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Monsieur Picasso und der Sommer der französischen Köstlichkeiten (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
464 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490164-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Monsieur Picasso und der Sommer der französischen Köstlichkeiten -  Camille Aubray
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Er ist ein Künstler, der aus einem gelben Fleck eine Sonne machen kann. Sie ist eine Köchin, der es gelingt, in einer Quiche das Meer, den Himmel und den Duft von Pinienwäldern einzufangen Er ist Spanier und voller Temperament. Sie ein junges französisches Mädchen. Er malt und hat sich als Picasso bereits weltweit einen Namen gemacht. Sie arbeitet als einfache Kochgehilfin in der Provinz. Er brennt für seine Leidenschaft, erlebt jedoch eine künstlerische Schaffenskrise und flüchtet an die Côte d'Azur. Sie träumt von einer selbstbestimmten Zukunft, irgendwo, nur nicht in Juan-les-Pins. Als Maler und Mädchen aufeinandertreffen, entzündet sich ein Funke, der nicht mehr zu löschen ist. Und auch ein Jahrhundert später noch lodert ... Camille Aubrays zauberhafter Roman ?Monsieur Picasso und der Sommer der französischen Köstlichkeiten? ist die perfekte Mischung aus Südfrankreich-Flair, unwiderstehlicher Kochkunst und Liebesgeschichte.

Camille Aubray hat unter Tom Stoppard und David Hare Kreatives Schreiben an der University of London studiert. Am Humber College in Toronto war Margaret Atwood ihre Mentorin. Später unterrichtete Aubray selbst an der New York University. Die Autorin lebt in Connecticut und Südfrankreich.

Camille Aubray hat unter Tom Stoppard und David Hare Kreatives Schreiben an der University of London studiert. Am Humber College in Toronto war Margaret Atwood ihre Mentorin. Später unterrichtete Aubray selbst an der New York University. Die Autorin lebt in Connecticut und Südfrankreich.

Betörende Kochkunst, bezauberndes Südfrankreich-Flair und eine unwiderstehliche Liebesgeschichte: Wer in Camille Aubrays zauberhaften Roman […] abtaucht, hat schon bald den Duft der Pinienwälder in der Nase

Die Autorin besticht mit einem gelungenen Stil.

Es ist die perfekte Mischung aus Südfrankreichflair, Gourmetkunst und einer Liebesgeschichte. [...] ein sehr sinnliches Buch

Die Geschichte von Ondine ist spannend und berührend.

Für mich ist der Roman ›Monsieur Picasso und der Sommer der französischen Köstlichkeiten‹ schon jetzt das schönste Buch des Jahres.

Ein Buch so leicht wie die mediterrane Küche an der Côte d´Azur und so modern und vielschichtig wie ein Bild Picassos

Mein Buch des Jahres […]. Die Mischung stimmt zwischen einer Begebenheit aus dem Leben von Picasso, einer Liebesgeschichte und provenzalischem Flair.

1 Ondine im Café Paradis Frühjahr 1936


Ein salziger Südwestwind fegte mit dem Pomp eines Herolds vom Mittelmeer herein, trieb schaumgekrönte Wellen gegen die Felsen und brachte die Fischerboote im Hafen von Juan-les-Pins zum Schaukeln, bevor er in den Hinterhof des Café Paradis wehte, wo Ondine gerade Gemüse putzte.

Sie war an diesem sonnigen Aprilmorgen mit ihrem Korb ins Freie geflüchtet, da die Küche schon jetzt einem heißen Kessel glich. Die winzige Terrasse hinter dem Haus wurde von einer majestätischen Aleppo-Kiefer beherrscht, und Ondine saß auf der niedrigen Steinmauer, die den Baum einfasste. Mit sauber und gekonnt geführtem Messer sortierte und putzte sie gewissenhaft die Frühjahrsschätze der Provence – kleine Möhren, Erbsen und derart zarte Artischocken, dass man sie roh servieren konnte, unter hauchdünnen Zitronenscheiben, so süß, dass sogar die Schale essbar war.

Sie arbeitete flink, und auf dem dünnen Schweißfilm, der ihre Haut überzog, spürte sie den plötzlich aufkommenden Wind, der bedeutungsvoll durch das Geäst des hohen Baumes fuhr. Ondine, die mit dem Glauben an die günstigen Vorzeichen und Warnungen der Natur aufgewachsen war, legte das Messer weg, schloss die Augen und hob den Kopf, um die belebende Seebrise zu begrüßen, die über ihr Gesicht streifte.

Nur selten hatte Ondine einen ruhigen Moment für sich, in dem sie ihren Gedanken nachhängen konnte. Als sich jetzt die Ahnung einer aufregenderen Zukunft weit weg von hier in ihr ausbreitete, wollte sie dieses Gefühl daher unbedingt festhalten, wie man ein Glühwürmchen einfangen will, bevor dessen Licht erlischt.

»Ondine!«, rief genau in diesem Moment ihre Mutter aus der Küche des Cafés. »Wo ist sie jetzt schon wieder? On-diiine!«

Das Echo ihres Namens hüpfte wie ein Ball zwischen der Vielzahl der hellen Steinhäuser hin und her. Ondine hob den Blick und sah den Kopf ihrer Mutter, vom Fenster gerahmt wie das Porträt einer respekteinflößenden Kaiserin. Obwohl es für das Frühstück zu spät und für das Mittagsgeschäft noch zu früh war, gab es in der Küche stets etwas zu erledigen, um den hohen Standards des Cafés gerecht zu werden.

Jeder, der im Café Paradis arbeitete, kannte seine Aufgabe, bis hin zur getigerten Katze, die tollkühne Mäuse jagte, und der Bulldogge, die das Café vor Landstreichern auf der Suche nach einem offenen Fenster bewachte. Ondine, die inzwischen siebzehn war, musste in der Küche alles tun, was ihre Mutter von ihr verlangte.

Madame Belange spähte aus dem Küchenfenster und entdeckte endlich ihre Tochter. »Da versteckst du dich also. Was sitzt du hier rum wie die Königin von Saba?«

»Ich komm ja schon, Maman!« Ondine sprang auf, klemmte sich den Korb an die Hüfte und eilte zur Küche.

Der Wind hatte sich mittlerweile gedreht und ohne sie davongemacht. An seine Stelle traten die gewohnten Gerüche von Speiseöl, Abgasen und Holzfeuern auf den Äckern. Dennoch, heute lag eindeutig etwas in der Luft – selbst ihre Eltern hatten sich den ganzen Morgen über seltsam aufgeführt und geheimnisvoll miteinander getuschelt.

Durch das offene Fenster vernahm Ondines empfindliche Nase die ersten Düfte des Mittagstischs: Pissaladières, eine Art Zwiebelkuchen mit schwarzen Oliven, Eintopf mit Schweinefleisch, Rotwein und Myrte, und als Fischgericht – war das wirklich …?

Sie stürzte zu dem alten schwarzen Herd, der mit der gesammelten Hitze jahrzehntelanger Kochkunst in einer Ecke vor sich hin bollerte. Der Duft, der aus einem großen Kessel aufstieg, war unverkennbar.

»Bouillabaisse!« Wieso hatte ihre Mutter eine Suppe gewählt, für die ein halbes Dutzend verschiedener Fische nötig war, statt die einfachere, günstigere Bourride zu kochen? Anscheinend war heute wirklich kein gewöhnlicher Tag … aber weshalb?

Ondine hob den Deckel und sog schwärmerisch den Geruch ein. Sellerie, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, Fenchel, Pfeffer, Petersilie, Thymian, Lorbeerblätter und die für Südfrankreich typische Orangenschale; außerdem etwas ganz besonders Wertvolles, das die Brühe golden färbte.

Ondine war beeindruckt. »Hast du den Safran von Père Jacques benutzt?«

Ihre Mutter sah leicht lächelnd auf und hielt tatsächlich einen Augenblick lang inne. »Ja.« Sie griff nach einem kleinen Glasfläschchen und hielt es ehrfürchtig gegen das Licht. »Das war leider der Rest. Bloß von diesem kleinen Faden konnte ich mich nicht trennen.«

Mutter und Tochter tauschten einen bewundernden Blick angesichts des roten Safranfadens, der – mit Père Jacques’ Worten – den geheimnisvollen Geschmack »eines Kusses mit einem Hauch von frischgemähtem Heu und Maronenhonig« verbreitete.

Père Jacques hatte Ondine den selbstangebauten Safran geschenkt, bevor sie die Klosterschule in den Hügeln über Nizza verließ. Der nachdenkliche alte Mönch war einer der wenigen Erwachsenen, der ihre Neugier verstand. Da er wusste, dass ihre Eltern ein Café betrieben, befreite er sie von den gewöhnlichen Klosteraufgaben und ließ sie in seinem ruhigen, beschaulichen Garten aushelfen, wo er sie in uralte Küchengeheimnisse einweihte.

»Nichts auf der Welt ist besser als französischer Safran«, hatte er stolz verkündet, als er ihr das Feld malvenfarbener Krokusse gezeigt hatte, um die er sich geduldig kümmerte, bis sie für zwei kurze Tage im Oktober blühten. Dann packten alle Mönche mit an und pflückten die zarten Blütenstempel – lediglich drei pro Blüte –, die nach vorsichtigem Trocknen als begehrte rote Fäden in Glasfläschchen gefüllt wurden.

Ondine und ihre Mutter gingen sparsam mit dem Geschenk um und benutzten die Fäden nur zu besonderen Anlässen, wie etwa für Weihnachtspudding oder Macarons.

»Was ist heute los?«, fragte Ondine neugierig.

»Wir haben einen wichtigen neuen Kunden«, antwortete ihre Mutter geistesabwesend.

Ondine tauchte einen Löffel in die Bouillabaisse. »Mmm. Köstlich! Könnte aber noch ein bisschen Pfeffer vertragen.«

Madame Belange schüttelte den Kopf. »Sie bleibt, wie sie ist«, erwiderte sie knapp. »Heute machen wir keine Experimente.«

Ondine konnte es ihrer Mutter nicht verdenken. Im Gegensatz zu Père Jacques balancierte sie ständig auf einem Drahtseil und kämpfte mit Zeit, Lebensmitteln und Kosten, ohne je einen Franc oder auch nur einen Augenblick für sich zu haben. Mit einem mehligen Handgelenk strich sie sich eine Strähne aus der Stirn.

»Vite, vite, an die Arbeit!« Da flog die Hintertür auf und Madame Belange stieß einen warnenden Schrei aus. »Attention!«

Der Lieferjunge polterte mit einer großen Kiste Eier, Käse und Sahne herein, und Ondine brachte sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit, denn die Küche war ohnehin schon eng und vollgestellt.

Während ihre Mutter zahlte, packte Ondine die Kiste auf dem großen Tisch in der Mitte der Küche aus. Sie war seit dem Morgengrauen auf den Beinen, hatte zuerst heiße Schokolade für das schnelle Frühstück mit ihren Eltern vorbereitet und dann die Frühstücksgäste mit Brioches und Espresso versorgt. Anschließend hatte sie die Fonds angesetzt und war nach draußen gegangen, um das Gemüse zu putzen; jetzt waren die Salate an der Reihe.

Aber ihre Mutter hatte heute andere Aufgaben für sie im Sinn.

»Mach nur einen einzigen Salat, der unserem Pinselschwinger gerecht wird«, befahl Madame Belange. »Und schreib auf, was du dafür verwendest.« Mit der Hüfte schob sie eine Schublade zu. »Wir wollen ihm schließlich nicht ständig das Gleiche servieren. Notier dir alles, tout de suite, und sieh zu, dass deine Klostererziehung zur Abwechslung mal zu etwas nütze ist.«

Ondine griff nach einem der leeren Notizbücher, die in butterzartes, kastanienbraunes Leder gebunden waren – Geschenke von einem Schreibwarenhändler, der dreimal die Woche im Café zu Mittag aß. Auf der ersten Seite befand sich ein gedrucktes Kästchen, um das sich eine Weinrebe rankte. In dem Kästchen war eine Linie, die für einen Namen vorgesehen war. Wahrscheinlich war dieser neue Gast irgendein reicher Bankier oder Anwalt.

Sie hielt inne. »Wie heißt dieser … Pinselschwinger?«, wollte sie wissen.

Ihre Mutter winkte gleichgültig mit einer Kelle ab. »Wen interessiert’s? Er hat Geld, alles andere spielt keine Rolle.«

Ondine malte ein schlichtes P für Pinselschwinger in das Notizbuch. Dann blätterte sie um und schrieb 2. April 1936 oben auf die Seite, bevor sie sämtliche Zutaten sowie die Zubereitung notierte. Ihre Mutter führte derlei Bücher nur für angesehene Gäste und besondere Anlässe, wenn sie etwa größere Gruppen oder Hochzeitsbanketts bewirtete. Später würde sie Kommentare über persönliche Vorlieben hinzufügen und sich notieren, wie man das Rezept besser auf den jeweiligen Gast oder Kunden zuschneiden könnte.

Madame Belange sah nach einer Weile vom Herd auf. »So, bist du fertig? Leg das Notizbuch weg, damit wir die Mahlzeit einpacken können.«

»Einpacken?«, echote Ondine überrascht.

Ihre Mutter setzte eine ernste Miene auf. »Der Mann hat eine Villa oben auf dem Hügel gemietet. Hier ist die Adresse.« Sie kramte in ihrer Tasche nach einem Zettel. »Du wirst ihm jeden Tag mit dem Fahrrad sein Mittagessen bringen, außer samstags und sonntags.«

»Wofür hältst du mich, einen Packesel?«, fragte Ondine empört. »Seit wann liefern wir aus? Wieso kann er sein Mittagessen nicht im Café essen wie jeder andere auch?«

»Er ist jemand très célèbre aus Paris«, erwiderte Madame Belange vage. »Er...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2017
Übersetzer Anna-Christin Kramer
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Affären • Amerikanerin • Auktion • Auswanderung • Auswanderung, Immigration • Briefe • Charme • drei Generationen • Emigration • Erbe • Erbstreit • Erste Liebe • Eskapismus • Frankreich • Frauen • Geheimnis • Gemälde • Generationenroman • Herz • Immigration • junges Mädchen • Köchin • Kochkurs • Kräuter • Küchengehilfin • Künstlerschicksal • Liebesgeschichte • Liebeskummer • Maler • Meer • Mittagessen • Mutter • Mutter-Tochter-Beziehung • New York • Pablo Picasso • Probleme • provokant • Rebellion • Reise • Restraurant • Rezepte • Riviera • Roman • Scheidung • Sommer • Sommerflair • Spanier • Tagebuch • Tochter • Trennung • Unterhaltung • Urlaubsroman • USA • verboten • wilde Leidenschaft • wohlfühlen • Zeitepos • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-10-490164-3 / 3104901643
ISBN-13 978-3-10-490164-0 / 9783104901640
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