Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Die Androidin - Zwischen allen Fronten (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
560 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490262-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Androidin - Zwischen allen Fronten -  Joel Shepherd
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
(CHF 8,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Das zweite Abenteuer von Cassandra Kresnov, der Androidin, die aus der kriegerischen »Liga« geflohen ist, um in der poltitisch stabileren Föderation ein neues Zuhause zu finden. Nachdem sie der Präsidentin das Leben gerettet hat, steht Cassandra plötzlich mitten im Rampenlicht: Ganz Callay weiß, dass sich eine gefährliche Androidin auf dem Föderationsplaneten aufhält - ein künstlicher Mensch, wie er hier eigentlich nicht geduldet wird. Droht Cassandra die Ausweisung oder gar das Todesurteil? Ein Lichtblick ist da Vanessa Rice, die ebenso kluge wie taffe Leiterin der Leibwache von Präsidentin Neiland. Sie hilft Cassandra, sich in den privaten und politischen Wirren zurechtzufinden; und steht ihr bei, als eine Delegation der feindlichen Liga auf Callay landet - und Cassandra einem Freund begegnet, den sie für tot gehalten hat ... »Voller politischer Intrigen, überraschender Enthüllungen und rasanter Action. Besser wird Science Fiction nicht mehr!« MonstersandCritics.com

Joel Shepherd, geb. 1974 in Adelaide, zählt zu den besten und erfolgreichsten Science-Fiction- und Fantasy-Autoren Australiens und stand bereits zweimal auf der Shortlist des George Turner Prize. Mit seiner Serie um die Androidin Cassandra Kresnov hat er sich weltweit einen Namen als Autor kluger, actionreicher Romane gemacht.

Joel Shepherd, geb. 1974 in Adelaide, zählt zu den besten und erfolgreichsten Science-Fiction- und Fantasy-Autoren Australiens und stand bereits zweimal auf der Shortlist des George Turner Prize. Mit seiner Serie um die Androidin Cassandra Kresnov hat er sich weltweit einen Namen als Autor kluger, actionreicher Romane gemacht.

Kapitel 1


»Schau nur, wie viele das sind«, staunte Ayako und starrte auf die wogende Menschenmenge im Zentrum von Patterson hinunter. »Das sind doch mindestens achtzigtausend oder mehr.«

»Halb so wild«, sagte Ari mit routiniertem Desinteresse, ohne den Blick vom Navi-Display im Armaturenbrett zu lösen. »In diesem Distrikt leben eine halbe Million Menschen. Von denen sind vierhunderttausend zu Hause geblieben. Tanusha ist eine völlig unpolitische Stadt, heißt es doch immer. Sieh zu, dass wir direkt landen können, diese Herumkreiserei ist Zeitverschwendung.«

Ayako drückte einige Knöpfe und verband sich über die CSD-Zentrale direkt mit dem Verkehrsleitsystem. Ari blickte noch einmal zurück. Die Demonstranten verschwanden hinter den hohen Türmen, eine Flut aus Menschenleibern im grellen weißen Scheinwerferlicht. Selbst der Luftverkehr nahebei war zum Stillstand gekommen, Polizeifahrzeuge blockierten einen Großteil der Straßen. Alle hofften, dass sich der Mob diesmal ruhig verhalten würde – niemand wollte eine Neuauflage der Velan-Proteste. Noch immer lagen zweihundertfünfzig Randalierer bewusstlos im Krankenhaus. Doch welche Wahl hatten die Polizisten, denen zur Eindämmung nur Neuralisierer zur Verfügung standen, schon gehabt? Tanusha, die unpolitische Stadt, war beklagenswert schlecht auf solche Anlässe vorbereitet.

»… nein«, unterbrach Ayako irgendeine unhörbare Übertragung, »hier spricht Googly, wir gehören zu CSD Eins, wir genießen bevorzugten …« Sie verstummte, als ihr jemand ins Wort fiel, und warf Ari einen verärgerten Blick zu.

»Ich übernehm das.« Ari schaltete die Lautsprecher ein.

»… unsere Grenze«, sagte gerade eine Stimme, »und uns liegen keine Informationen über Ihre Befugnisse vor. Ihr außerplanmäßiges Ersuchen um Landeerlaubnis …«

»Fick dich, du kleines Arschgesicht«, sagte Ari gelassen. »Weißt du, was CSD Eins bedeutet? Schau her.« Über mentalen Zugriff startete er sein bestes Angriffsprogramm. Vom anderen Ende der Leitung drang, als es die Komm-Frequenzen übernahm und dem wenig kooperativen Wachhabenden die CSD-Prioritäts-ID auf den Monitor rüberschaufelte, statisches Rauschen herüber.

»Ganz schöner Verkehr«, bemerkte Ayako im darauffolgenden Schweigen wie beiläufig und betrachtete die blinkenden Punkte auf dem Display – Luftfahrzeuge, die sich im Landeflug befanden. »Da werde ich wohl den einen oder anderen ein bisschen ausbremsen müssen.«

»Mach das, die verdammten Schlipse können ruhig auch mal warten …« Die Anzeige für die Landeerlaubnis auf dem Navi-Display sprang auf Grün, und die schwer gepanzerten Heavys winkten sie durch. »Herzlichen Dank«, sagte Ari, wobei seine Stimme nur so vor Sarkasmus troff. Und zu Ayako: »Himmel nochmal, wenn in den nächsten dreißig Minuten noch jemand einen Revierkampf mit mir anfängt, dann greif ich zur Waffe.«

»Ändere den albernen Codenamen«, riet ihm Ayako freundlich. »Niemand glaubt, dass jemand von CSD Eins so eine Kennung verwenden würde.«

»Kommt nicht in Frage.« Ari scannte die Umgebung mit höchstmöglicher Auflösung, und über die Zentrale bekamen sie weitere Daten über den Luftraum rings um ihr Ziel, das Hotel Kanchipuram. Über seinen inneren Monitor sah und spürte er das gesamte dreidimensionale Abbild klar und deutlich, und das, obwohl er gleichzeitig durch die Frontscheibe spähte.

»Googly. Was um alles in der Welt soll ein Googly überhaupt sein?« In einer sanft geneigten Kurve steuerte Ayako den Luftschlitten zwischen den Türmen des westlichen Patterson-Distrikts hindurch und setzte zur Landung an. Zu ihrer Linken ragte die nächtliche Stadt empor. Gleißende Lichter, Hochhaustürme, dazwischen dichter Verkehr, aber glücklicherweise weit und breit keine Demonstranten.

»Das ist ein Begriff aus dem Kricket, du armselige asiatische Banausin – ein angetäuschter Pass mit schräg angeschlagenem, rotierendem Ball.« Laut Aris Scans war alles ruhig. Er traute der Sache nicht. »Einer der Meilensteine echter menschlicher Zivilisation – zuerst kam der aufrechte Gang, dann die Sprache und dann Kricket.«

»Oh«, hauchte Ayako.

Vor ihnen lag das Hotel, ein ausgedehntes Gebäude im neokolonialen Stil; die von Flutlicht angestrahlten Säulen und Rundbögen waren retrogriechisch, das ganze Etablissement ausgesprochen luxuriös. Es erhob sich am Rande eines weitläufigen baumbestandenen Parks voll tiefer Schatten und war laut Infonetzwerk vollgepackt mit Sicherheitsvorkehrungen.

»Scharfschützen«, bemerkte Ayako, während sie dem Kurs auf dem Display folgte und sie weiter an Höhe verloren.

»Na, die machen keine halben Sachen.« Ayakos Sichtmodifikationen taugten mehr als seine eigenen. Ari setzte ganz auf Netzwerkkapazitäten, Ayako hingegen auf die Vorteile einer verbesserten Physis. Kurz darauf sah er es mit eigenen Augen: Gepanzerte Gestalten kauerten geduckt auf dem langgestreckten Dach über der Zufahrt, die zwischen den Säulen am Eingang hindurchführte. Überall parkten Limousinen und andere Fahrzeuge. Auch der nahe gelegene Luftlandeplatz war voll belegt – überwiegend Luftschlitten der Behörden, dazu viele viermotorige Gleiter, gepanzert und teuer. An den geöffneten Türen warteten die Fahrer.

»Verdammt, das sind zu viele«, brummte Ari. Sein Blick folgte seiner Software, die sich durch die Sicherheitsmaßnahmen arbeitete, Daten sortierte und nach Informationen über Veranstaltungsteilnehmer suchte. Es war das übliche Durcheinander örtlicher, privater und behördlicher Maßnahmen – in manchen Bereichen gab es unnötige Überlappungen, in anderen klafften Sicherheitslücken. »Wir müssen wohl eine Weile warten, ehe man uns reinlässt.«

Ayako schaltete den Schlitten auf automatische Landung, und auf der Frontscheibe wurde ihre Flugroute eingeblendet. Sie nahm die Hände vom Lenker, um Waffen und Gürtel-Interface zu überprüfen. Geistesabwesend folgte Ari ihrem Beispiel, blickte dabei gespannt aus dem rechten Fenster auf die vorbeiziehenden Eingangssäulen. Im Gepäckbereich neben dem Haupteingang drängten sich Hotelpersonal und Wachen – einige gutgekleidete, wichtige Leute waren eingetroffen, ein regelrechter Pulk überlanger Fahrzeuge mit dunkel getönten Scheiben, dazu breitschultriger Geleitschutz in dunklen Anzügen.

Sie nahmen Kurs auf einen Kurzzeitparkplatz – im gleißenden Lichtkegel ihrer Scheinwerfer tauchte ein Hotelangestellter auf und winkte sie herunter. Ayako schaltete die Scheinwerfer aus, und Ari steckte seine Pistole ins Schulterhalfter. Mit gerunzelter Stirn sah er, wie zwei Wachen vom Haupteingang auf sie zujoggten. Der Schlitten setzte auf, Ayako leitete die Standby-Sequenz ein, und die Türen schwangen nach oben. Sie stiegen aus und überließen es dem Schlitten, sich eigenständig herunterzufahren. Der Hotelangestellte protestierte lautstark, der Platz sei kurzen Stopps vorbehalten, und wenn sie länger parken wollten, müssten sie zum Besucherparkplatz hinüber …

Ari beachtete ihn nicht weiter, stiefelte einfach an ihm vorbei, und Ayako schloss rasch auf. Die zwei Sicherheitsmänner, die eilig auf sie zugeschossen waren, mussten unvermittelt die Richtung wechseln.

»Dürfte ich bitte Ihre IDs sehen?«

Ari, der mit Ayako im Schlepptau direkt auf das Gedränge am Haupteingang zuhielt, zückte im Laufen seine Marke. Einer der Wachmänner scannte sie rasch ein und blieb stehen, um die IDs zu überprüfen und bestimmt auch per Uplink zu speichern, um sich abzusichern. Im Vorbeigehen musterte Ari kurz die weitläufig angelegte und lichtdurchflutete Grünanlage vor dem Hotel – sicher war jeder Quadratzentimeter gründlich mit Sensoren bestückt. Jenseits der Umzäunung zischte der Verkehr vorbei, und dahinter drängten sich die Hochhäuser des Zentrums von Patterson – zwei himmelwärts aufragende, gleißend hell beleuchtete Megatürme, von kleineren Exemplaren umringt. Abseits der regulären Luftstraßen kreisten langsam einige Gleiter – Regierung oder Presse – und behielten zweifellos die Demonstranten im Auge.

Neben dem vertrauten, unaufdringlichen Rauschen des Verkehrs lag, wie Ari feststellte, noch etwas anderes in der Luft. Nicht hörbar, nicht sichtbar, geruchlos. Aber spürbar. Ein drängendes, kribbelndes Summen, wie Elektrostatik. Anspannung überall. Die Stadt glühte förmlich vor Erregung, nervöser Energie und sogar Angst. Ari, der die gesamten achtundzwanzig Jahre seines bisherigen Lebens hier in Tanusha verbracht hatte, konnte sich nicht entsinnen, jemals etwas Vergleichbares wahrgenommen zu haben. Selbst die berüchtigten Neujahrsfeierlichkeiten Tanushas nahmen sich dagegen fast harmlos aus. Die frühere behagliche Selbstgefälligkeit war verschwunden. Das Universum war auf die Stadt herabgestürzt. Buchstäblich, in gewisser Hinsicht.

»Was können wir für Sie tun?«, erkundigte sich der Wachmann, der mit ihnen Schritt hielt. Verärgert drängte sich Ayako an ihm vorbei an Aris Seite.

»Ihr System ist gehackt worden«, teilte ihm Ari mit. »Wir haben für das Hotel eine Sicherheitswarnung von höchster Dringlichkeit. Die Quelle ist sehr verlässlich, die Bedrohung geht möglicherweise von einem der Gäste aus. Holen Sie mir her, wer auch immer hier das Sagen hat, und verschaffen Sie mir Zugang zu sämtlichen Personal- und Gästelisten, unter Berücksichtigung üblicher Diskretionsklauseln.«

»Sie hätten uns einfach informieren können, wir kriegen das in den Griff.«

»Gehackt ist gehackt, Kumpel, Ihre...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2017
Reihe/Serie Die Androidin
Die Androidin
Übersetzer Maike Hallmann
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Abenteuer • Androidin • Blade runner • Callay • Cassandra • Elitesoldatin • Föderation • Gewalt • Interstellar • klug • Kresnov • Krieg • Menschsein • Philip K. Dick • Planet • Science Fiction • Science Fiction Roman • space • Tarnidentität
ISBN-10 3-10-490262-3 / 3104902623
ISBN-13 978-3-10-490262-3 / 9783104902623
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Jo Koren

eBook Download (2024)
Lehmanns Media (Verlag)
CHF 9,75

von Jo Koren

eBook Download (2024)
Lehmanns Media (Verlag)
CHF 9,75