaligen Schulkameraden würden erfahren, dass sie versagt hatte. Sie, die in der Schule damit geprahlt hatte, eines Tages eine berühmte Sängerin zu werden. Obwohl Ray wusste, dass diese Erkenntnis sie beunruhigen sollte, fühlte sie in ihrem Inneren nichts als Leere. Als hätte sie sämtliche Emotionen verloren.

Ray verlangsamte ihr Tempo und blieb stehen. Rechts von ihr ragte ein vierstöckiges gelbes Gebäude mit weißen Verzierungen in den Himmel. Das oberste Stockwerk besaß einen üppigen Erker, der Eingang zum Garten war mit einem schwarzen Eisentor verriegelt. Wohnungen, die sie sich niemals würde leisten können. In einer Gegend, in der Mittelschicht schon fast ein Schimpfwort war.

Als sie das Haus erkannte, atmete Ray auf. Ihre Beine hatten sie wie von selbst an den einen Ort gebracht, an dem sie jetzt sein wollte. Ray bog zwischen zwei protzigen Häusern nach links ab. Der Weg war so eng, dass Ray beide Gebäude hätte berühren können, wenn sie die Arme ausgestreckt hätte. Hinter der Gasse führte ein kleiner Trampelpfad steil hinab, der höchstens von Kindern oder rebellischen Teenagern benutzt wurde. Die Bewohner dieses Viertels nutzten den geteerten Weg weiter vorne, der zu einer gepflegten Anlage inklusive Kinderspielplatz und Sitzbänken führte.

Dieser versteckte und verwilderte Teil des Isarufers war seit mehr als einem Jahr Rays liebster Rückzugsort, wenn sie die Uni und den Alltag vergessen wollte. Den Trampelpfad säumten Brennnesseln und niedrige Büsche, deren Äste sich in Rays Jacke verfingen. Genervt riss sie sich frei und stapfte über den Kies, der sich vor ihr ausbreitete. Riesige Steine ragten hier aus dem Wasser. Zwischen ihnen sammelte sich der Müll, der an einer anderen Stelle achtlos in den Fluss geworfen worden war. Ray setzte sich auf einen der Steine, zog die Knie an den Oberkörper und fing an, hemmungslos zu weinen. Ihre Hände zitterten, und ihre Kehle schmerzte. Sie hatte die ganze Zeit geahnt, dass es passieren würde, und dennoch hatte sie die Realität mit voller Wucht getroffen. Trotz Albträumen und Befürchtungen war sie nicht annähernd vorbereitet gewesen. Ihre Augen brannten, und in ihrem Magen lag ein gigantischer Stein.

Mit zitternden Fingern holte sie ihr Handy hervor und starrte auf den Bildschirm, ohne zu wissen, wen sie überhaupt anrufen sollte.

Ray öffnete ihre Kontakte und durchsuchte sie systematisch nach jemandem, der hier in München wohnte. Sie brauchte mehr als bloße Trostworte am Telefon. In diesem Augenblick wünschte Ray sich nichts mehr als eine Umarmung. Je weiter sie in ihrer Kontaktliste voranschritt, desto schwerer wurde ihr Herz. Es gab niemanden, den sie anrufen konnte.

Ray steckte ihr Handy weg, legte den Kopf in den Nacken und schrie mit all ihrer Kraft, die noch übrig war. So laut, dass einige Raben auf der anderen Seite der Isar erschrocken in die Luft flogen. Die Tränen liefen über ihr Gesicht, ihr Herz stolperte, und ihr Atem ging unregelmäßig. Die Musik dröhnte laut in ihren Ohren, doch zum ersten Mal in ihrem Leben wollte Ray keinen Ton mehr hören. Sie riss sich die Kopfhörer herab und stopfte sie wütend in ihre Tasche. Wenn sie nur damals auf ihren eigenen Wunsch gehört und es an einer Musikschule versucht hätte! Stattdessen war sie dem Rat ihrer Eltern gefolgt und hatte etwas Vernünftiges studiert. Als Folge hatte sie sich selbst verraten und ihre Eltern enttäuscht. Zuerst hatte sie in Jura versagt und jetzt in Architektur.

Eine ganze Weile saß sie so da, stumm auf die Isar starrend und die Raben am anderen Ufer beobachtend, bis ihr Magen laut knurrte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie mehr als zwei Stunden bewegungslos in dieser unbequemen Haltung verharrt hatte, obwohl es sich für sie so anfühlte, als wären nicht einmal fünf Minuten vergangen.

»Ich bin so eine Versagerin«, flüsterte sie.

»Erfolg ist immer Ansichtssache«, widersprach jemand hinter ihr.

Erschrocken drehte Ray sich um. Seit sie hierherkam, war sie noch nie einem anderen Menschen begegnet. Jetzt aber stand vor ihr eine junge Frau mit wilden roten Locken. Sie trug eine Jeans mit Löchern an den Knien, schwarze Turnschuhe und ein schlichtes dunkles Top, das nicht nur ihre Brüste, sondern auch ihre bemerkenswert durchtrainierten Oberarme betonte. Sie musterte Ray aus erstaunlich grünen Augen, und in ihrem Blick glaubte Ray Mitleid zu erkennen.

»Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte die Fremde, und zu ihrem eigenen Erstaunen nickte Ray. Bei aller Sehnsucht nach Nähe – sie sprach nicht gerne mit Menschen, die sie nicht kannte. In ihrem Zustand schon gar nicht. Dann lieber allein sein. Vielleicht war das sowieso das Beste. Der Schmerz in ihrer Brust saß tief, und es schien ihr, als könnte er sie von innen zerreißen. Als die Fremde nichts mehr sagte, legte Ray ihre Stirn auf ihre Knie und seufzte. So verharrte sie eine ganze Weile.

»Möchtest du darüber reden?«

Ray hob überrascht den Kopf. »Interessiert dich das wirklich?«, entgegnete sie resigniert und klammerte sich noch fester an ihre Beine.

»Ja.«

Die Antwort kam so schnell und steckte so voller Wärme, wie Ray es noch nie zuvor in einer einzelnen Silbe erlebt hatte. Unwillkürlich dachte sie, dass diese Frau eine großartige Sängerin wäre. Ray schob sich die zerzausten dunklen Haare aus der Stirn und sah die Fremde mit neuem Interesse an.

»Ich bin Kára«, sagte die andere und hob einen Mundwinkel nach oben. Ray hatte noch nie ein freundlicheres Lächeln gesehen. Der Name klang seltsam, doch da Ray ebenfalls einen ausländischen Namen trug, wusste sie, wie unangenehm es war, wenn jemand deshalb genauer nachfragte.

»Ich bin Rachel«, erwiderte sie. »Aber die meisten nennen mich Ray.« Erst jetzt registrierte sie, wie kratzig ihre Stimme klang. Auch Kára musste es bemerkt haben, denn sie kramte in ihrem Rucksack und holte eine Wasserflasche hervor.

»Hier, trink erst mal.«

Ray nahm das Angebot dankbar an und leerte die Flasche mit wenigen Zügen bis zur Hälfte. Leicht beschämt gab sie das Behältnis zurück.

»Danke«, flüsterte sie und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Sie atmete ein paar Mal kontrolliert durch und zwang sich dann wie so oft zu einem Lächeln. »War ein doofer Tag.«

Kára antwortete nicht gleich darauf. Eine ganze Weile schwiegen sie beide...

Erscheint lt. Verlag 3.1.2018
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Asgard • Fantasy • Fantasy Bücher • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy-Reihe • Fantasy Romane • Fantasy Romane Erwachsene • Götter • Loki • Marvel • Midgard • nordische Götter • Nordische Mythologie • Romantic Fantasy • Schicksalsgöttinnen • Thor • Urban Fantasy • Walhalla • Walküre
ISBN-10 3-426-45168-9 / 3426451689
ISBN-13 978-3-426-45168-7 / 9783426451687
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