One Night - Die Bedingung (eBook)
544 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-21051-9 (ISBN)
Jodi Ellen Malpas wuchs im englischen Northampton auf, wo sie auch heute noch mit ihren beiden Söhnen und einem Beagle lebt. Sie arbeitete im familieneigenen Bauunternehmen, bevor sie sich mit ihren erotischen Romanen als Bestsellerautorin etablierte.
Kapitel 1
Eine perfekte Tasse Kaffee ist etwas Großartiges. Und noch großartiger ist eine perfekte Tasse Kaffee aus einem dieser neumodischen Raumschiff-Apparate wie dem, der gerade vor mir steht. Ich habe Tage damit zugebracht, meiner Kollegin Sylvie dabei zuzusehen, wie sie ihn mit Leichtigkeit handhabte, dabei schwatzte, einen Becher nahm, ihn füllte und nebenbei auch noch die Kasse bediente. Aber ich veranstalte mit dem Gerät immer noch eine Mordsschweinerei. Ich versaue nicht nur den Kaffee, sondern auch die komplette Umgebung des Kaffeeautomaten.
Leise fluchend ruckele ich an dem verklemmten Filter herum. Er gleitet mir aus der Hand, sodass sich das Kaffeepulver überall verteilt. »Nein, nein, nein«, murmele ich leise und ziehe ein Wischtuch aus der Vordertasche meiner Schürze. Der feuchte Putzlumpen ist schon braun, ein verräterischer Hinweis auf die Millionen Mal, die ich meine Sauerei heute schon aufwischen musste.
»Soll ich übernehmen?«, ertönt Sylvies amüsierte Stimme hinter mir, und ich lasse die Schultern hängen. Es hat keinen Zweck. Egal, wie oft ich es versuche, ich gerate immer wieder in die gleiche Bredouille. Dieses Raumschiff und ich werden niemals Freunde.
Mit einem theatralischen Seufzer drehe ich mich um und gebe Sylvie das große, metallene Filterteil. »Tut mir leid. Anscheinend hasst mich dieser Apparat.«
Ihre leuchtend pinkfarbenen Lippen verziehen sich zu einem liebevollen Lächeln, und ihr schwarzer, schimmernder Bob fliegt hin und her, als sie den Kopf schüttelt. Ich kann ihre Geduld nur bewundern. »Das kommt schon noch. Warum räumst du nicht einfach Tisch sieben ab?«
Ich beeile mich, schnappe mir ein Tablett und eile auf den gerade frei gewordenen Tisch zu, in der Hoffnung, meinen Lapsus wiedergutzumachen. »Der schmeißt mich raus«, murmele ich vor mich hin, während ich das Tablett belade. Ich arbeite erst seit vier Tagen hier, und bei meiner Einstellung verkündete Del, dass ich am ersten Tag sicher ein paar Stunden brauchen würde, um den Dreh mit der Maschine rauszukriegen, die fast den gesamten Raum hinter der Bar einnimmt. Dieser Tag war grässlich, und ich glaube, Del fand das auch.
»Nein, macht er nicht.« Sylvie heizt die Maschine ein, und das Geräusch des Dampfes, der durch den Milchschäumer strömt, erfüllt das ganze Bistro. »Er mag dich«, sagt sie jetzt lauter, nimmt eine Tasse, dann ein Tablett, dann einen Löffel, eine Serviette und die Schokostreusel, während sie mit der anderen Hand entspannt den Metallbehälter mit Milch schwenkt.
Ich lächele auf den Tisch hinunter, den ich gerade abwische. Dann nehme ich das Tablett in die Hand und gehe zurück in die Küche. Obwohl Del mich erst seit einer Woche kennt, hat er letztens behauptet, dass er mich für einen durch und durch guten Menschen hält. Meine Großmutter sagt immer das Gleiche, fügt aber meist noch hinzu, dass ich mich besser schnell ändern sollte, denn die Welt und die Menschen seien nicht immer nett oder freundlich.
Ich stelle das Tablett beiseite und fange an, die Spülmaschine einzuräumen.
»Alles klar mit dir, Livy?«
Ich drehe mich um, als ich Pauls barsche Stimme höre. Er ist der Koch. »Doch, alles fit. Und bei dir?«
»Mir geht’s bestens.« Er spült die Töpfe und pfeift dabei vor sich hin.
Ich stapele weiter die Teller in die Spülmaschine und denke mir, dass eigentlich alles gut ist, so lange man mich nicht auf dieses Höllengerät loslässt. »Soll ich sonst noch was tun, bevor ich Feierabend mache?«, frage ich Sylvie, die sich durch die Schwingtüren in die Küche drängt. Ich beneide sie darum, dass sie sämtliche Aufgaben so souverän und schnell meistert, egal ob es um diesen verdammten Apparat geht oder darum, Tassen ohne hinzusehen übereinanderzustapeln.
»Nein.« Sie dreht sich um und wischt sich die Hände an der Schürze ab. »Mach dich vom Acker. Bis morgen.«
»Danke.« Ich ziehe die Schürze aus und hänge sie auf. »Tschüs, Paul.«
»Schönen Abend noch, Livy«, ruft er und winkt mir mit der Schöpfkelle zu.
Nachdem ich mich durch die Tische des Bistros hindurchgeschlängelt habe, stoße ich die Tür auf und gelange auf die enge Hintergasse, wo der Regen auf mich niederprasselt. »Na toll.« Ich lächele, halte mir die Jeansjacke über den Kopf und renne los.
Ich hüpfe zwischen den Pfützen herum, und meine Converses sind schon bald pitschnass und geben bei jedem eiligen Schritt zur Bushaltestelle ein schmatzendes Geräusch von sich.
***
Ich renne die Treppe zu unserem Stadthaus hinauf, dränge mich durch die Tür und lehne mich erst mal dagegen, um Atem zu schöpfen.
»Livy?« Die heisere Stimme meiner Oma hebt sofort meine verregnete Stimmung. »Livy, bist du das?«
»Ja!« Ich hänge meine durchweichte Jacke an den Kleiderhaken und schleudere meine triefenden Converses von mir. Dann gehe ich über den langen Flur weiter nach hinten in die Küche. Dort beugt sich Nan, wie ich meine Oma nenne, über den Herd und rührt in einem riesigen Topf – zweifellos mit Suppe.
»Da bist du ja!« Sie legt den Holzlöffel beiseite und watschelt auf mich zu. Mit ihren einundachtzig Jahren ist sie wirklich noch total gut drauf und fit. »Du bist ja völlig durchnässt!«
»So schlimm ist es auch nicht«, versichere ich ihr und zerzause mir das Haar, während sie mich von Kopf bis Fuß mustert und den Blick dann auf meinem flachen Bauch ruhen lässt, als mein T-Shirt hochrutscht.
»Wir müssen dich ein bisschen mästen.«
Ich verdrehe die Augen, will aber die Stimmung nicht verderben. »Ja, ich verhungere gleich.«
Das Lächeln, das ihr faltiges Gesicht verzaubert, bringt mich ebenfalls zum Lächeln. Sie nimmt mich in die Arme und streichelt über meinen Rücken.
»Was hast du heute so getrieben, Nan?«, frage ich.
Sie lässt mich los und deutet auf den Esstisch. »Setz dich.«
Ich gehorche aufs Wort und nehme den Löffel zur Hand, den sie da für mich bereitgelegt hat. »Also?«
Sie sieht mich stirnrunzelnd an. »Also was?«
»Heute. Was hast du so gemacht?«, souffliere ich.
»Oh!« Sie versetzt mir einen Klaps mit einem Geschirrtuch. »Nichts Besonderes. Ein paar Einkäufe, und ich habe deinen Lieblingsmöhrenkuchen gebacken.« Sie deutet auf die Arbeitsplatte, wo der Kuchen auf dem Rost abkühlt. Aber es ist kein Möhrenkuchen.
»Du hast mir Möhrenkuchen gebacken?«, frage ich und beobachte, wie sie mit zwei Tellern Suppe an den Tisch zurückkehrt.
»Ja. Wie ich schon sagte, Livy. Hab deinen Lieblingskuchen gebacken.«
»Aber ich mag am liebsten Zitronenkuchen, Nan. Das weißt du doch.«
Sie stutzt keinen Augenblick und stellt geschickt die beiden Teller auf den Tisch. »Ja, weiß ich. Deshalb hab ich dir einen Zitronenkuchen gebacken.«
Ich werfe wieder einen Blick auf die andere Seite der Küche, nur um mich noch mal zu vergewissern, dass ich mich nicht irre. »Nan, das sieht aber wie gestürzter Ananaskuchen aus.«
Ihr Hintern landet auf dem Stuhl, und sie sieht mich an, als sei ich diejenige, die hier den Verstand verliert. »Das kommt daher, dass es gestürzter Ananaskuchen ist.« Sie taucht den Löffel in die Koriandersuppe und schlürft genüsslich, bevor sie sich eine Scheibe frisch gebackenes Brot nimmt. »Ich hab deinen Lieblingskuchen gemacht.«
Sie ist verwirrt, und mir geht es nicht anders. Nach dieser kleinen Unterhaltung habe ich keine Ahnung, was für einen Kuchen sie gebacken hat, und es ist mir auch egal. Ich schaue meine liebe Großmutter an, mustere sie, während sie isst. Es scheint ihr prima zu gehen, und sie sieht auch nicht durcheinander aus. Oder ist das hier nur der Anfang? Ich beuge mich vor. »Nan, fühlst du dich wohl?«
Sie fängt an zu lachen. »Ich hab dich doch nur auf den Arm genommen, Livy!«
»Nan!«, rufe ich empört, fühle mich aber sofort besser. »Das darfst du nicht!«
»Ich hab immer noch alle Tassen im Schrank.« Sie deutet mit dem Löffel auf meinen Teller. »Und jetzt iss zu Abend und erzähl mir, wie es heute gelaufen ist.«
Mit einem dramatischen Seufzer lasse ich die Schultern hängen und lasse den Löffel in meiner Suppe kreisen. »Ich komme mit diesem Kaffeevollautomaten einfach nicht klar, und das ist ein Problem, weil neunzig Prozent der Kunden irgendeine Art von Kaffee haben wollen.«
»Das kriegst du schon noch hin«, sagt sie zuversichtlich, als sei sie ein Experte für dieses verdammte Ding.
»Da bin ich mir nicht so sicher. Del wird mich sicher nicht behalten, wenn ich nur Tische abräumen kann.«
»Na ja – mal abgesehen von der Kaffeemaschine – gefällt dir der Job?«
Ich lächele. »Ja, das tut er wirklich.«
»Gut. Du kannst dich schließlich nicht dein Lebtag um mich kümmern. Ein junges Ding wie du soll seinen Spaß haben und nicht seine Großmutter umsorgen.« Sie wirft mir einen vielsagenden Blick zu. »Und um mich muss man sich sowieso nicht kümmern.«
»Tu ich aber gern«, widerspreche ich leise und wappne mich für den üblichen Vortrag. Wir könnten darüber bis zum Sankt Nimmerleinstag streiten und würden nie übereinkommen. Sie ist zerbrechlich, nicht physisch, aber psychisch, egal, wie sehr sie behauptet, dass es ihr gut geht. Sie braucht nur Luft zu holen, und schon fürchte ich das Schlimmste. »Livy, ich werde Gottes grünen Erdboden nicht verlassen, bevor ich weiß, dass du dein Leben in den Griff gekriegt hast, und das kannst du nicht, solange du mich immer unterm...
Erscheint lt. Verlag | 17.7.2017 |
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Reihe/Serie | Die One Night-Saga | Die One Night-Saga |
Übersetzer | Nicole Hölsken |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | One Night: Promised (Book No. 1) |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | eBooks • Erotik • Erotischer Liebesroman • Gefährliches Geheimnis • Liebesromane • Liebe und Sex • London • sinnlich • Spiegelbestseller • Unmoralisches Angebot |
ISBN-10 | 3-641-21051-8 / 3641210518 |
ISBN-13 | 978-3-641-21051-9 / 9783641210519 |
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