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Des Teufels Gebetbuch (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
672 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-43452-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Des Teufels Gebetbuch -  Markus Heitz
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Der neue Urban-Mystery-Thriller von Bestseller-Autor Markus Heitz ist ein perfekter Mix aus Unheimlichem, Bösen und subtilem Horror: Der ehemalige Spieler Tadeus Boch gelangt in Baden-Baden in den Besitz einer mysteriösen Spielkarte aus einem vergangenen Jahrhundert. Alsbald gerät er in einen Strudel unvorhergesehener und mysteriöser Ereignisse, in dessen Zentrum die uralte Karte zu stehen scheint. Die Rede ist von einem Fluch. Was hat es mit ihr auf sich? Wer erschuf sie? Gibt es noch weitere? Wo könnte man sie finden? Dafür interessieren sich viele, und bald wird Tadeus gejagt, während er versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Plötzlich steigt der Einsatz: Es ist nicht weniger als sein eigenes Leben.

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um 'Die Zwerge' gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um "Die Zwerge" gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.

Ein spieler ist nit gottes fründ.

Die spieler sind des tüfels kind.

aus Daß Narrenschyff ad Narragoniam (1494), von Sebastian Brant (1457–1521)

– INTERMEDIUM –
CAPITULUM I


Heiliges Römisches Reich, Kurfürstentum Sachsen, Leipzig, Januar 1768

Ich habe selten, ach, was sag ich, noch nie einen derart talentierten Mann in meinem Lohn gehabt.« Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, der das gleichnamige Verlagshaus mit Druckerei gemeinsam mit seinem Vater führte, hob das Blatt mit dem Kupferstich. »Dürers Ritter, Tod und Teufel. Und Ihr habt wie lange zum Stechen dieser Platte gebraucht, Kirchner?«

»Einen halben Monat, Herr Breitkopf.« Bastian hielt die Kappe mit beiden Händen, die Finger fest darum geschlossen, als wollte er sie auswringen. Seine Aufregung machte ihm zu schaffen. Er stand vor dem Schreibtisch in Breitkopfs eindrucksvollem Arbeitszimmer und wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Die Standuhr in der Ecke tickte überlaut, von draußen erklang das Klappern von Fuhrwerken. »Aber ich stach es nur, ich hab’s nicht entworfen.«

»Einen halben Monat, sagt er, als wär’s nichts.« Breitkopf, schon etwas älter, mit Weißhaarperücke und vornehm gekleidet, wie es sich für einen Mann seiner Position schickte, sah zu seinem Werkstattmeister, der schräg hinter Bastian stand. »Hat Er das gehört, Stock?«

»Das hab ich, Herr Breitkopf.« Stock führte die Aufsicht über die Druckerei und hatte entsprechend viel Erfahrung mit Kupferstechern.

»Und gelernt habt Ihr darüber hinaus« – Breitkopf sah auf Bastians Papiere – »Formschnitzer und Kartenmacher. Aus Altenburg.«

»Jawohl, Herr Breitkopf.« Bastian nickte und schämte sich heimlich für seine allzu einfache Garderobe. Für mehr hatte das Geld nicht gereicht. »Das Kupferstechen habe ich mir selbst beigebracht. Es fiel nicht schwer. Ist nur umgekehrt wie das Holzschnitzen.«

»Ihr seid wie alt?«

»Dreiundzwanzig.«

»Seit wann in Leipzig?«

»Vier Jahre, Herr Breitkopf. Vorher hatt ich eine kleine Werkstatt in Altenburg.«

»Und habt ein Weib und drei Kinder und vermögt das alles?«

»Wie gesagt, es fällt mir leicht.«

»Drei Kinder, ja, da kann man sagen, dass es Euch leichtfällt.« Er lächelte. »Ist die Frau mit Euch hierhergekommen?«

»Nein, Herr. Sie stammt aus Leipzig, Susanna, geborene Schöne, und vermag beinahe so viel wie ich. Das Kartenmachen lehnt sie ab, aber beim Kupferstechen liegt sie gleichauf mit mir.«

Breitkopf bekam sich vor Lachen nicht mehr ein. »Mein lieber Stock! Sage Er mir doch gleich nochmals, woher Er diesen Teufelskerl gezaubert hat!« Er schaute auf den Druck. »Unglaublich! Einfach un-glaub-lich!«

»Meister Kirchner kam vor einer Weile auf der Suche nach Arbeit zu mir und hörte sich um, ob es wohl was zu stechen gäbe. Kleinigkeiten, Illustrationen für Bücher und Romane und derlei«, holte Stock aus, dessen Kleidung anzusehen war, dass ihr Träger nicht schlecht verdiente. Er war etwa doppelt so alt wie Bastian. »Als ich mit meinen eigenen Augen sah, wie schnell und fein er stichelt und ritzt, nahm ich ihn in die Dienste. Inzwischen ist der Mann so gut, dass ich es besser fände, er arbeitete nur für Sie, Herr Breitkopf. Bekäme ihn die Konkurrenz, stünd’s baldigst schlecht um uns.«

»Famos! Ganz famos!« Breitkopf lehnte sich nach vorne, faltete die Finger zusammen, an denen Tintenspuren hafteten. »Wo wohnt Ihr, Kirchner?«

»Mit meiner Frau und meinen drei Kindern im Stadtpfeiffergässchen, zur Untermiete bei einem Amtmann, Herr Breitkopf.«

»Das geht nicht. Da ist die Stadt leidlich hässlich.« Breitkopf schlug einmal auf den Tisch. »Ihr zieht in die ausgebaute Dachkammer des Verlagshauses, in meinen Silbernen Bären, neben meinen guten Stock, damit Ihr noch mehr lernen könnt.«

»Das ist sehr freundlich von Ihnen!« Bastian konnte sein Glück kaum fassen. »Danke!«

»Und Ihr unterrichtet mir den Goethe gleich mit. Wenn er von zwei Meistern lernt, kann nur Gutes daraus entstehen. Das Salär, nun, es wird sich eine Summe finden, die um einiges über dem liegt, was Ihr gerade für einen Monat im Beutel habt. Soll mir keiner Hunger leiden, der für mich arbeitet.«

»Herr Breitkopf, ich weiß nicht, wie ich Ihre …«

»Papperlapapp. Ihr dankt mir mit Eurer Arbeit, Kirchner. Ihr seid übertalentiert.« Breitkopf pochte auf das Blatt mit dem Kupferstich. »Entweder es nimmt mit Euch ein gutes oder ein schreckliches Ende. Ein Mensch wie Ihr kann nichts dazwischen sein.« Er sah zufrieden zu Stock. »Das hat Er bestens gedeichselt. Meine Glückwünsche.«

»Zu Diensten, Herr Breitkopf.« Stock, der auf eine Perücke verzichtete und die längeren Haare im Nacken zu einem Zopf trug, grinste. »Aber wissen Sie: Ich wollt einfach weniger Arbeit haben, und mit einem Kupferstecher wie dem hier« – er schlug Bastian auf die Schulter und schüttelte ihn freundlich durch – »ist es gewiss.«

Die Männer lachten.

»Dann hinaus und den Umzug organisiert. Und über die Kartenherstellung reden wir bei Gelegenheit«, sagte Breitkopf. »Der Notenhandel erwartet mich. Da habe ich aus Italien ein paar schöne Liedchen bekommen, die vervielfältigt werden wollen.«

Bastian und Stock verließen das Besprechungszimmer von Breitkopf junior, das am Alten Neumarkt lag, am Sperlingsberge, wo die Verlagsfamilie ihren Hauptsitz errichtet hatte.

Bastian hatte schon gehört, mit welchen kaufmännisch geschickten Leuten er es bei den Breitkopfs zu tun hatte. Neben der Druckerei am Sperlingsberge hatten sie nach Abbruch des Ausspanngasthofes Zum Goldnen Bär ein stattliches Haus errichten lassen, was ihnen das Druckerzeichen des Bären beschert hatte. Als Vorder- und Hintergebäude nicht mehr ausreichten, hatten sie bis letztes Jahr noch ein weiteres Haus errichten lassen: der Silberne Bär. Ginge das Geschäft weiter, vor allem wenn der Notendruck mehr nachgefragt wurde, würden beide Häuser nicht mehr ausreichen.

Es roch in den Fluren und Treppenhäusern nach Druckerfarbe. Aus dem Erdgeschoss, wo sich die Druckerei und das Buchladengeschäft befanden, tönte das gelegentliche Rumpeln der Hand- und Schnellpressen, die harschen Zurechtweisungen der Gesellen, wenn die Lehrlinge sich dumm anstellten, aber auch das Plaudern und Parlieren der Kundschaft, die nach Büchern fragte und sich über die Inhalte der Werke austauschte.

Bastian liebte diese Stimmung und vermochte nicht zu glauben, dass er unter dem gleichen Dach wie dieser Zauber leben sollte. »Susanna wird sich überschlagen vor Glück.« Er reichte Stock die Hand. »Nehme Er meinen Dank.«

Der Mann schlug ein. »Aber nur, wenn wir uns duzen. Du bist mir ebenbürtig, vielmehr überlegen, und so müsst ich das Er oder Sie benutzen.«

»Es ist mir eine Ehre!«

Sie gingen die Treppen des dreistöckigen Gebäudes hinab, nahmen ihre Mäntel vom Haken.

Bastian setzte seine Kappe auf die kurzen, schwarzen Haare. Ein kalter Wind, der Schnee mit sich brachte, wehte die Menschen in die Gaststuben und Weinkeller oder in die Behausungen, je nachdem, wo sie sich wohlfühlten. »Sehen wir uns nachher in Auerbachs Keller?«

»Wenn dich deine Susanna vor die Türe lässt?«

»Ach, das wird sie. Ich feiere rasch mit ihr, danach mit dir und den anderen.« Bastian tat, als würde er Spielkarten halten. »Bei einer schönen Partie.«

Stock hob die Augenbrauen. »Hast du wieder Karten selbst gemacht? In der breitkopfschen Werkstatt?«

»Pssst!«, machte Bastian und blickte sich um.

»Du weißt, dass es verboten ist, eigene Karten zu erstellen. Die Steuer …«

»Ich verkaufe sie doch nicht. Ich … spiele nur damit«, gab er lachend zurück. »Die anderen sind mir einfach viel zu hässlich. Da macht nicht mal das Gewinnen Spaß, wenn ich die groben Gesichter der Damen darauf sehe. Und das Verlieren wird zum reinen Schmerz.«

Stock lachte. »Mir soll’s recht sein.« Er öffnete die Tür. »Bis nachher. Die erste Runde geht auf mich.«

Bastian folgte ihm hinaus und stemmte sich gegen den heulenden Sturm, der den glockenförmigen Mantel mal aufplusterte, damit die Wärme hinausfuhr, oder ihn zu einem Segel machte, gegen dessen Druck der junge Mann durch das Weiß stapfte, den Kopf gesenkt. Seinen Schal hatte er vergessen, die Handschuhe auch.

»He, Kirchner!«, traf ihn der Ruf durch das Heulen in den Rücken. »Auf ein Wort.«

Bastian blieb stehen und sah den jungen Goethe angelaufen kommen, der eigentlich nach Leipzig geschickt worden war, um sich dem Studium der Juristerei zu widmen; stattdessen wurde er zusehends zum Dichter, Denker und Künstler. »Ah, unser junger Dichter. Was gibt’s? ’s ist zu kalt zum Schwatzen.«

»Ein Gedicht! Aus dem letzten Jahr.« Goethe hielt den Dreispitz mit einer Hand fest, damit er auf dem Schopf blieb.

»Bitte nicht.«

»Doch, ich wag’s:

Ich sah, wie Doris bey Damöten stand,

Er nahm sie zärtlich bey der Hand;

Lang sahen sie einander an;

Und sahn sich um, ob nicht die Aeltern wachen,

Und da sie niemand sahn,

Geschwind – Genug sie machten’s, wie wir’s machen

Bastian grinste. »Ist mir zu barock.«

»Gedruckt wird’s später dennoch. Darauf könnt ich wetten.« Goethe, der sich in Gedichten und einer zarten Romanze mit einem Käthchen anstelle der Paragrafen versucht hatte, schien beleidigt. »Sehen wir uns im...

Erscheint lt. Verlag 27.2.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
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ISBN-10 3-426-43452-0 / 3426434520
ISBN-13 978-3-426-43452-9 / 9783426434529
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