Biss zum ersten Sonnenstrahl (Bella und Edward) (eBook)
208 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-92829-7 (ISBN)
Stephenie Meyer hat mit ihrer weltberühmten TWILIGHT-Saga einen modernen Klassiker geschaffen und Millionen von Leser*innen in ihren Bann gezogen. Ein beispielloser Erfolg. Ihre BISS-Bücher haben sich weltweit über 160 Millionen Mal verkauft und wurden mit überwältigendem Echo in Hollywood verfilmt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in Arizona. Mehr zu Stephenie Meyer unter www.stepheniemeyer.com.
Katharina Diestelmeier studierte nach einer Buchhändlerlehre Germanistik und Hispanistik in Marburg, Santiago de Compostela und Berlin, anschließend arbeitete sie mehrere Jahre als Lektorin. Inzwischen übersetzt sie Kinder- und Jugendliteratur aus dem Englischen und Spanischen, darunter Bücher von Lauren Oliver, E. Lockhart und Stephenie Meyer. Sie lebt mit ihrer Familie in Tübingen. Stephenie Meyer hat mit ihrer weltberühmten TWILIGHT-Saga einen modernen Klassiker geschaffen und Millionen von Leser*innen in ihren Bann gezogen. Ein beispielloser Erfolg. Ihre BISS-Bücher haben sich weltweit über 160 Millionen Mal verkauft und wurden mit überwältigendem Echo in Hollywood verfilmt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in Arizona. Mehr zu Stephenie Meyer unter www.stepheniemeyer.com.
Die Schlagzeile sprang mir sofort ins Auge: SEATTLE UNTER BELAGERUNG – ZAHL DER TODESOPFER STEIGT WEITER. Die war mir bisher noch nicht begegnet. Ein Zeitungsjunge musste den kleinen metallenen Automaten gerade neu bestückt haben. Er hatte Glück, dass er jetzt nicht mehr in der Nähe war.
Großartig. Riley würde fuchsteufelswild werden. Ich würde dafür sorgen, nicht in seiner Reichweite zu sein, wenn er diese Zeitung zu Gesicht bekam. Sollte er doch jemand anderem den Arm abreißen.
Ich stand im Schatten, verborgen hinter der Ecke eines heruntergekommenen dreistöckigen Gebäudes, und versuchte nicht aufzufallen, während ich darauf wartete, dass jemand eine Entscheidung traf. Um niemandem in die Augen zu sehen, starrte ich die Wand neben mir an. Das Erdgeschoss des Gebäudes hatte früher einmal einen inzwischen längst geschlossenen Plattenladen beherbergt; die Fenster, deren Scheiben dem Wetter oder randalierenden Straßengangs zum Opfer gefallen waren, waren mit Sperrholz vernagelt. Darüber befanden sich Wohnungen – die vermutlich leer standen, denn es fehlten die üblichen menschlichen Schlafgeräusche. Das überraschte mich nicht – das Haus sah aus, als würde es bereits beim ersten heftigen Windstoß zusammenbrechen. Die Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite der dunklen, schmalen Straße waren genauso baufällig.
Der gewöhnliche Schauplatz für eine Nacht in der Stadt also.
Ich wollte mich nicht laut bemerkbar machen, aber ich wünschte, irgendjemand würde endlich eine Entscheidung treffen. Ich hatte großen Durst und es war mir ziemlich egal, ob wir den Weg rechts oder links über das Dach nahmen. Ich wollte einfach ein paar Pechvögel finden, die noch nicht mal genug Zeit haben würden, zu denken: Zur falschen Zeit am falschen Ort.
Leider hatte mich Riley heute mit zwei der denkbar unfähigsten Vampire losgeschickt. Riley schien sich nie groß darum zu kümmern, wie er die Jagdgruppen zusammenstellte. Und es scherte ihn auch nicht besonders, dass weniger von uns zurückkamen, wenn er die Falschen zusammen losschickte. Heute hatte ich Kevin erwischt und einen blonden Jungen, dessen Namen ich nicht mal kannte. Sie gehörten beide zu Raouls Gruppe, daher verstand es sich von selbst, dass sie bescheuert waren. Und gefährlich. Aber jetzt im Moment vor allem bescheuert.
Anstatt sich zu entscheiden, wo unsere Jagd stattfinden sollte, verstrickten sie sich plötzlich in eine Diskussion darüber, wessen Lieblingsheld den besseren Jäger abgeben würde. Der namenlose Blonde war für Spider-Man. Er sauste die Backsteinwand des Durchgangs, in dem wir standen, hinauf und summte dazu die Titelmelodie der Zeichentrickserie. Ich seufzte frustriert. Würden wir je auf die Jagd gehen?
Eine kaum wahrnehmbare Bewegung links von mir erregte meine Aufmerksamkeit. Es war der Vierte, den Riley mit unserer Jagdgruppe losgeschickt hatte, Diego. Ich wusste nicht viel über ihn, nur dass er älter war als die meisten anderen. Es hieß, er sei Rileys rechte Hand. Das machte ihn in meinen Augen auch nicht sympathischer als die anderen Schwachköpfe.
Diego blickte mich an. Er musste meinen Seufzer gehört haben. Ich sah weg.
Kopf einziehen und Mund halten – so blieb man in Rileys Bande am Leben.
»Spider-Man ist ein jämmerlicher Loser«, rief Kevin dem blonden Jungen zu. »Ich zeig dir, wie ein echter Superheld jagt.« Er grinste breit. Seine Zähne leuchteten im Schein einer Straßenlaterne.
Kevin sprang mitten auf die Straße, gerade als ein Auto um die Ecke bog, dessen Scheinwerfer den rissigen Asphalt in blau-weißem Schimmer erstrahlen ließen. Er ruckte einmal mit angewinkelten Armen nach hinten und brachte sie dann langsam vor seinem Körper zusammen wie ein Wrestler, der sich in Szene setzt. Das Auto kam näher, wahrscheinlich rechnete der Fahrer damit, dass Kevin schließlich aus dem Weg gehen würde, wie es ein normaler Mensch getan hätte. Wie er es eigentlich auch tun sollte.
»Hulk wütend!«, brüllte Kevin. »Hulk … zerstören!«
Er sprang auf das Auto zu, bevor es bremsen konnte, packte es an der vorderen Stoßstange und drehte es um, so dass es mit einem Kreischen aus sich verbiegendem Metall und zersplitterndem Glas kopfüber auf dem Asphalt landete. Im Inneren schrie eine Frau.
»O Mann«, sagte Diego kopfschüttelnd. Er sah gut aus mit seinen dunklen, dichten Locken, den großen strahlenden Augen und vollen Lippen, aber wer von uns sah nicht gut aus? Sogar Kevin und die anderen von Raouls Idioten sahen gut aus. »Kevin, wir sollen uns unauffällig verhalten. Riley hat gesagt …«
»Riley hat gesagt!«, ahmte Kevin ihn mit hoher schriller Stimme nach. »Leg dir mal ein bisschen mehr Rückgrat zu, Diego. Riley ist nicht hier.«
Kevin sprang über den Honda, der auf dem Dach lag, und zerschlug das Fenster auf der Fahrerseite, das bis dahin aus unerfindlichen Gründen heil geblieben war. Er angelte durch die zerbrochene Scheibe hindurch und am Airbag vorbei, der schon wieder die Luft verlor, nach der Fahrerin.
Ich drehte ihm den Rücken zu, hielt den Atem an und tat mein Bestes, um einen klaren Kopf zu behalten.
Ich ertrug es nicht, Kevin beim Trinken zuzusehen. Dazu war ich selbst zu durstig, aber ich wollte auch keinen Streit mit ihm anfangen. Ich konnte nun wirklich darauf verzichten, auf Raouls Abschussliste zu geraten.
Diese Probleme hatte der blonde Junge nicht. Er stieß sich von den Backsteinen über unseren Köpfen ab und landete geschmeidig hinter mir. Ich hörte, wie er und Kevin sich anknurrten und dann ein nasses, sattes Reißen, als die Schreie der Frau abbrachen. Wahrscheinlich hatten sie sie in zwei Hälften gerissen.
Ich versuchte nicht darüber nachzudenken. Aber ich nahm die Hitze und das Tropfen von Blut hinter mir wahr und meine Kehle begann fürchterlich zu brennen, obwohl ich gar nicht atmete.
»Ich verschwinde«, hörte ich Diego murmeln.
Er duckte sich in eine Lücke zwischen den dunklen Häusern und ich heftete mich an seine Fersen. Wenn ich nicht schnell hier wegkam, würde ich mich mit Raouls Schwachköpfen um einen Körper streiten, durch den inzwischen sowieso nicht mehr viel Blut fließen konnte. Und dann wäre ich vielleicht diejenige, die heute nicht zurückkam.
Ah, wie meine Kehle brannte! Ich biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerzen laut zu schreien.
Diego flitzte durch eine schmale Sackgasse voller Müll und huschte dann – als er das Ende erreichte – die Wand hinauf. Ich krallte die Finger in die Ritzen zwischen den Backsteinen und zog mich hinter ihm hoch.
Auf dem Dach rannte Diego los, er sprang leichtfüßig über die anderen Dächer hinweg auf die Lichter zu, die sich im Sund spiegelten. Ich blieb dicht hinter ihm. Ich war jünger als er und daher stärker – es war gut, dass wir Jüngeren die Stärksten waren, sonst hätten wir nicht mal eine Woche in Rileys Haus überlebt. Ich hätte ihn leicht überholen können, aber ich wollte sehen, wo er hinrannte, und ich wollte ihn nicht hinter mir haben.
Diego hielt lange Zeit nicht an; wir hatten schon beinahe den Industriehafen erreicht. Ich konnte hören, wie er leise vor sich hin murmelte.
»Idioten! Als hätte Riley nicht gute Gründe für die Anweisungen, die er uns gibt. Selbstschutz, zum Beispiel. Ist ein Hauch gesunder Menschenverstand wirklich zu viel verlangt?«
»Hey«, rief ich. »Gehen wir irgendwann heute noch mal auf die Jagd? Meine Kehle steht schon in Flammen.«
Diego landete am Rand eines großen Fabrikdachs und wirbelte herum. Ich sprang ein paar Meter zurück, ich war auf der Hut, aber er wirkte nicht aggressiv und kam auch nicht auf mich zu.
»Ja, klar«, sagte er. »Ich wollte nur einen gewissen Abstand zwischen mich und diese Geistesgestörten bringen.«
Er lächelte ganz freundlich und ich starrte ihn an.
Dieser Diego war nicht wie die anderen. Er war irgendwie … ruhig. Ich glaube, das wäre das richtige Wort. Normal. Na ja, jetzt nicht mehr normal, aber früher einmal. Seine Augen waren von einem dunkleren Rot als meine. Er musste schon eine ganze Weile hier sein, genau, wie ich gehört hatte.
Von der Straße drangen die nächtlichen Geräusche eines der verwahrlosteren Viertel von Seattle zu uns herauf. Ein paar Autos, Musik mit dröhnenden Bässen, einige wenige Leute, die mit nervösen, schnellen Schritten unterwegs waren, ein Betrunkener, der in der Ferne falsch sang.
»Du bist Bree, stimmt’s?«, fragte Diego. »Eine von den Neulingen.«
Das gefiel mir nicht. Neulinge. Egal. »Ja, ich bin Bree. Aber ich bin nicht mit der letzten Gruppe gekommen. Ich bin schon fast drei Monate alt.«
»Ganz schön cool, wenn man bedenkt, wie jung du bist«, sagte er. »Nicht viele hätten es geschafft, einfach so von der Unfallstelle zu verschwinden.« Er sagte das wie ein Kompliment, so, als wäre er ernsthaft beeindruckt.
»Wollte nicht mit Raouls Deppen aneinandergeraten.«
Er nickte. »Du sagst es. Diese Typen sorgen nur für Negativschlagzeilen.«
Schräg. Diego war schräg. Es klang, als führte er ein ganz normales altmodisches Gespräch mit mir. Ohne Feindseligkeit, ohne Misstrauen. Als würde er nicht darüber nachdenken, wie leicht oder wie schwer es wäre, mich jetzt sofort umzubringen. Er redete einfach nur mit mir.
»Wie lange bist du schon bei Riley?«, fragte ich neugierig.
»Seit elf Monaten jetzt.«
»Wow! Dann bist du ja älter als Raoul.«
Diego verdrehte die Augen...
Erscheint lt. Verlag | 5.10.2017 |
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Reihe/Serie | Bella und Edward | Bella und Edward |
Übersetzer | Katharina Diestelmeier |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | All-Age-Fantasy • Bella • Belletristik für Jugendliche • Bittersweet • Blockbuster • Carlsen • das sind die mini movies • Dreiecksbeziehung • Dreiecksgeschichte • Eclipse • Edward • Edward Cullen • Erste Liebe • Fantasy • Fantasy für Jugendliche • Fantasy Romance • Fantasy-Romane • Fantasy, Science Fiction und Vampirromane • Frauenliteratur • Für Junge Erwachsene • Isabella Swan • Jacob Black • Jugendbuch • Jugendroman • Kristen Stewart • Liebe • Liebesgeschichten • Liebesromane • Literatur & Fiktion • Mythen und Legenden • New Adult Fantasy • New York Times Bestseller • Obsidian • Paranormal • paranormale Fantasyromane • paranormale Liebesgeschichte • Paranormal Romance • revenge • Robert Pattinson • Romantasy • Romantik • Romantischer Thriller • Science Fiction & Fantasy • Science-Fiction & Fantasy für Jugendliche • Science Fiction und Vampirromane • SPIEGEL-Bestseller • Spin-Off • Twilight • Twilight Saga • Unterhaltungsliteratur • Urban Fantasy • Vampire • Vampire Academy • Vampire Diaries • Vampirroman • Verbotene Liebe • Verfilmung • Weltbestseller • Werwolf • Werwölfe • Werwölfe und Formwandler • YA-Bücher • zeitgenössische Fantasyromane |
ISBN-10 | 3-646-92829-8 / 3646928298 |
ISBN-13 | 978-3-646-92829-7 / 9783646928297 |
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