Das Juwel - Der Schwarze Schlüssel (eBook)
400 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490436-8 (ISBN)
Amy Ewing ist selbst ein großer Fan von Fantasyliteratur. Sie ist in einer Kleinstadt bei Boston aufgewachsen, hat Kreatives Schreiben in New York studiert und lebt in Harlem. Bei FISCHER FJB erschienen die drei Bände ihrer ?JUWEL?-Trilogie, ?Die Gabe?, ?Die Weiße Rose? und ?Der Schwarze Schlüssel? die große internationale Erfolge und SPIEGEL-Bestseller waren.
Amy Ewing ist selbst ein großer Fan von Fantasyliteratur. Sie ist in einer Kleinstadt bei Boston aufgewachsen, hat Kreatives Schreiben in New York studiert und lebt in Harlem. Bei FISCHER FJB erschienen die drei Bände ihrer ›JUWEL‹-Trilogie, ›Die Gabe‹, ›Die Weiße Rose‹ und ›Der Schwarze Schlüssel‹ die große internationale Erfolge und SPIEGEL-Bestseller waren. Andrea Fischer hat Literaturübersetzen studiert und überträgt seit über fünfundzwanzig Jahren Bücher aus dem britischen und amerikanischen Englisch ins Deutsche, unter anderem die von Lori Nelson Spielman, Michael Chabon und Mary Kay Andrews. Sie lebt und arbeitet im Sauerland.
Insgesamt ist dieser temporeiche und spannende Band ein wirklich gelungener Abschluss der Juwel-Trilogie!
Ein genialer Abschluss einer tollen Reihe. Voller Spannung, Action, Mitfiebermomenten, ein wahres All- Age Buch, das auch erwachsene Leser begeistert und in seinen Bann zieht.
Amy Ewing hat einen würdigen, mitreißenden und sehr emotionalen Abschluss ihrer Juwel-Trilogie geschrieben. Ich werde diese großartige Reihe vermissen und sie sicher nie vergessen!
Eine Buchreihe, die bitte bitte auch verfilmt werden sollte.
›Das Juwel- Der Schwarze Schlüssel‹ war für mich das perfekte Finale einer meiner Lieblingstrilogien.
Traurig, dass es vorbei ist.
Das Finale der ›Das Juwel‹Trilogie konnte mich wieder voll und ganz überzeugen. Es ist spannend und nervenaufreibend und ich bin traurig, dass es nun vorbei ist.
… das hochdramatische und spannende Finale einer dramatischen und spannenden Jugendbuchtrilogie. Ich bin schon gespannt, was wir von Amy Ewing als nächstes erwarten dürfen.
1
Wenn es regnet, stinkt es gewaltig im Sumpf.
Raven und ich kauern uns unter einen verkümmerten Baum vor der Außenmauer der Verwahranstalt Southgate. Dicke Tropfen prasseln auf die Kapuzen unserer Mäntel und durchweichen den grob gewebten Stoff. Der Regen verwandelt den festgetretenen Boden unter unseren Füßen in weichen Matsch, der an unseren Stiefeln klebt.
Es stört mich nicht. Am liebsten würde ich die Kapuze nach hinten schieben und das Nass über meine Wangen laufen lassen. Ich möchte mich mit dem Wasser vereinen und spüren, wie ich in Millionen kleinen Tröpfchen vom Himmel falle. Doch jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um mich mit einem Element zu verbinden. Wir haben etwas zu erledigen.
Seit Hazel vor ein paar Monaten bei meiner Mutter abgeholt wurde, sind wir nun schon zum dritten Mal in Southgate. Da man das Datum der Auktion von Oktober auf April vorverlegt hat, sind die Mitglieder des Geheimbunds vom Schwarzen Schlüssel – der von Lucien angeführten Rebellengruppe der Einzigen Stadt – geradezu über sich hinausgewachsen, um mehr Unterstützer für ihre Sache zu gewinnen, Waffen und Sprengstoff zu sammeln und die Stützpunkte des Adels in den äußeren Kreisen zu unterwandern.
Doch das alles nützt nichts, wenn die Adeligen sich weiter hinter der dicken Mauer verschanzen können, die das Juwel umgibt. Da kommen wir ins Spiel. Wir Surrogate sind stärker, wenn wir zusammenarbeiten; wir brauchen jedes verfügbare Mädchen, um den mächtigen Wall zum Einsturz zu bringen. Um den wichtigsten Schutz des Adels zu zerstören und dem Volk Zugang zum Juwel zu verschaffen.
Gemeinsam mit den anderen Surrogaten, die Lucien aus den Palästen gerettet hat – Sienna, Olive und Indi –, sind Raven und ich in allen vier Verwahranstalten gewesen. Am schlimmsten war es in Northgate: nur Steinböden und kaltes Eisen, trostlose Uniformen und keine persönlichen Gegenstände. Kein Wunder, dass Sienna es hasste. Sie wollte nicht dorthin zurück, aber wir brauchen ein Surrogat, das sich vor Ort auskennt und dem die Mädchen vertrauen.
Jedes Mal haben wir einigen erklärt, was sie in Wirklichkeit sind, haben ihnen geholfen, Zugang zu den Elementen zu finden, und sie zu mehr als Surrogaten gemacht. Raven hat eine einzigartige, unerklärliche Gabe: Sie kann sich an einen besonderen Ort begeben, auf eine Klippe über dem Meer, und andere dorthin mitnehmen. Es ist ein magischer, traumähnlicher Fleck, wo Mädchen wie wir uns instinktiv mit den Elementen verbinden. In den letzten Monaten war ich so oft dort, dass ich es nicht mehr zählen kann.
Wir müssen uns genau überlegen, wen wir auswählen. Es dürfen nur Mädchen sein, die bei der nächsten Auktion versteigert werden und deshalb mit den Zügen ins Juwel fahren werden. Lucien hat uns die Listen besorgt.
Die Anstalt Southgate besitzt keinen Geheimzugang wie beispielsweise Ashs Gefährtenheim, dafür patrouillieren dort auch keine Soldaten. Southgate ist eine Festung inmitten von Lehmbaracken. Der Sumpf ist noch trostloser, als ich ihn in Erinnerung hatte. Der Schwefelgeruch des allgegenwärtigen Matsches, die wenigen dürren Bäume, die verfallenen Häuser … Alles schreit Armut auf eine Weise, die ich erst verstand, als ich ins Juwel kam.
Selbst im Schlot und in der Farm ist es nicht so schlimm wie hier. Die Ungerechtigkeit ist wie ein Schlag ins Gesicht. Ein großer Teil der Bevölkerung der Einzigen Stadt lebt in erbärmlichen Verhältnissen, doch niemanden interessiert es. Schlimmer noch: Es weiß so gut wie keiner. Was ahnen die Bewohner der besseren Kreise wie der Bank oder des Schlots vom Sumpf? Für sie ist es ein ferner Ort, wo die Menschen wohnen, die ihre Kohle schaufeln, ihre Küchen putzen oder an ihren Webstühlen arbeiten. Eine unwirkliche Welt.
»In Southgate sind nur noch drei Mädchen, denen wir die Elemente zeigen müssen«, sagt Raven. »In ein paar Tagen ist noch mal Westgate dran.«
Sie hat sich die Haare erneut kurz geschnitten, und in ihren Augen lodert ein schwarzes Feuer. Noch ist sie nicht ganz die Raven, die im letzten Oktober die Verwahranstalt mit mir verließ, um zur Auktion zu fahren, aber sie ist auch nicht mehr die leere Hülle, die sie durch die Folter der Gräfin vom Stein geworden war, als ich sie aus dem Juwel rettete. Ravens Zustand liegt irgendwo dazwischen. Die Zeit, in der sie im Palast vom Stein in einem Käfig im Verlies saß, verursacht ihr noch immer Albträume. Sie kann bis heute hören, was andere Menschen denken und fühlen – »Geflüster« nennt sie es –, eine Folge der vielen Operationen, die der Arzt der Gräfin an ihrem Gehirn durchführte.
Aber ihr Lachen ist wieder da, und ihr Witz, besonders wenn sie mit Garnet spricht. Jeden Tag trainiert Raven mit Ash und kräftigt ihren ehemals zerbrechlichen Körper. Sie ist stark und drahtig geworden.
Nun schaut sie hinauf zu der riesigen Außenmauer. Hinüberzuklettern kam nie in Frage. Der Stein ist spiegelglatt und bietet keine Vorsprünge oder Risse, um sich festzuhalten. Stundenlang haben wir mit Sil am Esstisch gesessen und überlegt, wie wir am besten in die Verwahranstalten gelangen. Am Ende war es Sienna, die die rettende Idee hatte. Da wir nicht über die Mauer steigen und nicht durch sie hindurchgehen können (jedenfalls nicht, ohne höchst unerwünschte Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen), müssen wir sie unterwandern.
In den letzten Monaten ist die Macht der Elemente in mir stärker geworden. Auch Sienna hat an Kraft gewonnen, ebenso wie Indi, das Surrogat von Westgate. Sienna kann sich mit Erde und Feuer verbinden, Indi nur mit Wasser. Bisher hat kein anderes Surrogat außer Sil und mir die Fähigkeit, alle vier Elemente zu beeinflussen. Olive, der kleine Krauskopf von Eastgate, ist die Einzige, die sich »ihrer« Elemente Luft und Wasser noch sehr zaghaft bedient. Außer ihr haben alle aufgehört, die Auspizien anzuwenden. Und in der Weißen Rose weiß auch nur Olive Gutes über den Adel zu sagen.
Doch im Moment sind Olive, Indi, Sienna und Sil weit entfernt in dem roten Bauernhaus aus Backstein, das zu meiner neuen Heimat geworden ist. Wahrscheinlich schlafen sie bereits, eingemummelt in ihre warmen Betten, geschützt inmitten des wilden Walds, der die Weiße Rose umgibt.
»Violet?«, fragt Raven.
Ich nicke. »Bin so weit.« Ich schließe die Augen.
Verbindung zur Erde aufzunehmen ist so einfach, wie in eine warme Wanne zu gleiten. Ich selbst werde zur Erde; ich gestatte dem Element, mich auszufüllen, bis ich eins mit ihm bin. Ich spüre die Schichten unter meinen Füßen und eine Schwere in der Brust. Ich muss den Boden unter mir nur bitten, schon reagiert er.
Grabe, denke ich.
Die Erde im Sumpf ist anders als in der Farm: karg, schwer, unfruchtbar. Vor uns tut sich ein Riss auf, der trommelnde Regen dämpft das berstende Geräusch. In Gedanken arbeite ich mich weiter vor, bitte den Boden zu weichen; es geht tiefer, immer tiefer, bis ich auf eine weiche braune Schicht stoße. Problemlos kann ich einen Tunnel graben; bereitwillig erfüllt die Erde meinen Wunsch. Als ich auf Stein stoße, habe ich das Fundament der Außenmauer erreicht. Ich treibe meine Gedanken weiter voran. Die Mauer ist dick; ich muss darauf achten, tief genug vorzudringen.
Es ist ein wirklich sonderbares Gefühl, den Tunnel so deutlich zu spüren und gleichzeitig weit oben zu stehen. Als hätte ich ein zusätzliches Augenpaar tief unten, zwei Hände, Ohren und eine Nase mehr. Vielleicht geht es Raven ja so ähnlich, wenn sie das Geflüster hört und neben ihren eigenen Gedanken die eines Fremden im Kopf hat. Dann habe ich es geschafft: Über mir sind nur noch Licht und Erde. Mein Tunnel steigt an, gemeinsam mit dem Boden arbeite ich mich vor, bis ich mit einem leise brechenden Geräusch die Kruste durchstoße und im Innenhof an die Oberfläche komme, hinter der Mauer.
Ich löse meine Verbindung zum Element und öffne die Augen.
Skeptisch betrachtet Raven mich. »Du siehst seltsam aus, wenn du das machst, weißt du das?«
»Ash findet mein Gesicht dabei schön. Es sieht so andächtig aus, sagt er.«
Raven verdreht die Augen. »Ash findet alles an dir schön.«
Von den Menschen, die wir in der Weißen Rose zurückgelassen haben, ist Ash wahrscheinlich der Einzige, der jetzt nicht schläft. Obwohl wir schon mehrmals in allen vier Verwahranstalten gewesen sind, macht er sich ständig Sorgen. Ich sehe ihn vor mir, wie er auf unserem Heuboden liegt und zu den Ritzen im Dach hochschaut, wie er sich fragt, wo wir sind, ob wir es geschafft haben und wann wir nach Haus kommen.
Aber ich darf jetzt nicht an Ash denken, sondern muss mich auf das vor mir Liegende konzentrieren. Ich spähe hinunter in den dunklen Tunnel.
»Komm!«, sage ich zu Raven.
Er ist schmal, gerade breit genug, um uns hintereinander durchzulassen. Sich an den Wänden festzuhalten ist unmöglich; Raven und ich rutschen einfach nach unten, bis wir die Sohle erreichen.
Wir befinden uns ungefähr drei Meter unter der Mauer. Eine Minute lang sind wir umgeben von absoluter Dunkelheit, dann gelangen wir auf die andere Seite und schauen nach oben, in Richtung Innenhof. Es ist, als wäre er meilenweit entfernt.
Wir krabbeln hoch und kommen hinter der Mauer aus, verdreckt und atemlos.
Hier lauert die wirkliche Gefahr. Draußen, auf den Straßen des Sumpfs, würde uns niemand erkennen, höchstens unsere engsten Angehörigen. Alle anderen haben uns seit unserem zwölften Lebensjahr nicht mehr gesehen. Ravens Familie wohnt weit im Osten, meine im Westen, nur noch meine Mutter ist übrig. Mein Bruder Ocker ist inzwischen Mitglied des Geheimbunds und arbeitet in der Farm. Meine Schwester Hazel wurde von der Herzogin...
Erscheint lt. Verlag | 27.4.2017 |
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Reihe/Serie | Das Juwel | Das Juwel |
Übersetzer | Andrea Fischer |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Adel • All Age • Amy Ewing • Ash • Crossover • Dystopie • Einzige Stadt • Erfolg • Fantasy • Gabe • Garnet • Juwel • Kiera Cass • Leihmutter • Lone City • Paladininnen • Raven • Schwarzer Schlüssel • selection • surrogat • Violet • Weiße Rose • YA • Young Adult |
ISBN-10 | 3-10-490436-7 / 3104904367 |
ISBN-13 | 978-3-10-490436-8 / 9783104904368 |
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