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Freunde für Indien -  Ulrich Landwehr

Freunde für Indien (eBook)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
208 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7448-7893-7 (ISBN)
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Harmonie im Chaos! Pandhu, der Bürgermeister der indischen Hauptstadt, fürchtet um seine Wiederwahl. Zusammen mit einer Eiscremefabrikantin aus Russland, einem Pleitebankier aus Österreich, einer Öko-Aktivistin aus der Schweiz, einem Cyber-Agenten aus den USA und einem ehemaligen Mönch aus Bhutan schmiedet er einen Plan, bei dem es nicht nur um Eisbären, Schnee und Eiscreme, sondern auch um Tiger, Wahlen und Finanzen geht. Die Umsetzung erfordert jede Menge Kreativität und kriminalistischen Spürsinn und führt zu ungeplanten Reisen an ungewöhnliche Orte dieser Welt. Doch wie wird ein Eisbär Star in Indien? Und was hat ein Sommerfest bei Moskauer Oligarchen damit zu tun?

Autor des Romans "Freunde für Indien" ist Ulrich Landwehr.

7. Kapitel


Mai 2013 in Österreich

Ein sympathischer Werbeträger

Nach der Mittagspause versammelte sich die Runde wieder im Seminarraum, und Dönpo sagte: "Mir hat die erste Übung gefallen. Aber unser Zusammensein soll nicht vorrangig der Begutachtung meines neuen Autos dienen, sondern dem Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern. Beschäftigen wir uns also ab jetzt nicht mehr mit mir, sondern mit euch! Fangen wir mit Larissa an! Welche Energien des Chaos können wir zu deinem Wohle freisetzen?"

Nach kurzem Überlegen erklärte Larissa: "Ich würde wirklich gerne wissen, wie die Bakterien in meine Eiscreme gelangt sind. Aber hauptsächlich muss ich den Umsatz meines Unternehmens wieder ankurbeln. Sonst geht meine Firma wohlmöglich komplett den Bach hinunter."

Auffordernd schaute Dönpo in die Runde und fragte: "Habt ihr vielleicht Vorschläge für Larissa? Auch ungewöhnliche Ansätze sind willkommen."

Zunächst schwiegen alle, aber dann ergriff John das Wort: "Ich könnte Computerviren in die Systeme einiger russischer Supermärkte einschleusen, die ein paar Großaufträge für Larissas Eiscreme auslösen würden."

Dönpo nickte anerkennend: "Das klingt nach einer sehr wirksamen Maßnahme."

Daraufhin wandte sich auch Amanda an Larissa: "Und wie wäre es mit einer Qualitätsoffensive? Du könntest deine Produktion in eine gläserne Manufaktur verwandeln. Dann könnte jeder vorbeikommen und sehen, dass es bei der Herstellung deiner Eiscreme blitzsauber zugeht. Du könntest Schulklassen zur Besichtigung einladen und mittels einer Web-Cam dafür sorgen, dass man sich die laufende Produktion rund um die Uhr im Internet ansehen kann."

Auch dieser Vorschlag wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen.

Dann meldete sich Pandhu zu Wort: "Könntest du denn nicht vielleicht neue Märkte erobern?"

Larissa reagierte interessiert: "Ich überlege schon seit längerer Zeit, auch im Ausland Eiscreme zu verkaufen. Der Markt in Kasachstan könnte interessant sein. Aber es gibt natürlich auch noch andere Länder. Soll ich etwa Eiscreme für Indien produzieren?"

Pandhu erwiderte: "Warum nicht? In Indien hat gewiss niemand von deinem Bakterien-Malheur gehört. Wir sind auch nicht gerade zimperlich in meiner Heimat."

Larissa erkundigte sich: "Mögt ihr in Indien denn Eiscreme?"

Pandhu antwortete: "Na klar! Vielleicht mögen wir nicht jede denkbare Zutat. Aber gegen süße Abkühlung haben wir garantiert nichts einzuwenden. Für viele erhitzte Gemüter in Delhi wäre ein kühles Eis derzeit genau das Richtige."

Larissa sinnierte: "Und es gibt mehr als eine Milliarde potentielle Kunden in Indien."

Pandhu bestätigte: "Der indische Markt ist riesig. Und die Lust der Inder auf Konsum auch."

Nach kurzem Nachdenken meinte Larissa vorsichtig: "Nun ja, vielleicht könnte Baikal-Eis tatsächlich den Versuch wagen und Eiscreme für Indien produzieren."

Sie wandte sich an Dönpo: "Eiscreme für Indien bringt mich auf eine Idee für Pandhus Wahlkampf. Darf ich Pandhu einen Vorschlag machen?"

Dönpo hatte keinerlei Einwände, und Larissa erläuterte: "Abgesehen von Eiscreme gibt es da nämlich noch etwas, das sich möglicherweise von Russland nach Delhi bringen ließe. Es handelt sich um einen sympathischen Werbeträger für meine Eiscreme, der zugleich ein sympathischer Werbeträger für deinen Wahlkampf sein könnte, Pandhu. Das Markenzeichen meiner Eiscreme ist ein Eisbär. Auf allen Verpackungen für meine Eiscreme ist ein weißer Eisbär auf blauem Grund abgedruckt. Und auch in den Spots, mit denen Baikal-Eis im Fernsehen Werbung macht, spielen Eisbären oft eine entscheidende Rolle.

Weil der Eisbär Markenzeichen meiner Eiscreme ist, engagiere ich mich als Sponsorin der Eisbären im Moskauer Zoo. Das Gehege dort bietet Platz für acht Bewohner. Derzeit sind allerdings neun Eisbären in dem Gehege untergebracht. Der Moskauer Zoo müsste also einen der Eisbären an einen anderen Zoo abgeben. Ihr habt doch bestimmt auch einen Zoo in Delhi, oder?"

Pandhu antwortete: "Aber sicher! Wir haben einen sehr schönen, großen Zoo. Er ist berühmt für seine Tiger und seine Elefanten, aber wir haben auch Löwen und Krokodile."

Larissa fuhr fort: "Mein Vorschlag wäre also, dass der Moskauer Zoo den überzähligen Eisbären an den Zoo in Delhi abgibt. Du könntest bestimmt im Wahlkampf davon profitieren, wenn du medienwirksam einen Eisbären nach Delhi holen würdest. Ein Eisbär bringt Aufmerksamkeit und Glück. Das ist zumindest unsere Philosophie bei Baikal-Eis."

Nach kurzem Nachdenken erwiderte Pandhu: "Zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass es im Zoo von Delhi bereits einen Eisbären gibt. Ein Eisbär wäre also wohl etwas Neues für Delhi."

Amanda kamen allerdings Bedenken, und sie warf ein: "Ist es in Indien denn nicht viel zu heiß für einen Eisbären?"

Larissa widersprach: "Das kommt ganz auf die Unterbringung des Eisbären an. Wenn man für ihn ein schönes großes Schneehaus herrichtet, fühlt er sich gewiss auch in Delhi wohl."

Vor Pandhus innerem Auge nahm eine Vision Gestalt an. Er sagte: "Ein Schneehaus im Zoo von Delhi, voll mit weißen Flocken, und die Besucher des Zoos können in das Schneehaus hineingehen und durch den Schnee wandern. In der einen Hälfte des Schneehauses wohnt der Eisbär in seinem Gehege, und in der anderen Hälfte ist genügend Platz, damit die Gäste sich gegenseitig mit Schneebällen bewerfen können. Und vor dem Schneehaus gibt es einen Stand, an dem die Besucher des Zoos Stoffeisbären und russische Eiscreme mit Eisbär-Logo kaufen können. Ich glaube, das wäre wirklich eine schöne neue Attraktion für Delhi."

Larissa bestätigte: "Im Moskauer Zoo ist das Eisbärgehege auch eines der großen Highlights. Ich kann gerne mit dem Direktor des Moskauer Zoos sprechen, ob du einen der Eisbären bekommen kannst. Der Zoo gehört zwar der Stadt Moskau, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stadtverwaltung ein Veto einlegen würde."

Auch Pandhu hielt einen solchen Widerspruch für eher unwahrscheinlich: "Delhi und Moskau sind einander schon seit Jahren durch eine Städtepartnerschaft verbunden. Ein Eisbär aus Moskau im Zoo von Delhi wäre gewiss ein schönes Symbol für eine gute Zusammenarbeit. Der Austausch zwischen Delhi und Moskau dümpelt zwar derzeit eher träge vor sich hin, aber es gibt bestimmt viele Möglichkeiten, die Beziehungen auszubauen."

Nach kurzem Nachdenken schob er nach: "Jede Menge Eiscreme und ein Eisbär für Indien: Das klingt wirklich nett. Wenn ich an meinen begrenzten Zeithorizont bis zur nächsten Wahl des Bürgermeisters denke, frage ich mich allerdings, ob es nicht viel zu lange dauern würde, dies alles einzufädeln."

Larissa wischte die Bedenken zur Seite: "Ach was! Wahrscheinlich könntest du den Eisbären schon nächste Woche bekommen. Auch nützt mir mein Einstieg in den indischen Markt nichts, wenn er erst in ein paar Jahren stattfindet. Einen zügigen Weg zu einer Produktion von Baikal-Eis in Delhi sehe ich eher mit deiner Hilfe vor deiner Abwahl als ohne deine Hilfe nach deiner Abwahl."

Pandhu kamen weitere Bedenken: "Aber in einer Woche oder einem Monat haben wir doch kein Schneehaus in Delhi. Einmal ganz davon abgesehen, dass auch ein Schneehaus Geld kostet."

Larissa räumte ein: "Ich muss zugeben, dass auch mir nicht ganz klar ist, woher ich in meiner derzeitigen strapazierten Lage die Mittel für den Aufbau einer Eiscremeproduktion in Indien nehmen soll."

Daraufhin schaltete sich Franz ein: "I wo! An der Finanzierung wird euer Plan bestimmt nicht scheitern. Da bin ich mir ganz sicher. Das weiß ich aus lebenslanger Erfahrung. Meine Vorfahren und ich haben schon für die seltsamsten Projekte Kredite genehmigt: Sandaufspülungen im Bereich großer Meeresströmungen, Brücken auf unbewohnte Inseln, Restaurierungen von moderner Kunst, griechische Banken, Hochöfen in Hitzegebieten. Was ihr wollt! Wir würden inzwischen längst zum Mars fliegen, wenn die Neandertaler nur gegen Kredit ein paar mehr Faustkeile bekommen hätten. Eiscreme für Indien und eine Kooperation zwischen zwei Zoos, das klingt für mich völlig harmlos und leicht finanzierbar. Wenn ich es recht betrachte, könnte sogar ich die Finanzierung für eure Pläne übernehmen."

Larissa erwiderte: "Ich dachte, du bist pleite und hast deine Bank verkauft."

Franz entgegnete: "Ach, das ist eine kleinliche Sicht auf meine Möglichkeiten. Ich gründe einfach eine neue Bank mit einem hübschen neuen Namen. Wie wäre es mit DM-Bank? Das klingt doch seriös, nicht wahr?"

Amanda warf ein: "Für mich klingt DM-Bank eher ein bisschen überholt."

Franz setzte sich zur Wehr: "Nichts da! DM steht für Delhi und Moskau, und DM-Bank ist nur eine Abkürzung für...

Erscheint lt. Verlag 19.6.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
ISBN-10 3-7448-7893-7 / 3744878937
ISBN-13 978-3-7448-7893-7 / 9783744878937
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