Öffne mir dein Herz (eBook)
480 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490445-0 (ISBN)
Als Marie Force Urlaub in Vermont, USA, machte, spürte sie sofort, dass diese wunderschöne, unberührte Landschaft die perfekte Kulisse für unwiderstehlichen Lesestoff bietet. Auf der Suche nach Souvenirs entdeckte sie in einer idyllischen Kleinstadt den Green Mountain Country Store und lernte dessen Besitzer kennen: eine moderne und sympathische Familie, die mit großer Freude heimische Produkte verkauft. Und schon sah Marie Force das Setting für die Romane vor sich. Fehlt nur noch die Liebe ... aber die findet sich in Butler, dem fiktiven Städtchen in dieser Serie, zum Glück an jeder Ecke. Marie Force lebt mit ihrer Familie in Rhode Island, USA, sie ist New-York-Times- sowie SPIEGEL-Bestsellerautorin, und allein in den USA verkauften sich ihre Bücher über 4 Millionen Mal.
Als Marie Force Urlaub in Vermont, USA, machte, spürte sie sofort, dass diese wunderschöne, unberührte Landschaft die perfekte Kulisse für unwiderstehlichen Lesestoff bietet. Auf der Suche nach Souvenirs entdeckte sie in einer idyllischen Kleinstadt den Green Mountain Country Store und lernte dessen Besitzer kennen: eine moderne und sympathische Familie, die mit großer Freude heimische Produkte verkauft. Und schon sah Marie Force das Setting für die Romane vor sich. Fehlt nur noch die Liebe … aber die findet sich in Butler, dem fiktiven Städtchen in dieser Serie, zum Glück an jeder Ecke. Marie Force lebt mit ihrer Familie in Rhode Island, USA, sie ist New-York-Times- sowie SPIEGEL-Bestsellerautorin, und allein in den USA verkauften sich ihre Bücher über 4 Millionen Mal. Tanja Hamer, Jahrgang 1980, hat ihr Anglistikstudium in Mainz absolviert und arbeitet seit 2012 als selbständige Übersetzerin. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf südlich von München.
1
Riskant zu leben bedeutet, von einer Klippe zu springen und sich erst auf dem Weg nach unten Flügel zu bauen.
Ray Bradbury
Das ist wahrscheinlich das mit Abstand Dümmste, das ich je getan habe, dachte Charley Abbot, als sie einen steilen Bergpfad hochjoggte, der mit Schnee und Eis bedeckt war. Doch Gott bewahre, sie würde auf keinen Fall vor einer direkten Herausforderung ihres Erzfeindes zurückschrecken. Besagter Erzfeind trabte fröhlich neben ihr her, wich geschickt Hindernissen auf dem unbefestigten Weg aus und atmete kaum schneller als normal, während sie kurz davor war, vor Erschöpfung und Kälte zusammenzubrechen. Außerdem war ihr Gesicht taub, und sie nahm an, dass es von gefrorenem Rotz bedeckt war. Aber Aufgeben war keine Option, also schleppte sie sich weiter den Berg hinauf durch den Schnee, wild entschlossen, es durchzuziehen, und wenn es das Letzte war, das sie tat.
Wie er sie angeschaut hatte, als er sagte: »Wenn es zu viel für dich ist, kann ich auch allein laufen gehen. Eine Woche ohne Training wird dich schon nicht zurückwerfen.« Wie ein Stier, dem das rote Tuch vor der Nase geschwenkt wurde, hatte Charley die Herausforderung angenommen. Und jetzt rannte sie diesen vereisten Berg hoch, ohne ein Ende in Sicht. Sie war sich sicher, dass ihre Lunge explodieren würde oder ihr die Beine abfallen würden, lang bevor sie den Gipfel erreichte. Vom Abstieg ganz zu schweigen … Immer schön eins nach dem anderen, Charley.
Wessen bescheuerte Idee war es eigentlich gewesen, für den Marathon zu trainieren? Während sie sich durch die eisige Kälte kämpfte, die alle anderen Mitglieder ihres Lauftreffs heute vom Training abgehalten hatte – außer ihm natürlich –, fiel ihr kein einziger Grund mehr ein, weshalb sie überhaupt einen Marathon laufen wollte. Das war ein dummes, lächerliches und vor allem schmerzhaftes Ziel. Doch Charley war nicht dafür bekannt, den einfachen Weg zu wählen, also hatte sie sich dazu entschieden, was eben auch bedeutete, bei solchem Wetter zu trainieren.
Bei Tyler Westcott sah das Ganze viel zu einfach aus. Noch eine Sache mehr, die es an diesem Mann zu hassen gab, der sie mit seinem beharrlichen Umwerben in den Wahnsinn trieb, obwohl sie null Interesse an ihm hatte. Sicher, er war gutaussehend und fit, und er schien einen ordentlichen Job zu haben, zumindest ließ das sein teurer Range Rover vermuten – und die stylischen Klamotten und überhaupt sein selbstbewusstes Auftreten. Nur leider beeindruckte das diese Frau kein bisschen, die sich schon quer durch Butler, Vermont, gedatet und an jedem Mann einen größeren oder kleineren Fehler gefunden hatte.
Wieso Tyler dachte, bei ihm wäre das anders, war ihr ein Rätsel – genau wie die Frage, wie sie es je auf diesen Berg schaffen sollte. Gerade hatte sie festgestellt, dass sie kaum noch blinzeln konnte, weil ihre Augenlider eingefroren waren. Charley beschloss, dass es genug war. Selbst, wenn sie dann wie eine Verliererin dastehen würde; sie musste diesem Höllen-Work-out ein Ende setzen.
Als sie den Mund aufmachen wollte, um ihr Aufgeben zu verkünden, brach plötzlich der Boden unter ihren Füßen weg. Sie schrie auf, als sie einen steilen Hang hinabrutschte, gegen Baumstämme und Felsen krachte, ehe sie schließlich liegen blieb, ihr rechtes Bein in einem unnatürlichen, schmerzhaften Winkel verdreht. Mühsam versuchte sie zu atmen. Alles tat ihr weh.
Aus der Ferne hörte sie, wie Tyler nach ihr rief, doch sie konnte nicht antworten, da sie kaum Luft bekam.
»Charley, o mein Gott! Sag etwas oder tu irgendwas, damit ich weiß, dass du am Leben bist.«
Schwach hob sie den Arm.
»Gott sei Dank. Ich hole Hilfe. Ich bin, so schnell es geht, wieder da. Hast du mich verstanden?«
Sie hob wieder den Arm.
»Es wird alles wieder gut. Ich verspreche es. Halt durch, bis ich wieder da bin.«
Charley winkte, in der Hoffnung, er würde sich beeilen. Sie zitterte so stark, dass ihre Zähne heftig klapperten, doch seltsamerweise spürte sie die Kälte nicht. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, was ihre Brüder, die ausgebildete Rettungssanitäter waren, ihr über Schock und Überleben in der Kälte beigebracht hatten. Dummerweise stellte sie sich sofort das Worst-Case-Szenario vor. Was, wenn Tyler auf dem Rückweg stürzte und sich auch verletzte? Oder wenn er die Stelle nicht mehr fand, an der sie abgerutscht war? Was passierte dann? Wurde es bereits dunkel, oder war mit ihren Augen auch was kaputt?
Das unkontrollierbare Zittern und der Schmerz in ihrem Knie waren so stark, dass sie kaum denken konnte. Das war nicht gut. Sie saß ordentlich in der Klemme. Und ihr Leben hing von einem Mann ab, den sie schon so oft abgewiesen hatte, dass sein immer noch sehr gesundes Selbstbewusstsein mehr als verwunderlich war. Sie hätte über die Ironie der Situation gelacht, wäre da nicht dieser unerträgliche Schmerz in ihrem Knie.
Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie drehte schnell den Kopf, weil sie sich erbrechen musste. Dabei bemerkte sie Blutflecken im Schnee. War das etwa ein Zeichen für innere Blutungen?
Charley hatte keine Ahnung, wie lang sie zitternd und sich immer wieder übergebend im Schnee lag. Sie merkte, wie die Bewusstlosigkeit nach ihr griff, doch der starke Schmerz riss sie immer wieder zurück aus der erlösenden Ohnmacht.
Es hätten Stunden oder Tage gewesen sein können, ehe sie Geräusche oberhalb des Abhangs vernahm. Kurz darauf hörte sie Tylers verzweifelte Stimme: »Charley! Ich habe Hilfe mitgebracht. Wir kommen jetzt zu dir runter. Halte noch ein bisschen durch.«
Sie schaffte es nicht, einen Arm zu heben, um ihm zu sagen, dass sie ihn gehört hatte, weshalb sie sich gleich schlecht fühlte. In den Tiefen ihres schwindenden Bewusstseins wusste sie, dass er völlig panisch sein musste, und es tat ihr leid, dass sie ihm einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Er war vielleicht nicht der richtige Mann für sie, aber er war nett und machte sich Sorgen.
Plötzlich hörte sie ihre Brüder Landon und Lucas über sich, die jemandem Befehle gaben und offenbar näher kamen. Mit letzter Kraft drehte sie den Kopf und erblickte die beiden, die sich an Seilen zu ihr runterließen. Oben auf dem Weg stritt sich Tyler mit jemandem, der offenbar nicht zulassen wollte, dass er sich ebenfalls abseilte.
»Charley, Süße«, sagte Lucas, als er bei ihr ankam. »Rede mit mir.«
»Hey«, krächzte sie.
»Wo tut es weh.«
»Überall.«
»Kannst du alles bewegen?«
Sie brachte ihre Finger und Zehen dazu, etwas zu wackeln. »Ja.«
Landon tauchte auf ihrer anderen Seite auf. »Das war ein Mordsabsturz, den du da hingelegt hast, Schwesterchen. Auf dich ist Verlass, du machst keine halben Sachen.«
»Mmmh, tut weh.«
»Ich weiß. Wir geben dir gleich etwas dagegen. Halt durch.«
Das, was folgte, erlebte Charley wie durch einen Nebel aus Schmerz. Plötzlich waren da noch andere Leute, die sie auf ein Spineboard schnallten und auf eine Trage legten, mit der Charley den Abhang wieder hochgezogen wurde. Nach unten war es wesentlich schneller gegangen.
Landon hatte ihr eine Spritze gegen die Schmerzen gegeben, so dass sie zwischen Bewusstsein und Dunkelheit schwebte. Nichts erschien ihr real, außer Tylers besorgtem Gesichtsausdruck, als er neben der Trage herlief und ihre Hand hielt, während die Sanitäter sie den Berg hinabtransportierten. Es schneite unablässig.
Charley wollte Tyler am liebsten abschütteln und ihm sagen, dass er ihre Hand nicht halten brauchte, doch irgendwie drang der Befehl nicht von ihrem Gehirn zu ihrer Hand durch. Also ertrug sie seine Zuwendung, die sie nie gewollt hatte. Da fiel ihr auf, dass er ihr das Leben gerettet hatte, und sie vielleicht etwas nachsichtiger mit ihm sein sollte. Das hatte sie vor, sobald diese schrecklichen Schmerzen nachgelassen hätten.
Der Tross bewegte sich langsam den verschneiten Pfad hinab, und Charley zuckte bei jedem Holpern vor Schmerz zusammen. Das Schlimmste war ihr Knie, das jetzt geschient und in Eis gepackt war, als ob sie noch mehr Kühlung gebrauchen könnte. Ihre Zähne klapperten immer noch, und sie zitterte unkontrollierbar.
Zu ihrem Glück verlor sie irgendwann das Bewusstsein und kam erst wieder zu sich, als ihre Brüder und ein paar andere Feuerwehrmänner sie in den Krankenwagen hoben. Im Hintergrund hörte sie, wie Tyler mit jemandem diskutierte, weil er sie ins Krankenhaus begleiten wollte.
»Lasst ihn mit rein«, sagte Landon, der offenbar mehr zu sagen hatte, weil er ihr Bruder war und wusste, was für sie das Beste war. Er konnte nicht ahnen, dass sie Tylers unangebrachte Zuneigung nicht unterstützen wollte. Und mit der Sauerstoffmaske auf ihrem Gesicht war es ihr gerade nicht möglich, Landon über ihre nicht vorhandene »Beziehung« zu Tyler aufzuklären.
Der Mann, um den es ging, saß inzwischen auf der Bank an der anderen Seite des Krankenwagens. Sie schielte zu ihm rüber und erschrak bei seinem Anblick. Er war sonst immer so extrem aufgeräumt und perfekt, was zu den Dingen zählte, die sie nicht an ihm mochte. Normalerweise zog er sich schicker an und roch besser als die meisten Frauen, die sie kannte. In dieser Hinsicht war er wie ihr Bruder Hunter, und es wäre doch seltsam, mit einem Mann auszugehen, der sie an ihren älteren Bruder erinnerte.
Im Moment war von seiner perfekten Fassade jedoch nicht mehr viel übrig. Er wirkte erschöpft, als stünde er kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Er hielt sich die Hand über den Mund und starrte sie an, während ihre Brüder sich auf dem Weg zum Krankenhaus um sie kümmerten. Sie dankte Gott, dass sie...
Erscheint lt. Verlag | 24.8.2017 |
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Reihe/Serie | Lost in Love. Die Green-Mountain-Serie | Lost in Love. Die Green-Mountain-Serie |
Übersetzer | Tanja Hamer |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Abbott • Abenteuer • Berge • Bestseller-Reihe • Bestseller-Serie • Charley • Familie • Fatal Serie • Freundschaft • Gansett Island • Geheimnis • Green Mountain Country Store • Green-Mountain-Serie • Knistern • Leidenschaft • Liebe • Lost in Love • Marie Force • Marie Force Neuengland • McCarthys • Melissa Foster • Prickeln • Sex • spiegel bestseller • Tyler • Unfall • Valentinstag • Vermont |
ISBN-10 | 3-10-490445-6 / 3104904456 |
ISBN-13 | 978-3-10-490445-0 / 9783104904450 |
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