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7 Tage Trouble -  Meike Euler

7 Tage Trouble (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
192 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7431-7606-5 (ISBN)
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Der dreizehnjährige Miles muss mitansehen, wie sein Vater erschossen wird. Während die Gangster ihn jagen, versucht er, seine Mutter zu finden, die ihn und den Vater verließ, als er ein Kleinkind war, herauszufinden, warum sein Vater erschossen wurde und die Gangster der Polizei auszuliefern. Dies ist der ganze Roman zur Kurzgeschichte "Trouble", die im Rahmen eines Wettbewerbs veröffentlicht wurde.

Samstag


14:22

Ein kalter Wind wehte durch die Straßen. Trouble fröstelte. Er trug nur ein T-Shirt. Als er gestern das Haus verlassen hatte, war es noch wärmer gewesen. Und dann war alles anders gekommen als erwartet.

Im Supermarkt hatte er Rose getroffen. Rose, „die Studentin“, so hatten alle sie genannt.

„Hallo Trouble.“ hatte sie gesagt.

„Hallo Rose.“ hatte er geantwortet und war unsicher, aber Rose schien nicht böse zu sein auf ihn. Verlegen standen beide voreinander und keiner wusste etwas zu sagen. Aber keiner von beiden wollte weitergehen und das Treffen beenden.

„Ich vermisse Dich.“ sagte Rose schließlich.

„Ich vermisse das Training auch.“ Und weil ihm auffiel, wie blöd das klang, fügte er noch hinzu: „Und Dich auch.“

Rose lächelte. In ihrem Einkaufswagen hatte sie einen ganzen Stapel Tiefkühlpizzen und mehrere Chipstüten, zwei Sixpacks Bier, Orangensaft und zwei Flaschen Wodka.

„Machst Du eine Party?“ fragte Trouble.

„Ja.“

„Hast Du Geburtstag oder so was?“

„Ja, ich habe heute Geburtstag.“

Trouble ergriff ihre Hand und gratulierte ihr.

Rose schob ihren Wagen in Richtung Kasse und Trouble ging mit ihr.

„Kaufst Du gar nichts?“ wunderte sie sich.

Trouble hatte kein Geld. Und dass er vorgehabt hatte, einen Schokoriegel zu stehlen, konnte er ihr schlecht sagen.

„Hab’s mir anders überlegt.“

„Ich habe Geburtstag heute, ich gebe Dir was aus.“ sagte Rose. Offensichtlich hatte sie erraten, dass er kein Geld hatte. Aber Trouble schüttelte den Kopf, zu stolz, das Angebot anzunehmen. „Ein Dixon bettelt nicht.“ hatte ihm sein Vater eingebläut.

Rose bezahlte und packte ihre Einkäufe in viele Taschen.

„Soll ich Dir tragen helfen?“

„Ja, gern. Möchtest Du mitkommen, auf meine Party?“

Trouble nickte.

„Aber da werden nur Studenten sein.“

„Ich will nicht stören...“ 

„Nein, stören wirst Du nicht, ein paar wollten Dich gerne mal kennenlernen.“

„Wieso das?“

„Ich habe ihnen vom Training erzählt und von Dir.“

Trouble wurde ganz verlegen.

„Musst Du erst zu Hause fragen, ob Du darfst?“

„Nein.“

Trouble begleitete Rose.

Trouble war für seine dreizehn Jahre ziemlich klein und ging meist für zehn oder elf durch. Eine Tatsache, die ihn sehr verärgerte, besonders weil die Mädchen jetzt alle einen Kopf größer waren als er.

Er wollte in die Straße einbiegen, in der er wohnte. An der Ecke an Beates Kiosk standen Georg und Kashayar. Und sie hatten ihn bereits gesehen und spurteten los. Davonlaufen war sinnlos, die beiden waren schneller als er. Aber was sie mit ihm machen würden, wenn er sich fangen ließ, war auch klar. Wer sitzt schon gern im Jugendknast. Trouble verschwand in einem Hauseingang. In den Wohnblocks waren die Haustüren selten abgeschlossen damit die Kinder, die nicht an die Klingeln kamen, an die Wohnungstüren klopfen konnten. Durch den Hinterausgang flüchtete er über den Hof in das Gebäude gegenüber und von dort wieder auf die Straße. Er brauchte eine Treppe. Auf Treppen konnte er jeden Verfolger abhängen, keiner konnte so schnell Treppen hinauf- und hinunterlaufen wie er. Auf die selbe Weise durchquerte er den nächsten Wohnblock und hetzte die Straße hinunter, die Stimmen der beiden Älteren hinter sich. Vor ihm tauchte die S-Bahnstation auf. Auf der Treppe konnte er tatsächlich ein paar Meter gut machen und am anderen Ende des Bahnsteigs die Treppe hinunter auch wieder. Das gleiche Spiel noch einmal in der Gegenrichtung und Georg blieb zurück. „Ich warte an diesem Ende!“

Am Ende des Bahnsteigs sprang Trouble auf die Gleise. Die Schwellen zwischen den Schienen würden es Kashayar schwer machen, schneller zu laufen als er. Die Rechnung ging auf, Kashayar blieb ihm zwar auf den Fersen, aber holte nicht weiter auf. Ein Zug kam ihnen auf dem Gegengleis entgegen und tutete laut.

„Wenn die Bullen hier auftauchen, mach ich dich kalt, Du verdammter Wichser!“ brüllte Kashayar. Als hätte Trouble Lust darauf, der Polizei zu begegnen. Er verließ die Gleise und hetzte in großen Sätzen den Bahndamm hinunter. Zwischen den Hochhäusern waren viele Treppen, Mauern und verwinkelte Ecken. Trouble hetzte planlos um die nächstbeste Ecke. Vor ihm lag eine Treppe. Von dem höher gelegenen Fußweg konnte er die in den Garagenhof hinunterspringen und wieder die Treppe hinauflaufen. Als er das zum dritten Mal machte, blieb Kashayar unten stehen. Wäre Georg noch dabei gewesen, hätte er keine Chance gehabt.

„Wir kriegen Dich noch, verlass Dich drauf!“ brüllte Kashayar ihm zu.

Trouble stand oben auf der Mauer und atmete genauso schwer wie sein Verfolger.

„Ich hab Euch nicht verpfiffen.“ versicherte er zwischen zwei Atemzügen.

Kashayar grinste unvermittelt: „Komisch, das gleiche sagt Emin auch.“

Dann stapfte er davon. Trouble wartete, bis er außer Sicht war.

Er war verschwitzt und im Wind wurde ihm sehr schnell sehr kalt. Den Plan, bis zur Dunkelheit zu warten, verwarf er und nahm einen großen Umweg in Kauf, um nicht an Beates Kiosk vorbei nach Hause zu kommen.


19:03

Für den Fall, dass die beiden Älteren in der Straße vor dem Haus herumlungerten, betrat Trouble den Block, in dem er wohnte, durch das Haus in der Parallelstraße. Bevor er über den Hinterhof lief, lugte er vorsichtig durch die Tür. Der Hof war leer und verlassen. Trouble überquerte den Hof und stieg die Treppen zur Wohnung im vierten Stock hinauf. 

Herr Dixon saß in der Küche und redete schlechtgelaunt mit sich selbst. Eine ganze Batterie frisch geleerter Bierflaschen leistete sich auf dem Küchentisch Gesellschaft. Trouble hatte vorgehabt, den Kühlschrank zu durchforsten, doch kaum hatte er die Küche betreten, richtete sich der Groll seines Vaters gegen ihn: „Kommst Du auch mal nach Hause!“ brüllte er viel zu laut. „Und glaub bloß nicht, dass Du Dich hier durchfressen kannst ohne Deine Arbeiten zu erledigen!“

Auf der Spüle stand schmutziges Geschirr.

Als der Junge trotzdem an den Kühlschrank ging, holte Herr Dixon aus und warf ihm das halbvolle Bierglas an den Kopf.

„Nein, habe ich gesagt!“

Troubles Finger schlossen sich gerade um eine Packung Wiener Würstchen. Er sah die Bewegung im Augenwinkel und fuhr herum, aber es war zu spät auszuweichen. Das Glas zerschellte an seiner Stirn. Bier lief ihm durchs Gesicht und tränkte sein T-Shirt.

Ohne ein weiteres Wort trat er den Rückzug an. Sein Vater würde ihm nicht folgen, dazu war er zu bequem. Er brüllte schnell, mehr aber nicht. Früher war das anders gewesen, da hatte sein Vater geboxt und sein durchtrainierter Körper hatte alle Frauen beeindruckt. Aber das war vorbei.

Trouble stopfte sich hungrig einen halben Wiener in den Mund und schlüpfte ins Bad. Das rechte Bad. Die Wohnung bestand aus zwei Wohnungen, die zusammengelegt worden waren und hatte deshalb zwei Badezimmer. Das rechte benutzte Trouble, sein Vater das linke. Im Spiegel stellte er fest, dass an seiner Stirn zwei Schnitte waren, die bluteten. Während er sich mit einem Handtuch Blut und Bier aus dem Gesicht wischte, wanderten seine Gedanken zurück zum vorigen Tag.

Er half Rose, den Tisch zu decken, die Pizzen auszupacken und in den Ofen zu schieben, Stühle von der Nachbarin unten drunter Hochzutragen und saugte den Teppich im Flur. Als die ersten Gäste kamen, duftete es in der ganzen Wohnung nach Pizza. 

„Heute mal fertig?“ staunte ein junger Mann, als er in die große Küche kam.

„Ich hatte heute ein Heinzelmännchen.“

Rose deutete auf Trouble.

„Das ist Miles.“

„Dein Trainingspartner?“

„Ja, genau der.“

„Jörg.“ stellte sich der junge Mann vor und reichte Trouble mit einem freundlichen Lächeln die Hand.

Trouble schüttelte sie. Seinen Namen hatte Rose schon gesagt, also sagte er gar nichts.

„Das ist Melanie.“ stellte Jörg seine Freundin vor. Melanie schüttelte erst Rose die Hand und dann, mit einem verwunderten Blick Trouble. In ihrem Gesicht las er die unausgesprochene Frage: „Was macht ein Kind hier?“

Es klingelte und Rose lief zur Tür. Es gab viel Hallo, bis endlich die letzten Gäste angekommen waren.

Rose verteilte Pizza und Bier. Einer der Studenten fing gleich mit Wodka-Orangensaft an.

„Was trinkst Du?“ fragte Rose und überlegte, wie sie reagieren sollte, wenn er Alkohol verlangte.

„Orangensaft.“ ersparte er ihr die Entscheidung.

„Und Ihr trainiert zusammen?“ wandte sich Jörg an ihn.

Trouble wusste nicht, was er sagen sollte, offensichtlich hatte Rose nichts davon erzählt, dass er lange nicht mehr dagewesen war. Rose kam ihm zu Hilfe: „Der Trainer sagt, man darf sich nicht zu sehr auf jemanden einstellen. Deshalb habe ich in der letzten Zeit mit Ayden oder Thomas trainiert.“

Trouble freute sich, dass sie mit den anderen klarkam.

„Du hast mit Rose ein Wunder bewirkt.“ lächelte ihn eine Brünette an, deren Namen Trouble nicht behalten hatte. Neugierig sah Melanie ihn an. Sie war neu in der Runde und kannte die Geschichte nicht. Jörg bemerkte ihr...

Erscheint lt. Verlag 25.4.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7431-7606-8 / 3743176068
ISBN-13 978-3-7431-7606-5 / 9783743176065
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