Star Wars™ - Rogue One (eBook)
448 Seiten
Penhaligon Verlag
978-3-641-20447-1 (ISBN)
Alexander Freed ist Autor zahlreicher Videospiel-Plots, Comics, Science-Fiction-Storys und Anthologien. Er arbeitete u. a. für BioWare und Dark Horse, wo er hauptsächlich Stoff für die »Star Wars«-Comicreihe lieferte. Freed lebt in Austin, Texas. Wenn er mal nicht schreibt, fährt er für sein Leben gerne Roller Skates.
1. Kapitel
Der Ring von Kafrene war ein monumentales Gebilde aus Durastahl und Plastoid, verankert auf zwei unförmigen Planetoiden innerhalb des Kafrene-Asteroidengürtels. Adelige der Alten Republik hatten den Ring einst als Bergbaukolonie gegründet, in der Absicht, die Mineralressourcen jedes Felsens in einem Umkreis von zehntausend Kilometern abzubauen und so die galaktische Nachfrage zu decken. Doch wie sie feststellen mussten, waren wertvolle Minerale im Kafrene-Gürtel Mangelware, und ihre Enttäuschung hatte der Anlage ihr inoffizielles Motto eingebracht, welches in glühenden Graffiti über der steuerbordseitigen Andockbucht prangte: WO SCHÖNE TRÄUME HÄSSLICH WERDEN.
Heute war der Ring von Kafrene ein Tiefraum-Handelsposten und eine Zwischenstation für die verzweifeltsten Reisenden des Sektors – eine Gruppe, zu der Cassian Andor sich auch selbst zählte.
Er hinkte seinem Zeitplan hinterher, und falls er bei seiner Ankunft keine Aufmerksamkeit erregt hatte, dann tat er es spätestens jetzt: Er ging zu schnell den Korridor hinab, schob sich grob vorbei an Männern und Frauen und Nichtmenschen unbestimmbaren Geschlechts, die mit schlurfenden Schritten dahinstapften, wie man es von Wesen erwarten konnte, die lebenslänglich an einem Ort wie Kafrene festsaßen.
Zwischen der Straße und den fernen Steinbrüchen standen tausend Wellblechhütten und zweitklassige Fertigbau-Wohneinheiten, die schon auf etlichen anderen Kolonien zum Einsatz gekommen waren. Jenseits des Tores gab es keine festen Strukturen, der Aufbau der Siedlung änderte sich praktisch täglich, und selbst die alteingesessenen Arbeiter hielten sich an die großen Straßen, wenn sie im künstlichen Zwielicht nach Hause zurückmarschierten. Cassian versuchte seine Schritte zu verlangsamen, sich von der Menge mittragen zu lassen, statt sich gewaltsam hindurchzuschieben, aber es gelang ihm nicht, und er konnte sich die Enttäuschung seines Mentors deutlich vorstellen: Was immer du da tust, bei der Rebellenallianz hast du das jedenfalls nicht gelernt.
Doch er war schon zu lange unterwegs. Seine Reise hatte ihn von Coruscant bis Corulag und jetzt hierher geführt, kreuz und quer durch die Galaxis, während er an den losen Fäden eines komplexen Wandteppichs zerrte, den er nicht klar erkennen konnte. Die wenigen Informationen, die er erbeutet hatte, hatten einen hohen Preis gefordert, in Credits und in Blut, und im Grunde bestätigten sie nur, was bereits bekannt war. Er hatte zu viel investiert, um jetzt mit leeren Händen zur Basis zurückzukehren. Seine Frustration musste ihm deutlich ins Gesicht geschrieben stehen.
Andor überquerte die Straße, und aus dem Abzugschacht eines Wohnkomplexes für Nichtmenschen wehte ihm der Geruch von Ammoniak entgegen. Er unterdrückte ein Husten, schob sich durch die Lücke zwischen zwei Behausungen und arbeitete sich durch ein Labyrinth aus Gassen, bis er schließlich eine Sackgasse erreichte, die kaum breit genug war, um darin die Arme auszustrecken.
»Ich wollte gerade verschwinden«, sagte eine Stimme, erfüllt von Nervosität und Verärgerung, und dann tauchte der Sprecher aus den Schatten auf: ein Mensch mit weichem, rundem Gesicht und harten Augen, gekleidet in fleckige, ausgebleichte Kleidung. Sein rechter Arm hing schlaff in einer Schlinge. Während Cassian ihn musterte, lauschte er gleichzeitig auf die fernen Geräusche der Straßen: Stimmen, klappernde Fahrzeuge, das Zischen von gebratenem Fleisch, Schreie. Aber kein Aufruhr, keine quäkenden Kommlinks.
Das musste reichen. Sollten ihn doch Sturmtruppen verfolgen, schienen sie ihn zumindest nicht gleich erschießen zu wollen.
»Glaub mir, schneller ging es nicht«, erklärte Cassian. Er sperrte die Paranoia in seinem Hinterkopf ein, wo sie nicht im Weg, aber trotzdem nur einen Handgriff entfernt wäre.
Tivik trat auf die Mündung der Gasse zu, wobei er sich die Handfläche an der Hüfte abwischte. »Ich muss wieder an Bord. Reden wir auf dem Weg.«
»Wohin geht es?«, erkundigte sich Andor. »Zurück nach Jedha?«
Tivik ging ungerührt weiter. Noch eine Sekunde, und er müsste sich an Cassian vorbeizwängen, falls er weitergehen wollte. »Sie werden nicht auf mich warten«, sagte er. »Wir stehlen Munition von …«
Andor verlagerte das Gewicht und spreizte die Beine, um seinem Gegenüber den Weg zu versperren; er war nicht sonderlich stämmig, aber er wusste, wie man Präsenz vortäuschte. Tivik stutzte und machte rasch einen Schritt nach hinten.
Cassian hatte schon mit vielen Informanten gearbeitet, aber nur wenige hatten ihn derart genervt wie Tivik. Was immer man über ihn sagen mochte, der Mann war ein überzeugter Verfechter der Rebellion … aber er war auch ein erbärmlicher Feigling und stets auf der Flucht vor der moralischen Verantwortung für sein Handeln. Druck wirkte bei ihm Wunder, und nach den letzten paar Tagen – nachdem er wegen Tiviks vager Nachricht von Corulag hierher geeilt war –, hatte Andor nicht übel Lust, ein wenig Druck auszuüben.
»Warte! Hast du Neuigkeiten von Jedha?«, grollte er. »Raus damit. Ich bin deinetwegen durch die halbe Galaxis gereist.«
Tivik hielt seinem Blick kurz stand, dann gab er nach. »Ein imperialer Pilot – von einem der Frachtschiffe auf der Jedha-Route – ist gestern desertiert.«
»Und?« Es war nicht ungewöhnlich, dass Personen aus den unteren Rängen des Imperiums die Seiten wechselten. Knapp die Hälfte der Rebellentruppen setzten sich aus solchen Überläufern zusammen, und Tivik wusste das ebenso gut wie Cassian.
»Dieser Pilot … nun, er behauptet zu wissen, worum es bei den Förderarbeiten auf Jedha wirklich geht. Er sagt, sie bauen eine Waffe.« Er spuckte die Worte aus wie eine faule Frucht. »Die Kyber-Kristalle werden dafür gebraucht. Er hat eine Nachricht aufgezeichnet, bevor er sich abgesetzt hat, angeblich ein Beweis …«
Andor filterte den Schwall von Informationen, glich sie mit dem ab, was er bereits wusste, und verschob seine Prioritäten entsprechend. Es hatte bereits früher Hinweise auf eine Waffe gegeben, aber jede Spur – sei es nun auf Adalog oder in Zemiahs Hort – war im Sande verlaufen.
Sein Puls beschleunigte sich. Vielleicht würde er doch nicht mit leeren Händen zur Basis zurückkehren.
»Was für eine Waffe?«, wollte er wissen.
Auf der Straße wurden Stimmen laut, verzerrt von den Echos in der Gasse. Tivik sank in sich zusammen, ein kleiner Mann, der sich noch kleiner machte. »Ehrlich, ich muss jetzt gehen.«
»Du hast mich gerufen. Du wusstest, dass diese Sache wichtig ist …«
»Du hättest nicht zu spät kommen sollen!«, presste Tivik hervor, seine Augen glasig vor Besorgnis.
Cassian packte den Informanten unter den Armen, grub die Finger in den rauen Stoff und das weiche Fleisch darunter. Der nach Zimt riechende Atem des Mannes schlug ihm entgegen. »Was für eine Waffe?«, wiederholte er, lauter, als er eigentlich beabsichtigt hatte.
»Ein Planetenkiller«, wisperte Tivik. »So hat er sie genannt.«
Frostige Kälte kroch Cassians Wirbelsäule hinab.
In Gedanken ging er alte Berichte, spekulative Geheimdienstmeldungen und technische Details durch, um das Gehörte als Lüge zu enttarnen. Ein Planetenkiller? Das war ein Mythos, ein Hirngespinst, eine Obszönität, erträumt von Fanatikern, die im Imperator keinen korrupten Tyrannen sahen, sondern einen rachsüchtigen Gott. Trotzdem …
Er war nicht stolz darauf, aber die Kälte zwischen seinen Schultern machte einer Mischung aus Aufregung und Abscheu Platz. Falls etwas Wahres an der Sache dran war, hätte seine Arbeit sich vielleicht doch gelohnt.
Er setzte Tivik auf dem Boden ab, so sanft es eben ging. »Weiter.«
»Jemand namens Erso hat ihn geschickt. Den Piloten, meine ich. Muss wohl ein alter Freund von Saw sein.«
Ein weiteres Puzzleteil. »Galen Erso?«, fragte Cassian, während er versuchte, seine Ruhe wiederzufinden. »Ist das der Name?«
»Weiß nicht! Ich hätte ihn nicht mal erwähnen sollen.« Der Informant schüttelte den Kopf. »Die Leute, die den Piloten fanden … Nun, als wir uns auf den Weg machten, meinten sie, sie wären auf der Suche nach Saw.«
Saw Gerrera. Ein übergelaufener Pilot. Jedha. Kyber-Kristalle. Eine Waffe. Nein, ein Planetenkiller. Und dazu Galen Erso. Andor listete die Hinweise auf, aber er wusste nicht genug, um sie richtig zusammenzusetzen. Da waren zu viele Karten in diesem Blatt. Tivik sah aus, als würde er jeden Moment davonrennen, und Cassian hatte keine Zeit, nach den richtigen Fragen zu suchen. »Wer weiß noch davon?«, blaffte er.
»Keine Ahnung!« Der Kerl beugte sich vor, und sein Zimtatem kam in schnellen Stößen. »Es bricht alles zusammen. Saw hat recht: Ihr spuckt große Töne und vertröstet uns, aber wir hängen dort draußen in der Luft. Überall lauern Spione …«
Tivik beendete den Satz nicht. Er starrte über Cassians Schulter, und als er hinter sich eine Bewegung hörte, drehte sich auch Andor zur Mündung der Gasse um. Zwei Gestalten versperrten den Weg, genauso wie zuvor Cassian Tivik den Weg versperrt hatte. Sie trugen weiße Rüstungen und Helme, die an stilisierte Totenschädel erinnerten: Imperiale Sturmtruppen, ihre Gewehre beiläufig in der Armbeuge, sodass die Mündung in Cassians Richtung zielte.
Andor stieß einen lautlosen Fluch aus und zwang sich zu lächeln.
»Was soll das hier?« Die Stimme des Sturmtrupplers war so verzerrt, dass sie regelrecht surrte. Seine Worte klangen knapp, herrisch,...
Erscheint lt. Verlag | 22.5.2017 |
---|---|
Reihe/Serie | Filmbücher | Filmbücher |
Übersetzer | Andreas Kasprzak |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Star Wars™ Rogue One |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | eBooks • Science Fiction • Space Opera • Star Wars • Star Wars Kanon |
ISBN-10 | 3-641-20447-X / 364120447X |
ISBN-13 | 978-3-641-20447-1 / 9783641204471 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 5,3 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich