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Das Zeichen des Sturms (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018
Penhaligon Verlag
978-3-641-21841-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Zeichen des Sturms - Susan Dennard
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Der 2. Teil der New-York-Times-Bestseller-Serie.
Die Magislande stehen vor dem Krieg, während vier Menschen gegen ihre Bestimmung ankämpfen: Der ungestüme Kapitän Merik wird für tot erklärt, als sein Schiff zerstört wird. Doch Merik hat überlebt und wird sich mithilfe seiner Windmagie rächen. Gleichzeitig stellt der Blutmagis Aeduan die flüchtige Iseult, die ihm einen Pakt anbietet: Wenn es Aeduan gelingt, Iseults verschwundene Freundin Safi zu finden, erhält der Blutmagis das Vermögen zurück, das ihm gestohlen wurde. Doch Safi kämpft in einem Land voller Seeräuber um ihr Leben. Werden ihre Gefährten sie rechtzeitig finden - oder muss ihre Wahrmagie sie retten?
  • »Zwei mutige Heldinnen, die sich selbst retten, statt gerettet zu werden - meisterhaft erzählt!« (Booklist)
  • Der 2. Teil der New-York-Times-Bestseller-Serie.
  • Freundschaft, Verrat, Magie und Romantik - epische Fantasy für die Fans von Kristin Cashore und Kendare Blake.


Susan Dennard wuchs in einer Kleinstadt in Georgia, USA, auf. Als Meeresbiologin bereiste sie die Welt und hat schon sechs von sieben Kontinenten besucht, nur in Asien war sie bisher noch nicht. Heute lebt sie als hauptberufliche Autorin und Schreibtrainerin im Mittleren Westen der USA. Ihre Fantasyromane über die Magislande erreichten Spitzenplätze auf der New York Times-Bestsellerliste und begeistern Fans weltweit.

Es hatte Vorteile, ein toter Mann zu sein.

Merik Nihar, Prinz von Nubrevna und ehemaliger Admiral der nubrevnanischen Marine, wünschte sich, er hätte schon vor langer Zeit erwogen, einfach zu sterben. Als Leiche konnte man einfach so viel mehr erledigen.

So wie im Moment. Er war aus gutem Grund zum Richtplatz im Herzen von Lovats gekommen, und dieser Grund versteckte sich in einer niedrigen Hütte – einem Anbau des Gefängnisses am Platz, in dem die Aufzeichnungen gelagert wurden. Besonders ein Gefangener interessierte Merik. Ein Gefangener, dem der linke kleine Finger fehlte und der jetzt jenseits des letzten Riffs residierte, tief in Nodens wässriger Hölle.

Merik duckte sich tiefer unter die Kapuze seines braunen Mantels. Sicher, sein Gesicht war dank der Verbrennungen kaum noch wiederzuerkennen, und sein Haar wuchs gerade erst nach, aber im Chaos des Gerichtsplatzes bot der Mantel trotzdem Sicherheit.

Oder dem Goshorn-Platz, wie er manchmal auch genannt wurde, wegen der riesigen Goshorn-Eiche in seiner Mitte.

Der fahle Stamm, dick wie ein Leuchtturm, war von hohen Höllenwassern gezeichnet, und seine Äste hatten schon seit Jahrzehnten kein Grün mehr gesehen. Dieser Baum, dachte Merik, während er den längsten Ast beäugte, sieht aus, als würde er sich mir bald im Tode anschließen.

Den gesamten Tag über ergoss sich Verkehr aus allen Richtungen über den Platz, angetrieben von Neugier. Wer würde der öffentlichen Schande ausgesetzt werden? Ohne Nahrung oder Gnade an die Steine gekettet werden? Wer würde den brennenden Biss eines Seils erleiden müssen – gefolgt vom kalten Kuss von Nodens Hexenfischen?

Verzweiflung trieb die Leute in Scharen heran. Familien kamen, um die nubrevnanischen Soldaten um Gnade für ihre Lieben anzuflehen, und die Obdachlosen kamen, um um Essen, Obdach oder irgendeine Art von Mitleid zu betteln.

Doch heutzutage hatte niemand Mitleid oder Gnade zu erübrigen. Nicht einmal Merik Nihar.

Er hatte bereits alles gegeben, was er konnte – hatte alles in seiner Macht Stehende für ein Handelsabkommen mit den Hasstrel-Ländereien in Cartorra getan. Fast hätte er auch ein Abkommen mit den Marstokern geschlossen, doch letztendlich hatte ihn der Tod zu früh ereilt.

Im Moment blockierte eine Familie Meriks Weg. Eine Frau und ihre zwei Jungen, die jedem ins Gesicht schrien, der vorbeikam.

»Hunger ist kein Verbrechen!«, riefen sie gemeinsam. »Befreit uns und nährt uns! Befreit uns und nährt uns!« Der ältere Junge, groß und so dürr wie ein Tangfaden, drehte sich zu Merik um.

»Hunger ist kein Verbrechen!« Er schob sich näher. »Befreit uns und nährt …«

Merik wich dem Jungen nach rechts aus, bevor er sich links an seinem Bruder vorbeischob und schließlich auch an der Mutter vorbeidrängte. Sie war die Lauteste der drei, mit sonnengebleichtem Haar und zornerfülltem Gesicht.

Merik kannte dieses Gefühl gut, denn es war Zorn, der ihn vorwärtstrieb, selbst während Schmerzen seinen Körper erfüllten und der grobe Stoff seiner Kleidung die Blasen auf seiner Brust aufrieb.

Andere in der Gegend nahmen den Ruf auf. Befreit uns und nährt uns! Hunger ist kein Verbrechen!

Merik stellte fest, dass sich seine Schritte dem Rhythmus des Sprechchors anpassten. So wenige Leute in den Magislanden waren magisch begabt, und noch weniger besaßen Magie, die tatsächlich von Nutzen war. Die meisten überlebten aus einer Laune der Natur – oder den Launen der Magi folgend – und durch ihre eigene Hartnäckigkeit.

Merik hatte den Galgen vor dem dicken Stamm der Eiche erreicht. Sechs Schlingen baumelten von einem Ast. Ihre schlaffen Seile schwankten in der Hitze des Vormittags. Gerade als Merik versuchte, die leere Tribüne zu umrunden, entdeckte er eine große Gestalt mit hellem Haar und vorgebeugter Haltung.

Kullen. Der Name bohrte sich wie ein Pfeil in Meriks Herz, nahm ihm die Luft zum Atmen, bevor sich sein Hirn einschalten konnte und sagte: Nein, nicht Kullen. Niemals Kullen.

Denn Kullen war vor zwei Wochen in Lejna geborsten. Er war vor zwei Wochen in Lejna gestorben. Er würde niemals zurückkommen.

Quasi ohne sein Zutun schoss Meriks Faust nach vorne. Sie traf die Plattform des Galgens. Schmerzen explodierten in seinen Knöcheln – und erdeten ihn mit ihrer Wahrhaftigkeit.

Wieder schlug er zu, diesmal härter, während er sich fragte, warum er so aufgewühlt war. Er hatte Kullens Geist die letzten Ehren erwiesen. Er hatte einen Schrein am Hügel gekauft – wofür er den letzten Goldknopf an seiner Admiralsjacke verwendet hatte – und zu den Hexenfischen gebetet, Kullen eine schnelle Reise hinter das letzte Riff zu gewähren.

Danach sollten die Schmerzen eigentlich enden. Sie sollten verklingen.

Irgendwann verschwand die große Gestalt, und die Pein von Meriks blutenden Knöcheln verdrängte die Schmerzen der Vergangenheit. Merik zwang sich weiterzugehen, die Ellbogen ausgeklappt, den Kopf gesenkt. Denn wenn Safiya fon Hasstrel diesen Pier in Lejna trotz Marstokern und Geborstenen in ihrem Weg erreicht hatte – wenn sie all das für eine Nation hatte tun können, die nicht mal ihre eigene war; für ein Handelsabkommen mit ihrer Familie –, dann konnte Merik sicherlich zu Ende bringen, wofür er hergekommen war.

Merik verfluchte seine Gedanken, weil sie in ihre Richtung gewandert waren. Seit der Explosion hatte er es vermieden, an Safi zu denken … seit seine alte Welt ein Ende gefunden und eine neue ihren Anfang genommen hatte. Nicht weil er nicht über Safi nachdenken wollte. Noden möge ihn retten … dieser letzte Moment, den er mit ihr geteilt hatte …

Nein, nein – Merik wollte sich damit nicht genauer befassen. Es lag kein Sinn darin, sich an den Geschmack von Safis Lippen auf seinen zu erinnern; nicht wenn seine Lippen jetzt zerstört waren. Nicht wenn sein gesamter Körper entstellt und schrecklich anzusehen war.

Außerdem hatten Tote angeblich keine Sorgen mehr.

Er schob sich weiter durch den Schmutz und die Körpergerüche. Durch eine widerspenstige Flut aus Leibern. Einen Sturm ohne Auge. Jede Berührung an Meriks Schultern oder Händen jagte Schmerzen durch seinen Körper.

Er erreichte die Eisen. Fünfzig Gefangene warteten dort, an die Felsen gekettet, von der Sonne verbrannt. Ein Zaun erhob sich um sie herum, der gleichgültig den Menschen standhielt, die sich von außen dagegendrängten.

Sie bettelten die Wachen an, ihren Söhnen Wasser zu geben. Ihren Ehefrauen Schatten. Ihren Vätern Freiheit. Doch die zwei Soldaten, die am Tor des Zauns standen – innerhalb des Pferchs, um nicht zertrampelt zu werden –, zeigten genauso wenig Interesse für die Hungernden von Lovats wie für die Gefangenen, die sie bewachen sollten.

Tatsächlich waren diese zwei Soldaten so gelangweilt, dass sie Taro spielten, um sich die Zeit zu vertreiben. Einer trug eine lilienblaue Binde um den Oberarm; ein Trauerband, um seinem toten Prinzen Respekt zu zollen. Der andere hatte sich das Band über das Knie gelegt.

Beim Anblick dieses Stofffetzens – der einfach unbenutzt dort lag – entzündete sich ein frischer, zorniger Wind in Meriks Brust. Er hatte so viel für Nubrevna gegeben, und mehr als das hatte es ihm nicht eingebracht: leere, falsche Trauer. Diese öffentlichen Zurschaustellungen – wie die Armbinden und die Bänder, die überall in der Stadt hingen – konnten nicht recht verbergen, wie wenig sich die Leute dafür interessierten, dass der Prinz tot war.

Dafür hatte Vivia gesorgt.

Noden sei Dank erreichte Merik kurz darauf die Hütte, denn er konnte seine Winde und sein Temperament nur für eine gewisse Zeit unter Kontrolle halten – und die Lunte war fast heruntergebrannt.

Die Menge spuckte ihn vor orangefarbenen Wänden aus, die mit Vogelkacke überzogen waren, und Merik hielt direkt auf eine Tür an der Südseite zu. Verschlossen, aber nicht undurchdringlich.

»Öffnet!«, brüllte Merik und klopfte gegen die Tür – ein Fehler. Sofort löste sich der frische Schorf an seinen Fingerknöcheln. »Ich weiß, dass ihr da drin seid!«

Keine Antwort. Zumindest keine, die Merik hören konnte. Doch das war in Ordnung. Er ließ die Hitze in seinem Körper aufsteigen. Sich verstärken. Herausbrechen wie eine Böe.

Dann klopfte er wieder, während er spürte, wie der Wind um ihn kreiste. »Schnell! Hier draußen herrscht der Wahnsinn!«

Der Riegel klapperte. Die Tür schwang nach innen … und Merik drängte sich in den Raum. Mit Fäusten, mit Gewalt, getrieben von seinem Wind.

Der Soldat auf der anderen Seite hatte keine Chance. Er fiel nach hinten. Die gesamte Hütte zitterte unter der Macht des Aufpralls. Bevor er sich wieder erheben konnte, hatte Merik die Tür hinter sich geschlossen. Er trat auf den Mann zu, seine Winde im Schlepptau. Es war so ein verdammt gutes Gefühl, die Papiere im Raum mit einem Zyklon zu zerreißen.

Es war eine Weile her, dass Merik seinen Winden erlaubt hatte, sich zu entfalten; seiner Magie gestattet hatte, sich weit zu strecken. Ein Feuer bildete sich in ihm, eine Wut, die kochend heiß röhrte. Die seinen Bauch gefüllt hatte, wie es Essen nicht gelungen war. Luft wirbelte um ihn herum, bewegte sich im Rhythmus seiner Atemzüge.

Der Soldat – im mittleren Alter, bleich – blieb auf dem Boden sitzen und hob die Hände, um sein Gesicht zu schützen. Offensichtlich hatte er beschlossen, dass Kapitulation die sicherste Variante war.

Zu dumm. Merik hätte sich über einen Kampf gefreut. Stattdessen zwang er sich, den...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2018
Reihe/Serie Magislande
Magislande
Übersetzer Vanessa Lamatsch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Windwitch (Witchland 2)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte eBooks • Fantasy • Fremde Welten • Freundschaft • Heldinnen • High Fantasy • Königreiche • Kontinente • Krieg • Kristin Cashore • Magie • New York Times Bestseller • Piraten • Schwestern
ISBN-10 3-641-21841-1 / 3641218411
ISBN-13 978-3-641-21841-6 / 9783641218416
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