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Auch donnerstags geschehen Wunder (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
416 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-18911-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Auch donnerstags geschehen Wunder -  Manuela Inusa
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Wir kennen uns noch nicht, aber darf ich dich lieben?
Marianne wohnt mit ihrem Kater Johnny Depp in Hamburg. Nachdem ihr Freund Martin sie betrogen hat, tröstet sie sich mit romantischen Komödien - und mit Keksen, die sie in Hülle und Fülle bäckt. Einen Teil davon verkauft sie im Café Wallenstein, wo sie als Kellnerin arbeitet. Als sie eines Tages mit ihrer Freundin Tasha auf den Hamburger Dom geht, überredet Tasha sie, eine Wahrsagerin zu besuchen. Diese sieht sofort, dass Marianne mit einem gewissen Martin nicht glücklich werden konnte - schließlich dürfen nicht mehr als zwei Buchstaben der Vornamen zweier Liebender übereinstimmen. Und sie sieht Schottland: Dort wartet die Liebe auf sie.

Manuela Inusa wollte schon als Kind Autorin werden. Mit Ende zwanzig beschloss die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin, sich ganz aufs Schreiben zu konzentrieren. Nach einigen Publikationen gelang ihr 2017 der Durchbruch: die »Valerie Lane«-Reihe eroberte die SPIEGEL-Bestsellerliste im Sturm. Mit den »Kalifornischen Träumen« und »Lake Paradise« folgten weitere Bestsellerreihen. Die »Coastlines«-Reihe, in der sie ihre Leser*innen an idyllische Orte an der US-Ostküste entführt, ist Manuela Inusas erste Reihe im Heyne Verlag. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg und schreibt am liebsten bei Musik, Tee und Kerzenlicht. Ihre Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Kapitel 2

Donnerstag

»Wartest du schon lange?«, fragte Tasha sie unschuldig, als sie endlich am Treffpunkt erschien – zweiundzwanzig Minuten zu spät. So war Tasha.

»Eine Weile.«

»Sorry, irgendwie bin ich zu spät losgekommen.« Tasha nahm es mit weltlichen Dingen wie der Zeit nicht allzu genau.

»Schon okay. Jetzt bist du ja da.«

»Und? Wollen wir uns gleich ins Getümmel stürzen?«

»Na klar. Und in die Wilde Maus müssen wir auch unbedingt«, forderte sie.

»Logo. Wie jedes Mal.«

Tasha hakte sich bei Marianne ein, und zusammen gingen sie durch den Bogen mit der Beschriftung Hamburger Dom. Laute Musik ertönte von den vielen Fahrgeschäften, den Losbuden, den zusammenklappbaren Spielautomatenhallen, die in ein paar Wochen woanders ihre Zelte aufbauen würden. Kinder mit Zuckerwatte in der Hand und um den klebrigen Mund strahlten, Mütter wirkten gestresst, weil für ihre Wonneproppen an einem einzigen Nachmittag das Haushaltsgeld für eine ganze Woche draufging. Jugendliche sahen anderen Jugendlichen in Autoscootern dabei zu, wie sie andere rammten. Touristen stellten sich in die Schlange am Riesenrad, um einen einzigartigen Blick auf die Stadt für unter zehn Euro zu erhaschen. Ein paar betrunkene Männer beim Junggesellenabschied hatten sich im Spiegellabyrinth verirrt. Und ein alter Mann saß auf einem Stuhl an seinem Stand und verkaufte Ballons für sieben Euro fünfzig, die viel zu bald ihre Luft verlieren und als schlaffe Hülle am Boden irgendeines Kinderzimmers enden sollten.

Marianne betrachtete Tasha. Sie sah heute besonders bunt aus, sie würde ihr ganz bestimmt nicht abhandenkommen. In einem wallenden rot-orangefarbenen Rock im Hippiestil und einem Tuch in Neon-orange um den Kopf fiel sie in jeder Menge auf.

Sie war nicht immer so farbenfroh gewesen, ganz im Gegenteil. Als Tasha noch Natascha hieß und sie zusammen zur Schule gegangen waren, war sie eher eine von den Düsteren gewesen. Nicht gerade ein Grufti, aber doch gern in dunklen Farben, wobei Schwarz eindeutig überwog. Auch ihre Laune war nicht gerade strahlend gewesen. Bis zu dem Tag vor sechs Jahren, an dem sie Hari kennenlernte. Sie ging in ein indisches Restaurant, bestellte sich etwas zu essen und bekam einen Mann mit dazu. Vor zwei Jahren heiratete sie ihn, flog mit ihm auf Hochzeitsreise in seine Heimat Indien und kam wieder als ein neuer Mensch.

Schon seit dem Moment, in dem sie Hari kennenlernte, fing Natascha an, sich zu verändern. Plötzlich wollte sie nur noch Tasha genannt werden, weil es ihrer Meinung nach exotischer klang. Sie fing an, sich vegetarisch zu ernähren, begeisterte sich für Esoterik und Buddhismus und gab ihre Arbeit im Büro eines Pharmaunternehmens auf, um einen Job in einem Bioladen anzunehmen – sehr zum Leidwesen von Marianne. Denn fortan brachte sie ihr ständig Sachen wie Dinkelkuchen, Leinsamenbrot und Tofuwürstchen mit und versuchte, sie von einer gesünderen Lebensweise zu überzeugen. Marianne fragte sich, was an Tofu so gesund sein sollte, wenn ihr dabei jedes Mal übel wurde. Gut war das für ihren Körper ganz bestimmt nicht, der ab und an nichts gegen ein Schnitzel oder einen saftigen Hamburger einzuwenden hatte. Leider war das von nun an nicht mehr drin – zumindest nicht wenn Tasha in der Nähe war. Wenn sie gemeinsam essen gingen, wählte Tasha den Grünen Garten oder das Paradies für die Seele oder sonst etwas, wo man angeblich seinen Seelenfrieden finden konnte mit veganer Bolognese oder Grünkernbratlingen. Marianne verließ diese Läden stets mit einem Hungergefühl und machte sich danach immer heimlich auf ins große gelbe M. Natürlich ohne dass Tasha es je mitbekommen hätte.

Na ja, seit der Hochzeit war sie völlig vom anderen Stern. Trug lange, bunte Gewänder und Tücher, und außerdem steckte sie in der ganzen Wohnung Räucherstäbchen an, sodass man bei ihr kaum noch atmen konnte, was auch der Hauptgrund dafür war, dass Marianne sie nicht mehr allzu häufig besuchte. Lieber traf sie ihre Freundin auf einen Stadtbummel oder zu solchen Attraktionen wie dem Dom.

Und hier waren sie nun.

»Hast du Hunger?«, fragte Marianne und bereute ihre Frage schon in dem Moment, als sie sie aussprach.

Tasha rümpfte ihre Nase.

Oje. Durfte sie sich jetzt wieder einen Vortrag über ungesundes Essen, Massentierhaltung und Diabetes anhören?

»Hier gibt es keinen Stand, der auch nur im Entferntesten etwas anbietet, das ich gutheißen würde.«

»Iss doch einen Crêpe, die hast du früher so gerne gemocht.«

»Da muss ich mich aber erst mal erkundigen, ob die auch Bioeier verwenden, oder wenigstens welche aus Freilandhaltung. Alles andere ist inakzeptabel.«

Marianne fragte sich im Stillen, wann genau ihre beste Freundin so eine Spaßbremse geworden war.

»Dann iss Pommes. Da ist nun wirklich nichts als Kartoffeln drin.«

»Und ganz viel Fett. Und von dem vielen Zucker im Ketchup und den Eiern aus grausamer Käfighaltung in der Mayonnaise sollte ich dir wohl lieber nichts erzählen, sonst rührst du beides nie wieder ohne schlechtes Gewissen an.«

»Oh Mann, Tasha. Dann essen wir halt nichts. Können wir bitte einfach mal versuchen, den Abend zu genießen? Ich könnte wirklich ein bisschen Spaß gebrauchen.«

Jetzt sah Tasha sie aber doch sehr fürsorglich an. »Alles okay bei dir?«

»Na ja. Ich muss halt ständig an Martin denken.«

»Den Idioten solltest du so schnell wie möglich aus deinem Leben verbannen. Der war nie gut für dich.«

»Sag das mal meinem Herzen. Irgendwie hänge ich immer noch an ihm.«

»Ich glaube, da liegst du falsch. Höchstwahrscheinlich hängst du einfach nur an der Vorstellung, jemanden zu haben. Nicht allein zu sein. Und Martin war eben der letzte Mann in deinem Leben, also verbindest du ihn ganz automatisch damit. Was aber nicht heißt, dass nicht jeder andere Mann seinen Platz ausfüllen könnte. Und ich werde einen für dich finden, versprochen.«

»Oh, Tasha. Lieber nicht. Der letzte Typ, mit dem du mir ein Date verschafft hast, war unmöglich.«

Sie dachte an das Doppeldate zurück. Tasha und Hari, sie und Kumal. Kumal war ebenfalls Inder und natürlich gut gemeint von ihren Freunden, doch Kumal wollte nicht auf Stühlen sitzen. Egal, wo sie hingingen, erst ins Restaurant, danach zu Tasha und Hari nach Hause – Kumal bestand darauf, auf dem Boden zu sitzen, was Marianne besonders im Restaurant äußerst unangenehm gewesen war. Die ganze Zeit über hatte sie nur den einen Gedanken im Kopf gehabt, wie sie ihn ihrer Mutter vorstellte und er bei Kaffee und Kuchen auf dem Boden unter dem schick gedeckten Wohnzimmertisch hockte.

»Ich weiß gar nicht, was du gegen Kumal hattest. Er ist so ein netter Kerl.«

»Er mag keine Stühle«, erinnerte Marianne ihre Freundin.

»Und was ist mit Matze? Was hattest du an dem auszusetzen?«

Sie erinnerte sich noch gut: Matze war einen Kopf kleiner als sie gewesen – also etwa eins fünfzig – und hätte nicht einmal dank fülligem Haar ein paar Zentimeter dazuschummeln können, denn er hatte eine Glatze. Auch ein paar Zentimeter mehr durch Absätze an seinen Schuhen waren nicht drin gewesen, denn er trug ausschließlich flache Sandalen, selbst im Winter. Ein Ökotyp, der perfekt zu Tasha gepasst hätte, wäre sie nicht schon mit ihrem Hari glücklich gewesen. Marianne kamen beim Gedanken an ihn unwillkürlich Hochzeitsfotos in den Sinn, auf denen er Anzug und Sandalen trug, im Hintergrund die schockierten Blicke ihrer Mutter.

Bisher hatte ihre Mutter noch an jedem ihrer Freunde etwas auszusetzen gehabt, vor allem aber an Martin. Er hatte zwar als Bankangestellter einen akzeptablen Job, eine Wohnung im exquisiten Stadtteil Eppendorf und genügend Zielstrebigkeit – außerdem trug er ausschließlich teure Armani- oder Hugo-Boss-Anzüge, in denen er einfach umwerfend aussah –, dennoch war er ihrer Mutter vom ersten Moment an ein Dorn im Auge gewesen. »Dass der ein Weiberheld ist, sehe ich schon aus hundert Metern Entfernung«, hatte sie nach ihrem ersten gemeinsamen Treffen gesagt. Wahrscheinlich hatte gerade dieses ablehnende Verhalten bewirkt, dass er in Mariannes Augen nur noch attraktiver geworden war. Ihre Mutter hatte ihre Schadenfreude nicht verborgen, als es aus war mit Martin. Den Grund für die Trennung hatte Marianne ihr natürlich nie genannt, die Genugtuung würde sie ihr nicht geben. Es war demütigend genug, selbst damit leben, die Bank wechseln und sich Tashas mitleidige Blicke antun zu müssen, da wollte sie sich nicht auch noch bei jedem Treffen mit ihrer Mutter deren Senf dazugeben lassen.

»Matze trug Sandalen!«, erwiderte Marianne jetzt auf Tashas Frage hin.

»Du bist einfach zu anspruchsvoll«, sagte Tasha mit einem vorwurfsvollen Blick. »Martin mag keine Monogamie. Ist das etwa besser?«

Nein, das war es nicht, das musste sie zugeben. Trotzdem, Martin war ein toller Mann gewesen – bis er sich den Rücken von einer anderen mit seinem teuren Luffaschwamm hatte abrubbeln lassen. Und den verdammten Schwamm hatte Marianne ihm auch noch zum Geburtstag geschenkt!

»Vielleicht hast du recht. Ich sollte wohl einfach aufhören, so verzweifelt nach dem Richtigen zu suchen. Wenn es sein soll, werden wir eines Tages aufeinandertreffen. Eva sagt mir immer, dass auch ich irgendwann den passenden Deckel zu meinem Topf finden werde.«

»Und Eva muss es wissen. Wie lange ist sie schon verheiratet?«

»Fünfundvierzig Jahre. Stell dir das mal vor! Fünfundvierzig Jahre mit ein und demselben Mann.«

»Wow! Die beiden müssen wirklich alles...

Erscheint lt. Verlag 20.3.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Backen • Cecilia Ahern • eBooks • Edinburgh • Frauenromane • Hamburg • kleine geschenke für frauen • Liebe • Liebesromane • Romane für Frauen • Schottland
ISBN-10 3-641-18911-X / 364118911X
ISBN-13 978-3-641-18911-2 / 9783641189112
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